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Region Gerolzhofen
Schweinfurt will Wasserstoff-Region werden
Die Bemühungen für die Herstellung von "grünem Wasserstoff" in der Region werden intensiver. Landkreis und Stadt Schweinfurt haben mit Energieversorgern ein Konzept erstellt.
Wasserstoff  (H2) ist sauber, mittlerweile sicher beherrschbar und nahezu unbegrenzt verfügbar. Und wasserstoffbetriebene Fahrzeuge emittieren kein Kohlendioxid (CO2 ). Er ist deshalb ein zentraler Energieträger der Zukunft.
Foto: Getty Images | Wasserstoff  (H2) ist sauber, mittlerweile sicher beherrschbar und nahezu unbegrenzt verfügbar. Und wasserstoffbetriebene Fahrzeuge emittieren kein Kohlendioxid (CO2 ).
Klaus Vogt
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:00 Uhr

Wasserstoff wird ein zentraler Energieträger der Zukunft und zugleich wichtiger Baustein, wenn man tatsächlich eine CO2-emissionsfreie Wirtschaft und Energietechnik erreichen will. Auch in der Region werden deshalb die Bemühungen für Herstellung und Nutzung des Wasserstoffs intensiviert. Der Landkreis Schweinfurt und die Stadt Schweinfurt sowie die Energieversorger ÜZ Mainfranken aus Lülsfeld und die Stadtwerke Schweinfurt haben das gemeinsame Wasserstoff-Konzept "HYCircle Schweinfurt" erarbeitet und sich damit vor wenigen Tagen bei der "HyLand – Wasserstoffregionen in Deutschland"- eine Initiative des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur - um eine Förderung in Höhe von 400 000 Euro beworben. Das Geld soll für eine Machbarkeitsstudie des Konzepts verwendet werden. Übrigens: Das Kürzel "Hy" steht für Hydrogen, das englische Wort für Wasserstoff.

Sollte der Förderantrag Erfolg haben und die Machbarkeitsstudie durchgeführt werden, wird die ÜZ Mainfranken die technische und fachliche Koordination für die Wasserstofferzeugung und die Integration in das bestehende Energiesystem übernehmen und das Projekt aktiv begleiten. Ob die Bewerbung Erfolg haben wird, wird sich aber erst im September dieses Jahres entscheiden. Sollte die Region den Förderzuschlag erhalten, würde umgehend die Konzeptentwicklung vorangetrieben. Im Jahr 2023 würde die Umsetzungsphase beginnen, die bis 2030 dauern würde, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung aus dem Landratsamt Schweinfurt.

"Grüner Wasserstoff"

Die Anwendungsgebiete für Wasserstoff sind sehr groß. Er kann beispielsweise als Speicher für überschüssige regenerative Energie genutzt werden. Darüber hinaus könnte er klimaneutraler Energieträger und Kraftstoff sein für Autos, Lastwagen, Züge und Flugzeuge, aber auch für die Industrie und Wärmeerzeugung. Besonders wirksam für die Umwelt wird das Ganze dann, wenn es sich um "grünen Wasserstoff" handelt. Wasserstoff entsteht bei der Elektrolyse, wenn unter Einsatz von (viel) Strom Wasser aufgespalten wird in Sauerstoff und Wasserstoff. Von "grünem Wasserstoff" spricht man dann, wenn bei der Elektrolyse ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien verwendet wird.

Große Anlage im Hafen

Interessant und zukunftsweisend wird das Wasserstoff-Konzept "HYCircle Schweinfurt" auch dadurch, weil die bereits existierenden Pläne für einen "H2MegaHub" hier integriert werden. Bei dem "H2MegaHub" handelt es sich um einen Anlagenverbund zur Erzeugung und Speicherung von grünem Wasserstoff samt dazugehöriger Verteilungsinfrastruktur, der am Hafen in Schweinfurt entstehen soll. Partner sind hier unter anderem die Stadtwerke Schweinfurt und die Siemens AG. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt. Die für die grüne Wasserstofferzeugung erforderliche Energie soll überwiegend im Landkreis Schweinfurt erzeugt werden.

Bündeln von Kräften

Am vergangenen Dienstag trafen sich aus diesem Anlass der Schweinfurter Landrat Florian Töpper, der Schweinfurter Oberbürgermeister Sebastian Remelé, Jochen Starke (Geschäftsführer der ÜZ Mainfranken), Robert Ruppenstein (Vertriebsleiter der ÜZ Mainfranken), Thomas Kästner (Geschäftsführer der Stadtwerke Schweinfurt) und Projektleiter Michael Graber (Landratsamt Schweinfurt, Leiter des Arbeitsbereichs "Mobilität und Energie") in Lülsfeld. Die Beteiligten waren sich laut der Pressemitteilung des Landratsamts Schweinfurt einig, dass ein gemeinsames Vorgehen und das Bündeln von Kräften und Fachwissen der richtige Weg ist, um die Region Schweinfurt auf dem zukunftsträchtigen Feld der Gewinnung von CO2-neutralem Wasserstoff in Position zu bringen. Man erhöhe erheblich die Chancen, wenn sich Stadt und Landkreis Schweinfurt hier zusammenschließen, erklärten Landrat Töpper und Oberbürgermeister Remelé.

Ein langer Atem

Die ÜZ Mainfranken und die Stadtwerke Schweinfurt wollen als regionale Stromversorger die Möglichkeit, Wasserstoff als emissionsfreien Energieträger für die hiesige Wirtschaft und Bevölkerung zugänglich zu machen, frühzeitig nutzen. Die technische Machbarkeit sei schon gegeben, allerdings noch nicht die Wirtschaftlichkeit, die sich aus der Wasserstoffproduktion mittels Elektrolyse erst mittel- und langfristig ergeben werde. "Man braucht einen langen Atem", erklärten deshalb Jochen Starke und Thomas Kästner. Beide sind sich aber einig: "Es ist der richtige Weg - und wir wollen hier als Region zusammenarbeiten und Kräfte bündeln." 

Landrat Florian Töpper (von links), Jochen Starke (Geschäftsführer der ÜZ Mainfranken), Projektleiter Michael Graber (Landratsamt Schweinfurt), Thomas Kästner (Geschäftsführer der Stadtwerke Schweinfurt) und Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé tauschten sich in Lülsfeld über das Förderprogramm 'HyLand – Wasserstoffregionen in Deutschland' aus.
Foto: Andreas Lösch (LRA) | Landrat Florian Töpper (von links), Jochen Starke (Geschäftsführer der ÜZ Mainfranken), Projektleiter Michael Graber (Landratsamt Schweinfurt), Thomas Kästner (Geschäftsführer der Stadtwerke Schweinfurt) und ...

Im Netzgebiet der ÜZ Mainfranken zwischen Main und Steigerwald wird bereits mehr Strom aus erneuerbaren Energiequellen erzeugt, als in der Region verbraucht wird. Der nächste folgerichtige Schritt muss es also sein, nachhaltige Speichermöglichkeiten für diesen überschüssigen Strom zu schaffen. Da drängt sich die Erzeugung von grünem Wasserstoff als Energiespeicher geradezu auf. Der große Vorteil von Wasserstoff als Energieträger ist, dass während der Elektrolyse lediglich Wasser, Sauerstoff und Wärme als Nebenprodukte entstehen, die intelligent weiterverwertet werden können und der Umwelt nicht schaden. 

Wasserstofffahrzeuge statt Verbrenner

Oberstes Ziel von "HYCircle Schweinfurt" ist es, nach und nach alle Verbrenner-Fahrzeuge der Logistikflotten gegen Wasserstofffahrzeuge auszutauschen und die dafür passende öffentliche Infrastruktur, sprich Tankstellen und Servicenetzwerke, zu schaffen. Zahlreiche Logistikfirmen haben hier bereits großes Interesse gezeigt (siehe Infobox). Weiterhin sieht der Landkreis Schweinfurt großes Potenzial darin, auch den öffentlichen Personennahverkehr komplett klimaneutral zu gestalten. "Der öffentliche Personennahverkehr wird auf längere Sicht gesehen auf ein 'No-Emission-Konzept' hinauslaufen. Insbesondere für den ländlichen Raum wird hier die Versorgung von Linienbussen mit Wasserstoff eine wichtige Rolle spielen", sagt Projektleiter Michael Graber. Für spätere Planungen ist außerdem die Verwendung von Wasserstoff in der Industrie und als langfristiger Ersatz von Erdgas in der Wärmeversorgung vorgesehen.

Oberstes Ziel von 'HYCircle Schweinfurt' ist es, nach und nach alle Verbrenner-Fahrzeuge der Logistikflotten gegen Wasserstofffahrzeuge auszutauschen.
Foto: Sebastian Gollnow (dpa) | Oberstes Ziel von "HYCircle Schweinfurt" ist es, nach und nach alle Verbrenner-Fahrzeuge der Logistikflotten gegen Wasserstofffahrzeuge auszutauschen.

Konkret bedeutet das, dass in Ergänzung zum Netzausbau - und um diesen nach Möglichkeit zu begrenzen - an strategischen Netzknotenpunkten Elektrolyse-Stationen installiert werden. Die Elektrolyseure sollen möglichst dort gebaut werden, an denen auch die bei der Wasserstoff-Herstellung entstehende Wärme genutzt werden kann und eine Sauerstoffabnahme besteht.

Wasserstoff in der Region

Zahlreiche Logistik- und Servicedienstleister aus der Region haben bereits Interesse am Wasserstoff für eine nachhaltige und zukunftssichere Kraftstoff­versorgung signalisiert, wie die Ludwig Eichelmann GmbH, die Schäflein AG, die Gress Speditions GmbH, die Pabst Transport GmbH und Co. KG, die Hans Wormser AG, die Erik Walther Tankstellen GmbH und Co. KG, sowie die Eni Deutschland GmbH und die Auriga Handels- und Gewerbebauträger GmbH.
 Aus Industrie und Gewerbe beteiligen sich die Madinger Industry Services, die Trips Group und die Firma Senertec. Seitens der Kommunen hat sich der Markt Werneck gemeldet. Weitere aktive Unterstützer des Projekts sind die Bioenergie Oberspiesheim GmbH und Co. KG und der Sonnenhof Bioenergie Hümmer.
Die Forschungsinstitute der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt, welche im September mit dem neuen Studiengang Wasserstofftechnik starten wird, sowie das Institut für Energietechnik an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg sind wissenschaftliche Partner.
Quelle: LRA Schweinfurt
 
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  • stotch
    Was beim Thema Wasserstoff gerne übersehen wird ist der sehr niedrige Wirkungsgrad. Nur als kurzes (Milchmädchen-)Rechenbeispiel:

    Im für's Klima ungünstigsten Fall gehen wir mal von einer Braunkohleverstromung aus.

    1 kg Braukohle besitzt einen Heizwert von ca. 4,17 kWh/kg
    Wirkungsgrad Braunkohlekraftwerk ca. 35% -> 1,46 kWh
    Wirkungsgrad Umwandlung Strom / H2 ca. 40% -> 0,58 kWh
    Wirkungsgrad Brennstoffzelle ca. 70% -> 0,41 kWh

    Aus unserem Kilo Kohle mit 4,17 kWh haben wir somit am Ende 0,41 kW Strom erzeugt. Ein Gesamtwirkungsgrad von etwa 10%, sprich 90% "Verlust".

    Sinnvoller wäre natürlich die Verwendung erneuerbarer Energien. Dann könnten wir das Kraftwerk aus der Rechnung nehmen. Der Gesamtwirkungsgrad läge dann bei ca. 28%.

    Worauf ich hinaus möchte: H2-Technologie, ja gerne. Aber es ist sicherlich nicht der einfache Allheilsbringer für denen es viele Foristen hier halten. Und das ganze funktioniert nur mit einem massiven Ausbau der erneuerbaren Energien (auch hier: ja gerne)
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  • attheendoftheday
    Gerade bei uns in Unterfranken ist Wasser schon recht knapp.
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  • rainbird
    Tolle Sache, ich denke da werden viele Unternehmen mitziehen und anpacken. Ich sehe auch eher die Zukunft in der komplexen Wasserstoff Technologie als in der Elektromobiltät denen die Rohstoffe allmählich ausgehen...
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Letztlich ist alles mit Kosten verbunden von denen man nicht weiß ob sie sich irgendwann auszahlen, ob das Projekt funktioniert etc. - allerdings gilt auch: wer nicht wagt der nicht gewinnt!

    Wasserstofferzeugung ist teuer und energieintensiv. Nur weil aus irgendeinen Auspuff irgendwann keine Schadstoffe kommen heißt es nicht, dass dieser Schadstoff anderswo entsteht (gleiches Problem Elektromobilität).

    Der Ansatz GRÜNER Wasserstoff ist demnach gut, allerdings werden hier die Kosten abschrecken bzw. kassieren die, die sich Investitionen in diese Richtung überhaupt leisten können Subventionen. Subventionen die auch von der ärmeren Bevölkerungsschicht mitgetragen werden. Das ist bereits jetzt so, derjenige der sich gerade so eine Mietwohnung leisten kann zahlt die Solaranlagen auf den Dächern von Vorstadtvillen mit bzw. die Subventionen von deren E-Autos und Stromtankstellen!

    Wer hat dem wird gegeben...
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  • DieWahrheit
    stellt fest, klasse!

    Das ist umweltbewusstes Denken, welches zugleich den heimischen Arbeitsmarkt stärkt!
    Denn nur der Energiemix wird uns den Erfolg bringen!

    Jetzt auch noch synthetischen Kraftstoff in die Überlegungen mit einbeziehen, dann sind wir tatsächlich der Vorzeigelandkreis, die Vorzeigestadt!

    Wasserstoff für den Schwerlastverkehr und
    synthetischer Kraftstoff auf Wasserstoff und CO2 Basis erstellt für die Pkw´s!
    (Mal bei Siemens nachfragen, ob hier nicht zeitgleich ein Werk gebaut werden kann.)

    Vorteil:
    Wir bräuchten nur für den Schwerlastverkehr am Standort und an den Raststätten Wasserstofftankstellen bauen.
    Für die Pkw´s könnten wir die bestehende Infrastruktur (Tankstellen) weiter nutzen!

    Einwände?
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  • dietmar@eberth-privat.de
    Die Wahrheit: das bedeutet einen noch stärkeren Ausbau der Erneuerbaren Energien. Haben Sie das berücksichtigt?

    Sie vergleichen wirklich das Tanken von Benzin/Diesel mit dem Tanken von Wasserstoff? Das einzige was von einer konventionellen Tankstelle verwendet werden kann ist vielleicht der Verkaufsshop. Kosten etwa 1 Millionen Euro pro Wasserstoff-Tankstelle und in Deutschland gibt es 92 Wasserstofftankstellen! Letztes Jahr wurden weltweit (!) etwa 10.000 Autos mit Brennstoffzelle neu zugelassen (Analysten haben 2010 vorhergesagt, das wir 2020 etwa 2,8 Millionen Fahrzeuge mit Brennstoffzelle haben. Ha Ha)

    "Man braucht einen sehr, sehr, sehr langen Atem"
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  • ba.stark@web.de
    Ich glaube an das Pferd, das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung. (Kaiser Wilhelm II)

    Irgendwann muss man halt mal anfangen. Oder man wird vom Rest der Welt überholt.
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  • dietmar@eberth-privat.de
    Dann nicht mehr soviel demonstrieren und los mit den Windrädern.
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  • DieWahrheit
    lieber mainpostl, hat doch etwas anderes geschrieben.

    Vielleicht lesen Sie nocheinmal meinen Kommentar und dann geben Sie eine Stellungnahme ab.
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