Es war in den vergangenen Wochen befürchtet worden, jetzt herrscht Gewissheit: Die angeschlagene Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof schließt 52 ihrer noch 129 Filialen. Und das in zwei Wellen: zum 30. Juni 2023 und zum 31. Januar 2024. Dies teilte das Unternehmen am Montagnachmittag mit. Im Januar 2024 werden laut einer Liste von Galeria auch die Lichter in der Filiale in Schweinfurt ausgehen.
"Das ist zweifellos heute für uns alle ein schwerer Tag", kommentiert Arndt Geiwitz, Generalbevollmächtigter bei Galeria, die Entscheidung über die Filialschließungen. Laut der Mitteilung sei in den vergangenen Wochen "intensiv um jeden einzelnen Standort gerungen" worden. Geiwitz fügt an: "Die verbleibenden Filialen haben eine tragfähige wirtschaftliche Perspektive."
Für Schweinfurt scheint das nicht der Fall zu sein. Für eine Stellungnahme war am Montag in der Filiale niemand erreichbar.
Insgesamt seien laut Galeria rund 4000 Mitarbeitende an den Standorten betroffen. Die Betroffenen sollen ein Angebot erhalten, in eine Transfergesellschaft zu wechseln. "Dies ist ein rabenschwarzer Tag", betonte der Betriebsrat.
Würzburger Galeria Kaufhof bleibt erhalten
Aufatmen können unterdessen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Galeria-Filiale in Würzburg. Zu den 77 Standorten in Deutschland, an denen Galeria Karstadt Kaufhof festhalten und diese mit einem neuen Konzept in die Zukunft führen will, zählt auch Würzburg. Galeria plane, in den kommenden drei Jahren alle weiterbetriebenen Filialen umfassend zu modernisieren, heißt es vom Unternehmen.
Das Sortiment solle dann stärker auf die lokalen und regionalen Bedürfnisse ausgerichtet werden. "Um die lokalen Strukturen zu stärken, geben wir den Filialen mehr Eigenständigkeit", sagt Galeria-Chef Miguel Müllenbach. Sie sollen stärker über Sortimente, Schwerpunkte und Abläufe vor Ort entscheiden können.
Was hinter der Galeria-Krise steckt
Galeria Karstadt Kaufhof hatte Ende Oktober zum zweiten Mal innerhalb von weniger als drei Jahren Rettung in einem Schutzschirm-Insolvenzverfahren suchen müssen. Als Grund für die bedrohliche Lage des Unternehmens nannte Konzernchef Miguel Müllenbach damals in einem Mitarbeiterbrief die explodierenden Energiepreise und die Konsumflaute in Deutschland. Der Manager ließ von Anfang an keinen Zweifel daran, dass die erneute Sanierung mit erheblichen Einschnitten in das Filialnetz und einem deutlichen Stellenabbau verbunden sein würde.
Es ist bereits der zweite Versuch, den Handelsriesen durch ein Schutzschirmverfahren und den damit verbundenen Schuldenschnitt wieder dauerhaft auf Erfolgskurs zu bringen. Ein erster Anlauf, der 2020 während des ersten Corona-Lockdowns gestartet worden war, hatte dem Unternehmen trotz der Schließung von rund 40 Filialen, dem Abbau von etwa 4000 Stellen und der Streichung von mehr als zwei Milliarden Euro an Schulden nur vorübergehende Entlastung gebracht.
Der Galeria-Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz, der auch schon das erste Schutzschirmverfahren als Sanierungsexperte begleitet hatte, zeigte sich zuletzt zuversichtlich, dass es dank des zweiten Schutzschirmverfahrens noch eine Perspektive für den Warenhauskonzern gebe. "Ich bin davon überzeugt, dass die Galeria-Warenhäuser eine Zukunft haben, wenn auch nicht in ihrer derzeitigen Form", betonte der Sanierer in einem Interview.
Zukunft der Filiale in der Würzburger Innenstadt steht fest
Grund zur Freude gibt es für den Standort Würzburg. Am Montagnachmittag verkündete die Konzernspitze die 77 Standorte, die erhalten und saniert werden sollen. Darunter sind die Filialen in der Würzburger Innenstadt sowie in Bamberg und Aschaffenburg.
Auf Nachfrage dieser Redaktion wollte sich Würzburgs Filialgeschäftsführer Andre Tworowski am Montag zu Details nicht äußern. Die Filialleitung befinde sich in Gesprächen mit den Mitarbeitenden in Würzburg und stehe im Austausch mit der Konzernführung in Essen, erklärte Tworowski und verwies auf die Pressemitteilung.
(Mit Informationen von dpa)
Das ist in Würzburg gottlob ihr viel besser gelaufen - allerdings nicht, weil die Politik hier vernünftiger gewesen wäre, sie musste vielmehr via Bürgerentscheid dazu gezwungen werden, die Finger von den Arkaden zu lassen, die der Innenstadt gewaltigen Schaden zugefügt hätten. Wäre es anders gekommen, würde der Würzburger Kaufhof jetzt auch auf der Schließliste stehen.
Auch viele MP-Leser, die hier grüne Kommentare abgeben und online bestellen und den LKW vor die Haustüre fahren lassen, tragen Schuld.
Für SW ist die Schließung nicht jetzt sondern erst in einem Jahr vielleicht das Beste, da es neben buero.de, die sich zurückzogen, noch weitere Interessenten am Kaufhof gibt. Den Kaufhof kann man nicht mehr aufhübschen - sondern es braucht was GANZ ANDERES - da der Reiz nur im Neuen liegt. Eine KOMPLETTE Neueröffnung, die neugierig macht! Zufällig kaufte ich gestern einen neuen Besen: Neue Besen kehren gut. Am Eingang daneben , am Toom stand: "Nichts ist so gut wie der Anfang"
Von daher: die Hauptschuld am Untergang tragen die Kaufhäuser selber, die es nicht geschafft haben, ihre Einzelhandelskonzept an die moderne Realität anzupassen!
Denn: der Kunde von heute ist gerne bereit für lokalen Handel mehr zu bezahlen, wenn die Auswahl und Beratung stimmt.
Was aber kriegt man in Kaufhäusern? Ein extrem breites Sortiment, also Hemden, Spielzeug, Haushaltswaren, Süßigkeiten, Drogerieartikel, Uhren u.v.m., daher aber ist dann in jeder Sparte die Auswahl an verschiedenen Marken gering – das ist also wenig Tiefe.
Dazu kommen die hohen Kosten wegen 1a-Lage der Immobilie und Personal. Aber Fachberatung in all den Dingern ist unmöglich.
Die Folge: man hat also ein schlechtes, überteuertes Sortiment mit bestenfalls mittelmäßiger Beratung. Und genau daran sind die Kaufhäuser gestorben, sie bieten einfach für das Mehr an Preis keinen nennenswerten Mehrwert für den Käufer.
Wenn ich einen Wintermantel suche bekomme ich in so einem großen Haus ein riesen Auswahl. Ich will aber nicht bei Kaufhof von Labelstand zu Labelstand hetzen und suchen müssen. Ich erwarte alle Wintermäntel an einer Stelle. Das selbe bei Hosen und Jacken und sonst was alles.
Das Konzept, so ein Haus in viel einzelne Boutiquen aufzuteilen machte Kaufhof kundenunfreundlich.
Dann kann ich gleich in eine riesige Shoppingmall und gehe da von Boutique zu Boutique. Ob in der Stadtgalerie Schweinfurt, oder den Arcaden in Erlangen oder in einem Kaufhof, die Preise in den Label-Boutiquen sind eh überall gleich!
In Nürnberg werden 2 Galeria Kaufhäuser mangels Umsatz geschlossen.
Ganz in der Nähe eröffnete vor einigen Tagen ein Label -Store, mehrere tausend Kunden standen Schlange.
Viele von günstiger und sicherer Energie abhängige Betriebe machen ebenfalls zu. Egal ob BASF, Automobilbranche, oder jetzt Sachsens ältester Betrieb:
https://www.focus.de/finanzen/news/600-jahre-tradition-sachsens-aeltestes-unternehmen-meldet-insolvenz-an_id_188206442.html
Wir werden, wenn das so weiter geht bald keinen Mangel mehr an arbeitssuchenden Fachkräften haben.
Mal sehen wie lange! Das ist seit Jahren ein Sterben auf Raten!