Vor 30 Jahren feierte Schweinfurt den Abschluss der Sanierung der "Südlichen Altstadt" mit der Übergabe des Instand gesetzten Schrotturms. Diesem ersten und mit knapp vier Hektar kleinsten Sanierungsgebiet folgten der Zürch (5,2 Hektar), die Krumme Gasse und der Obere Wall (acht Hektar), die Neue Gasse und das Zeughaus (9,5 Hektar) und – aktuell – die Keßlergasse und die Lange Zehntstraße (vier Hektar) sowie die Ortserneuerung Oberndorf (13,2 Hektar).
Die Südliche Altstadt ist begrenzt von der Spitalstraße, dem Fischerrain und dem Rusterberg. Sie war einst das Gewerbeviertel der Stadt in der Nachbarschaft zu den Mainmühlen und dem ehemaligen Mainhafen. In den 1970er-Jahren nutzen vor allem die Gewerbebetriebe in der Spitalstraße und in der Metzgergasse die zumeist zwei- und dreigeschossige Bebauung des Sanierungsgebietes mit der Juden-, Rosen- und der Petersgasse.
Voraussetzung für die Sanierung waren die Betriebsverlagerungen von Großhandelsfirmen und Handwerksbetrieben (darunter: Lindner, Sandrock und Bechert). Erst danach konnte an die Verkehrsberuhigung gedacht und der Wohnhof am Schrotturm geschaffen werden. Gleichzeitig erlaubte der Ausbau der Straßen Fischerrain und Rusterberg (entlang der Bahngleise) die Umwandlung der Spitalstraße zur Fußgängerzone.
Denkmalgeschützt war und ist das Ensemble Judengasse, zu dem auch Teile der angrenzenden Gassen zählen. Im Rahmen der Altstadtsanierung entstanden dort über 70 neue Wohnungen. Saniert wurden zudem 33 bestehende Wohnungen. Unter den zahlreichen Baumaßnahmen ist besonders die Erneuerung des Schrotturms samt des Bürgerhauses zu nennen. Weit weniger Eindruck hinterließen die arbeits- und zeitintensive Bodenneuordnung und die Entkernung in dem Quartier.
Auch entstand das Museum Georg Schäfer auf der Tiefgarage hinter dem Rathaus, auf der ursprünglich das technische Ämtergebäude der Stadtverwaltung errichtet werden sollte. Als Standort für das Museum, das im Jahr 2000 eröffnete und die bedeutendste Privatsammlung der Malerei im deutschsprachigen Raum des 19. Jahrhunderts präsentiert, war lange der Ebracher Hof im benachbarten Stadtteil Zürch (heute Stadtbücherei) vorgesehen.
Spitalstraße wurde Fußgängerzone
1982 war die Spitalstraße zur Fußgängerzone umgebaut. Vier Jahre später erfolgte die Umgestaltung der Juden-, Peters-, Rosen-, Nuss- und Metzgergasse zum verkehrsberuhigten Bereich, wobei Kleinpflaster zum Einsatz kam und den Gassencharakter unterstreicht.
Das Wahrzeichen der südlichen Altstadt ist der Schrotturm. Er stammt aus dem frühen 17. Jahrhundert und war anfangs lediglich ein repräsentativer Treppenturm eines stattlichen Bürgerhauses (Bauherr Balthasar Rüffer III.). Ab 1818 und bis 1908 wurde das Gebäude jedoch als Schrotfabrik genutzt, weshalb die welsche Haube abgebrochen, der Turm um vier Stockwerke erhöht und ein Schrotfang samt Schmelzkessel angebaut wurde.
Bei den Luftangriffen zerstört
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude schwer getroffen. Der Nordflügel war zerstört. 1985 kaufte die Stadt das vom Verfall bedrohte Bürgerhaus, entfernte nachträgliche Dachaufbauten und sanierte. Die Fertigstellung wurde am 13. Juli 1990 gefeiert. An der Stelle des nördlichen Flügels entstand bis 1991 durch einen privaten Bauherrn ein Neubau mit Kunstgalerie, Atelier und Wohnung.
Mit dem Wohnhof am Schrotturm wurden mehrere Sanierungsziele verwirklicht. Licht und neue Nutzungsmöglichkeiten bietet der innerstädtische Platz, der durch vier im Quadrat stehende Kastanienbäume gegliedert ist. Direkt neben den Geschäftsstraßen entstand ein Platz der Ruhe – und auch ein Spielplatz.
Schon im ersten Sanierungsgebiet hatte die Stadt auf ein Vorgehen gesetzt, das heute in der einschlägigen Literatur als "Schweinfurter Modell" bundesweit bekannt ist. Dabei tritt die Stadt als Käufer auf, erwirbt Anwesen mit maroder Bausubstanz und führt eine Grundsanierung durch, ehe sie die Grundstücke und Häuser wieder verkauft. 15 Gebäude wurden so in der Südlichen Altstadt umfassend modernisiert. Und da die Judengasse als eine der schönsten Gassen in der Altstadt gilt, macht sie weiterhin Mut für die Sanierung in der Altstadt.