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Schweinfurt
Dritte Mainbrücke statt Neubau der Maxbrücke? Das sagt die Schweinfurter Kommunalpolitik zur Idee des Handelsverbandes
Am 2. Mai entscheidet der Bauausschuss, wie es in Sachen Abriss und Neubau der Maxbrücke weitergeht. Einig ist man in der Sorge um die Zukunft der Innenstadt.
Die Maxbrücke in Schweinfurt, zwischen der Maininsel und Cramer-Mühle: Sie ist 1959 gebaut worden, muss in den nächsten Jahren abgerissen und neu gebaut werden. Eine Option wäre der Bau einer dritten Mainbrücke in Richtung Johanniter-Unfall-Hilfe, gegenüber der Cramer-Mühle.
Foto: René Ruprecht | Die Maxbrücke in Schweinfurt, zwischen der Maininsel und Cramer-Mühle: Sie ist 1959 gebaut worden, muss in den nächsten Jahren abgerissen und neu gebaut werden.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 05.05.2024 02:38 Uhr

Wie geht es weiter mit der Maxbrücke in Schweinfurt über den Main, die in den nächsten Jahren abgerissen und neu gebaut werden muss? Der Bauausschuss des Stadtrates berät in seiner Sitzung am Donnerstag, 2. Mai, auch über eine Idee des Handelsverbandes, die zuletzt für Aufsehen sorgte: eine dritte Mainbrücke bauen und mit einem Kreisel am Paul-Rummert-Ring anschließen sowie die alte Maxbrücke zu einer Brücke für Fußgänger und Radfahrer umbauen. Welche Chancen hat das Projekt in der Kommunalpolitik?

Lobbyarbeit wurde vom Kreisvorsitzenden des Handelsverbandes, Axel Schöll, und dem Brückenbau-Ingenieur Christian Rehrmann aus Schweinfurt hinter den Kulissen intensiv geleistet. Wie sehen die Fraktionen im Stadtrat den Vorschlag? Von den neun Fraktionen und Gruppen im Stadtrat antworteten bis auf die AfD-Fraktion alle auf die Nachfragen dieser Redaktion. Eine Anfrage an Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) zum Thema blieb von Seiten der Stadt ebenfalls unbeantwortet.

CSU will Abwägung der Vor- und Nachteile für ein umsetzbares Konzept

CSU-Fraktionsvorsitzender Stefan Funk sowie der CSU-Sprecher im Bauausschuss, Rüdiger Köhler, betonen, die Bedeutung der Brücke "ist allen Beteiligten in der Stadt bewusst." Seit Jahren ringe man gemeinsam um die beste Variante. Bei einem schon länger zurückliegenden Workshop zum Thema sei klar geworden, dass "ein Ersatzneubau an gleicher Stelle die beste, wenn nicht sogar einzig realistische Variante darstellt", so Funk und Köhler.

Sie plädieren für eine neue dritte Mainbrücke: Di­p­lom-In­ge­ni­eur Christian Rehrmann vom Ingenieurbüro Nippert-Rehrmann (links) und Axel Schöll, Kreisvorsitzender des Handelsverbandes in Schweinfurt, brachten den Vorschlag in der Kommunalpolitik ein.
Foto: René Ruprecht | Sie plädieren für eine neue dritte Mainbrücke: Di­p­lom-In­ge­ni­eur Christian Rehrmann vom Ingenieurbüro Nippert-Rehrmann (links) und Axel Schöll, Kreisvorsitzender des Handelsverbandes in Schweinfurt, brachten den ...

Der Vorschlag des Handelsverbandes sei in der Fraktion vorgestellt worden und im übrigen auch nicht neu, sondern vor Jahren schon einmal von Seiten der Agenda-Gruppe ins Spiel gebracht worden. Es gibt aber aus CSU-Sicht Bedenken, unter anderem die Steigung an der Kreuzung Paul-Rummert-Ring/Alte Bahnhofstraße, um die Oberleitungen der Bahn zu überwinden, die Beeinträchtigung für die Johanniter, die Querung der Cramer-Insel sowie der Einfluss auf das Vogelschutzgebiet Altmain und die Wehranlagen.

Ein Vorteil sei natürlich, dass die Maxbrücke während der Bauzeit einer neuen Brücke weiter genutzt werden könnte. Es gelte nun, alle Punkte "sauber abzuarbeiten und abzuwägen, damit letztendlich auch ein umsetzbares Konzept erarbeitet wird."

SPD-Fraktion spricht sich für eine dritte Mainbrücke aus

Von Seiten der zweitgrößten Fraktion im Stadtrat, den Sozialdemokraten, gibt es Lob für den Vorschlag. Co-Fraktionssprecherin Marietta Eder erklärt, die SPD finde "diesen Vorschlag sehr bedenkenswert." Zum einen gäbe es keine Verkehrsprobleme während der Bauzeit, zum anderen könnten die Versorgungsleitungen unter der Maxbrücke bleiben und die geplanten Kreisel seien für den Verkehr besser.

Besonders wichtig sei es, den Verkehr in Richtung Innenstadt und zum Hafen möglichst nicht zu unterbrechen. Es sei eine gute Idee, die Maxbrücke für Fußgänger und Radfahrende zu erhalten: "Wir wissen, einige träumen auch in Schweinfurt vom Brückenschoppen. Mehr Freizeitmöglichkeiten auch an der Mainlände, das wäre natürlich ein Gewinn für uns alle."

Natürlich müssten nun auch die Anlieger angesprochen und die Naturschutz-Themen gelöst werden, klar ist aus Eders Sicht aber: "Für undenkbar, halten wir es nicht – sondern für lösungsorientiert."

Blick auf die Maxbrücke und den Anschluss am Auflager neben der Spinnmühle. Bei einer neuen Brücke müsste hier aus Sicht mancher Experten erheblich investiert werden.
Foto: René Ruprecht | Blick auf die Maxbrücke und den Anschluss am Auflager neben der Spinnmühle. Bei einer neuen Brücke müsste hier aus Sicht mancher Experten erheblich investiert werden.

Grüne, Freie Wähler und Linke stehen dritter Mainbrücke offen gegenüber

"Grundsätzlich stehen wir einer dritten Mainquerung offen gegenüber", erklärt Grünen-Fraktionssprecher Holger Laschka. Der Rehrmann-Entwurf habe "zweifelsohne den Charme, dass der Bau parallel zum weiteren Betrieb der noch funktionierenden Maxbrücke erfolgen könnte." Allerdings müssten nun unabhängige Gutachter die Fragen zur möglichen Neigung des Kreisels und zur Steigung der Brückenauffahrt beantworten. Wichtig sei den Grünen dabei "Ergebnisoffenheit".

Aus Laschkas Sicht ist klar: "Wenn sich der Vorschlag baulich realisieren lässt und kostenseitig darstellbar ist, spricht letztlich nichts gegen dessen Realisierung." Außerdem wäre es eine gute Option, die Maxbrücke als Fußgänger- und Radfahrerbrücke zu nutzen. "Aus unserer Sicht stellt eine im Raum stehende zweijährige Abbruch- und Bauphase eine erhebliche Drohkulisse für den Handel in der Innenstadt und im Gewerbegebiet Hafen dar. Sollte es hierzu keine Alternative geben, muss unbedingt eine Bauzeitbeschleunigung angestrebt werden, auch wenn diese mehr kostet", so Laschka.

Der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, Adi Schön, sieht das Thema auf Nachfrage ähnlich: "Die FW-Fraktion unterstützt den vom Handelsverband mit Herrn Rehrmann eingebrachten Vorschlag einer dritten Mainbrücke, da ein zwei- bis dreijähriges Abschneiden der Hauptverkehrsader über den Main nicht nur der Innenstadt, sondern auch dem Handel im Hafen und somit der ganzen Stadt deutlich schaden würde. Außerdem bringt der Erhalt der alten Maxbrücke einen städtebaulichen Mehrwert durch die Aufwertung des Zugangs zur Mainlände und Gutermann-Promenade sowie einer Verkehrsreduzierung vor dem Museum Georg Schäfer."

Positive Signale von der Linken

Auch von Seiten der Linken kommen positive Signale. Fraktionsvorsitzender Robert Striesow erklärt, man stehe dem Vorschlag Rehrmanns offen gegenüber, "wir brauchen eine vernünftige und durchdachte Lösung." Es müsse ergebnisoffen geprüft werden, zumal sich aus Sicht der Linken das Thema Cramer-Insel und Naturschutz anders darstelle als bisher von der Verwaltung kommuniziert.

Dritte Mainbrücke statt Neubau der Maxbrücke? Das sagt die Schweinfurter Kommunalpolitik zur Idee des Handelsverbandes

Dass die Maxbrücke eventuell eine schöne und attraktive Aufenthaltsqualität bekäme, da sie nur für Fußgänger und Radfahrer offen wäre, sei zu begrüßen, so Striesow. Zu bedenken gibt er, dass das Thema Naturschutz ernst genommen werden müsse und eventuell auch Bäume an anderer Stelle nachgepflanzt werden müssten.

Kritik von Zukunft./ödp, Lob von proschweinfurt und der FDP

Deutlich kritischer als die Kolleginnen und Kollegen sieht Ulrike Schneider (Zukunft./ödp) den Vorschlag einer dritten Mainbrücke. Sie befürchtet die Beeinträchtigung des Panoramablicks auf die Stadt, höhere Kosten, da die neue Brücke länger als die Maxbrücke wäre sowie Probleme mit dem Naturschutz aufgrund eines FFH-Gebietes am Saumain. Schneider plädiert für Abriss und Neubau der Maxbrücke unter striktem Baustellenmanagement sowie den Bau einer Brücke für Fußgänger und Radfahrer von der Disharmonie zur Maininsel.

Georg Wiederer (FDP) plädiert für den Rehrmann-Vorschlag, vor allem weil dadurch der Verkehr weiter Richtung Innenstadt fließt, während die neue Brücke gebaut wird. Man diskutiere schon seit Jahren über das Thema Maxbrücke, so Wiederer. Wichtig sei nun, "sofort ranzugehen und die technischen Schwierigkeiten von Experten lösen zu lassen."

Christiane Michal-Zaiser (proschweinfurt) hält den Vorschlag der dritten Mainbrücke durchaus für "wünschenswert". Sie verweist darauf, dass sie dies schon Anfang der 2000er-Jahre als Sprecherin der damaligen CSU-Fraktion im Bauausschuss gefordert habe. Damals war eine dritte Mainbrücke auf Höhe des heutigen Bahnhaltepunktes Schweinfurt Mitte angedacht.

Die Vorteile wie Verkehrsfluss oder Erhalt der Maxbrücke müssten gegen die möglichen Probleme bei Naturschutz oder Wasserschutz aufgewogen werden. Sie bevorzuge "generell eine Lösung, die sich unauffällig in das Stadtbild integriert."

 
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  • Fred Reinshagen
    Die Trasse für die dritte Mainbrücke gibts doch seit Jahrzehnten! Mit Spitalseespange. Die Brücke geht natürlich auch ohne Spitalseespange. Die Th.-Vogel-Str. hat deshalb eine Freihaltetrasse für eine 2. Fahrbahn, sodass eine durchgehende 4spurige Verbindung Hans-Böckler-Str. - Dritte Mainbrücke möglich wäre! Auf der Maininsel ist auf der Trasse bis heute eine Baumschneise. Hat man denn alles vergessen? Kennt man die eigene Stadt nicht mehr?

    Man könnte 2 Fliegen mit einer Klappe schlagen und den Bahnübergang am Sennfelder Bahnhof überflüssig machen. Siehe hier:

    https://geoportal.bayern.de/bayernatlas/?zoom=12&lang=de&topic=ba&bgLayer=luftbild_labels&E=588131.48&N=5543678.99&catalogNodes=11&layers=KML%7C%7Chttps:%2F%2Fgeoportal.bayern.de%2Fba-backend%2Ffiles%2Ff_c51d9c90-804e-11ed-8cfc-2b6bf6ab3c5b_79921eec-fba9-499e-be18-8731437b3a04

    Das wäre eine saubere Lösung, 4 Spuren & 2 Busspuren wären möglich. Bei N-Rehrmann hätte die Brücke statt bisher 3 nur noch 2 Spuren! Plus Probleme!
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  • Andreas Gerner
    Seltsam: Als es hieß, man könne nicht direkt parallel neben der Max bauen, wurden als unumstößliche Gründe immer die Baudenkmäler rechts und links davon ins Feld geführt.

    Das zweifellos wichtigere Baudenkmal Schweinfurts ist doch die Maxbrücke !

    Wie kann man fordern, dieses Denkmal abzureißen für eine Brücke, die - wie sich nun offenbar herausstellte - auch an anderer Stelle ansetzen kann und dort verkehrstechnisch auch noch weit sinnvoller ist ?
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  • Andreas Gerner
    Schon allein aus dem Grund, dass bei der 2 bis 3 Jahre Abriss+Neubau Variante die vielen Blaulichtfahrten (Feuerwehreinsätze, eilige Verletzten- und Krankentransporte ins Krankenhaus...) länger werden, zwingt zu einer Lösung, die die Max in Betrieb lässt, bis der Ersatz (Moritz?) fertig ist.
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