Der Horten, 1964 eröffnet, später ab 1996 der Kaufhof: Das war lange Zeit ein Stück Welt, ein ganz besonderes Einkaufserlebnis. Aus der Umgebung machte man Ausflüge zum Einkaufen und vor allem zum Gucken. Allein schon in das Parkhaus zu fahren, war etwas Besonderes.
Wer jetzt so Mitte 50 ist, kaufte dort in Schweinfurt Schallplatten, die erste Kamera oder Parfüm vom Weihnachtsgeld der Oma. Turnschuhe nicht zum Turnen, sondern für den Alltag fand man im Horten. Oder die Bluse mit dem Carmen-Auschnitt, die Olivia Newton-John im Film "Grease" anhatte. Oder die Strumpfhose mit dem Schleifchen an der Ferse, die Prinzessin Diana getragen hat. Die Fahrt nach Schweinfurt lohnte sich immer.
Und dann war da noch das Lokal, der "Kupferspieß". Absolut futuristisch, auch später noch als Selbstbedienungsladen. Kurz: Ein Ausflug zu Horten war ein Erlebnis. Für die ganze Familie.
Und jetzt? Ob die Schweinfurter Filiale nach der Insolvenz der Gruppe erhalten bleiben wird, war lange nicht klar. Jetzt ist die Entscheidung gefallen: Das Haus schließt im Januar 2024. Zwei langjährige ehemalige Mitarbeiter schmerzt das sehr: Chefdekorateur Hans-Jürgen Runge (Gerolzhofen) und Geschäftsführer Herwig Beck (Sennfeld). "Es ist sehr traurig, wie das alles gelaufen ist", sagt Herwig Beck, der die Filiale von 1989 bis 2006 leitete. "Wir waren der zentrale Ort zum Einkaufen. Es bricht mir das Herz." Verändertes Einkaufsverhalten, Konkurrenz durchs Internet sei sicher ein Thema, warum ein Kaufhaus-Konzern Probleme habe. "Der Handel hat sich enorm verändert."
Konkurrenz durch die Stadtgalerie
Dazu komme die Konkurrenz durch die Stadtgalerie. "Ich habe von Anfang an gesagt, dass 20.000 Quadratmeter Fläche zu viel sind." Auf der anderen Seite wurde zum Schluss wohl wenig investiert in die Filialen. Herwig Beck, der mit großem Respekt von Firmengründer Helmut Horten spricht, vermisst aber heute auch eine Firmenleitung, die für persönliche Zuwendung und für Verantwortung steht.
Beck: Aufenthaltsqualität in Schweinfurt hat nachgelassen
Was Herwig Beck auch anspricht: Die Aufenthaltsqualität in der Stadt. "Sie hat nachgelassen", ist seine Beobachtung. Das sieht er auch in Zusammenhang mit den Leerständen in der Stadt. Viele Leute fahren lieber nach Bamberg oder nach Würzburg statt in die Schweinfurter Innenstadt, ist sein Eindruck. "Wenn alles einschläft, kann nichts passieren."
Horten/Kaufhof, das war sein Leben, merkt man schnell, wenn man sich mit Herwig Beck unterhält. Für seine Frau Emmi-Katharina trifft das auch zu. Sie hat ebenfalls bei Horten gearbeitet, war lange in der Zentrale für den Einkauf von Kinderkleidung zuständig. Kennengelernt haben sich die zwei natürlich in einer Horten-Filiale, in Nürnberg, wo sie beide gearbeitet haben. Dann ging der Weg weiter quer durch Deutschland, bis Herwig Beck die Filiale in Schweinfurt übernahm.
"Wo geht die Reise hin?", fragt sich Herwig Beck angesichts von Selbstbedienungskassen und leeren Innenstädten. Er hat gehofft, dass der Kaufhof in Schweinfurt nicht schließt. "Das wäre eine Katastrophe für die Stadt und für die Mitarbeiter."
Fotos, Zeitungsausschnitte und Filme zeigen die Kaufhaus-Geschichte
Hans-Jürgen Runge kämpft mit den Tränen, wenn er an die gut 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kaufhofs denkt, die lange nicht wussten, wie es weitergeht. "Für die Mitarbeiter ist die Situation eine Katastrophe. Sie haben alles gegeben." Auf dem Tisch hat er eine Sammlung von Kaufhof-Ansteckern liegen, die Haken der Garderobe im Haus der Runges sind ehemaliges Inventar aus dem "Kupferspieß". Runge hat jede Menge Fotos, Unterlagen, Zeitungsausschnitte, Briefe. "Er hat jedes Fitzele aufgehoben", sagt seine Frau Ingrid.
Etliche Filme hat er in seinem Archiv. Von der Eröffnung 1964 zum Beispiel. Oder von einer Weihnachtsaktion 1992. Er kennt jeden, der im Weihnachtsmann- oder Helferkostüm durch das Kaufhaus läuft und die Kundschaft überrascht. "Sie ist immer noch dabei." Oder: "Er arbeitet immer noch dort." Das sagt er öfter.
Hans-Jürgen Runge denkt gerne an das Miteinander zurück
Blickt er zurück, denkt er vor allem an Zusammenhalt, an Miteinander. "Es war eine totale Verbundenheit. Wir waren wie eine Familie." Oberstes Ziel sei immer gewesen, die Kundschaft zu überraschen, ihr ein Einkaufserlebnis zu bieten. Schicke Autos, wie ein Lincoln, der klassische Ami-Schlitten, oder eine Harley wurden als Deko aufgestellt. Einmal sogar eine Gondel. "Die kam aus Bamberg. Das war ein Aufwand."
Man habe immer etwas geboten. Schminkaktionen zum Beispiel, Italienische Wochen, komplett mit Pizzaofen, Eistheke, Musik und Tanz. Freude vermitteln. Für Chefdekorateur Hans -Jürgen Runge war das ein Teil der Arbeit.
Helmut Horten stiftete eine Madonna für St. Michael und eine Glocke für die Christuskirche
61 Jahre war Runge bei Horten/Kaufhof. Wie für Herwig Beck war auch für ihn das Kaufhaus sein Leben. Auch er spricht mit Respekt von Helmut Horten. Er sei sehr sozial engagiert gewesen. Anlässlich eines runden Geburtstages habe Horten jedem Mitarbeiter, der eine gewisse Zeit im Haus war, 1000 Euro geschenkt. Das sorgt nicht nur bei den Becks und bei den Runges auch noch nach Jahrzehnten für Erstaunen. Viele wissen wohl auch nicht, dass Helmut Horten eine Madonna für die Kirche St. Michael und eine Glocke für die Christuskirche gestiftet hat, erzählen Runge und Beck.
Was für Hans-Jürgen Runge noch wichtig ist: Harmonie, Anstand und Würde. Das hat er erlebt in seiner Zeit. Das vermisst er jetzt, nicht nur in der Kaufhof-Diskussion. Auch er hat bis zuletzt von Herzen gehofft, dass der Schweinfurter Kaufhof überleben wird.
Runge formuliert aber auch einen Appell: Wer möchte, dass es Arbeits-und Ausbildungsplätze in der Stadt vor Ort gibt, muss sein Einkaufsverhalten anpassen. Soviel Miteinander sollte seiner Meinung nach sein.
Stichwort Miteinander: Runge und Beck waren natürlich vor Ort, als das Kaufhof-Team eine Unterschriftenaktion gestartet hat, um auf seine Situation aufmerksam zu machen. Der Zusammenhalt ist immer noch groß, sagen beide. Und auch die Freude, wenn man sich sieht. Trotz der schweren Zeiten. Familie ist eben Familie.
Warum? Weil die Chefetage bei Otto offensichtlich anders gehandelt hat, und richtig gehandelt hat, die in den anderen Firmen aber nicht, die waren dort eben Versager. Daher gibt es sie nicht mehr.
Erinnert sich noch jemand an Schlecker? Die waren in vielen kleinen Dörfern deulich wichtiger in Sachen Nahversorgung als es die Kaufhäuser jemals sein könnten, und als Schlecker Pleite ging, da ließ man es einfach zu. Und die Gesellschaft hat auch das überlebt.
Von daher: weg damit.
Der Mann war ein Arisierungsgewinner, der 1936 ein jüdisches Kaufhaus weit unter Wert "übernahm", die jüdischen Angestellten entließ und das in der NS-Presse feierte. Ein Nazi also, der sich die Taschen vollmachte.
Er lavierte sich auch durch die Entnazifizierung.
Nachzulesen bei Wikipedia.
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Verändertes Einkaufsverhalten, Konkurrenz durchs Internet sei sicher ein Thema, warum ein Kaufhaus-Konzern Probleme habe. "Der Handel hat sich enorm verändert."......
Was Herwig Beck auch anspricht: Die Aufenthaltsqualität in der Stadt. "Sie hat nachgelassen", ist seine Beobachtung..........
Wo geht die Reise hin?", fragt sich Herwig Beck angesichts von Selbstbedienungskassen und leeren Innenstädten.
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und nein....bin der Galerie gibt es jeine Läden, die den Hirten ersetzen können.
zB den C&A habe ich seit dem Umzug ins ECE nicht mehr betreten .
für mich war das Aus von 'Dinea' und der Technikabteilung der Todesstoß für das Kaufhaus. man braucht auch nicht dauernd neue Sachen
Heute müsste ich für diese Einkäufe mehrere Märkte aufsuchen, wenn es nicht den Online-Handel gäbe.
Als Amazon-Prime-Kunde bekomme ich die Waren schnell und versandkostengünstig geliefert.