Manche Themen, die Gerolzhofens Bürgermeister Thorsten Wozniak zu Beginn dieses Jahres beschäftigen, hatte er bereits Anfang 2022 auf der Agenda. Darunter sind die dicksten zu bohrenden Bretter, wie der Neubau der Schulen und die Marktplatzgestaltung. Daneben erzählt er im Jahresauftakt-Interview von Projekten, die nur wenige auf dem Schirm haben.
Thorsten Wozniak: Wir werden die Erschließungsstraße von der Schallfelder Straße her kommend in diesem Jahr bauen. So ist der Stand jetzt. Die Verhandlungen um die benötigten Grundstücke sind durch – bis auf eines. Es könnte also sein, dass es eine Engstelle geben wird. Aber es gäbe dafür eine technische Lösung.
Wozniak: Wir müssen die Erschließung in den nächsten Wochen beplanen – mit oder ohne Engstelle. Aber es sollte auf jeden Fall so beplant werden, dass eine Engstelle auszuweiten wäre. Auch im Baugebiet "Nützelbach I" war die Zufahrt zuerst ein Provisorium.
Wozniak: Ich fange dennoch mal an mit "Nützelbach III". Dort werden wir wegen möglicher Windkraftanlagen im dafür vorgesehenen Vorbehaltsgebiet den Bebauungsplan etwas ändern müssen. Zu neuen Baugebieten kann ich sagen: In petto ist hier nichts. Es lässt sich nur sagen, dass es in den vergangenen zwei Jahren verschiedene, teils weit fortgeschrittene Planungen gab, die letztlich an der Erschließung scheiterten. Aber dies betraf vornehmlich Grundstücke, die nicht der Stadt gehören. Deshalb kann ich dazu schwer etwas sagen. Denken könnte man sich, dass es dabei um die Fläche zwischen Friedhof und B 286 geht ... In der aktuellen Situation würde ich sagen, dass wir am Nützelbach vorankommen: In diesem Jahr erstellen wir die Zufahrt zu "Nützelbach II" und kommendes Jahr wird "Nützelbach III" erschlossen. Damit können wir, davon gehe ich aus, den Bedarf hoffentlich decken. Dann müssen wir schauen, dass wir innerörtliche Lücken schließen, damit wäre auch der künftige Bedarf gut gedeckt. Doch das wird schwierig. Im Bereich "Weiße Marter" etwa gibt es für die unbebaute Fläche hin zur Frankenwinheimer Straße sehr viele Grundstückseigentümer, ganz abgesehen vom vorhandenen landwirtschaftlichen Betrieb und dem angrenzenden Gewerbegebiet. Eine zeitnahe Lösung schließe ich dort aus.
Wozniak: Die Gebiete an der Alitzheimer und Mönchstockheimer Straße sind weitgehend voll. Wir werden uns also Gedanken machen müssen: Wollen wir solche Flächen vorhalten, oder nicht? Das wird eine spannende Diskussion werden und wäre nochmals eine ganz andere Hausnummer als bei der Wohnbebauung, wo sich immer noch irgendwo Flächen für eine Handvoll Häuser finden ließen. Für Gewerbe und Industrie dagegen würden große Flächen benötigt, nur dann macht das Sinn. Und Fakt ist, dass wir keine geeigneten Flächen in städtischer Hand haben.
Wozniak: Der Wettbewerb wurde mit einem sehr guten Entwurf abgeschlossen und dieser dem Stadtrat und den Anwohnern vorgestellt. Und wie bei vielen prägenden Maßnahmen gibt es dann berechtigte und weniger berechtigte Anmerkungen, Bedenken und Wünsche. Im November gab es einen Verhandlungstermin zur Marktplatzgestaltung (mit dem Landschaftsarchitekturbüro Realgrün aus München, das den Gestaltungswettbewerb gewonnen hat, Anm. d. Red.) und wir werden jetzt zu Beginn dieses Jahres die weiteren formellen Schritte gehen. Da geht es um Dinge wie die Frage, ob die Stufe am Marktplatzbrunnen sein muss. Wir haben keine Punkte gefunden, die nicht zu erklären oder womöglich anzupassen sind. Ich sehe keine Gründe, nicht mit dem Gewinner-Büro zusammenzuarbeiten. So sollten in diesem Jahr die Planungen, die ja nicht nur die Oberfläche, sondern auch den Unterbau und Untergrund mit Kanal- und Wasserleitungen betreffen, abgeschlossen und die Arbeiten vergeben werden, um dann im Jahr 2024 zu starten.
Wozniak: Da geht es ja vornehmlich um den Bodenbelag, neben dem Standort der Bäume, den zu verändern natürlich schon ein starker Eingriff wäre. Zum Belag werden noch alternative Ausführungen vorgeschlagen. Das Ziel soll es sein, dass Gewerbetreibende und Anwohner keinen Eintrag von Steinen oder Ähnlichem in die Häuser haben. Und der Platz wird auch von Gastronomie und Zulieferverkehr nutzbar sein.
Wozniak: Die Verzögerung hing an verschiedenen Faktoren der beteiligten Akteure. Seit nach der Sommerpause arbeitet eine Arbeitsgruppe am pädagogischen Konzept, das in diesem ersten Halbjahr abgeschlossen sein soll. Dann geht es an die Raumplanung, wahrscheinlich über einen Wettbewerb, um die Schulen zu planen. Es ist ein ambitionierter Zeitplan, denn wir hoffen, Ende 2025 zum Spatenstich zu kommen. Wichtig wäre mir, alle Beschlüsse fix zu haben, bevor die Gremien 2026 in der Kommunalwahl wieder neu besetzt werden. Im Bau dann noch Einfluss zu nehmen, das ist richtig und wichtig, doch die Grundlagen sollten vorher stehen.
Wozniak: Das sehe ich aktuell vom Tisch. Aber die Parkplatzsuche wird eine Aufgabe bleiben. Wir wollen, wenn Parkplätze am Marktplatz im Zuge der Umgestaltung wegfallen, eine gleiche Anzahl geschaffen haben. Wenn's nach mir ginge, dann müssten alle neuen Parkplätze, wie die auf dem künftigen Marktplatz, auch mal wegdenkbar sein, also mal kurzzeitig, etwa während einer Veranstaltung, einer anderen Verwendung dienen können. Und manche Lösungen für eine Tiefgarage in der Stadt, die einem ins Auge springen, sind in Wirklichkeit gar nicht so einfach umsetzbar.
Wozniak: Tatsächlich stehe ich mit der Bauherrin immer wieder in Kontakt. Doch die Informationen, die ich erhalte, sind mehr oder weniger die gleichen wie die, die in der Main-Post stehen.
Wozniak: Ganz neu ist die Sanierung der alten Hausmülldeponie im Bereich Lindelachshof/Neuer See. Hierfür soll die Detailuntersuchung im Frühjahr starten. Davon hängen die Kosten ab. Das ist natürlich für die Menschen eher uninteressant, aber es wird an der Stadt – wenn es eine große Sanierung wird – trotz hoher Förderung eine sechsstellige Summe hängenbleiben. Neu könnte sein, dass es im Zuge des Haushaltsberatungen wieder um einen Wohnmobilstellplatz gehen wird. Es gibt im Bauamt hierzu Pläne in der Schublade, über die abgestimmt werden soll.
Wozniak: Wir werden die Pop-Up-Phase des Coworking-Space starten, am 19. Januar werden wir die Ergebnisse präsentieren. Wir haben dazu Räume angeschaut und sind im Gespräch mit möglichen Betreiberinnen und Betreibern. Zudem werden wir das städtische Archiv neu ordnen. Eine Untersuchung hat ergeben, dass wir dort ein großes Durcheinander haben, was die Trennung angeht zwischen dem rechtlich geforderten Archivgut der Verwaltung und dem Material, das dem musealen, heimatgeschichtlichen Archiv zuzurechnen ist. Hier starten wir in diesem Jahr erst mal mit einer echten Neuordnung des Archivs der 1978 aufgelösten Gemeinde Rügshofen als Teil des Stadtarchivs. Diese Aufgabe haben wir vergeben. Und dann wollen wir das Archiv von Gerolzhofen sortieren. Das wird ein spannendes Projekt, das mehrere Zehntausend Euro binden wird – und viel Zeit. Am Ende muss dann auch verbindlich festgestellt werden, wer künftig Zugriff aufs rechtliche Archiv hat, und wer aufs museale.
Wozniak: Schön wäre es, wenn wir wieder das gesellschaftliche Leben bekämen, das wir aus der Zeit vor der Corona-Pandemie kennen. Da geht es nicht nur um Veranstaltungen, sondern auch um das Miteinander. Zudem habe ich erkannt, dass wir Politik viel mehr erklären und Menschen einbinden müssen, im Sinne der Öffentlichkeitsarbeit. Eine Art Grundgereiztheit nimmt zu und es wird im Nachhinein über Entscheidungen mehr diskutiert, als mir lieb ist. Es muss wieder gelingen, Informationen gut aufzubereiten und zu transportieren. In den letzten Jahren waren wir alle – ich persönlich, die Politik, die Verwaltung – oft am Limit. Da müssen wir wieder etwas mehr Entspannung bekommen.
Wozniak: Erst mal nicht. Aber vieles muss auf den Prüfstand. Und es muss klar sein: Wenn wir sechsstellige Summen mehr für Energie ausgeben, dann fehlen die woanders. Was wir schon gesehen haben, ist, dass es Leistungseinschränkungen geben kann, wie jüngst in der Bibliothek, die Zufall waren, weil es personalbedingte Ausfälle gab. Aber es gilt zu prüfen, ob bestimmte Öffnungszeiten, nicht nur in der Bibliothek, noch Sinn machen.