Die "Fleischerei" in der Spitalstraße ist nicht nur eines der beliebten Cafés und Treffpunkte dort, sondern ein durchaus besonders geschichtsträchtiger Ort. Das Haus, in dem früher die Metzgerei Kast und vor dem jetzigen Betreiber Michael "Mike" Mangold das Süßwarengeschäft Hussel waren, wurde vor drei Jahren von den Besitzern, den Geschwistern Feyh, aufwändig und detailgetreu renoviert, insbesondere das Erdgeschoss mit dem jetzigen Café mit den Originalfliesen an der Wand und dem Originalboden der Metzgerei von Anfang des 20. Jahrhunderts.
Mangold und die Familie Feyh verstanden sich auf Anhieb sehr gut und dieses Vertrauensverhältnis sorgte in der Corona-Pandemie für einen positiven Moment, der dem Gastronom das Leben erleichterte. Wie fast alle Firmen musste Mangold zu Beginn der Ausgangsbeschränkung sein Café zumachen. Vier Wochen war es geschlossen, Mangold war mehrfach betroffen von den Einschränkungen: Gemeinsam mit seiner Schwester Susanne hat er seit Jahren das Catering im Theater übernommen, das bekanntlich seit dem 15. März geschlossen ist und frühestens Ende September wieder öffnet. Auch Catering-Aufträge, die der gelernte Koch und Betreiber des früheren "Viva Barista", ebenso noch hat, wurden abgesagt und das Hotel Mangold seiner Schwester am Kornmarkt konnte auch erst kürzlich wieder öffnen.
Trotz all des Unbills durch Corona ist Mike Mangold optimistisch, dass er mit seinen drei Angestellten, die er in Kurzarbeit schicken musste, durch die Krise kommt. Ein Grund dafür ist die Zusammenarbeit mit seinen Vermietern: Die kamen sofort zu Beginn des Lockdowns auf ihn zu und erklärten, auf die Miete zu verzichten, so lange das Café geschlossen sei. "Wir haben ein tolles Verhältnis, auch beim Umbau ging alles per Handschlag", freut sich Mangold und Axel Feyh, dem das Gebäude mit seinen beiden Geschwistern gemeinsam gehört, bestätigt das.
Auch für die Vermieter ist die "Fleischerei" etwas Besonders
Als nach vier Wochen Schließung ein Straßenverkauf wieder möglich war, war es für Mangold auch Ehrensache, wieder anteilig Miete zu zahlen. Im Moment ist er durch die Öffnung des Außenbereichs nach dem Ende der Ausgangsbeschränkung bei rund 80 Prozent des früheren Umsatzes. Für Axel Feyh ist das Lokal "eine Herzensangelegenheit", denn die frühere Metzgerei in den Räumen gehörte seinen Großeltern. Feyh ist als Geschäftsführer der Bechert Haustechnik GmbH bewusst, wie schwierig Corona für Firmen ist, "deshalb war es uns wichtig, das gemeinsam durchzustehen." Es gebe für einen Unternehmer nichts Schlimmeres "als unverschuldet über Nacht in Not zu geraten."
Wann auch der Innenraum des kleinen Cafés wieder vollständig geöffnet werden kann, ist offen, hängt davon ab, wie sich die Pandemie entwickelt. Der Clou hinter der Theke ist der Neon-Schriftzug „Fleischerei“. Mangold hat den vor zehn Jahren gesehen, „kaufen müssen“, ohne damals zu wissen, was er damit anfängt. Viele Jahre hing die „Fleischerei“ in seinem Schlafzimmer. Und jetzt hängt der Schriftzug in der Spitalstraße 19, gibt der Fleischerei den Namen – im Moment allerdings ist die Beleuchtung ausgeschaltet, wegen Corona. "Und sie wird erst dann wieder feierlich angeschaltet, wenn Corona vorbei ist und wir wieder gemeinsam feiern können", so Mangold.