
Sechs Monate ist es her, dass die Landwirte in Deutschland protestierten. Mit Blockaden und Protestzügen machten viele von ihnen auch im Landkreis Schweinfurt auf den Straßen mobil. Auch Ackerbauer Andreas Gerner aus Birnfeld war von Anfang an dabei. Der 40-Jährige hatte im Januar an Mahnwachen teilgenommen und zusammen mit Mitgliedern der Organisation "Landwirtschaft verbindet Bayern" auch selbst Straßenproteste in der Region organisiert.
Ausgelöst wurden die Proteste damals von den geplanten Streichungen der Agrardieselrückvergütung und der Kfz-Steuerbefreiung für Landmaschinen durch den Bund im Zuge des Haushaltsstreits um die Einhaltung der Schuldenbremse. Wie viele seiner Kolleginnen und Kollegen empfand Gerner die Kürzungen als einschneidend und unfair. Hintergrund der Kürzungen waren der Haushaltsstreit um die Einhaltung der Schuldenbremse.
Landwirte ziehen durchmischte Bilanz
Mittlerweile sind die Bäuerinnen und Bauern wieder auf ihre Felder zurückgekehrt. Gerner hat gerade die Dinkelernte hinter sich. Auf etwa 140 Hektar baut der Vollerwerbslandwirt verschiedene Getreidesorten wie Dinkel oder Futterklee an. "Die Ernte selbst war in Ordnung. Der Weg dorthin schwierig", bilanziert er heuer. So ähnlich lässt sich das wohl auch auf die Bauernproteste übertragen.
Dank der Aktionen der Bauern hat sich der Wind in der EU-Gesetzgebung völlig gedreht, sagt Gerner. "Es gab ein Aussetzen der Pflicht zur Stilllegung, die Zulassung für Glyphosat wurde verlängert, und das sogar langfristig." Zudem würden die Pläne zum European Green Deal vorerst auf Eis liegen und aktuell neu umgestaltet. "Es ist also klar erkennbar, dass die Politik dank der umfangreichen Proteste aufgewacht ist und nicht mehr so mit uns umgehen kann, wie man es bis dato getan hat", fasst er zusammen.
Regierung hat Streichungen kassiert
Kritiker befürchten, dass der Green Deal am Ende zu Lasten des Umweltschutzes verwässert wird. Auch in Deutschland kassierte die Regierung nach Aufflammen der Bauernproteste Teile der geplanten Kürzungen wieder ein. So blieb die Kfz-Steuerbefreiung für Landwirte erhalten. An der Abschaffung der Steuerbegünstigung beim Agrardiesel hielt der Bund allerdings fest. Um den Höfen mehr Zeit zu verschaffen, erfolgt der Abbau nun schrittweise bis 2026, anstatt sofort. Als einen Kompromiss möchte Gerner das aber nicht verstehen, eher als politisches Kalkül, meint er.
"Immerhin – und das wiegt am Ende wohl viel mehr – gab es jedoch eine Menge Zuspruch und Rückhalt aus der Bevölkerung", sagt Gerner. Und er ist sich sicher: Ohne die Proteste hätte die Ampel bei der Aufstellung des Haushalts 2025 wieder im Ressort Landwirtschaft zugegriffen. "Ohne mit der Wimper zu zucken."
Landwirten fehlt nach wie vor eine Perspektive
Ähnlich sieht das auch Michael Reck, Kreisobmann beim Bayerischen Bauernverband. Der Schweine- und Rinderhalter aus Hambach steckt gerade mitten in der Heuernte. Ein Entgegenkommen der Politik will auch er in den Zugeständnissen wie der Kfz-Steuer oder der ausgesetzten Flächenstilllegung nicht erkennen.
"Die Stimmung ist nach wie vor mies." Der wirtschaftliche Druck auf vielen Höfen sei weiterhin enorm, der bürokratische Aufwand ebenso. "Es sind keine Aussichten, erkennbar. Es wird viel versprochen, aber es passiert nichts." Parteiübergreifend gäbe es noch immer keine Idee davon, wie die deutsche Landwirtschaft sich für die Zukunft aufstellen solle. "Was wir brauchen, sind praktikable Regelungen, die einfach umzusetzen sind", sagt Reck.

Besonders die Grünen gerieten während den Protesten immer wieder ins Fadenkreuz einiger Landwirte. In Schweinfurt hatten Landwirte unter anderem Mist vor ihrem Büro in der Rückertstraße abgeladen. Um der aufgeheizten Stimmung zu begegnen, hatte die Öko-Partei kurz nach den Demonstrationen zu mehreren Gesprächsabenden im Landkreis eingeladen. Für den Landtagsabgeordneten Paul Knoblach und sein Team seien diese trotz der ein oder anderen scharfen Bemerkung auch von Verständnis geprägt gewesen. "Die Stimmung war angespannt, aber nicht feindselig. Das erlebe ich auch heute noch."
Knoblach: Proteste haben Bewusstsein erhöht
Die Proteste hätten das Bewusstsein für die Probleme der Landwirte erhöht. Auch für ihn. "Mir wurde klar, wie eng das Korsett um jeden Hof geschnürt ist", sagt Knoblach, der selbst lange einen Hof im Nebenerwerb in Garstadt führte. Viele der auferlegten Pflichten seien nicht ersonnen worden, um die Landwirte zu quälen, sondern aus Nöten heraus, Umwelt und Arten zu schützen. "Das ist grüne Politik als Reaktion auf gesellschaftliche Forderungen."

Dennoch braucht es an vielen Punkten Erleichterungen im Alltag der Landwirte, gesteht er. Flexiblere Zeiträume anstatt Stichtage oder einfachere Nachweise für die Einhaltung von Umweltstandards. Trotz berechtigter Kritik würde es an einigen Stellen auch vorangehen, bekräftigt Knoblach. Beim Umbau der Nutztierhaltung zum Beispiel. Dort könnten Schweinehalter seit kurzem hohe Förderanträge für den Umbau ihrer Ställe und die laufenden Mehrkosten über die Zeit danach stellen.
Landwirte halten weitere Proteste in Schweinfurt für notwendig
An einem Teil der Gespräche nahmen auch Michael Reck und Andreas Gerner teil. Beide kritisieren, dass es darin nicht gelungen sei, einen Weg aus der wirtschaftlich angespannten Lage in der Landwirtschaft aufzuzeigen. "Ich lehne keinen grünen Weg ab, aber ich möchte ihn aufgezeigt bekommen", sagt Reck. Der Kreisobmann bekennt aber auch, dass viele Probleme nicht erst seit der Ampel und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir bestehen.
Bei Themen wie Entbürokratisierung oder die Energiesteuer auf Bio-Treibstoffe habe durchaus Konsens bestanden, sagt Andreas Gerner. Ein wirkliches Interesse, von politischen Standpunkten abzuweichen, habe er aber letztlich nicht wahrgenommen. "Weitere Proteste sind also zwingend erforderlich und werden kommen", sagt Gerner. Wenn es sein muss, auch kurzfristig: "Wir sind ja nun vernetzt wie nie und kennen die Feinheiten des Demonstrationsrechts." Seitens des Bauernverbands sind keine neuen Proteste in den nächsten Monaten vorgesehen. Noch, zumindest.
In obigen Quellen von Hr. Hippeli
"Innerhalb einer Stunde wird die ECE-Box mit Gleichstrom (DC) über einen CCS-Stecker geladen. Je nach Einsatz kann der Traktor mit einer Ladung 1 bis 5 Stunden arbeiten. Danach wird die ECE-Box abgekuppelt und eine voll geladene Box angebaut."
https://www.agrarheute.com/technik/traktoren/elektrischer-fendt-700-vario-elektrotraktor-205-ps-geht-617529%3Fid%3D617562
PS: Mähdrescher ist ein schlechtes Beispiel, da nur 1/4 der Landwirte einen Mähdrescher haben und dieser die meiste Zeit des Jahres in der Halle steht. Das ist wie mit der elektriefizierung von Autos. Ich fange zuerst mit den PKWs und dann mit den LKWs und anderen schweren Fahrzeugen.
Und plausibel ist es auch.
Die Mähdrescher Flaggschiffe heutzutage haben 800 PS und laufen in der Hochsaison 15 Stunden beinahe nur unter Volllast. Mit den Daten, die von Auto-Akkus (bei Volllast) bekannt sind kommt man schnell auf über 100 to für den nackten Akku. Plus Kühlung+Rahmen plus Achsen plus Motoren werden's dann über 200. Um die zu bewegen, reichen aber 800PS nicht mehr. Also mehr Leistung und noch größerer Akku.
Ob der Landwirt die Maschine selbst hat, oder der Lohnunternehmer / Kollege kommen muss, ist egal. Untauglich und zu teuer bleibt untauglich und zu teuer.
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"1 bis 5 Stunden"
Also unter Last ist in einer Stunde alles aus.
Soll dann ein (womöglich dieselbetriebener) LKW im Stundentakt Wechselakkus zum Feld bringen ?
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Ja, mit 3% Fütterschleppern am Hof beginnt's... und bleibt dabei.
.... Als in Wü die ersten E-Bus bestellt werden sollten, hörte man von den Skeptikern: die Busse müssen gerade in Wü ständig bergauf bergab, die Akkus halten nie bis Abends und der E-Buss ist viiiiiel zu schwer!...
heute haben sich E-Busse nahezu in jeder größeren Stadt bewährt.
Der Ackerschlepper vor einer schweren Maschine ist druchgängig unter Volllast und zurück kommt- nichts.
Ich sehe schon auch eine elektrische Zukunft für die Landwirtschaft. Aber nicht im 200+PS Schlepper mit Akkupack, sondern In kleineren, selbsfahrenden Robotern die ihre geringere Flächenleistung durch 24/7 Einsatz wieder ausgleichen. Wie beim Rasenmäher.
Prototypen gibt's schon, aber bis die praxistauglich sind wird's wohl noch dauern.
Was Google ihnen sagt: Der 720ger Fendt hat einen 450 Liter Diesltank. 4500 kWh...
Mit der aktuell verfügbaren Akku-Technologie ist ein Einsatz im Schwerlastbereich einfach noch nicht darstellbar.
Bereits in der Sendung mit der Maus lernt man: Ein E-Motor hat gegenüber eines Verbrenners bei wesentlich weniger Gewicht einen höheren Wirkungsgrad, hat ein besseres Drehmoment bei besserer Steuerbarkeit und die Gesamttechnik (Motor, Schaltung und Getriebe) ist wesentlich wartungsärmer und leichter.
Ja man findet bei Fendt und Co NOCH nicht den leistungsstarken Allround-Trecker, da bin ich bei Ihnen! Aber so solche verschlafenen Entwicklungen kosten viel Geld bei gleichzeitigen Vorbehalten und verfehlter Förderpolitik.
Aber nun kommen die Anreize m. E. in Kürze von allein. Bei vielen Landwirte fallen in Kürze bei ihren großen PV-Anlagen aus der recht guten EEG-Vergütung weg (oder sind schon weggefallen). Was liegt näher bei Energie zum Nulltarif?
Herzlichen Glückwunsch.
Für den 5 to Akku brauchen Sie 3 to Rahmen und Achse extra.
Als nächstes erzählen Sie uns, dass uns bald Quadcopter das Pflügen abnehmen.
Subventionen streichen wär eine super Idee. Fallen dann damit auch alle Benachteiligungen gegenüber dem Ausland (darum musste man die Ausgleichszahlungen ja einführen) weg ?
Oder wird der Marktzugang für alle verwehrt, die den EU- Standard nicht erfüllen ?
Beides wäre uns Landwirten recht.
Ist aber unmöglich umsetzbar.
Mehrfachantrag
Dieselrückvergütung
Viehbestandsregister
Viehbestandsdatenbank
Tierarzneidokumentation
Buchhaltung
Inventur
Düngebedarfsermittlung
Düngedokumentation
Düngebilanz
Humusbilanz
Pflanzenschutzdokumentation
PS-Sachkundenachweis
uvm.
Das "Geld vom Staat" macht für die gesamte dt Landwirtschaft ca 8 Mrd € pro Jahr aus.
Als Gegenleistung gibt's den für jedermann bezahlbaren Zugang zu den besten, leckersten, gesonderten, sichersten und nachhaltigen Nahrungsmitteln weltweit und aller Zeiten. Dazu Landschaftspflege, Klimaschutz und vieles mehr.
Runtergerechnet auf den Bundesbürger und Monat geht's um 8 €. (27ct/d. Weniger als 1 Brötchen !)
Sie zahlen mehr für Handy, GEZ oder das Zeitungsabo.
Für Miete, Auto, Telefon, Heizung ein Vielfaches...
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Um in Ihrem Stil zu bleiben:
Wem gute heimisch erzeugtes Essen und gesicherte Erzeugung nichts wert ist, braucht auch nix mehr zu essen...
Haben Sie konkrete Zahlen für den tatsächlichen Aufwand statt nur Aufzählungen von Pflichten? Das kann jedes Unternehmen und Privatverbraucher auch. Das ist nun mal so in einer immer komplizierter wertenden Welt.
Der Bund/Ampel:
"...die Erfüllung bundesrechtlicher Informationspflichten entstehen dem Sektor Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei jährlich Bürokratiekosten von rund 418 Millionen Euro."
https://www.agrarheute.com/politik/buerokratie-kostet-landwirte-jaehrlich-ueber-400-millionen-euro-621825
"Fast 60 Prozent der Landwirte in der EU verbringen mehr als fünf Tage pro Jahr nur mit Schreibarbeit für die Beantragung der EU-Agrarbeihilfen. "
https://www.agrarheute.com/management/betriebsfuehrung/agrar-buerokratie-landwirte-mehr-5-tage-schreibtisch-619107
Das sind etwa 1-2% der Arbeitszeit eines Landwirts für Agrarhilfen.
Wie gesagt, bitte konkrete Zahlen. "viel Zeit" ist recht unbestimmt
Die Mehrzahl der befragten hat aber angegeben, MEHR als 5 Tage damit beschäftigt zu sein.
MEHR als 5 Tage können 6, 10, 20 oder auch mehr sein.
Genauer weiß ich es nicht. Hab die Umfrage ja nicht gemacht.
Um die Zahlungen zu erhalten, muss man zudem nicht "nur" Dinge ausfüllen, sondern sich an einen bunten Strauß aufwendiger, teurer und einschneidender Regeln halten.
Ich glaube, wir brauchen das nicht auf sie letzte Stunde Bürozeit pro Jahr eruieren.
Ganz sicher ist das despektierliche "paar Formulare ausfüllen" aber weit weit untertrieben.
Sie können gern mal eine Mehrfachantrags-Schulung besuchen. Dürfte jedem offen stehen.
Laien verstehen dort nur Bahnhof und wundern sich, wie irre umfangreich das alles ist.
Falls die Feststellung Landwirte mit einschließt, warum hören dann so viele auf ?
Keine andere Branche Deutschlands hat die letzten 35 Jahre annähernd so viele Betriebe eingebüßt (fast 700.000).
PS:
Wissen Sie, dass von den 19 bis 60 Cent, die Sie für ein Brötchen ausgeben müssen/dürfen, etwa 1,4 Cent auf den Rohstoff Weizen entfallen ?
In der gesamten Kette geht es sicherlich vielen ganz gut. Den Landwirten eher nicht.
Keine andere Branche Deutschlands hat die letzten 35 Jahre annähernd so viele Betriebe eingebüßt (fast 700.000)."
Das ist ganz einfach: "Die großen Fische fressen die kleinen".
Das ist aber auch in der restlichen Wirtschaft so. Sie brauchen sich nur den Lebensmittelbereich anschauen, der nur noch in den Händen von 4 Konzernen liegt. Wo sind die tausende von Tante-Emma-Läden geblieben?
Und landwirtschaftlich genutzte Fläche ist nicht vermehrbar. Im Gegenteil, in Bayern wird jeden Tag mehr als 10ha zugebaut.
An dem Rückgang der landw. Betriebe sieht man sehr genau die verfehlte Politik von EU/Bund und Land der letzten Jahrzehnte. Aus eigener Erfahrung weiß ich, das ein konventioneller Betrieb mit 10-20 ha niemals mit Betrieben von 200 ha und mehr konkurrieren kann.
Aber wenn überall in der Landwirtschaft reichlich Geld anfällt und wenig Arbeit zu machen ist, warum sollten sich Kleine dann bitte schlucken lassen ?
Und wie sollten Große dann größer werden können ?
Eben.
Der Job ist hart und es bleibt nur wenig übrig. Am Ende des Arbeitslebens ist man krumm gebuckelt. Genug Gründe auszusteigen bzw keinen Nachfolger begeistern zu können.
Gerade bei kleinen Höfen fehlt so schnell jede Perspektive.
Müsste nicht sein.
Würde fair bezahlt (würden Sie merken, wenn ein Brötchen 1 ct mehr kosten würde und dieser Betrag in voller höhe beim Erzeuger ankäme?), würde es auch für die Kleineren reichen. So wie das vor 2 Generationen noch war.