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Gerolzhofen
Gerolzhofen im Jahr 2023: Marktplatz und Schulhäuser sind weiter beherrschende Themen
Im neuen Jahr stehen weniger Gewerbeansiedlungen oder Baugebiete im Vordergrund. Es geht vor allem um Dauerbrenner. Neue Projekte laufen eher im Hintergrund.
Der Marktplatz von Gerolzhofen ist dringend sanierungsbedürftig, nicht nur, was das holprige Pflaster angeht. Auch Wasser- und Kanalleitungen im Untergrund müssen ausgetauscht werden. Ganz abgesehen davon ist geplant, den Platz neu zu gestalten. Die Bauarbeiten sollen im kommenden Jahr starten.
Foto: Michael Mößelin | Der Marktplatz von Gerolzhofen ist dringend sanierungsbedürftig, nicht nur, was das holprige Pflaster angeht. Auch Wasser- und Kanalleitungen im Untergrund müssen ausgetauscht werden.
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 29.01.2023 03:03 Uhr

Manche Themen, die Gerolzhofens Bürgermeister Thorsten Wozniak zu Beginn dieses Jahres beschäftigen, hatte er bereits Anfang 2022 auf der Agenda. Darunter sind die dicksten zu bohrenden Bretter, wie der Neubau der Schulen und die Marktplatzgestaltung. Daneben erzählt er im Jahresauftakt-Interview von Projekten, die nur wenige auf dem Schirm haben.

Frage: Zuerst ein Blick zurück: Anfang 2022 haben Sie von der Zufahrtsstraße von der Schallfelder Straße zum Baugebiet "Am Nützelbach II" gesprochen. Dort stehen jetzt erste Rohbauten, doch von der Zufahrt ist noch nichts zu sehen. Wann kommt diese denn?

Thorsten Wozniak: Wir werden die Erschließungsstraße von der Schallfelder Straße her kommend in diesem Jahr bauen. So ist der Stand jetzt. Die Verhandlungen um die benötigten Grundstücke sind durch – bis auf eines. Es könnte also sein, dass es eine Engstelle geben wird. Aber es gäbe dafür eine technische Lösung.

Gibt es ein zeitliches Limit?

Wozniak: Wir müssen die Erschließung in den nächsten Wochen beplanen – mit oder ohne Engstelle. Aber es sollte auf jeden Fall so beplant werden, dass eine Engstelle auszuweiten wäre. Auch im Baugebiet "Nützelbach I" war die Zufahrt zuerst ein Provisorium.

Das Baugebiet 'Am Nützelbach II' in Gerolzhofen wird derzeit bebaut. Die Zufahrtsstraße (rechts) dorthin ist noch nicht erschlossen. Dies soll in diesem Jahr nachgeholt werden.
Foto: Michael Mößelin | Das Baugebiet "Am Nützelbach II" in Gerolzhofen wird derzeit bebaut. Die Zufahrtsstraße (rechts) dorthin ist noch nicht erschlossen. Dies soll in diesem Jahr nachgeholt werden.
Wie sieht es mit weiteren Baugebieten aus, abseits des Nützelbachs? Hat sich beispielsweise für den Bereich hinter dem Friedhof, Richtung Auffahrt zur B 286 etwas getan?

Wozniak: Ich fange dennoch mal an mit "Nützelbach III". Dort werden wir wegen möglicher Windkraftanlagen im dafür vorgesehenen Vorbehaltsgebiet den Bebauungsplan etwas ändern müssen. Zu neuen Baugebieten kann ich sagen: In petto ist hier nichts. Es lässt sich nur sagen, dass es in den vergangenen zwei Jahren verschiedene, teils weit fortgeschrittene Planungen gab, die letztlich an der Erschließung scheiterten. Aber dies betraf vornehmlich Grundstücke, die nicht der Stadt gehören. Deshalb kann ich dazu schwer etwas sagen. Denken könnte man sich, dass es dabei um die Fläche zwischen Friedhof und B 286 geht ... In der aktuellen Situation würde ich sagen, dass wir am Nützelbach vorankommen: In diesem Jahr erstellen wir die Zufahrt zu "Nützelbach II" und kommendes Jahr wird "Nützelbach III" erschlossen. Damit können wir, davon gehe ich aus, den Bedarf hoffentlich decken. Dann müssen wir schauen, dass wir innerörtliche Lücken schließen, damit wäre auch der künftige Bedarf gut gedeckt. Doch das wird schwierig. Im Bereich "Weiße Marter" etwa gibt es für die unbebaute Fläche hin zur Frankenwinheimer Straße sehr viele Grundstückseigentümer, ganz abgesehen vom vorhandenen landwirtschaftlichen Betrieb und dem angrenzenden Gewerbegebiet. Eine zeitnahe Lösung schließe ich dort aus.

Gibt es Pläne für zusätzliche Gewerbe- und Industrieflächen? Da ist in der Stadt nach den Ansiedlungen von Norma und Schäflein nicht mehr viel vorhanden.

Wozniak: Die Gebiete an der Alitzheimer und Mönchstockheimer Straße sind weitgehend voll. Wir werden uns also Gedanken machen müssen: Wollen wir solche Flächen vorhalten, oder nicht? Das wird eine spannende Diskussion werden und wäre nochmals eine ganz andere Hausnummer als bei der Wohnbebauung, wo sich immer noch irgendwo Flächen für eine Handvoll Häuser finden ließen. Für Gewerbe und Industrie dagegen würden große Flächen benötigt, nur dann macht das Sinn. Und Fakt ist, dass wir keine geeigneten Flächen in städtischer Hand haben.

Mit dem Bau des großen Norma-Logistikzentrums im Industriegebiet 'An der Alitzheimer Straße' sind dort keine nennenswerten Restflächen mehr vorhanden, die kurzfristig bebaut werden könnten.
Foto: Michael Mößelin | Mit dem Bau des großen Norma-Logistikzentrums im Industriegebiet "An der Alitzheimer Straße" sind dort keine nennenswerten Restflächen mehr vorhanden, die kurzfristig bebaut werden könnten.
Schauen wir auf das Herzstück der Stadt, den Marktplatz: Wie steht es da um die Neugestaltung? Man könnte meinen, dass nach dem Entscheid im Gestaltungswettbewerb nochmals ein Schritt rückwärts gemacht wurde und auf Druck von Anwohnern nochmals über die Ausgestaltung diskutiert wird.

Wozniak: Der Wettbewerb wurde mit einem sehr guten Entwurf abgeschlossen und dieser dem Stadtrat und den Anwohnern vorgestellt. Und wie bei vielen prägenden Maßnahmen gibt es dann berechtigte und weniger berechtigte Anmerkungen, Bedenken und Wünsche. Im November gab es einen Verhandlungstermin zur Marktplatzgestaltung (mit dem Landschaftsarchitekturbüro Realgrün aus München, das den Gestaltungswettbewerb gewonnen hat, Anm. d. Red.) und wir werden jetzt zu Beginn dieses Jahres die weiteren formellen Schritte gehen. Da geht es um Dinge wie die Frage, ob die Stufe am Marktplatzbrunnen sein muss. Wir haben keine Punkte gefunden, die nicht zu erklären oder womöglich anzupassen sind. Ich sehe keine Gründe, nicht mit dem Gewinner-Büro zusammenzuarbeiten. So sollten in diesem Jahr die Planungen, die ja nicht nur die Oberfläche, sondern auch den Unterbau und Untergrund mit Kanal- und Wasserleitungen betreffen, abgeschlossen und die Arbeiten vergeben werden, um dann im Jahr 2024 zu starten.

Größter Zankapfel ist ja der geplante Platanenhain auf der Südseite des Marktplatzes. Ist dieser Punkt geklärt? Der lässt sich im Entwurf doch nicht einfach streichen, oder?

Wozniak: Da geht es ja vornehmlich um den Bodenbelag, neben dem Standort der Bäume, den zu verändern natürlich schon ein starker Eingriff wäre. Zum Belag werden noch alternative Ausführungen vorgeschlagen. Das Ziel soll es sein, dass Gewerbetreibende und Anwohner keinen Eintrag von Steinen oder Ähnlichem in die Häuser haben. Und der Platz wird auch von Gastronomie und Zulieferverkehr nutzbar sein.

Vor einem Jahr hieß es, Ende 2022 dürfte ein Architekt für den Neubau der Grund- und Mittelschule gefunden sein ...

Wozniak: Die Verzögerung hing an verschiedenen Faktoren der beteiligten Akteure. Seit nach der Sommerpause arbeitet eine Arbeitsgruppe am pädagogischen Konzept, das in diesem ersten Halbjahr abgeschlossen sein soll. Dann geht es an die Raumplanung, wahrscheinlich über einen Wettbewerb, um die Schulen zu planen. Es ist ein ambitionierter Zeitplan, denn wir hoffen, Ende 2025 zum Spatenstich zu kommen. Wichtig wäre mir, alle Beschlüsse fix zu haben, bevor die Gremien 2026 in der Kommunalwahl wieder neu besetzt werden. Im Bau dann noch Einfluss zu nehmen, das ist richtig und wichtig, doch die Grundlagen sollten vorher stehen.

Die vielleicht größte Neuigkeit vor einem Jahr war Ihr Gedankenspiel zu einer Tiefgarage unter dem Gebäude der Verwaltungsgemeinschaft. Diese ist vom Tisch?

Wozniak: Das sehe ich aktuell vom Tisch. Aber die Parkplatzsuche wird eine Aufgabe bleiben. Wir wollen, wenn Parkplätze am Marktplatz im Zuge der Umgestaltung wegfallen, eine gleiche Anzahl geschaffen haben. Wenn's nach mir ginge, dann müssten alle neuen Parkplätze, wie die auf dem künftigen Marktplatz, auch mal wegdenkbar sein, also mal kurzzeitig, etwa während einer Veranstaltung, einer anderen Verwendung dienen können. Und manche Lösungen für eine Tiefgarage in der Stadt, die einem ins Auge springen, sind in Wirklichkeit gar nicht so einfach umsetzbar.

Sie meinen das große Loch mitten in der Altstadt, die Baustelle "Wilder Mann"? Gibt's da etwas Neues zu berichten?

Wozniak: Tatsächlich stehe ich mit der Bauherrin immer wieder in Kontakt. Doch die Informationen, die ich erhalte, sind mehr oder weniger die gleichen wie die, die in der Main-Post stehen.

Die Baugrube des Hotelprojekts 'Wilder Mann' in der Altstadt von Gerolzhofen ist auch zu Beginn des Jahres 2023 unverändert ein großes Loch, in dem sich nichts tut.
Foto: Michael Mößelin | Die Baugrube des Hotelprojekts "Wilder Mann" in der Altstadt von Gerolzhofen ist auch zu Beginn des Jahres 2023 unverändert ein großes Loch, in dem sich nichts tut.
Vom Dauerbrenner zurück zu Neuem: Welche Projekte stehen 2023 in der Stadt noch an?

Wozniak: Ganz neu ist die Sanierung der alten Hausmülldeponie im Bereich Lindelachshof/Neuer See. Hierfür soll die Detailuntersuchung im Frühjahr starten. Davon hängen die Kosten ab. Das ist natürlich für die Menschen eher uninteressant, aber es wird an der Stadt – wenn es eine große Sanierung wird – trotz hoher Förderung eine sechsstellige Summe hängenbleiben. Neu könnte sein, dass es im Zuge des Haushaltsberatungen wieder um einen Wohnmobilstellplatz gehen wird. Es gibt im Bauamt hierzu Pläne in der Schublade, über die abgestimmt werden soll.

Gibt es noch Themen, die weniger im Blickpunkt stehen?

Wozniak: Wir werden die Pop-Up-Phase des Coworking-Space starten, am 19. Januar werden wir die Ergebnisse präsentieren. Wir haben dazu Räume angeschaut und sind im Gespräch mit möglichen Betreiberinnen und Betreibern. Zudem werden wir das städtische Archiv neu ordnen. Eine Untersuchung hat ergeben, dass wir dort ein großes Durcheinander haben, was die Trennung angeht zwischen dem rechtlich geforderten Archivgut der Verwaltung und dem Material, das dem musealen, heimatgeschichtlichen Archiv zuzurechnen ist. Hier starten wir in diesem Jahr erst mal mit einer echten Neuordnung des Archivs der 1978 aufgelösten Gemeinde Rügshofen als Teil des Stadtarchivs. Diese Aufgabe haben wir vergeben. Und dann wollen wir das Archiv von Gerolzhofen sortieren. Das wird ein spannendes Projekt, das mehrere Zehntausend Euro binden wird – und viel Zeit. Am Ende muss dann auch verbindlich festgestellt werden, wer künftig Zugriff aufs rechtliche Archiv hat, und wer aufs museale.

Was sollte denn in diesem Jahr besser laufen als im vergangenen?

Wozniak: Schön wäre es, wenn wir wieder das gesellschaftliche Leben bekämen, das wir aus der Zeit vor der Corona-Pandemie kennen. Da geht es nicht nur um Veranstaltungen, sondern auch um das Miteinander. Zudem habe ich erkannt, dass wir Politik viel mehr erklären und Menschen einbinden müssen, im Sinne der Öffentlichkeitsarbeit. Eine Art Grundgereiztheit nimmt zu und es wird im Nachhinein über Entscheidungen mehr diskutiert, als mir lieb ist. Es muss wieder gelingen, Informationen gut aufzubereiten und zu transportieren. In den letzten Jahren waren wir alle – ich persönlich, die Politik, die Verwaltung – oft am Limit. Da müssen wir wieder etwas mehr Entspannung bekommen.

Gerolzhofens Bürgermeister Thorsten Wozniak wünscht sich nach Wegfall der Corona-Beschränkungen für dieses Jahr ein Wideraufleben des gesellschaftlichen Lebens in der Stadt.
Foto: Michael Mößlein | Gerolzhofens Bürgermeister Thorsten Wozniak wünscht sich nach Wegfall der Corona-Beschränkungen für dieses Jahr ein Wideraufleben des gesellschaftlichen Lebens in der Stadt.
Vieles verteuert sich gerade stark, allem voran die Energie. Wird sich die Stadt in diesem Jahr etwas von dem, was sie freiwillig anbietet, nicht mehr leisten können, die Stadtbibliothek zum Beispiel oder das Geomaris?

Wozniak: Erst mal nicht. Aber vieles muss auf den Prüfstand. Und es muss klar sein: Wenn wir sechsstellige Summen mehr für Energie ausgeben, dann fehlen die woanders. Was wir schon gesehen haben, ist, dass es Leistungseinschränkungen geben kann, wie jüngst in der Bibliothek, die Zufall waren, weil es personalbedingte Ausfälle gab. Aber es gilt zu prüfen, ob bestimmte Öffnungszeiten, nicht nur in der Bibliothek, noch Sinn machen.

 
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