Baureferent Ralf Brettin räumte beim Besuch einer Gruppe vor Bürgermeistern und Regionalmanagern aus Oberfranken ein, dass die Stadt die Herkunft des mittlerweile nicht mehr nur in Fachkreisen bekannten Begriffs vom "Schweinfurter Modell" nicht kennt. Irgendwann stand das "Schweinfurter Modell" in der freien Enzyklopädie Wikipedia. Dort wird dieses als Voraussetzung für die in Schweinfurt beispielhaft umgesetzte Altstadtsanierung gepriesen.
Der Besuchergruppe des Demographie-Kompetenzzentrums Oberfranken stellte Brettin die in den 1970er Jahren begonnene Altstadtsanierung vor – ein Mammutunternehmen auf 92,3 Hektar. Start war in der Südlichen Altstadt zwischen Rusterberg und Spitalstraße (3,9 Hektar). Es folgten der Zürch/Oberer Wall (5,2 Hektar) und die Krumme Gasse (7,34 Hektar). Aktuell erleben die Schweinfurter die Erneuerung des Quartiers mit dem Zeughaus und der Neuen Gasse (9,48 Hektar). Folgen werden die Bereiche Keßlergasse/Lange Zehntstraße (vier Hektar). Parallel liefen und laufen die Sanierungsarbeiten an der Mainlände (9,8 Hektar), in Alt-Oberndorf (13,2 Hektar), in der ehemaligen amerikanischen Wohnsiedlung Askren Manor (14,2 Hektar) und in der Ledward-Kaserne (26,23 Hektar).
An Beispielen erläuterte der Baureferent das Vorgehen der Stadt bei Objekten, die von den Eigentümern nicht hergerichtet werden. Das Ziel der Gebäudesanierung müsse immer mit der Zielsetzung für das Quartier übereinstimmen. Verhandelt werde mit dem Eigentümer auf der Grundlage von Gutachten. Einige man sich, kaufe die Stadt und bereinige Misstände. Gegebenenfalls werde neben Entkernungen und der Grundstücksneuordnung auch eine Grundsanierung durchgeführt, die einen Käufer vor großen unangenehmen Überraschungen schütze. Der Verkauf laufe dann ebenfalls über die Sanierungsstelle (Tel: 51 44 70), die bei allen Fragen rund um die Sanierung und insbesondere auch bei der Finanzierung (Zuschüsse der verschiedensten Fördertöpfe) helfe. Da mit dem Kaufvertrag auch eine Modernisierungsvereinbarung geschlossen wird, sei dem Ende des Leerstands ein Rahmen gesetzt.
Dass die Stadt für jedes dieser Gebäude eigene Konzepte erstellt, zeigte Ralf Brettin an Dutzenden von Beispielen aus der Neuen Gasse, der Bauerngasse, der Rückertstraße, der Oberen Straße, dem Kornmarkt, der Krummen Gasse, dem Oberen Wall und aus Alt-Oberndorf. Zudem stellte er städtische Maßnahmen wie etwa die Sanierung des Zeughauses oder des Ebracher Hofs vor, wodurch die Quartiere zusätzlich punkten würden.
Anschließend wurden die Gäste (das Demografie-Kompetenzzentrum ist ein Projekt der Entwicklungsagentur Oberfranken Offensive e.V.) von Richard Riegler, Leiter der Sanierungsstelle, und Architektin Karin Fuchs durch die östliche Altstadt geführt. Erste Station war "Die kleine Kaffeerösterei" in der Rückertstraße 13, die sich laut Riegler zum Schmuckstück entwickelt habe und das Stadtviertel belebe. Über die Linsengasse, wo Gewerbebauten Neubauwohnungen weichen mussten und eine Tiefgarage die Parkraumsituation entspannte, ging es weiter zur Burggasse 17, für die nach Abschluss archäologischer Grabungen, nach Entkernungen und ersten Sanierungsarbeiten endlich ein fester Interessent gefunden sei. Bei einem Kaufpreis von 120 000 Euro wird in etwa das Grundstück bezahlt. Entstehen werden in dem sehr aufwendig zu sanierendem Gebäude Wohnungen.
Die Stadtmauer samt Graben am Zürch ist für Riegler eine "der schönsten Stellen" in Schweinfurt und Teil der Grünverbindung vom Obertor zum Main. An der Ecke Mühltor/Rückertstraße entstanden in der Rückertstraße 27 elf Wohneinheiten, nachdem die Stadt das Haus 2009 gekauft und schon ein Jahr später wieder veräußerst hatte. Am Samtturm am Obertor verdeutlichte der Leiter der Sanierungsstelle dann, dass die Stadt mit dem Herrichten historischer Gebäude und mit dem Ausbau der Grünanlagen die Attraktivität der Sanierungsgebiete erhöhe.
Der Rundgang endete am Kornmarkt 17 mit einem Besuch beim Architektenbüro Perleth. Die sanfte Sanierung des weißen Hauses mit den grünen Fensterläden gilt als vorbildlich und steht für die gewerbliche Nutzung eines Denkmals.
Und auch zur Stadtmauer: Die Stadt hat den Verlauf der 1. Mauer (es gab dann noch eine Erweiterung) in der Altstadt im Straßenpflaster gut sichtbar eingelassen. Das war so gegen 1982, auf jeden Fall vor 1990.
Jede Stadt sollte für Touristen einen ständig begehbaren Aussichtsturm in der Altstadt haben. In einem Reiseführer stand als genereller Tipp für Touristen: am Anfang sollte man sich auf einem Aussichtsturm einen Überblick über die Stadt verschaffen.
"Vielleicht wissen Sie das nicht". Sie sprechen es selbst an, genau das ist der Punkt: mit Obertor kämen Stadtmauer und historisches SW mehr ins Bewusstsein! Durch ein Stadttor würde SW anders wahrgenommen. Was ist die erste Assoziation zu Haßfurt?
Deshalb Bitte an die Stadträte, den Vorschlag mal im Stadtrat vorzubringen, da er zudem auch städtebaulich & verkehrsmäßig wohl sehr gut vorstellbar wäre!
Könnte man im Zuge der Sanierung des Quartiers Zeughaus/Neue Gasse das Obertor wieder aufbauen? Vmtl. gäbe es Zuschüsse und historische Bilder gibt's zur Genüge.
Städtebaulich wäre es ideal, angebaut an der Sattlervilla. Das Tor als Fuß- & Radweg, neben dem Tor fahren die Autos. Es bildete ein Pendant zum bisher isoliert stehenden Hochhaus des Gretel-Baumbach-Hauses. Der Kornmarkt erhielt einen nördlichen Platzabschluss und würde zu einem völlig anderen Platz! Das Quartier erhielt wieder sein Wahrzeichen, das die ganze Entwicklung positiv unterstützen würde! Man sollte das nicht unterschätzen! Das würde sich vielfach auszahlen & Zinsen bringen!
Der OB sagte kürzlich in etwa: was viele nicht wissen, SW hat eine Stadtmauer.
Deshalb wäre das auch fürs Stadtimage enorm wertvoll!
Jede Stadt sollte einen Aussichtsturm haben. Das Obertor hatte oben zwar nur kleine Fenster - aber besser als gar nichts. Der Ausblick wäre nach Westen grandios & Steigerwald im Süden!