
Die Gewerbesteuern brechen ein, die Stadt muss sparen. Hört sich einfach an. Die große Frage ist aber, wo gespart wird. Nach der Sitzung des Schul- und Kulturausschusses des Stadtrates, in der es um den Haushaltsentwurf für Kultur ging, ist die Frage beantwortet: Überall. Und bei der Kultur wohl besonders. "Die Kürzungen betreffen alle Teilhaushalte", so Oberbürgermeister Sebastian Remelé. Nur so sei es möglich, überhaupt einen genehmigungsfähigen Haushalt für das nächste Jahr aufzustellen.
Im Kulturhaushalt gebe es das meiste Potenzial für die Kürzungen, nachdem er viele freiwillige Leistungen der Stadt beinhalte. "An Personal können wir nicht sparen, auch nicht an Pflichtaufgaben, wie der Volkshochschule." Um eine Schwerpunktsetzung werde man nicht herumkommen, das sei kein temporäres Problem. Remelé sagt nicht, man müsse überlegen, was man sich noch leisten will. Er sagt, man müsse über einen längeren Zeitraum darüber nachdenken, wo man einen Konsens finde. "Wir müssen sparen, das wird alle Lebensbereiche betreffen."
30 Prozent müssen Theater und Museen einsparen, erklärt Kulturamtsleiterin Andrea Brandl. Aber auch Disharmonie und KulturPackt sind vom Sparkurs betroffen. Gut 1,2 Millionen Euro weniger als im Vorjahr sind für den Haushalt 2025 im Bereich Kultur vorgesehen. Mit allen Beteiligten wurde im Juli gesprochen, so Andrea Brandl auf die Frage von SPD-Stadtrat Ralf Hofmann, ob die geplanten Kürzungen kommuniziert wurden.

Folgen des Sparkurses: weniger Vorstellungen im Theater
Hofmann erkundigte sich auch nach den Folgen. Eine Ausstellung weniger in der Kunsthalle, weniger Leihgaben im Museum Georg Schäfer, aber auch wohl weniger Theatervorstellungen. Denn das Theater bekommt statt 800.000 Euro nur 295.000 Euro für Künstler-Honorare. Laut Andrea Brandl sei Intendant Christoph Wahlefeld dabei zu prüfen, welche Verträge gekündigt werden können, welche Vorstellungen dann ausfallen werden.
Andrea Brandl sieht die Lage allgemein und die gesellschaftliche Entwicklung nicht rosig. "Wir müssen alle umdenken." Brandl, die auch Leiterin der Kunsthalle ist, formuliert es so: "Kleinere Brötchen backen", trotzdem aber qualitativ punkten.

Nächstes Jahr wird 25 Jahre Museum Georg Schäfer gefeiert. Ausgerechnet zu diesem Anlass weniger Geld für Ausstellungen zur Verfügung zu stellen, hält Ralf Hofmann für kontraproduktiv. Zu einem Jubiläum erwarte man doch eher etwas Besonderes. Es werde eine Ausstellung mit Grafiken und Zeichnungen aus dem eigenen Bestand geben, so Sebastian Remelé.
Hofmann macht sich Sorgen, dass mit den Kürzungen die Substanz getroffen wird, das kulturelle Angebot in der Stadt dauerhaft geschädigt wird. "Kultur ist ein ganz wichtiger Standortfaktor." Hofmann regt an, sich die Zahlen noch einmal genau anzuschauen. Vor den Haushaltsberatungen will er mit seiner Fraktion überlegen, ob die Einschnitte nicht zu groß sind. Trotzdem stimmten er und die übrigen Ausschussmitglieder einstimmig allen Vorschlägen zu.

Disharmonie beantragt 140.000 Euro und bekommt weniger als die Hälfte
Stichwort Einschnitte. Die Kulturwerkstatt Disharmonie beantragte einen Zuschuss über 14o.000 Euro. Laut Andrea Brandl wurden Corona-Zuschüsse noch nicht endgültig bewilligt und liegen derzeit als Rücklage vor. Daher sollen 2025 erneut die Finanzen des Vereins geprüft werden, im Haushalt sind maximal 50.000 Euro vorgesehen. 2023 gab es 65.000 Euro, 2024 vorbehaltlich des tatsächlichen Bedarfs maximal 40.000 Euro als freiwillige Leistung.
Beim KulturPackt, der unter anderem die "Nacht der Kultur" und auch den "Pflasterklang" veranstaltet, dürfte die Freude auch nicht allzu groß sein. 12.000 Euro bekommt der Verein für die beiden Veranstaltungen und sonstige Projekte. 2024 gab es allein für die sonstigen Projekte 13.000 Euro. Wie die beiden Vereine mit den Kürzungen umgehen werden, war kein Thema im Ausschuss.
Ralf Hofmann sieht hier wieder die Gefahr, viel zu verlieren. "Das sind freiwillige Leistungen, wir könnten das auch auf null runterfahren", gibt OB Remelé zu bedenken. "Jeder muss jetzt ein bisschen über seinen Schatten springen, sonst erklärt uns die Regierung, wie man spart."
Hier ein dauerhaftes Angebot zu erhalten ist viel wichtiger als ein Promi-Konzert im Jahr. Deswegen zieht niemand nach Schweifurt.
Fangt endlich mal an auch für die U50 Schweinfurt attraktiv zu machen, dann haben wir auch wieder junge Leute, Fachkräfte und evtl. eine belebte Innenstadt!
Sie sollten nicht über Dinge schreiben, über die Sie sich nicht auskennen.
Mit dem Museum Gg. Schäfer wurde eine Bauruine (TG) am Eingang zur Altstadt beseitigt und den Museumsbau finanzierte komplett der Freistaat.
Kunsthalle: OB Grieser sagte nein zur Vollsanierung des E.-S.-Bades und der Stadt blieb dadurch ein finanzieller Mühlstein erspart (siehe Geomaris!) während die Umwandlung in eine Kunsthalle bauphysikalisch viel unproblematischer ist.
Im Nachhinein werden jetzt auch noch die Geniestreiche von OB Grieser (CSU) kritisiert - SW geriet nach ihr in eine kollektive Orientierungslosigkeit und stochert seitdem ziellos & ideenlos im Nebel herum. Während andere Städte (WÜ u.a.m.) uns seitdem abhängten.
Erstmal auf Ihren Kommentar eingehend, mit dem Geld vom Freistaat und dem Sachs-Bad hätte man sicherlich auch anderes anfangen können, als zwei Museen die kaum jemand besucht und bitte mal den Finanzbericht der Stadt durchlesen - ein Fass ohne Boden sind? Nur weil es Geld "umsonst" gibt heißt es nicht, dass es sinnvoll ist.
Es geht darum, was in den letzten 15 Jahren für die jungen Menschen gemacht wurde. Da geht so gut wie keiner ins Museum. Die Theaterstücke sind auch grauenvoll verglichen mit Meiningen.
Wann war denn das letzte große Konzert a la Backstreet Boys in Schweinfurt?
Es geht doch darum, den jüngeren/arbeitenden Menschen endlich was zu bieten, die Schulen zu renovieren, Jugendraum zu schaffen, Kinderbetreuung für Eltern,... Wir jammern über Fachkräfte, ich würde als externer hier auch nicht herziehen wollen.
Die Auswirkungen auf Schweinfurt sind mittel- und langfristig leider friedens- und demokratiegefährdend, weil Kultur essentiell zur kulturellen Identität beiträgt. Kultur ist der Kitt in der Gesellschaft und mit noch weniger Kultur hält die Stadtgesellschaft noch weniger zusammen.
Schade, dass Schweinfurt das Experiment selbst durchführen will.
Ist wenigstens eine Evaluierung geplant oder wird auch hier abgewartet, ob andere die Zusammenhänge zwischen Kulturaktivitäten und demokratiefeindlichen Tendenzen erkennen?
Ich verstehe schon, dass man Kürzungen vornehmen muss, aber ich hoffe, dass man hier nicht einen Ast absägt, der noch gesund ist und Wachstum verspricht.
Ralf Hofmann hat absolut recht, wenn er auf den Standortfaktor Kultur hinweist. Das wurde während der Pandemie gerne übersehen und wird bei Etat-Kürzungen womöglich auch nur am Rande bedacht. Ist ja bloß Kultur, die kommt schon klar und ist eh Luxus, den wir momentan halt mal runterdrehen. Aber so einfach ist es halt auch wieder nicht.
Die Gebietsreform ging an SW vorbei und die Großindustriestadt wurde zur flächenkleinsten kreisfreien Stadt in D, kleiner als Schwabach! Ein politischer Pfusch & Systemfehler, der SW in der Fläche und bei der immer wichtiger werdenden Einkommensteuer einschnürt!
Die Steuereinnahmen der Industrie nehmen heute insbesondere über die Einkommensteuer den Umweg über die Angestellten zu ihren Wohnorten - also nach Dittelbrunn und andere Orte im Speckgürtel - während in der Kernstadt ca. 50 % Migrationshintergrund haben.
Der Freistaat lässt SW ausbluten, weil er aus Populismus das Unrecht der Gebietsreform nicht korrigieren will - er lässt SW Jahr für Jahr mit dem Systemfehler leben, was nicht mehr lange gut gehen kann! OB Remele (CSU) sagte vor einigen Jahren, er werde eine Initiative zur Nachholung der Eingemeindungen ergreifen. Was wurde daraus?