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DINGOLSHAUSEN
Bürgermeisterin macht Babypause: In Dingolshausen ist das bald der Fall und eine Premiere im Landkreis Schweinfurt
Nicole Weissenseel-Brendler wird ihr Amt für längere Zeit nicht ausüben können. Welche Auswirkungen die Schwangerschaft auf die Gemeinde Dingolshausen hat.
Spätestens im Frühjahr wird Dingolshausens Bürgermeisterin Nicole Weissenseel-Brendler nicht mehr im Rathaus präsent sein: Aufgrund ihrer Schwangerschaft, die sie am Montag öffentlich bekannt gegeben hat, wird sie längere Zeit ihre Amtsgeschäfte ruhen lassen.
Foto: Josef Lamber | Spätestens im Frühjahr wird Dingolshausens Bürgermeisterin Nicole Weissenseel-Brendler nicht mehr im Rathaus präsent sein: Aufgrund ihrer Schwangerschaft, die sie am Montag öffentlich bekannt gegeben hat, wird sie ...
Stefan Pfister
 |  aktualisiert: 16.11.2023 03:01 Uhr

Es war eine schöne, aber außergewöhnliche Nachricht, die Nicole Weissenseel-Brendler ihrem Gemeinderat am Montag verkündete: Sie ist schwanger. Die Bürgermeisterin von Dingolshausen (Lkr. Schweinfurt) wird demnächst also in die Babypause gehen.

„Wir hatten einen solchen Fall noch nie innerhalb der Verwaltungsgemeinschaft Gerolzhofen und, soweit ich mich erinnere, auch nicht im Landkreis Schweinfurt“, sagt Johannes Lang, Geschäftsführer der VG, zu der Dingolshausen gehört, auf Anfrage. Er musste lange recherchieren, bevor er Klarheit in diesem Sonderfall hatte.

Die 36-jährige Weissenseel-Brendler ist bereits dreifache Mutter. Es ist aber die erste Schwangerschaft während ihrer Amtszeit, die 2020 begann. So viel ist klar: Sie wird ihre Amtsgeschäfte für einen gewissen Zeitraum nicht ausüben können. Hinzu kommt, dass das Bürgermeisteramt in Dingolshausen aufgrund der Größe der Gemeinde mit rund 1400 Einwohnerinnen und Einwohnern ehrenamtlich geführt wird. Daraus ergeben sich nicht wenige Fragen.

Wie lange wird die Bürgermeisterin ihre Amtsgeschäfte noch führen?

Das entscheidet Nicole Weissenseel-Brendler selbst, teilt Johannes Lang mit. Im Gegensatz zu einer hauptberuflich tätigen Bürgermeisterin gelten im Ehrenamt keine gesetzlichen Fristen; damit hat sie über das Bürgermeisteramt keinen Rechtsanspruch auf Mutterschutz (sechs Wochen vor und acht Wochen nach der Geburt) und Elternzeit.

Wie lange sie ihren Amtsgeschäften noch nachgeht, will sie je nach Verlauf ihrer Schwangerschaft entscheiden. „Wie ich fit bin“, sagt sie gegenüber der Redaktion und schließt nicht aus, ihre Amtspflichten sogar bis kurz vor der Geburt im März wahrzunehmen.

Wie hat die Gemeinde darauf reagiert?

Normalerweise hätte die zweite Bürgermeister Marion Heger die Amtsgeschäfte in der Abwesenheit übernommen. Weil sie dies berufsbedingt aber nicht leisten kann, legte sie ihr Amt nieder. Daraufhin wählte der Gemeinderat mit Norbert Götz einen neuen Stellvertreter im Amt. Götz ist erfahren, er war bereits von 1990 bis 2020 zweiter Bürgermeister.

Zusätzlich wurde das Amt eines dritten Bürgermeisters geschaffen, das Norbert Meier innehat. Beiden wurden noch zwei Vertreter (Guido Schreck und Horst Werner) zur Seite gestellt, die bei Bedarf Amtspflichten übernehmen.

Norbert Götz wird die werdende Mutter während ihrer Babypause als zweiter Bürgermeister hauptsächlich vertreten, zusammen mit einem Team, bestehend aus einem dritten Bürgermeister und weiteren Vertretern. Das Bild zeigt ihn zusammen mit Nicole Weissensseel-Brendler bei seiner Vereidigung im Amt am Montag.
Foto: Gerald Effertz | Norbert Götz wird die werdende Mutter während ihrer Babypause als zweiter Bürgermeister hauptsächlich vertreten, zusammen mit einem Team, bestehend aus einem dritten Bürgermeister und weiteren Vertretern.

Welche Aufgaben müssen die neuen Bürgermeister übernehmen?

Norbert Götz wird die Amtsgeschäfte vorrangig führen, auch wenn er sagt, dass dies nur im Team möglich sei. „Sonst läuft der Laden nicht gut“, so Götz. Neben Aufgaben im Rathaus und Repräsentationen gehören die Mitgliedschaften in mehreren Gremien zum Amt: darunter der „Gemeinsame Zweckverband Waldpflege“ von Dingolshausen und Gerolzhofen, die Schulverbände Grundschule Donnersdorf und Mittelschule Main-Steigerwald, der Zweckverband Abwasserbeseitigung Oberer Unkenbach, die VG-Gemeinschaftsversammlung, Dienstbesprechungen aller Bürgermeister mit dem Landrat und der Bürgermeisterausschuss.

Was ist bislang nicht geklärt?

Die erste Bürgermeisterin darf standesamtliche Trauungen vornehmen. Ob ihre Stellvertreter Ehen schließen werden, steht noch aus. „Wenn das gewünscht wird, klären wir es ab und informieren den Gemeinderat“, erklärt VG-Geschäftsführer Lang.

Werden die Vertreter für ihren Mehraufwand zusätzlich entlohnt?

Nach Angaben von Lang ist eine höhere Entschädigung Sache des Gemeinderates. Weissenseel-Brendler plädiert dafür, dies zeitnah zu klären, vielleicht schon in der nächsten Sitzung des Gremiums.

In welchem Zeitraum wird die Bürgermeisterin nicht tätig sein?

Voraussichtlich von März bis Mai/Juni, sofern es keine Komplikationen gibt. Auch hier gilt für Weissenseel-Brendler: „Wenn ich körperlich fit bin und es organisatorisch hinbekomme, werde ich zurückkehren.“

Von der VG hat sie die Auskunft erhalten, dass sie sich zwei Monate am Stück vertreten lassen kann, ohne auf ihre Bürgermeister-Entschädigung verzichten zu müssen. Notfalls könnte der Gemeinderat dies aber freiwillig verlängern, so die Bürgermeisterin.

Kann eine Bürgermeisterin ihr Amt in Teilzeit führen?

Sollte sich die werdende Mutter entscheiden, das Amt fortan nur stundenweise auszuüben, wäre dies möglich. Die Amtsinhaberin geht für die ersten sechs Monate nach der Geburt von einem erhöhten Vertretungsbedarf aus. Vorstellbar ist für sie, im Homeoffice einen Teil der Aufgaben zu erledigen, während ihre Stellvertreter vermehrt Außentermine wahrnehmen. Sie sei froh, dass sich ein Team gefunden habe, um die Arbeit auf mehreren Schultern zu verteilen.

Wann wären Neuwahlen nötig?

Nur wenn die ehrenamtliche Bürgermeisterin vom Amt zurücktritt, so Lang. In allen anderen Fällen bleibt sie im Amt, selbst wenn sie nur wenige Stunden arbeitet. Nicole Weissenseel-Brendler denkt daran aber gar nicht. „Ich bin pflichtbewusst und würde nicht zurücktreten!“ Sie ist optimistisch, recht schnell ins Rathaus zurückzukehren und hofft, dass bei ihrer vierten Schwangerschaft und Geburt alles so gut verläuft wie bei ihren drei anderen Kindern (fünf, sechs und acht Jahre).

Wird sie das Neugeborene mit in den Gemeinderat nehmen?

Ihr seien solche Situationen nicht unbekannt, sagt sie, aus der Zeit, als sie Gemeinderätin in Donnersdorf, Kreisrätin und Vorsitzende des Weinbauvereins Traustadt war. „Mit einem wenige Wochen alten Baby bin ich sogar in den Kreistag gegangen.“

Sie würde immer versuchen, eine Betreuung zu organisieren. Wenn es nicht anders geht, werde sie das Neugeborene in den Rat mitnehmen. Und wenn sie stillen muss? „Dann würde ich die Sitzung unterbrechen und rausgehen.“ Sie glaubt, dass es eher für die Menschen um sie herum eine Umstellung wird als für sie selbst.

Was ist noch wissenswert?

„Es wird ein Mädchen“, antwortet Nicole Weissenseel-Brendler bereitwillig auf die entsprechende Frage.

 
 
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