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Würzburg/Burggrumbach
Gegen Lobbyismus und das Macht-System:  Warum zwei Kleinbäuerinnen aus Franken den Bauernverband kritisieren
Nicht alle in der Branche stehen hinter dem Bauernprotest. Isabella Hirsch und Edith Sachse von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft fordern eine Agrarwende.
Zwei Bäuerinnen, die sagen, im Agrarsektor brauche es tiefgreifende politische Reformen: Edith Sachse aus Burggrumbach im Landkreis Würzburg (links) und Isabella Hirsch, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft in Franken.
Foto: Thomas Obermeier, Marcel Dinkel | Zwei Bäuerinnen, die sagen, im Agrarsektor brauche es tiefgreifende politische Reformen: Edith Sachse aus Burggrumbach im Landkreis Würzburg (links) und Isabella Hirsch, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche ...
Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 09.02.2024 02:53 Uhr

Bei den Bauernprotesten sind seit Wochen vor allem der Deutsche Bauernverband (DBV) und die Organisation "Land schafft Verbindung" präsent. Auch in Unterfranken organisierten sie den Großteil der Proteste. Doch nicht alle Landwirtinnen und Landwirte teilen die Forderungen der Verbände. Mit konträren Positionen ist schon in der Vergangenheit immer wieder die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) aufgefallen.

Mit deutschlandweit 6000 und bayernweit 600 Mitgliedern zählt sie zu den kleineren politischen Landwirtschaftsverbänden. Im Interview sprechen die fränkische Vorsitzende Isabella Hirsch aus dem Landkreis Ansbach, die dort auch für die Grünen im Kreistag sitzt, und Kleinbäuerin Edith Sachse aus Burggrumbach (Lkr. Würzburg) über die Proteste, die Rolle der AbL - und ihre Forderungen an die Agrarpolitik.

Frage: Trotz politischer Zugeständnisse protestieren viele Landwirte weiter gegen die Agrarpolitik. Wie blicken Sie auf die Bauernproteste?

Isabella Hirsch: Mein erster Gedanke war: Wow, diese geballte Macht, diese gewaltige Energie und Solidarität unter den Bauern. Wenn jetzt alle noch gute Forderungen für die künftige Landwirtschaft stellen würden, wäre das genial. Leider hat man das sehr schnell auf die Rücknahme der Dieselvergütung und Kfz-Steuer reduziert. Wir haben nicht aktiv zum Protest aufgerufen, weil am Anfang die klare Abgrenzung gegen rechts fehlte.

Edith Sachse: Ich habe bei mir am Laden eine Stellungnahme zu den Protesten aufgehängt. Meiner Meinung nach wurden bei den Protesten die grundlegenden Fragen nicht gestellt. Wenn wir ein größeres Ziel gehabt hätten, wenn wir wirklich für eine Agrarwende aufgefahren wären, hätte ich mehr dahintergestanden.

"Der Agrardiesel ist leider nicht unser einziges Problem."
Isabella Hirsch, Vorsitzende der AbL-Regionalgruppe Franken
Und wie war die Resonanz auf Ihre Haltung?

Hirsch: Ich habe durchaus positive Rückmeldungen bekommen. In der Regel von Landwirten, die sich selbst nicht getraut haben, die Proteste öffentlich zu kritisieren. Der Agrardiesel ist leider nicht unser einziges Problem. Viel schlimmer ist die schlechte Marktposition der Betriebe. Ich habe gerade mit einem Landwirt gesprochen, der sein komplettes Getreide von der letzten Ernte nicht vermarktet bekommt. Es liegt vieles im Argen.

Sachse: Bei uns in Unterfranken habe ich leider wenig Mitstreiter, was das angeht. Von den Landwirten hier kam keine positive Resonanz in diese Richtung. Von Verbrauchern habe ich zustimmende Rückmeldungen bekommen.

Edith Sachse hat einen neun Hektar großen Gemischtbetrieb in Burggrumbach im Landkreis Würzburg. Alle dort erzeugten Lebensmittel vermarktet sie in ihrem Dorfladen selbst.
Foto: Thomas Obermeier | Edith Sachse hat einen neun Hektar großen Gemischtbetrieb in Burggrumbach im Landkreis Würzburg. Alle dort erzeugten Lebensmittel vermarktet sie in ihrem Dorfladen selbst.
Wie meinen Sie das?

Hirsch: Ich war im vergangenen Jahr in einer Siedlung unterwegs. Nebenan wurde an einem Hang Mais angebaut. Kurz nach der Aussaat gab es ein Starkregenereignis. Danach befand sich der Mais samt Ackerboden in den Wohnzimmern der Häuser. Die Klimaveränderungen kosten uns richtig viel. Deswegen wäre es besser, wenn man im Vorfeld etwas ändern würde. Aber dazu müssen wir Landwirtschafts-, Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik in einem größeren Rahmen denken.

Sachse: Die bisherige Agrarpolitik bietet keine Lösung für die Probleme, vor denen wir stehen. Wir können nicht immer nur gegen die Natur arbeiten. Wir müssen uns auf landwirtschaftliche Methoden zurückbesinnen, die ihr entgegenkommen. Das Arbeiten in Kreisläufen, die Achtung der Rechte von Tieren, das ökologische Handeln und die Bewahrung der Gesetze der Natur - das ist das Wichtige. Die Zukunftskommission Landwirtschaft, die von der Bundesregierung eingesetzt wurde, sagt klipp und klar, dass es so wie bisher nicht mehr weitergehen kann.

Was unterscheidet Ihren Verband von anderen landwirtschaftlichen Verbänden?

Sachse: Die AbL vertritt im Gegensatz zum DBV die Interessen der kleinen und mittleren Betriebe. Sie setzt stärker auf regionale Produktion als auf Exportwirtschaft. Unser Slogan "Bauernhöfe statt Agrarfabriken" drückt aus, dass wir auf regionale bäuerliche Wertschöpfung setzen im Zusammenspiel mit Umweltverbänden und Verbrauchern. 

Hirsch: 80 Prozent der öffentlichen Gelder, die in Europa und in Deutschland für Landwirtschaft ausgegeben werden, fließen als Direktzahlungen an 20 Prozent Megabetriebe. Das ist das Ergebnis der Lobbyarbeit des Bauernverbands. Wir arbeiten dagegen und versuchen, kleine Betriebe zu erhalten.

Der Bauernverband schreibt sich ebenfalls auf die Fahne, kleine Betriebe zu unterstützen.

Hirsch: Das ist meist scheinheilig. Das Abstimmungsverhalten auf europäischer, auf deutscher, sogar auf regionaler Ebene zeigt, dass Bauernverbandsvertreter – die oft zugleich auch Mitglieder bei CDU/CSU und Freien Wählern sind – Kleinbauern benachteiligen. Der DBV vertritt klar die Interessen der Agrarindustrie. Man braucht sich nur einmal die Liste an Aufsichtsratsposten von Herrn Rukwied anzusehen.

Rukwied ist unter anderem Mitglied im Aufsichtsrat der Südzucker AG, der BayWa, der Messe Berlin, der Land-Data GmbH, ist Mitglied im Verwaltungsrat der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) . . . Aber wenn der DBV gegen das Interesse seiner Mitglieder handelt, warum gehen dann so viele Landwirte mit ihm auf die Straße?

Hirsch: Ich bewundere den Bauernverband dafür, dass er es schafft, die kleinen Betriebe auf die Straße zu bringen, damit hinterher die Großen die Gelder kassieren. Wir waren selbst viele Jahre Mitglied im Bauernverband. Für einen Austritt braucht man Mut und Gleichgesinnte. Neben dem Verlust einiger Vorteile, fürchten sich viele vor möglichen Anfeindungen. Dieses Netzwerk kann einen da sonst ein Stück weit in die Knie zwingen.

Sachse: Außerdem werden die Mitgliedschaften automatisch an die nachfolgende Generation weitergereicht. Und dann ist es ja auch so, dass der Bauernverband so eine Art Rundum-sorglos-Paket anbietet, was die Bauern auch immer noch dazu verleitet, da einfach dabei zu bleiben, weil es eben bequem ist.

Also spielt Macht auch eine Rolle?

Hirsch: Der Bauernverband, die CSU und auch die Freien Wähler sind ein Spinnennetz, das im Hintergrund agiert, sowohl auf der politischen als auch auf der Entscheidungsebene. Viele Landwirte ticken auch so, dass sie Teil dieses mächtigen Systems sein wollen. Und letztlich stehen sich die Betriebe ja auch in einem gegenseitigen Konkurrenzkampf gegenüber und viele wollen kleinere Betriebe schlucken. Ich kenne Bauern, die sich nicht trauen etwas zu sagen, weil sie Angst vor möglichen Anfeindungen haben und um am Ende nicht als Spalter dastehen wollen.

Frau Hirsch, Sie waren selbst viele Jahre lang Mitglied im DBV. Warum sind Sie ausgetreten?

Hirsch: Ich war häufig unzufrieden im Bauernverband. Kuchen backen konnte ich nicht, und für die Agrarpolitik waren damals die Männer zuständig. Als ich merkte, dass meine Vorstellungen von Landwirtschaft hier nicht vertreten werden, habe ich den Verband verlassen. Als wir damals aus dem DBV ausgetreten sind, wurden wir als Verräter gebrandmarkt und von anderen schlecht geredet. Das muss man aushalten können. Auch wirtschaftlich.

Nachdem Isabella Hirsch und ihr Mann die Milchviehhaltung wegen steigender Kosten aufgeben mussten, haben sie ihren Betrieb im mittelfränkischen Heilbronn bei Feuchtwangen auf Ackerbau umgestellt.
Foto: Marcel Dinkel | Nachdem Isabella Hirsch und ihr Mann die Milchviehhaltung wegen steigender Kosten aufgeben mussten, haben sie ihren Betrieb im mittelfränkischen Heilbronn bei Feuchtwangen auf Ackerbau umgestellt.
Welche Rolle nimmt der Landwirt auf dem Markt denn ein? Welche Rolle spielen aus Ihrer Sicht Molkereien, Handel und Industrie?

Sachse: Landwirte, die für den Markt produzieren, haben so gut wie keinen Einfluss auf den Preis für ihre Produkte. Das beste Beispiel ist die Milch. Hier bekommen Tierhalter erst, nachdem sie die Milch geliefert haben, gesagt, wie viel sie überhaupt dafür erhalten. Sie haben keine Verhandlungsoptionen und sind dem Markt einfach ausgeliefert. Es können auch keine vernünftigen Absprachen zwischen der Molkerei und dem Milchbauer getroffen werden, weil die Abnehmer so stark mit den Aufnehmern verflochten sind.

Hirsch: Das heißt, wir brauchen bessere Marktregelungen. Auf der anderen Seite haben wir die Subventionen. Mit den Zahlungen entscheidet die Politik, welche Art von Bauernhöfen es geben soll. Groß, klein, mittelgroß, bio, konventionell, Ackerbau, Tierhaltung oder Biogas.

Die AbL fordert unter anderem höhere Preise für Erzeuger. Würden dadurch die Lebensmittelpreise nicht noch weiter steigen?

Sachse: Ich sehe nicht, dass dadurch die Verbraucherpreise steigen müssen. Die größte Handelsspanne liegt schließlich im Einzelhandel, der jedes Jahr hohe Gewinne macht. Hier könnte man ja den Erzeugern mehr vom Gewinn der Konzerne zurückgeben.

Hirsch: Ich bin seit über 30 Jahren Bäuerin und habe noch nicht gehört, dass Aldi seine Lebensmittel bei der Tafel einkaufen muss oder die Konzernchefs sich ihre Lebensmittel nicht mehr leisten können. Aber ich kenne viele Landwirte, die aus wirtschaftlichen Gründen aufhören mussten, obwohl sie gute Arbeit geleistet haben.

"Schlussendlich müssen die Verbraucher und die Politik und die Landwirte entscheiden, welche Art der Landwirtschaft sie haben wollen."
Isabella Hirsch, Vorsitzende der AbL-Regionalgruppe Franken
Bringen die Proteste denn der Landwirtschaft am Ende etwas?

Sachse: Die Proteste haben dafür gesorgt, dass die Landwirtschaft wieder mehr im Fokus der Öffentlichkeit steht. Aber dass Landwirtinnen und Landwirten deshalb wieder stärker wertgeschätzt werden, glaube ich nicht.

Hirsch: Die Ziele in der Landwirtschaft sind auch nicht gleich. Die einen wollen keine Naturschutz-Flächen, die anderen wollen, dass Naturschutz und Wirtschaftlichkeit miteinander einhergehen. Schlussendlich müssen die Verbraucher und die Politik und die Landwirte entscheiden, welche Art der Landwirtschaft sie haben wollen.

Hinweis: In der ersten Fassung des Interviews war die politische Tätigkeit von Isabella Hirsch nicht erwähnt. Wir haben dies ergänzt.

 
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  • Martin Heberlein
    So gesehen haben die Droh- und Erpressungsgebärden des Bauernverbandes ja tatsächlich was Gutes: Es gehen Bauern, die nicht von diesem Verband angeleitet sind, an die Öffentlichkeit und zeigen die Landwirtschaft aus einer anderen Sicht.
    Wie die Sympathieverhältnisse verteilt sind, kann man an den "Likes" bei den einzelnen Beiträgen ablesen. Danke dafür.
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  • Martin Heberlein
    Ist diese dümmliche Grünen-Phobie schon so weit, das man glaubt, jedes Argument mit dem Hinweis "totschlagen" zu können, dass dessen Vertreter aktiver Grüner sei, statt sich mit der Argumentation auseinanderzusetzen?
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  • Andreas Gerner
    Selbst wenn es so wäre, müssten Sie dann im Gegenzug erklären, warum sich Grüne mit den von anderen beschriebenen Realitäten (Selbstversorgungsgrad Deutschlands mit Nahrung nur noch bei 86% also essen schon 11 Mio Menschen rechnerisch nur Importfraß...; In Bio erntet man etwa die Hälfte pro Hektar, bezieht aber die doppelte Subvention...; In Südamerika wird im Rekordtempo Regenwald geodet für neue Plantagen - TROTZ Lula...; Täglich verhungern Menschen und Kinder...; Deutschland hat schon mehr Wölfe, als die Wolfsländer Schweden und Finnland zusammen...) nicht anerkennen und noch nicht mal darüber diskutieren, weil die nicht in´s grüne Ideologieschema passen.

    Weil Sie mir´s nicht glauben werden, hier die Quelle:

    https://www.welt.de/politik/ausland/plus244203727/Brasilien-Rekord-bei-Abholzung-des-Regenwalds-Lula-laesst-die-Bundesregierung-auflaufen.html
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  • Georg Schulz-Hertlein
    Ich wollte da nichts reininterpretieren. Sie schreiben doch von dem "parteipolitischen Hintergrund" der für eine "Beurteilung ihrer Aussagen ganz wichtig" gewesen sei und verbinden dies mit dem "Vorwurf" die Mainpost hätte das ggf. absichtlich weggelassen. Dann kommt der Hinweis auf die Zensur bzw. Sperrung von Kommentaren die sich kritisch dazu (ok gegen die Mitarbeiter) äußern. Dann ist bei mir dieses Bild entstanden. Also tut mir Leid wenn ich Sie da falsch verstanden habe.
    Und nochmal meine Bitte, wenn Sie der Meinung sind, dass die Mainpost Kommentare aus anderen Gründen sperrt als den Regeln zum Kommentieren, dann schreiben Sie das bitte der Mainpost ganz offen und verlangen Sie Aufklärung. Wäre doch nur legitim. Oder ich bitte hier darum die MainPost zu derlei Vorwürfen mal Stellung zu nehmen. bspw. in einem Statement vom Leseranwalt.
    Mir wurde auch einmal ein Kommentar gesperrt. Er war überzogen satirisch. Viele Menschen hätten das völlig falsch verstanden. war besser so.
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  • Andreas Gerner
    Leider steht diesem User die Kommentarfunktion auf mainpost.de nicht zur Verfügung. Deshalb werden wir diesen Kommentar nicht veröffentlichen.
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  • Stefan Fuchs
    Es gibt noch Menschen in der Landwirtschaft , die über "Hirnschmalz" verfügen.
    Keine Mitläufer und Clacquere.
    Für so eine Landwirtschaft bin ich als Verbraucher gern bereit faire Preise zu bezahlen👍
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  • Dietmar Eberth
    Dublette.
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  • Johannes Metzger
    Gut, dass es noch Bäuerinnen gibt, die über den Suppentellerrand hinausdenken und sich nicht von einem Bauernpräsidenten, der mit seinen Aufsichtsratsmandaten der Agrarindustrie (in Höhe von 160.000€) die Taschen füllt, am Nasenring durch die Manege führen lassen.
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  • Johannes Metzger
    Ca. 160.000€/Jahr. Vermutlich zählt sich der Bauernpräsident mit CDU Parteibuch , mit seinem knapp 200 ha. Hof aber zu den Kleinbauern und dem unteren Rand der Mittelschicht.
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  • Harald Werner
    Frau Isabella Hirsch und Frau Edith Sachse sprechen mir aus dem Herzen.
    Ich (61 Jahre alt) selbst bin kein Landwirt. Auf dem Lande aufgewachsen und immer schon mit dem Herzen in der Landwirtschaft.
    Seit über 40 Jahren beobachte ich schon diese Fehlentwicklung.
    Aus meiner Sicht ist der Bauernverband den Chemie- und Pharmakonzernen näher als seinen Mitgliedern.
    Diese gewachsene Problematik liegt an vielen Akteuren.
    Hier tragen auch die Verbraucher ihren Anteil, die seit vielen Jahrzehnten in der "Geiz-ist-geil" - Mentalität abgerutscht sind.
    Auch schmerzt mich, dass Landwirte sich heute mehr mit Buchhaltung und Co auskennen als mit den Bedürfnissen Ihres wichtigsten Mitspielers - dem Boden.
    Fruchtfolge - ist der Spekulation an der Börse gewichen.
    Ruhejahre - für den Boden ist der extrem dünnen Gewinnmarge gewichen.
    Biodiversität - ist der Bewirtschaftung des letzten Grünstreifens zur Straße gewichen.
    Windschutz (Hecken) - sind der Gewinnmaximierung gewichen.
    usw.
    Achtungsvoll Harald
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  • Andreas Gerner
    Die Unterstützungsleistungen sind nunmal schwerpunktmäßig auf die Flächen gemünzt.

    Denn die Standards einzuhalten verursacht für jeden Hektar erhebliche Kosten. Kosten, die am Markt nicht zu begleichen sind, weil die direkte Konkurrenz (nicht nur auf Exportmärkten, sondern auch in den Regalen unserer Supermärkte und den Rezepturen unserer Verarbeiter) sich daran nicht halten braucht.

    Daher muss es auch so sein, dass ein größerer Betrieb mehr Unterstützung erhält, als ein kleiner.

    Mit Sonderprämien für die ersten Hektare wurde längst ein Mechanismus eingeführt, dass der Kleinbetrieb pro Hektar mehr erhält, als ein großer.
    Und Biobetriebe erhalten pro Hektar erheblich mehr Subvention, als Konventionelle.

    Also wo ist das Argument der Kritiker ?

    Zum Vergleich:

    - Bei Kurzarbeit bekommt welcher Betrieb mehr Unterstützung?
    Der seine 20 oder seine 2000 Mitarbeiter in Kurzarbeit schickt?

    - Beim Kindergeld bekommt welche Familie mehr Unterstützung?
    Die mit 2 oder die mit 8 Kindern?
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  • Dietmar Eberth
    Dublette.
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  • Dietmar Eberth
    "Daher muss es auch so sein, dass ein größerer Betrieb mehr Unterstützung erhält, als ein kleiner."

    Wer sagt sowas? Der Bauernverband? Grossbetriebe bewirtschaften die gleiche Fläche mit der Hälfte der Arbeitskräfte und landwirtschaftlichen Geräten gegenüber Familienbetrieben.

    "Und Biobetriebe erhalten pro Hektar erheblich mehr Subvention, als Konventionelle."

    Grund ist das Ziel der bayerischen Regierung den Flächenanteil der Biobetriebe - wegen ökologischen Landbau - bis 2030 auf 30% zu erhöhen. 

    Wäre das nicht ein Modell auch Familienbetriebe wesentlich stärker zu Unterstützen, wenn das das Ziel der bayerischen Staatsregierung ist? Oder bleibt es bei dem Motto "Wachsen oder Weichen"? Dann darf man sich nach einer Studie nicht wundern wenn sich vornehmlich die Anzahl der landwirtschaftlichem Familienbetriebe in den nächsten 20 Jahren von heute 260.000 Höfe auf etwa 100.000 Höfe reduziert.
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  • Andreas Gerner
    Kleinbetriebe werden bereits pro Hektar stärker gestützt als große. Das ist Fakt. Können Sie bei jedem Amt für Ernährung und Landwirtschaft erfragen, wenn Sie mir nicht glauben wollen.

    -

    Auch Familienbetriebe, ob groß oder klein, können ihren Maschineneinsatz rationalisieren. Durch Kooperation mit anderen Betrieben. Den Maschinengemeinschaften usw.

    Ziel von Subventionen kann (leider) nicht sein, dauerhaft Betriebe zu stützen, die wegen ihrer Struktur ohne die Unterstützung nicht lebensfähig sind.
    Ebenso wie kein Krankenhaus in einem 2000 Seelen Dorf erhalten werden würde. Koste es was es wolle.

    Die besagten EU-Subventionen dienen vorrangig dazu, den hier geltenden Standard (teilweise) zu finanzieren, weil es nunmal der Markt nicht tut.
    Und diese Mehrkosten/Mindererlöse fallen nunmal pro Hektar an.

    Klar arbeitet ein Großbetrieb effizienter. Das betrifft aber die allgemeine Bewirtschaftung. Kaum das Erfüllen der Standards. Das ist für alle fast gleich teuer/einschränkend.
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  • Vielen Dank für diesen Beitrag! Ich habe in Diskussionen immer wieder betont, dass ich den Bauernverband als zweifelhafte Lobbyvereinigung ansehe und wurde immer gleich abgewiegelt, dass ich keine Ahnung hätte (stimmt schon, ich bin Betriebswirtin und keine Landwirtin). Umso interessanter finde ich es, daß diese beiden Landwirtinnen meine Positionen teilen und auch postulieren, daß das Problem bei der Macht von Aldi und Co liegt und dass riesige Agrarfabriken nicht gut sind. Ich hoffe, sie finden Gehör. Es fehlt uns in Deutschland ganz generell an Wertschätzung für unsere Nahrung sowie am Willen und oft auch den finanziellen Möglichkeiten, Nahrung auch monetär entsprechend zu würdigen.
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  • Volker Stukenbrock
    Das Ausmaß der anhaltenden Bauernproteste (wenn man sie überhaupt noch so nennen kann) hat eine rein politische Agenda, mittlerweile nahezu völlig ohne jeden Sachbezug. Nur so war es dem DBV möglich, die Landwirte derart zu mobilisieren.
    Man muss kein Fan der amtierenden Regierung sein, deren Schicksal im übrigen aufgrund ihrer Zusammensetzung schon beim Zustandekommen feststand, um zu diesem Schluss zu kommen.
    Der DBV und seine Präsidenten haben nie die mittleren und kleinen Betriebe vertreten, sondern stets die Agrarindustrie, nur mit dem Unterschied, dass sie es bei früheren Regierungen einfacher hatten, bei denen ja stets (oder meistens) die Landwirtschaftsminister durch die CSU gestellt wurden. Jetzt müssen sie sich auch noch mit den grünen "Ideologen" auseinander setzen, oh Gott!
    Diffamierung, Hetze und persönliche Beleidigung und Bedrohung statt Sachforderungen, so agitiert man heute!
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  • Jürgen Huller
    Die beiden Frauen sprechen das an, was ich in vielen meiner vorhergehenden Kommentare auch schon festgestellt habe: der Bauernverband in seiner jetzigen Form vertritt nicht die Interessen der Mehrheit seiner Mitglieder. Er ist der Lobbyverein der Großbetriebe und der Agrarindustrie.

    Der Vorsitzende macht nicht mal ein Geheimnis daraus. Erst kürzlich forderte er wieder größere Betriebe. Das Ganze ist so offensichtlich - erstaunlich, dass sich da kein Widerstand in der Basis regt.

    Die Ist-Situation der Bauern ist das konsequente Ergebnis jahrzehntelanger Lobbyarbeit, verbunden mit einer Agrarpolitik, die gleichen Ziele verfolgt.

    Genau hier müssten die Bauern zusammenstehen, die falschen Freunde zum Teufel jagen und einen neuen Bauernverband gründen, der tatsächlich für Ihre Interessen einsteht.

    Ohne so einen radikalen Schritt wird sich nichts ändern, es braucht einen Neuanfang. Die Bauern müssen selbst bestimmt handeln. Herr Fiederling-Landwirt hat das richtig beschrieben, s.o.
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  • Martin Deeg
    Wow! Die Klarheit der Aussagen lässt nichts zu wünschen übrig.

    Ein Paradebeispiel für Zivilcourage und Rückgrat!

    ...."müssen wir Landwirtschafts-, Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik in einem größeren Rahmen denken."...

    Ja, solange allerdings Macht und Lautstärke bestimmen, wer "recht" hat und sich die Leute so aufhetzen und blenden lassen, dass sie gegen ihre eigenen Interessen agieren, werden Machtmissbrauch, Gruppendruck, soziale Zwänge etc. leider weiter Schaden anrichten.

    Der "Deal" ist überall der gleiche: wir bieten dir Identität, Zugehörigkeit und Struktur - dafür erwarten wir, dass du unser Lied singst und mitmarschierst ohne zuviel nachzudenken....

    Die Bauern haben in den letzten Wochen ganz erheblich an Reputation und Sympathie eingebüßt.

    Das hier ist so etwas wie eine "Ehrenrettung" und der Beweis, dass es auch hier noch Integrität und Intellektualität gibt.

    Jeder einzelne der Parolenschwenker im Bierzelt-Modus sollte sich dafür bei den beiden Damen bedanken!
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  • Angelika Hanft
    Chapeau! Ich habe größten Respekt ! Nachdem ich ja keine Landwirtin bin, kann ich nur sagen, dass die zwei Damen mir aus der Seele sprechen. Und - ich werde sicher Ihren Dorfladen aufsuchen! Danke für Ihr Tun und Handeln!🍀
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  • Klaus Fiederling
    Welche Landwirtschaft wir am Ende des Tages brauchen, sollten Bauern und Verbraucher entscheiden, die Politik muss hier in dieser Frage endlich weitgehend außen vor bleiben. Die Summe der heutigen Auflagen, Verordnungen, Restriktionen -nicht wenige komplett fachbefreit wider die Natur- inszeniert mittlerweile doch einen förmlich kaum mehr leistbaren „Verwaltungskrieg“ zu Lasten des gemeinen Bauernstandes, letzterer verspürt dieses tanzende Knüppelchen pausenlos auf dem eigenen Haupte - genau dieses geradezu perfide Treiben verschafft auf der einen Seite offensichtlich die Lust an solchen Machtspielchen über wehrlos lemminghafte Menschlein, vertreibt hoch effizient in deren Cerebra unbemerkt(!?) den Willen, an diesem schmerzhaften Ackern festhalten zu wollen!!!
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