Als die über 6000 Abonnenten Mitte dieser Woche in ihren Briefkasten schauten und die Post der Stadt Schweinfurt öffneten, mussten sie erstmal schlucken: Das 1966 eingeweihte und seither durchgehend bespielte Theater in der Roßbrunnstraße wird nach dem Ende des derzeitigen Lockdowns geschlossen bleiben.
Erst wenn die seit Jahren geplante Sanierung des Hauses abgeschlossen ist, wird auch das Theater wieder aufgemacht. Das wird nach Informationen dieser Redaktion wohl im Frühjahr 2024 sein. Bisher war man davon ausgegangen, dass die laufende Spielzeit unter Corona-Hygienebedingungen abgeschlossen werden soll und die Spielzeit 2021/22 auch noch stattfindet.
Der Bauausschuss des Stadtrates hatte über die neue Situation in seiner Sitzung Anfang Februar beraten, gleichwohl nicht öffentlich. Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) informierte auf Nachfrage über die Beschlüsse. Der Grund, das Theater bis zum Ende der Sanierung nicht mehr zu öffnen, ist der Brandschutz. Bei den im Hintergrund intensiv laufenden Untersuchungen von Fachfirmen, was genau saniert werden muss, hatten sich neben den bekannten Themen Bühnentechnik, Dach und Haustechnik noch zwei weitere Probleme als dringlich herausgestellt: Schadstoff-Sanierung in den Wänden und Brandschutz.
Vor allem der Brandschutz erweist sich nun als eine hohe Hürde, wie der OB bestätigt. Es seien Mängel aufgetreten, die gegen die Vorschriften 2021 verstoßen würden, so Remelé. Dabei geht es um Fluchtwege, das Foyer, Rauchabzug, aber auch die Frage, wie lange die Decken einem Feuer widerstehen.
Dass das Theater trotz dieser Mängel in den vergangenen Jahren betrieben wurde und auch oft mit über 800 Besuchern ausverkauft war, ist kein Widerspruch zu den neuen Erkenntnissen: Erst durch die intensive Untersuchung des Gebäudes im Vorfeld der Sanierung war es überhaupt möglich, Decken und Wände anzuschauen. Das Thema stand auch bei der Sanierung 2000 nicht im Vordergrund, als unter anderem der Aufzug im Foyer eingebaut wurde. Bekannt ist auch, dass wegen der veralteten Bühnentechnik der TÜV die Betriebserlaubnis für das Theater nur unter dem Vorbehalt einer Sanierung bestehen ließ.
Sebastian Remelé sieht natürlich, dass die Entscheidung, das Theater zunächst nicht mehr zu öffnen, bei allen Theaterfreunden für Bauchschmerzen sorgt. Aus Sicht der Stadt ergibt diese Entscheidung aber Sinn und könnte sogar zu einer Beschleunigung der Sanierung führen. Zum einen ist angesichts der andauernden Pandemie nicht zu erwarten, dass vor Mitte/Ende März überhaupt eine Öffnungsperspektive für die Kulturstätten besteht. Da die Spielzeit ohnehin nur bis Mitte Juni ginge, wären nur noch wenige Stücke mit maximal 200 Besuchern wie im Sommer 2020 möglich.
Dazu kommt, dass die Spielzeit 2021/22 ab September auch kürzer geplant gewesen wäre, um nach Abschluss der europaweiten Ausschreibung und Vergabe der Bauarbeiten schon im Frühjahr 2022 mit den Arbeiten zu beginnen. Die Stadt hat bereits mit dem Personal des Theaters Gespräche geführt, welche Konsequenzen die Entscheidung für diese hat. Bei diesem Gespräch, so der OB, sei angeboten worden, die Zeit bis zum Beginn der Sanierung zu nutzen, um das Theater mit eigenem Personal auf- und auszuräumen. Es gibt vor allem im Bereich der Bühnentechnik und Werkstätten viele Dinge, die aufgehoben und wieder verwendet werden.
Ursprünglich hätte man dafür eine Firma beauftragt, insofern kann man nun Kosten und Zeit sparen. Der Stadtrat soll, wie bei den Haushaltsberatungen im November 2020 erklärt, im Frühsommer endgültig über die Sanierung entscheiden. Sie soll rund 42 Millionen Euro kosten.
Der Bezirk Unterfranken hat eine Förderung von einer Million Euro zugesagt. Darüber hinaus hat der Freistaat Bayern zugesichert, 75 Prozent der förderfähigen Kosten zu bezahlen. Unter diesen Bedingungen lässt sich die Sanierung trotz der wegen Corona angespannten wirtschaftlichen Situation des städtischen Haushaltes und der geplanten Landesgartenschau 2026 finanziell stemmen.
Die Verwaltung, verspricht Remelé, der auch Kulturreferent ist, wird sich aber nicht nur mit der Sanierung beschäftigen, sondern will schon in den nächsten Monaten einen konkreten Plan vorstellen, ein alternatives Kultur-Programm für die Zeit der Schließung auf die Beine zu stellen. Man führe Gespräche mit der Disharmonie, dem KulturPackt oder der DDC, so der OB und werde sicherstellen, dass das kulturelle Leben in der Stadt, das von Seiten des Theaters bedient wurde, nicht völlig brach liege.
Wo derartige Veranstaltungen möglich sind, ist offen, es gibt aber viele Varianten: Open Air im Châteaudun-Park oder am Main im Sommer, die Stadthalle, das evangelische Gemeindehaus oder das Konferenzzentrum auf der Maininsel sind ebenfalls Optionen als Spielstätten. "Wir werden aber sicher keine Ersatzspielstätte bauen", betont der Oberbürgermeister.
Von Seiten der Politik wird die Entscheidung der Verwaltung mitgetragen, insbesondere von der schwarz-grünen Koalition. Stefan Funk, Fraktionsvorsitzender der CSU, erklärte, seine Fraktion habe einen Prüfantrag gestellt, wie man die Abonnenten weiter an das Theater binden kann, bis es 2024 wieder öffnet.
Eine eigene Ersatz-Spielstätte brauche man sicher nicht, da es genügend Ausweichmöglichkeiten in der Stadt gebe, so Funk. Dass der Brandschutz ein solches Thema ist, habe man bei den Haushaltsberatungen nicht gewusst, so Funk, "insofern bin ich ziemlich überrascht". Wichtig sei, dass nun der Stadtrat zeitnah über den Umfang der Sanierung informiert werde.
Auch die Grünen waren überrascht, halten die Entscheidung aber für richtig, betont Fraktionssprecher Holger Laschka. "Ich sehe es als Pflichtaufgabe der Stadt an, die theaterlose Zeit kreativ mit Kultur zu füllen." Neben anderen Spielstätten wie Stadthalle oder Konferenzzentrum kann er sich auch vorstellen, ein "frühsommerliches Festival" zum Beispiel auf dem Marktplatz, in den Wehranlagen oder im Theaterpark zu veranstalten. Man solle auch über Spielstätten im Landkreis, wie im Wernecker Schlosspark oder auf der Freilichtbühne in Sömmersdorf, nachdenken und Kooperationen mit den Theatern in Maßbach oder Meiningen schließen.
SPD-Fraktionschef Ralf Hofmann sieht das Thema kritisch mit Verweis auf den Beginn der Sanierungsplanung vor drei Jahren. "Warum kommen die Themen Brandschutz und Schadstoffe erst jetzt auf?", fragt Hofmann. Man hätte von Anfang an umfangreicher untersuchen müssen, dann wäre vielleicht auch ein schnellerer Sanierungsstart möglich gewesen.
"Jetzt müssen wir das Bestmögliche daraus machen", so Hofmann. Am wichtigsten sei es, die Abonnenten zu halten. "Es fehlt ein wesentlicher Teil der städtischen Kultur", so der SPD-Fraktionschef, der auf ein umfangreiches Ersatzprogramm hofft, "denn wir müssen aufpassen, dass das Kulturleben nicht weiter erodiert."
Neuere Bauten, von den 60er Jahren bis heute, ob Schulen, Schwimmbäder, Theater etc. sind nicht sanierbar sondern Millionengräber! Weil die Architekten von den 60ern bis heute(!) eine Mixtur von viel zu vielen, zudem industriellen, Baustoffen verwenden. Dasselbe gilt für die EFH des 21. Jh. (Niedrigenergiehäuser, Passivhäuser) mit ihrer Wärmedämmung. Die Kinder erben Sondermüll. Man vergisst bei der Energie-Berechnung den Lebenszyklus eines Hauses - sehr peinlich! Was nützt eine dicke Wärmedämmung, wenn man nach 40 Jahren alles entsorgen und wieder neu industriell herstellen muss, mit enormen Resourcen- und Energieverbrauch!
All die Häuser können nicht in Würde altern - die Architekten nennen das "nachhaltig". Im Ggs. zu den Vorkriegshäusern: vgl. SWer Klinkerbauten der Großindustrie, Ludwigsschule, Gründerzeitbauten, Rathaus, etc. Diese Bauten bestehen fast nur aus Naturstein bzw. Ziegel, Putz & Holz - fertig