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Schweinfurt
Schrotturm: Vor 30 Jahren wurde in der Altstadt gefeiert
Was in den 1970er-Jahren begann, dauert an. An der Altstadtsanierung hält Schweinfurt fest. Ein erster Höhepunkt war vor drei Jahrzehnten die Einweihung des Schrotturms.
Mit der Altstadtsanierung hat das Wohnen das Gewerbe in der Südlichen Altstadt abgelöst.
Foto: Gerd Landgraf | Mit der Altstadtsanierung hat das Wohnen das Gewerbe in der Südlichen Altstadt abgelöst.
Gerd Landgraf
Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 02.05.2020 02:10 Uhr

Vor 30 Jahren feierte Schweinfurt den Abschluss der Sanierung der "Südlichen Altstadt" mit der Übergabe des Instand gesetzten Schrotturms. Diesem ersten und mit knapp vier Hektar kleinsten Sanierungsgebiet folgten der Zürch (5,2 Hektar), die Krumme Gasse und der Obere Wall (acht Hektar), die Neue Gasse und das Zeughaus (9,5 Hektar) und – aktuell – die Keßlergasse und die Lange Zehntstraße (vier Hektar) sowie die Ortserneuerung Oberndorf (13,2 Hektar).

Saniert wurde hier mit Liebe zum Detail.
Foto: Gerd Landgraf | Saniert wurde hier mit Liebe zum Detail.

Die Südliche Altstadt ist begrenzt von der Spitalstraße, dem Fischerrain und dem Rusterberg. Sie war einst das Gewerbeviertel der Stadt in der Nachbarschaft zu den Mainmühlen und dem ehemaligen Mainhafen. In den 1970er-Jahren nutzen vor allem die Gewerbebetriebe in der Spitalstraße und in der Metzgergasse die zumeist zwei- und dreigeschossige Bebauung des Sanierungsgebietes mit der Juden-, Rosen- und der Petersgasse.

Auch nach 30 Jahren sind nicht alle Häuser hergerichtet.
Foto: Gerd Landgraf | Auch nach 30 Jahren sind nicht alle Häuser hergerichtet.

Voraussetzung für die Sanierung waren die Betriebsverlagerungen von Großhandelsfirmen und Handwerksbetrieben (darunter: Lindner, Sandrock und Bechert). Erst danach konnte an die Verkehrsberuhigung gedacht und der Wohnhof am Schrotturm geschaffen werden. Gleichzeitig erlaubte der Ausbau der Straßen Fischerrain und Rusterberg (entlang der Bahngleise) die Umwandlung der Spitalstraße zur Fußgängerzone.

Am Friederike-Schäfer-Heim erinnert eine Tafel an das Jahr 1885, als dort Georg Schäfer seine Bau- und Kunstschlosserei gründete – später FAG Kugelfischer.
Foto: Gerd Landgraf | Am Friederike-Schäfer-Heim erinnert eine Tafel an das Jahr 1885, als dort Georg Schäfer seine Bau- und Kunstschlosserei gründete – später FAG Kugelfischer.

Denkmalgeschützt war und ist das Ensemble Judengasse, zu dem auch Teile der angrenzenden Gassen zählen. Im Rahmen der Altstadtsanierung entstanden dort über 70 neue Wohnungen. Saniert wurden zudem 33 bestehende Wohnungen. Unter den zahlreichen Baumaßnahmen ist besonders die Erneuerung des Schrotturms samt des Bürgerhauses zu nennen. Weit weniger Eindruck hinterließen die arbeits- und zeitintensive Bodenneuordnung und die Entkernung in dem Quartier. 

Das Museum Georg Schäfer enstand auf einer Tiefgarage.
Foto: Gerd Landgraf | Das Museum Georg Schäfer enstand auf einer Tiefgarage.

Auch entstand das Museum Georg Schäfer auf der Tiefgarage hinter dem Rathaus, auf der ursprünglich das technische Ämtergebäude der Stadtverwaltung errichtet werden sollte. Als Standort für das Museum, das im Jahr 2000 eröffnete und die bedeutendste Privatsammlung der Malerei im deutschsprachigen Raum des 19. Jahrhunderts präsentiert, war lange der Ebracher Hof im benachbarten Stadtteil Zürch (heute Stadtbücherei) vorgesehen.

Spitalstraße wurde Fußgängerzone

1982 war die Spitalstraße zur Fußgängerzone umgebaut. Vier Jahre später erfolgte die Umgestaltung der Juden-, Peters-, Rosen-, Nuss- und Metzgergasse zum verkehrsberuhigten Bereich, wobei Kleinpflaster zum Einsatz kam und den Gassencharakter unterstreicht.

Der Schrotturm ist das Wahrzeichen der Südlichen Altstadt.
Foto: Gerd Landgraf | Der Schrotturm ist das Wahrzeichen der Südlichen Altstadt.

Das Wahrzeichen der südlichen Altstadt ist der Schrotturm. Er stammt aus dem frühen 17. Jahrhundert und war anfangs lediglich ein repräsentativer Treppenturm eines stattlichen Bürgerhauses (Bauherr Balthasar Rüffer III.). Ab 1818 und bis 1908 wurde das Gebäude jedoch als Schrotfabrik genutzt, weshalb die welsche Haube abgebrochen, der Turm um vier Stockwerke erhöht und ein Schrotfang samt Schmelzkessel angebaut wurde.

Bei den Luftangriffen zerstört

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude schwer getroffen. Der Nordflügel war zerstört. 1985 kaufte die Stadt das vom Verfall bedrohte Bürgerhaus, entfernte nachträgliche Dachaufbauten und sanierte. Die Fertigstellung wurde am 13. Juli 1990 gefeiert. An der Stelle des nördlichen Flügels entstand bis 1991 durch einen privaten Bauherrn ein Neubau mit Kunstgalerie, Atelier und Wohnung.

Der Wohnhof am Schrotturm.
Foto: Gerd Landgraf | Der Wohnhof am Schrotturm.

Mit dem Wohnhof am Schrotturm wurden mehrere Sanierungsziele verwirklicht. Licht und neue Nutzungsmöglichkeiten bietet der innerstädtische Platz, der durch vier im Quadrat stehende Kastanienbäume gegliedert ist. Direkt neben den Geschäftsstraßen entstand ein Platz der Ruhe – und auch ein Spielplatz.

Vor drei Jahrzehnten war die Judengasse saniert. Kürzlich wurde die Straße für die Erneuerung der Versorgungsleitungen aufgegraben.
Foto: Gerd Landgraf | Vor drei Jahrzehnten war die Judengasse saniert. Kürzlich wurde die Straße für die Erneuerung der Versorgungsleitungen aufgegraben.

Schon im ersten Sanierungsgebiet hatte die Stadt auf ein Vorgehen gesetzt, das heute in der einschlägigen Literatur als "Schweinfurter Modell" bundesweit bekannt ist. Dabei tritt die Stadt als Käufer auf, erwirbt Anwesen mit maroder Bausubstanz und führt eine Grundsanierung durch, ehe sie die Grundstücke und Häuser wieder verkauft. 15 Gebäude wurden so in der Südlichen Altstadt umfassend modernisiert. Und da die Judengasse als eine der schönsten Gassen in der Altstadt gilt, macht sie weiterhin Mut für die Sanierung in der Altstadt.

Die Schrotturm im Jahr 1987.
Foto: Renate Wiener | Die Schrotturm im Jahr 1987.
Zwischen Rathaus und Maxbrücke entstanden eine Tiefgarage und das Museum Georg Schäfer.
Foto: Renate Wiener | Zwischen Rathaus und Maxbrücke entstanden eine Tiefgarage und das Museum Georg Schäfer.
Durch die Spitalstraße fuhr ab 1895 die Pferdebahn. Die ersten Kraftomnibusse waren ab 1925 unterwegs.
Foto: Schweinfurtführer Peter Hofmann | Durch die Spitalstraße fuhr ab 1895 die Pferdebahn. Die ersten Kraftomnibusse waren ab 1925 unterwegs.
Für die Tiefgarage am Rathaus mussten etliche Häuser weichen, darunter die Gaststätte Hofbräuhaus (Bild) und der Wienerwald.
Foto: Wilhelm Hohenhaus | Für die Tiefgarage am Rathaus mussten etliche Häuser weichen, darunter die Gaststätte Hofbräuhaus (Bild) und der Wienerwald.
 
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