Gerade die ältere Generation wird sich noch an die wilden Schuttplätze und Müllkippen erinnern, die es früher praktisch in der Nähe eines jeden Dorfes gab. Dort wurde einfach alles entsorgt, was weg musste. Und oft genug qualmte dort auch ein dauerhaftes Feuer vor sich. An eine etwaige Verseuchung der Umwelt, insbesondere des Grundwassers, haben damals wohl nur die wenigsten gedacht.
In Gerolzhofen beispielsweise gab es wilde Müllhalden an der Schallfelder Straße, wo sich jetzt das FC-Fußballstadion befindet. Auch östlich der Kartbahn in Richtung Mahlholz wurde eine Geländevertiefung über Jahrzehnte mit Müll und Schrott verfüllt. Später wurde das Areal eingeebnet und von einem Gerolzhöfer Privatmann, der das Grundstück erhalten hatte, mit Obstbäumen bepflanzt.
Selbst das kleine Rügshofen hatte eine eigene Müllhalde: am Bischwinder Wäldchen in Richtung Kappel, wo daneben später auch die Gerolzhöfer Erdaushubdeponie angelegt wurde. Dort wurden ganze Schrottautos entsorgt, außerdem ausrangierte Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen, Kühlschränke und Gefriertruhen, sowie Sperrmüll aller Art. Was für die damaligen Kinder ein beliebter Abenteuer-Spielplatz war, wo man sich ein "Lager" bauen konnte, wird heutzutage wegen möglicher Umweltgefahren skeptisch beobachtet.
Abfall war Gemeindesache
Bis in die 70er Jahre waren die Gemeinden noch selbst die Träger der Abfallentsorgung. Erst im Zuge des neuen Abfallbeseitigungsgesetzes des Bundes von 1972 und des Bayerischen Abfallgesetzes von 1973 wurde die Zuständigkeit bei der Abfallentsorgung auf die Bezirksregierungen und die Landratsämter und kreisfreien Städte übertragen. In der Folge wurden bundesweit dann etwa 50.000 Müllkippen geschlossen.
Auch im Landkreis Schweinfurt, insbesondere in der weiteren Peripherie, existierte keine Müllentsorgung, wie wir sie heute kennen. Anfallender Hausmüll, Bauschutt, Erdaushub und sonstige Abfälle, die in den Ortschaften täglich anfielen, wurden von der Bevölkerung einfach auf den örtlichen Müllplätzen entsorgt. Dafür nutzte man bevorzugt ehemalige Gruben, Steinbrüche, Hohlwege oder alte Bombentrichter aus dem Zweiten Weltkrieg.
Müllkippen in Kataster aufgenommen
Im Landkreis Schweinfurt sind – nach aktuellem Stand – genau 149 dieser ehemaligen Hausmüllkippen bekannt, teilt der Pressesprecher des Landratsamts Schweinfurt, Andreas Lösch, auf Anfrage dieser Redaktion mit. Diese alten Schuttplätze wurden mit der Einführung des Altlastenkatasters standardmäßig zu "Altlastenverdachtsflächen" erklärt.
Vor mehreren Jahren hat man im Landkreis dann begonnen, diese Verdachtsflächen der Reihe nach zu untersuchen. Einiges ist bereits abgearbeitet. "Bislang konnten schon 68 Flächen aus dem Kataster entlassen werden, da die dort abgelagerten Materialien keine Gefahr für die Umwelt, insbesondere für das Grundwasser darstellen", sagt Pressesprecher Lösch. Bei bislang fünf Flächen sei jedoch aufgrund der ermittelten Schadstoffe zunächst weiterer Untersuchungsbedarf angezeigt.
Unproblematische Abfälle
Bei den bisherigen Untersuchungen ehemaliger Hausmüllkippen seien laut Andreas Lösch meist nur unproblematische Abfälle gefunden worden, die für die 50er bis 70er Jahre typisch waren: Hausmüll, insbesondere Blech, Glas und Papier, diverse Metalle, Bauschutt und Bodenaushub.
Bei den noch genauer zu untersuchenden fünf Flächen wurden Schadstoffe wie Mineralölkohlenwasserstoffe oder polyaromatische Kohlenwasserstoffe festgestellt, die durch Ablagerung ölhaltiger Gegenstände beziehungsweise damals durch das unkontrollierte Verbrennen des Mülls entstanden sind. "Von abgelagerten 'Giftstoffen' kann man bei diesen Hausmüllkippen im Gegensatz zu Deponien für Industrieabfälle jedoch nicht sprechen", betont Pressesprecher Lösch.
Jetzt im Raum Gerolzhofen
Für den Spätsommer und Herbst 2022 ist nun vorgesehen, im Bereich der Verwaltungsgemeinschaft Gerolzhofen zehn alte Müllhalden einer "orientierenden Untersuchung" entsprechend des Bundesbodenschutzgesetzes zu unterziehen. Dazu zählt laut Lösch auch der alte Schuttplatz bei Michelau. Diese bevorstehende Untersuchung war, wie berichtet, in der April-Sitzung des Michelauer Gemeinderats bereits bekanntgegeben worden. Die ebenfalls zunächst geplanten Untersuchungen der Altlastenverdachtsflächen in den Gemeindeteilen Hundelshausen und Altmannsdorf wurden laut Lösch nun aber "aufgrund der schwierigen Zugänglichkeit des Geländes" erst einmal zurückgestellt.
Die Untersuchungen werden unter Federführung des Wasserwirtschaftsamtes Bad Kissingen durchgeführt und vom Freistaat Bayern finanziert. Je nach Zugänglichkeit der alte Müllkippe erfolgt die Untersuchung mittels Baggerschürfen oder Rammkern-Sondierungen. Stößt man dabei auf Grund- beziehungsweise auf Schichtenwasser oder befindet sich in der Nähe der alten Deponie ein Fließgewässer, dann werden vom Wasserwirtschafsamt zusätzlich auch Wasserproben gezogen und im Labor untersucht.
Mehr dazu: https://www.lfu.bayern.de/altlasten/altlastenkataster/index.htm