Erstmals nahm Oberbürgermeister Sebastian Remelé am traditionellen Sommergespräch der Redaktion dieser Zeitung mit der Bauverwaltung über den Stand bei der Altstadtsanierung teil. Sein Anliegen: Der Wohnungsbau beschränke sich nicht nur auf die Konversionsflächen, also auf die lange von den US-Soldaten genutzten Areale am Hainig, am John-F.-Kennedy-Ring und in der Kaserne. Im Schweinfurter Rathaus sei die Altstadtsanierung nicht vergessen. Diese werde ohne Abstriche vorangebracht, so Remelé.
Dafür lieferten Baureferent Ralf Brettin sowie Richard Riegler (Leitung), Karin Fuchs und Hans Hatos von der Sanierungsstelle dutzendweise Beispiele, wobei OB Remelé auf das erfolgreiche und mittlerweile bundesweit praktizierte "Schweinfurter Modell" verwies: Die Stadt kauft marode Häuser, ordnet Grundstücksgrenzen, entkernt die Fläche und führt eine Grundsanierung der Gebäude durch, was die späteren Käufer vor unliebsamen Überraschungen bewahrt.
Diese Sicherheit und der Trend zum Wohnen in der Stadt habe zu regen Nachfragen geführt, so der OB. Darüber freut sich die Sanierungsstelle, die bei der Vergabe das für einen Standort am besten geeignete Sanierungskonzept aussucht und das Herrichten der Häuser begleitet sowie bei den Fragen zu möglichen Zuschüssen berät.
Aktuell entstehen in der Neuen Gasse 60 sechs Wohnungen, im Graben 27 Büroflächen und eine Eigentumswohnung, in der Bauerngasse 65 (Grundstück reicht bis zur Neuen Gasse) acht Wohnungen und eine Gewerbeeinheit (wahrscheinlich ein Café), Am Zeughaus 24 und 26 Einfamilienhäuser, am Kornmarkt 22 drei Wohnungen, in der Hellersgasse 1 ein behindertengerechtes Einfamilienhaus, in der Krummen Gasse 36 ein Einfamilienhaus und An den Schanzen 5 vier Wohnungen. Jüngst erworben hat die Stadt die Krumme Gasse 38 (markanter Treppengiebel). Die Nutzung ist noch offen. Für die Keller, die bis zum Weißen Turm am Wall reichen, ist ein öffentlicher Zugang anvisiert.
Sechs Appartements für Studenten entstehen in der Neuen Gase 15. Mit dem neuen Innenhof wird dort der Blick auf ein Stück sanierte Stadtmauer freigegeben. In der Bauerngasse 40 errichtet die Stadt mit einem Zuschuss aus dem Bundesprogramm "Leerstand nutzen" eine Wohnung über die zwei Stockwerke des kleinen Hauses für eine Familie, die aus ihrer Heimat flüchten musste. Bereits eingezogen sind die fünf Parteien des Gebäudes Am Obern Wall 51. Mit dieser Neuordnung wurde ein Bordell aus dem Sanierungsgebiet entfernt.
Einen "erheblichen Schritt" (so der OB) voran kommt die Sanierung in Oberndorf. Für die Wohnbebauung an der neuen Oberndorfer Mitte ist ein Bauherr gefunden. Der Wohnriegel (15 Einheiten) entsteht gegenüber dem ehemaligen Feuerwehrhaus und dem Geburtshaus von Moritz Fischer an der Engelbert-Fries-Straße. Der Grundstein soll noch heuer gelegt werden. Beschlossen ist der Abriss der Hauptstraße 32 (ehemals Rosen-Apotheke). Geschaffen wird so ein Zugang zum Platz der Neuen Oberndorfer Mitte. Für den ehemaligen "Schwarzen Adler" an dem künftig zentralen Platz gibt es laut Brettin einen Interessenten.
In der Innenstadt läuft außerdem für das künftige Kulturforum der Abriss der Garagen zwischen dem Alten Gymnasium und der Reichsvogtei. Dem Ende entgegen geht die Sanierung des Samtturms am Obertor. Frisch saniert ist das Vogelschützerhäuschen an der Mainlände (neben dem Harmoniegebäude). Der Umbau der Zehntstraße (Aufwertung und Anlage von Radwegen in beide Richtungen) soll im November abgeschlossen sein.
Für Ralf Brettin ist die Altstadtsanierung wesentlicher Teil der Identität der Stadt, die Schweinfurt weniger mit Highlights, sondern und vor allem mit vielen kleinen und nachhaltigen Schritten pflege. Dafür habe das Rathaus einen langen Atem. Dafür bohre man auch dicke Bretter, so der Baureferent.