Wasserstoff. Die Bundesregierung nennt ihn den Energieträger der Zukunft. Leicht transportierbar, flexibel einsetzbar, klimafreundlich, wenn er mit erneuerbarer Energie hergestellt wird. Was man mit Wasserstoff alles machen kann, zeigt der Studiengang Wasserstofftechnik an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt für angewandte Wissenschaften (FHWS )in Schweinfurt. Übrigens der einzige Bachelor-Studiengang für dieses Fach in Deutschland.
Für Studiengangsleiter Prof. Dr. Winfried Wilke ist Wasserstoff "die einzige sinnvolle Option als saisonaler Speicher für regenerative Energie", sagt er beim Wasserstoff-Forum im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche. Für Manfred Röder, Sprecher der AG klimafreundliche Mobilität der lokalen Agenda, ist das Thema eine Herzenssache, sagt er zur Begrüßung. Er sagt auch, was ihm auf dem Herzen liegt: Es werde zu wenig getan in Schweinfurt auf diesem Gebiet.
Mögliche Nutzer und Anbieter von Wasserstoff-Technik diskutieren
Auf dem Podium neben Wilke mögliche Nutzer und Produzenten von Wasserstoff-Technik: Kai Vedder, Geschäftsführer Translog Transport und Logistik Schweinfurt, Alfred Ulbrich, Leiter Betrieb, Spedition Pabst Gochsheim, Florian Bredl, Tankstellenabteilung Erik Walther, Schweinfurt, Matthias Zeier, GKN Hydrogen, Bad Brückenau, Mathias Kurras, Maximator Hydrogen, Nordhausen.
Das Forum steht unter dem Motto "Mobil mit Wasserstoff: Wie kann Schweinfurt ein Zentrum des emissionsfreien Güterverkehrs werden?" Die Frage würde das Publikum nach dem Forum in der Rathausdiele wohl so beantworten: Schweinfurt kann so ein Zentrum werden – wenn es politisch gewünscht wird, sich Stadt und Landkreis dafür stark machen.
Winfried Wilke versteht nicht ganz, warum es in Schweinfurt kein Technologietransfer-Zentrum für Wasserstoff gibt. Bad Neustadt, Modellstadt für Elektromobilität, könnte da ein Vorbild sein. Nur sieht Wilke wenig Bereitschaft in der Politik, hier einzusteigen. Er spricht von höflichem Desinteresse. Schweinfurt liege in der Mitte der EU, Autobahn und Bahnanschlüsse sind da, im Landkreis gibt es Photovoltaik-Anlagen, die man zur Wasserstoff-Produktion einsetzen könne, die FHWS stehe bereit. "Verdammte Hacke, warum bauen wir hier kein Technologietranfer-Zentrum auf?", fragt er. Ein Satz, der nicht nur Moderator André Kessler (Radio Primaton) schwer beeindruckt. Wilke legt später noch nach, als es um die Energiepolitik von Dänemark geht: "Wir haben geschlafen."
Bevor es in die Diskussion geht, gibt Wilke einen Überblick über Wasserstoff. Ein Vorteil neben der Speicherkapazität: Verbrennungsmotoren können auch mit Wasserstoff laufen. Mathias Kurras, Geschäftsführer von Maximator Hydrogen in Thüringen, baut Wasserstoff-Tankstellen. Sie stehen in der Schweiz, werden nach Kalifornien exportiert. In Deutschland gebe es keine. "Wir müssen anfangen", ist er überzeugt. "Industrialisieren können wir. Wenn wir nicht anfangen, müssen wir alles importieren."
Die Frage nach der Förderung
Wasserstoff-Tankstellen: Das sei in der Zukunft hier durchaus möglich, so Florian Bredl von der Firma Walther. Die Kosten für eine derartige Tankstelle fangen aber bei einer Million Euro an. "Für uns als Mittelstand ist die Zeit noch nicht gekommen." Wilke hat eine Vision für die Zukunft der Walther-Tankschiffe: Wasserstoff von Rotterdam nach Schweinfurt bringen.
Matthias Zeier von der Brückenauer Firma GKN Hydrogen liefert Wasserstoff-Speichersysteme. Der Markt sei da, ist seine Beobachtung: Was fehlt: Förderung. "Wir müssen die Wasserstofftechnik hierherholen", sagt Alfred Ulbrich von der Spedition Pabst in Gochsheim. "Wasserstoff ist die Zukunft. Ich möchte dabei sein." Er hat auch noch eine Anregung für den Standort eines Wasserstoff-Zentrums: Das Gelände des Atomkraftwerks in Grafenrheinfeld.
Auftraggeber und Verbraucher gefragt
Kai Vedder, Geschäftsführer Translog Transport und Logistik, bringt Container von der Schiene in Schweinfurt auf die Straße. "Wir fahren die letzte Meile", sagt er. Wasserstofftechnik für die Lkw würde er gerne einsetzen. "Wir müssen aber die Mehrkosten reinkriegen." Da seien auch die Auftraggeber gefragt, ebenso die Verbraucher. Und es müsse finanzielle Unterstützung geben. Ohne Förderung gehe emissionsfreier Güterverkehr nicht, stimmt Alfred Ulbrich zu. "Wir kämpfen um jeden Cent." Die Branche sei gebeutelt durch die Preissteigerungen.
"Wir müssen alle bereit sein, dafür zu zahlen", sagt Winfried Wilke. "Wir brauchen uns alle", fügt er hinzu. Und meint damit nicht nur die Runde auf dem Podium. Sondern auch die Verbraucher. Und die Politik. "Übergeordnetes Konzept" statt höflichem Desinteresse. Für ihn und die anderen wäre das schon mal ein Anfang und ein Schritt in die richtige Richtung. Bürgermeisterin Sorya Lippert sagt, nach ihrer Einschätzung gefragt, ob Schweinfurt ein Zentrum des emissionsfreien Güterverkehrs werden wird: "Wir wollen das. Aber wir sind marktwirtschaftlich orientiert."
Nun gab es nichts Eiligeres zu tun als die Gleise bis Großlangheim herauszurupfen. Im Umfeld von KTConnect wäre genug Platz, um der neuen Technologie Möglichkeiten für einen Ausbau zu schaffen. Noch ist es nicht zu spät für ein Umdenken. Statt mit dem Ausbau der B 286 zu liebäugeln wäre es sinnvoll sich hier Gedanken zu machen.
Seit den 1990er Jahren hat man sich auf Windkraft und Solar eingeschossen und festgelegt und Forschung im Bereich Wasserstoff, aber auch Kernfusion nahezu völlig eingestellt.
Das rächt sich heute, wo uns China und USA um Meilen voraus sind.
Wir hängen immer noch an den Ideen der 90er Jahre und haben die 30 Jahre verpennt, die Kritiker heute voraussagen, wie lange es noch dauern wird bis Kernfusion und Wasserstoff alltagstauglich einsetzbar sind.
Windkraft und Photovoltaik sind mitnichten "Ideen der 90er Jahre". Da müssen Sie sich nur Mal die Zuwachsraten z.B. in China ansehen. Das Problem ist nur, dass Deutschland in diesen Technologien Mal weltweit führend war und den gesamten Industriezweig zugunsten der großen Energiekonzerne und der Gas-Lobby geopfert hat.