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Gerolzhofen
Glosse zur Woche: "Geht's raus und demonstriert" – Sind die Kundgebungen inspiriert von Fußball-Kaiser Beckenbauer?
Heiterkeit in ernsten Zeiten: Während Narren scharenweise unterwegs sind, setzt die bislang schweigende Mehrheit ein Zeichen gegen Rechtsextremismus.
Endlich zieht es die bislang schweigende Mehrheit der Menschen auf die Straße, zu Demonstrationen, Kundgebungen und Aktionen gegen Rechtsextremismus.
Foto: Josef Lamber | Endlich zieht es die bislang schweigende Mehrheit der Menschen auf die Straße, zu Demonstrationen, Kundgebungen und Aktionen gegen Rechtsextremismus.
Stefan Pfister
 |  aktualisiert: 17.02.2024 02:53 Uhr

Seit Wochen treibt es Millionen Menschen auf die Straßen und Plätze in vielen Städten. Sie haben die Nase voll von rechtsextremen Umtrieben in unserem Land. Daraus hat sich fast schon eine gewisse – auch wenn's eher unschön klingt – Volksbewegung entwickelt.

Was besonders den Hauptadressaten der Proteste, der selbst ernannten Alternative für Deutschland (AfD) sowie weiteren politischen Rechtsaußen und Neonazis, vermutlich überhaupt nicht gefallen dürfte, weil sie ja für sich (zu Unrecht) Volkes Meinung reklamieren.

Endlich aus der Lethargie erwacht

Jedenfalls will die überwiegende Mehrheit, bislang eher schweigend aufgetreten, sich das so nicht mehr gefallen lassen. Auch in Gerolzhofen war's am Samstag so weit, wo 600 Menschen den Marktplatz füllten. Endlich, möchte man sagen! Es wurde auch Zeit, dass die vielen, mit beiden Beinen auf dem Boden der Demokratie stehenden Menschen aus ihrer Lethargie erwacht sind. Als ob eine innere Stimme ihnen zugerufen hat: "Geht's raus und demonstriert!"

Da könnte man fast auf die Idee kommen, dass Fußball-Kaiser Franz seine Finger im Spiel hatte – und das kurz nach seinem Ableben im Januar. Schließlich wird Beckenbauer nachgesagt, mit dem Weckruf "Geht's raus und spielt's Fußball" seine Kicker 1990 zu weltmeisterlichen Leistungen getrieben zu haben.

"Entscheidend ist auf'm Platz", lautet ein weiteres Fußball-Bonmot, das zwar nicht vom Franz stammt, aber ebenso gut auf die Kundgebungen passt. In diesem Fall müsste man besser schreiben "... an der Urne". Bleibt zu hoffen, dass es bei den anstehenden Wahlen ebenso großartige Demokratie-Bekundungen wie zuletzt auf der Straße geben wird. 

Allerorten steppt der Bär – wirklich überall?

In Scharen pilgert zurzeit auch ein anderes "Völkchen" auf die Straßen und in die Hallen. Die Narren feiern die heiße Phase des Faschings. Was manche Krawatte am Donnerstag beim Altweiberfasching gleich leidvoll zu spüren bekam, auch jene von Donnersdorfs Bürgermeister Klaus Schenk

Jedenfalls steppt allerorten der Bär, eine Lachsalve jagt die nächste, es wird gesungen, getanzt, in der Bütt kritisiert. Überall? Nun ja, eine kleine Stadt im Süden des Landkreises wehrt sich ziemlich erfolgreich gegen zu viel närrisches Vergnügen. In Gerolzhofen ist nach  der gelungenen Rückkehr des Frauenbundfaschings wieder weitgehend Ruhe eingekehrt.

Kein Umzug, kein Ball, keine Gaudi gibt's zum Höhepunkt in der ehemaligen Faschingshochburg. Wer sich jetzt ins närrische Getümmel stürzen möchte, muss aufs flache Land: zu den Partys oder Umzügen nach Unterspiesheim, Schallfeld und Lülsfeld.

Fragt sich, ob Heiterkeit in schwierigen Zeiten angemessen ist und sich die Gerolzhöfer bloß deshalb zurückhalten? Für den bekannten Autor Axel Hacke schließt sich beides nicht aus. "Ein heiterer Mensch zu sein, bedeutet nicht, das Schwere zu ignorieren, sondern es in etwas Leichtes zu verwandeln."

Also, bitte keine Zurückhaltung! Mit diesem Tipp und einem "Helau" wünscht das Moisle einen tollen Faschingsendspurt.

 
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