Im Oktober hatte die Stadt Gerolzhofen angekündigt, im kommenden Jahr zu einer Entscheidung kommen zu wollen, ob der Name der Nikolaus-Fey-Straße geändert wird oder nicht. Vor einem Stadtratsbeschluss wird zunächst eine Informationsveranstaltung im Januar anberaumt, zu der insbesondere die Anwohner und Unternehmer der Straße eingeladen sind. Das gab Bürgermeister Thorsten Wozniak damals bekannt. Neben der Diskussion ist ein Impulsvortrag des Würzburger Stadtarchivars Dr. Axel Metz vorgesehen, der über Fey und seine Haltung zum Nationalsozialismus sprechen wird.
Die Würzburger Fachkommission zur Überprüfung von Straßennamen, der auch Metz angehörte, kam vor drei Jahren zu dem Urteil, dass der in Gerolzhofen gestorbene Heimatdichter Nikolaus Fey (1881-1956) nicht nur Mitläufer des Regimes und NSDAP-Mitglied war, sondern aktiver Unterstützer – und empfahl eine Umbenennung. Besonders angelastet wird ihm sein Mitwirken in der Hauptabteilung Propaganda der Regierung des Generalgouvernements in Krakau in der Zeit von 1942 bis 1944, wo Fey auch für die Zensur zuständig war. Würzburg und einige Kommunen haben daraufhin seinen Namen auf Straßenschildern oder nach ihm benannte Einrichtungen bereits getilgt; manche Gemeinden haben sich aber auch dagegen ausgesprochen, und in anderen Fällen steht eine Entscheidung noch aus.
In Dingolshausen wurde nur einmal im Februar 2022 darüber diskutiert
Ebenso wie in Gerolzhofen gibt es in Dingolshausen zurzeit noch keinen Beschluss zum weiteren Umgang mit diesem Namen. Auch dort ist eine Straße nach Nikolaus Fey benannt. Während in der Stadt das Thema nach fast zwei Jahren Ruhe wieder Fahrt aufnimmt, ist es in der Nachbargemeinde nach einer ersten Diskussion im Gemeinderat im Februar 2022 bislang nicht mehr auf der Tagesordnung gelandet.
Dabei wird es auch noch eine Zeitlang bleiben. Bürgermeisterin Nicole Weissenseel-Brendler verweist auf Anfrage der Redaktion darauf, "dass wir momentan äußert wichtige andere Themen zu bearbeiten haben. Unter anderem, da ich in Babypause gehe und unsere Verwaltung in dieser kurzen Zeit nur mit Vertretung laufen kann".
Aus diesem Grund, so Weissenseel-Brendler, müssten viele Themen hinten angestellt werden. Sie möchte aber spätestens im nächsten Jahr den Straßennamen im Gemeinderat behandeln, voraussichtlich schon im ersten Halbjahr 2024, teilt sie weiter mit.
Ein erklärender Hinweis an den Straßennamensschilder?
Die Gemeinde hat sich zwischenzeitlich Informationen von anderen Kommunen eingeholt, die ebenfalls über den Straßennamen entscheiden wollen oder bereits eine Entscheidung dazu getroffen haben. Konkret nennt sie Bergtheim im Landkreis Würzburg. Dort hatte sich der Rat für die Beibehaltung des Namens sowie eine Kontextualisierung am Straßenschild entschieden. Dabei handelt es sich um ein erklärendes Hinweisschild, in diesem Fall zur NS-Vergangenheit von Nikolaus Fey.
Auch wenn eine Kommune das alleinige Recht hat, einen Straßennamen zu ändern: Bei der Entscheidungsfindung in Dingolshausen sollen die Anwohnerinnen und Anwohner der Nikolaus-Fey-Straße "mitgenommen" werden. Das ist Bürgermeisterin Weissenseel-Brendler besonders wichtig.
Bereits bei der Diskussion im Rat vor eineinhalb Jahren hatte sie auf diesen Aspekt hingewiesen. Die Gemeinde hatte damals alle dort lebenden Menschen angeschrieben, und daraufhin ein deutliches Votum erhalten: Alle hätten sich gegen eine Umbenennung ihrer Straße ausgesprochen, erinnert Weissenseel-Brendler nochmals an dieses einstimmige Meinungsbild.
Während sich Gerolzhofens Bürgermeister kürzlich eindeutig pro Umbenennung der Straße in seiner Stadt positionierte, will sich Nicole Weissenseel-Brendler zu dem Fall in Dingolshausen nicht zu ihrer persönlichen Meinung äußern. In der Ratssitzung im Februar 2022 gab es durchaus kontroverse Ansichten zu dem Thema.
Mehrere Beschlussvorschläge sollen zur Abstimmung kommen
Wolfgang Joos hatte sich damals dafür ausgesprochen, "Nikolaus Fey die Ehre einer Straße" zu entziehen. Mehrere Mitglieder konnten sich mit dem von Anliegerinnen und Anliegern der Straße vorgebrachten Vorschlag, ähnlich wie in Bergtheim das Straßennamensschild mit aufklärenden Hinweisen zu Nikolaus Fey zu ergänzen, anfreunden.
In vielen Redebeiträgen klang durch, dass das Wirken von Fey nicht unter den Tisch gekehrt werden könne (Norbert Meier). Ein Ignorieren sei nicht mehr möglich, meinte Marion Heger in der Sitzung, und forderte den Gemeinderat auf, dass er sich ganz bewusst für oder gegen diesen Straßennamen entscheiden müsse.
So wie es derzeit aussieht, wird das nun im kommenden Jahr der Fall sein. Einen einzelnen Beschlussvorschlag wird es dann nicht geben. Die Bürgermeisterin kündigt gegenüber dieser Redaktion an, dass mehrere Vorschläge zur Abstimmung kommen werden.