Gut 60 rote Punkte zeigt die Deutschlandgrafik eines Artikels der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) vom 19. Januar. Der Autor markiert damit jene Städte, in denen es im Zuge der Insolvenz von Galeria Karstadt Kaufhof seiner Ansicht nach zu Filialschließungen kommen dürfte. Als einziger unterfränkischer Standort darauf vertreten: Schweinfurt.
"Reine Spekulation", da sind sich Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU), Schweinfurts Wirtschaftsförderer Thomas Herrmann, Matthias Hahn, bis vor kurzem Betriebsratsvorsitzender der Schweinfurter Filiale und Peter König, Verdi-Gewerkschaftssekretär für den Fachbereich Handel im Bezirk Würzburg/Aschaffenburg, einig. Und tatsächlich stammt die Auflistung nicht aus dem Unternehmen selbst, sondern wurde von der SZ auf Grundlage eines selbst konzipierten Ausschlussverfahren erarbeitet.
Betriebsrat und Gewerkschafter stellen Aussagekraft des SZ-Berichts infrage
Eine wesentliche Rolle spielten dabei zwei Quellen: Eine betriebswirtschaftliche Analyse aller Galeria Kaufhof- und Karstadt-Standorte aus dem Jahr 2012 und einer Information "aus Unternehmenskreisen", wonach die Zahl der zu schließenden Filialen am Ende bei etwa 60 liegen soll.
Beides Faktoren, die den Bericht für Hahn und König von vornherein disqualifizieren: "Das ist eine Zahl, die überhaupt nicht stimmt. Es sind weit mehr Häuser, die geschlossen werden sollen. Uns wurde die Zahl genannt, es sind weit mehr als 60, aber weniger als die befürchteten 90", erklärt der Betriebsrat.
König stellt hingegen die Aussagekraft der, noch vor der Fusion von Galeria Kaufhof und Karstadt erstellten, zehn Jahre alten Analyse infrage: "Die heutigen Rahmenbedingungen sind mit damals sicherlich nicht vergleichbar. Heute gibt es andere Inhaber, eine andere Situation in der Handelslandschaft und Corona hat die Situation im Textil und Schuhbereich deutlich verschärft."
Rosige Aussichten für die Schweinfurter Filiale verspricht keine der Perspektiven. Galeria Karstadt Kaufhof, Deutschlands letzter großer Kaufhauskonzern, wird in jedem Fall einen Großteil seiner 131 Filialen schließen und um welche es sich dabei handelt, kann – wie bei der ersten Insolvenz im Jahr 2020 – neben Faktoren wie Miete und Umsatz einmal mehr auch vom politischen Rückhalt an den jeweiligen Standorten abhängen.
Das gemeinsame Statement von Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé und Wirtschaftsförderer Thomas Herrmann, auf Nachfrage dieser Redaktion, scheint einen solchen Rückhalt zu vermitteln: Die Stadt verfolge sehr genau, wie sich das Insolvenzverfahren entwickle, da ein Rückzug des Unternehmens aus Schweinfurt "mehr als bedauerlich" wäre. Die städtische Wirtschaftsförderung stehe daher in sehr engem Austausch mit weiteren Städten und dem Eigentümer der Immobilie, "um alle Möglichkeiten auszuloten." Auch eine Videokonferenz mit der Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, Klara Geywitz, habe es zur aktuellen Lage gegeben.
Stadt Schweinfurt beschwört engen Austausch, Betriebsrat widerspricht
"Ein sehr enger und offener Austausch" fände zudem zwischen der Filialleitung, dem Betriebsrat und dem Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Schweinfurt statt. Eine Aussage, der der ehemalige Betriebsratsvorsitzende der Schweinfurter Filiale, Matthias Hahn, widerspricht. Zwar habe der Oberbürgermeister Ende November Teile des Betriebsrats und die Geschäftsführung zu einem Gespräch empfangen, seitdem habe man vonseiten der Stadt jedoch nichts mehr gehört.
Dabei wollte die Stadt laut Aussage seiner Kollegen – Hahn hatte dem Termin selbst nicht beigewohnt – ein Schreiben an Galerias Vorstandsvorsitzenden, Michael Müllenbach und eines "als moralische Unterstützung" an die Belegschaft der Schweinfurter Filiale verschicken. Ob Müllenbach Post erhalten habe, wisse Hahn nicht, "aber die Kollegen hier haben von der Stadt Schweinfurt nichts bekommen. Keine Information, keine Unterstützung, bis jetzt."
Auch die Gewerkschaft Verdi vermisst bislang eine Regung vonseiten der Stadt. "Schade", findet Peter König, möchte sich jedoch auch ohne deren Unterstützung mit Aktionen für den Erhalt der Filiale starkmachen. Die Konzernspitze in Essen, die ursprünglich im Januar verkünden wollte, wie es mit den einzelnen Kaufhäusern weitergehen soll, lässt ihre 17.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter indes weiterhin im Unklaren: "Es gibt wirklich überhaupt keine Infos. Wir haben eine Telefonkonferenz gehabt, wo uns mitgeteilt wurde, dass die Entscheidungen jetzt vertagt wurden auf Anfang, Mitte März. Und früher ist nicht damit zu rechnen, dass irgendwelche Namen oder Standorte bekannt gegeben werden, die zugemacht werden sollen", schildert Hahn die angespannte Situation.
Galeria-Belegschaft baut weiter auf den Erhalt der Filiale
Die Stimmungslage im Betrieb sei dementsprechend "katastrophal", da für die 55 Angestellten völlig offen sei, ob sie in einem Vierteljahr noch einen Job haben. Gleichzeitig scheint die Belegschaft an der Hoffnung eines Erhalts "ihrer" Galeria Kaufhof in Schweinfurt festzuhalten, denn: "Eigenkündigungen hat es in unserem Haus in Reaktion auf die derzeitige Lage bislang noch keine gegeben."
Was der OB machen soll - erschließt sich mir hier nicht. Wandel war immer da - sonst hätte es in der Laufe der Zeit auch nicht dieses Geschäft gegeben.
Aber ich kann mich den Vorschreibern nur anschließen, als Personal würde ich schauen jetzt schon woanders eine Stelle zu suchen.
Hört sich oberflächlich und hart an, ist aber nunmal Fakt. Kein Unternehmen kann es sich leisten dauerhaft im Minus zu wirtschaften.
Das ist nichts anderes als wie Stochern im Nebel!
Seriosität, wie man sie der SZ bisher nachgesagt hat, sieht anders aus.
Die Mitarbeiter der genannten Filialen werden auf jeden Fall alles andere als erfreut sein.
Unterstützung - wie immer sie aussehen sollte - gleich Null!
Keinerlei Anstrengungen ... wieder einmal schade, was aus dem Rathaus kommt.
was kann und soll da ein Bürgermeister machen?
Jeder mit Verstand weiß genau das Warenhäuser ein Auslaufmodell sind. Die Firma ist an Ende und totgerittene Gäule sollte man ein würdiges Ende zugestehen.
Die 55 Beschäftigten sollten keinerlei Probleme haben einen neuen und zugleich auch besseren Arbeitgeber zu finden. Es sind ja vermutlich alles Fachkräfte, daher führt auch dieser Punkt ins Leere.
Selbst wenn Würzburg und bzw. oder Schweinfurt vorerst bestehen bleiben sollte. Welche Zukunft haben solche Warenhäuser? Die meisten sind schon weg, der Rest wird folgen. Wenn nicht dieses Jahr dann nächstes Jahr.
Darauf sollten sich die Städte einstellen und auch die Gefschäfte im Umfeld.
Je eher so ein Dino weg ist um so eher ergibt sich die Chance auf etwas neues. Und falls der Leerstand jahrelang bestehen sollte so zeigt das, dass der Handel wie er seit der Nachkriegszeit besteht mehr oder weniger am Ende ist.
Wenn ich Sportbekleidung brauche gehe ich zu Sport Geyer oder Sport Ludwig am Hainig. (Teilweise auch Internet)
Mann muss sich eben auf eine Sparte spezialisieren und dementsprechend mehr Auswahl und bessere Beratung haben.
Ich kann nicht sämtliche Sparten in einem Haus abdecken, ein Einkaufszentrum mit spezialisierten Einzelgeschäften vielleicht.
Aber die tun sich auch schon schwer (hohe Mietkosten zb. Stadtgalerie)