Seit Jahren wird über den möglichen Abriss und Neubau der Maxbrücke beziehungsweise den Bau einer neuen Mainbrücke in Schweinfurt diskutiert. Die Folgen einer möglicherweise jahrelangen Sperrung der Brücke für die Innenstadt wären gravierend. Doch die Planung ist deutlich komplexer als man das als Außenstehender vermutet. Denn der Bahntunnel und die Harmonie-Kreuzung müssen auch mit einbezogen werden.
Die städtische Bauverwaltung prüft natürlich nicht nur die Brückenbauwerke regelmäßig und hat deshalb die Notwendigkeit des Neubaus der 1959 in Betrieb genommenen Maxbrücke auf dem Schirm. Der Stadt gehört auch das Bahn-Tunnelfeld, das unter der Harmonie-Kreuzung hindurchführt. Hier läuft die zweispurige Trasse von Schweinfurt nach Bamberg. Und dieses Tunnelfeld ist bei der letzten Bauwerksprüfung mit der Note 3,2 versehen worden, was bedeutet, dass innerhalb der nächsten zehn Jahre neu gebaut werden muss.
Natürlich denken Bauverwaltung und auch die bisher beauftragten Ingenieure nicht nur über Abriss und Neubau der Maxbrücke oder neue Mainbrücken nach, sondern planen bereits eine auch aus Ingenieurs-Sicht komplizierte Baustelle. Bei dieser würde zeitgleich mit der neuen Brücke auch der Bahn-Tunnel und die Harmonie-Kreuzung neu gemacht, an der es im Moment auch noch einen sehr engen Bypass vom Rusterberg kommend über die Bahngleise auf die Maxbrücke gibt.
Wann und für wie lange kann die Bahn die Strecke Richtung Bamberg sperren?
Als der Industrielle Wilhelm Sattler zwischen 1845 und 1848 seinen Einfluss als damaliger Landtagsabgeordneter geltend machte und dafür sorgte, dass die ursprünglich von Bamberg direkt nach Würzburg geplante Eisenbahnstrecke erst von Bamberg nach Schweinfurt und dann nach Würzburg geführt wurde, hatte er damals erheblichen Anteil am Aufschwung der Schweinfurter Industrie.
Dass die Streckenführung am Main entlang im 21. Jahrhundert für Schwierigkeiten sorgen wird, war selbstverständlich nicht absehbar. Fakt ist gleichwohl, dass das Thema Maxbrücke durch die Bahn-Trasse ungleich schwieriger zu handhaben ist. Insbesondere auch, weil alle Vorschläge für eine dritte Mainbrücke mit der Herausforderung zu kämpfen haben, dass sie vor dem Anschluss an die Straße auf Seiten der Innenstadt die Bahn-Trasse queren muss und das Lichtraumprofil der elektrifizierten Strecke keinen Spielraum lässt. Ein Problem, auf das das zunächst beauftragte Planungsbüro der Stadt ausdrücklich hingewiesen hat und das derzeit noch einmal im Detail untersucht wird.
Aus Sicht der Bauverwaltung mit Tiefbauamtsleiter Christian Meckel ist klar, dass das Bahn-Tunnelfeld auf jeden Fall gleichzeitig mit der Maxbrücke saniert werden muss. Dabei würde man auch den gesamten Verkehrsknotenpunkt neu planen und wohl auch den Bypass am Rusterberg beseitigen. Die Bauverwaltung empfiehlt, das Tunnelfeld nach Westen, also Richtung Rusterberg, zu verlängern, um mehr Spielraum bei der Straßenplanung zu haben.
Herausfordernd wird aber die Kommunikation und Abstimmung mit der Deutschen Bahn. Voraussetzung für die Sanierung ist, dass die Bahnstrecke für längere Zeit komplett gesperrt wird und die Züge umgeleitet werden. Das bedeutet, dass man nach Bamberg erst ab dem Haltepunkt Stattbahnhof fahren könnte, die Verbindung ab dem Hauptbahnhof also für längere Zeit entfallen würde.
Noch handelt es sich um Zukunftsmusik, weit nach der nächsten Kommunalwahl 2026. Die Stadt ist im Moment mithilfe eines Vergabeverfahrens auf der Suche nach einem Planungsbüro, das bis 2028 das Planfeststellungsverfahren abschließen soll.
Wenn es dabei bleibt, dass es zu dem von der Stadtverwaltung bevorzugten Abriss und Neubau der Maxbrücke kommt, würde erst eine neue bauzeitliche Geh- und Radwegbrücke erstellt, die in etwa von der Disharmonie aus zum Konferenzzentrum führt. Ab 2029 wäre, Stand jetzt, geplant, die Maxbrücke, die Harmonie-Kreuzung und das Tunnelfeld neu zu gestalten.
Gibt es eine neue Lösung für den Verlauf des Mainradwegs?
Ein weiteres Thema im Zuge der Maxbrücken-Diskussion ist die Wegeführung für den Main-Radweg, einer der beliebtesten Radwege Süddeutschlands. Erst in den 2000er Jahren wurde Schweinfurt daran angeschlossen. Derzeit geht der Radweg von Haßfurt kommend am Stadtstrand vorbei zur Harmonie-Kreuzung. Nach der Querung der Straße führt der Radweg über die Disharmonie weiter zur Gutermann-Promenade wieder an den Main.
Die derzeitige Lösung ist aus Expertensicht nicht optimal, weswegen nun auch wieder Planungen aus dem Jahr 2008 eine Rolle spielen, bei denen der Radweg unterhalb der Maxbrücke geführt würde und mit einer eigenen Brücke bis zur Gutermann-Promenade verlaufen könnte. Allerdings stößt diese Idee vor allem aufgrund der zu erwartenden Kosten nicht nur bei Oberbürgermeister Sebastian Remelé auf Skepsis.