Das Sparen hat ein Ende, wenn es um die Altstadtsanierung geht. Alle Parteien im Stadtrat sind auf diesem Kurs. Die Verwaltung will das bislang hohe Tempo halten. – Ein Ausblick auf die Aktivitäten in 2012. Von Herbert Lupprian (Ruhestand) hat der Verwaltungsbeamte Richard Riegler im Oktober die Führung der Sanierungsstelle übernommen. Er und seine Mitarbeiter haben sich um fünf aktuelle Sanierungsgebiete, zwei Objekte des Stadtumbaus und das künftige Sanierungsgebiet Keßlergasse zu kümmern.
Altstadt-Süd
Abgerechnet ist das Sanierungsgebiet I, die Südliche Altstadt zwischen Spitalstraße und Rusterberg. Als letzte große Baumaßnahme galt die jetzt abgeschlossene Sanierung der Hofanlage Metzgergasse 16. Für die Instandsetzung der in den Ursprüngen aus dem 16. Jahrhundert stammenden Renaissancegebäude gab es keine Mittel aus der Städtebauförderung.
Zürch
Vor der Abrechnung steht nach zwei Jahrzehnten der Zürch, das Sanierungsgebiet II. 163 der 254 Grundeigentümer haben die Ausgleichsbeträge vorzeitig bezahlt, was für die hohe Akzeptanz der Altstadtsanierung steht (Baureferent Jochen Müller: „Überhaupt keine Probleme“). Müller legt Wert auf die Feststellung, dass diese Gelder ausschließlich für die Unterstützung weiterer Sanierungsprojekte bestimmt sind. Wer im Zürch noch in den Genuss der Städtebauförderung kommen will, der muss sich beeilen. Dies gilt auch für zwei mittelgroße Maßnahmen. Dazu gehört die Burggasse 17 (im Besitz der Stadt). Um das große Anwesen herzurichten, muss der Vorplatz der benachbarten Kirche St. Salvator gestaltet werden. Die Einigung mit den Betroffenen steht noch aus. Interessenten für die Burggasse 17 gibt es. Unter dem künftigen Volutengiebel soll gewohnt werden und eventuell Gewerbe und/oder Handel Platz finden. Ein leidiges Thema ist die Rückert-Straße 12, das „Winterhaus“, das seit 20 Jahren ertüchtigt werden soll. Ein neuer Anlauf wird derzeit genommen.
Krumme Gasse
60 Prozent der Sanierungsziele im Bereich der Krummen Gasse sind verwirklicht. Offen ist, was aus der Brauerei Roth wird. In den nächsten Jahren wird sich hier nichts ändern. Auf immer und ewig soll der Betrieb hier nicht bleiben, meint die Sanierungsstelle.
Insbesondere im südlichen Teil ist die Krumme Gasse gerichtet, die Obere Straße soll es nach dem Frühjahr sein. Ein Vorzeigeprojekt ist die Rückertstraße 27, das Eckhaus mit dem Erker. Froh ist man in der Sanierungsstelle über das Saazer Heimatmuseum, das in dem großen Anwesen Obere Straße 8 neben Wohnungen und Büroeinheit unterkommen soll. Mehr Leben an lauen Sommerabenden soll der Jägersturm bringen, den das „Kornmarktstüble“ als Biergarten nutzen kann. Ansonsten gibt es im nördlichen Bereich der Krummen Gasse und am Kornmarkt noch einige Grundstücke, die verkauft werden, sowohl von privat wie von der Stadt. Zu letzteren gehört der Kornmarkt 4, der samt Laubengang, Toranlage, Innenhof und Planung für 138 000 Euro zu haben ist. Herrichten wird die Stadt noch die Wehrmauern am Samtturm. Mit der Gestaltung der Treppenanlage vom Oberen Wall zum Marienbach wird alsbald das letzte Stück der Grünverbindung vom Obertor bis zum Main gestaltet.
Neue Gasse und Bauerngasse
Drei „ernsthafte“ Bewerber haben sich für den Kornmarkt 17 (SPD-Haus) gemeldet, der zum Sanierungsgebiet IV (Neue Gasse/Bauerngasse) gehört. Umbauten und ein Zugang zum Fichtelsgarten sind erst 2014 möglich, wenn die Eltern- und Erziehungsberatung in das umgebaute Zeughaus übergesiedelt ist. Ebenfalls drei Bewerber gibt es für die Niederwerrner Straße 1, das frühere AFZ-Haus direkt am Obertor. Auch hier kann sich die Bauverwaltung eine Gaststätte mit Biergarten vorstellen. In der Bauerngasse wie auch in der Neuen Gasse hat die Stadt ein Dutzend Häuser erworben, zumeist die eher hoffnungslosen Fälle. Durch Grundstücksordnung, Abrisse von Nebengebäuden und Grund- oder Teilsanierungen sowie geprüfte Nutzungsvorschläge macht die Stadt diese Anwesen attraktiv, sorgt für ein überschaubares Risiko beim Kauf. Das Vorgehen findet in der ganzen Republik Nachahmer, ist als Schweinfurter Modell bekannt.
Die Bauerngasse soll Kneipenmeile bleiben, soll noch mehr Gaststätten, Biergärten und Straßencafés bekommen. Ruhiger soll es dagegen in der Neuen Gasse (Wohnen) zugehen. Öffentlich wird die Grünverbindung vom Obertor bis zum Theater. Entstehen wird ein Fußweg entlang der alten Vormauer der Stadtmauer, die in vielen Bereichen noch freizulegen ist. Zu sehen werden dann auch die Überreste von drei Stadttürmen sein: nahe SPD-Haus, Geländer der Wäscherei Zembsch und der fast noch völlig erhaltene Pulverturm auf Höhe des Kindergartens. Der Ideenwettbewerb zum Umbau des Zeughauses in ein multifunktionales Haus der Familie und zur Nutzung des Platzes ist gelaufen. Die Arbeiten können erst Ende 2013 beginnen, wenn mit der Tiefgarage Hadergasse Ersatzparkplätze geschaffen sind.
Mainlände
Eng ist der Zeitplan für das Stadtumbaugebiet „Mainlände“ geknüpft. Neben den Wohnhäusern auf dem „Balkon“ (am Zollamt) soll die tiefer gelegene Lände mit Treppen und Natursteinmauern gestaltet werden. Ebenfalls bis April 2013 soll die ehemalige Bastion gegenüber den Johannitern in eine Gaststätte mit Biergarten umgewandelt sein. Parallel dazu wird die Gutermann-Promenade saniert.
Oberndorf
Für Oberndorf stehen im Haushalt 400 000 Euro. Abgerissen wird im April der Kiosk an der Dr.-Pfeiffer-Schule. Die Trafo-Station bleibt, die bestehende Grünfläche an der Schule wird vergrößert. Heuer hätte Philipp Moritz Fischer seinen 200. Geburtstag (12. März) – Anlass, den noch stehenden Teil seines Geburtshauses herzurichten. Gefeiert wird im September. Gesucht wird auch ein Investor für den Schwarzen Adler, also für das älteste Schweinfurter Gasthaus. 120 000 Euro kostet der mächtige Bau mit dem großen Saal im Obergeschoss. Den Platz am Feuerwehrhaus herzurichten, ist Sache der Stadt, die noch niemanden hat, der die Geschossbauten (Geschäfte und Wohnen) als Begrenzung an der Engelbert-Fries-Straße hochzieht.