Immer weniger Menschen kennen einen Bauern persönlich oder haben einen direkten Bezug zur Landwirtschaft. Dabei ist spätestens seit der Corona-Pandemie das Interesse an regionalen Lebensmitteln und wie sie erzeugt werden intensiver geworden. Um zu zeigen, wie das Fleisch vom Stall auf den Tisch oder den Grill kommt, hat der Bauernverband auf seiner sogenannten Schleppertour #EssenAusBayern auch am Aussiedlerhof von BBV-Kreisobmann Michael Reck in Hambach Station gemacht.
Es ist ein klassischer, konventioneller Bauernhof mit Viehhaltung, ungewöhnlich breit aufgestellt durch und für seine Direktvermarktung. (Fast) alles an eigenem Gemüse, Obst und Fleisch wird im Hofladen und über die "Genußscheune" vermarktet, in der in Nicht-Corona-Zeiten gefeiert und geschlemmt werden kann. Auf der Weide oberhalb des Hofes grast eine kleine Mutterkuhherde mit Kälbern, im Freistall stehen die Rinder-Schlachttiere, im Offenstall dösen die Strohschweine unterm Schwalbengezwitscher vor sich hin. Legehennen gackern im Freilauf, ein paar Gänse schnattern auf der Wiese. Hinter der Idylle aber steckt viel Arbeit und eine große Portion Leidenschaft.
Reck ist nicht nur Landwirt, sondern auch gelernter Kaufmann. Als solcher will er nach eigenen Worten bestimmen, wohin sein sorgfältig erzeugtes Fleisch geht. Ziel der stetigen Weiterentwicklung seines Betriebs samt Direktvermarktung – von Kürbis und Kartoffeln über Schweinehaltung bis zur Färsenmast (weibliche Rinder) und Mutterkuhhaltung – war, den Zwischenhandel auszuschalten und die Wertschöpfung am eigenen Betrieb zu halten. Ein komplett geschlossenes System mit Tierhaltung, Schlachtung, Fleischzerlegung, Wurstherstellung und Verkauf im Hofladen bis hin zum Verwerten von Einstreu-Stroh, das als Mist wieder die Felder düngt.
Im Offenstall mit Futterbereich, Stroh-Liegebereich und Mistgang mit Wasser-Berieselungsanlage für die Tiere sind keine Fensterscheiben eingesetzt, sondern nur Windnetze. Hier herrscht immer frische Luft. Es gibt vier Buchten für maximal 80 Mastplätze, gemästet werden die Schweine etwa fünf bis sechs Monate. Die Ferkel für die Mast erhält Reck immer in kleiner Anzahl im Abstand von vier bis sechs Wochen von einem einzigen Ferkelerzeuger aus dem Landkreis. Dadurch und durch den Offenstall bleiben die Tiere gesund, Reck hat nach eigenen Angaben seit 15 Jahren keinen Medikamenteneinsatz mehr gebraucht.
Aus dem eigenen Anbau werden Weizen, Gerste und Erbsen verfüttert, dazu Mineralfutter und fünf Prozent deutsches gentechnikfreies Soja.
Mit eigenem Heu, Luzernesilage und Weizenschrot. Auf der Weide steht eine Herde der alten Rasse Fränkisches Gelbvieh mit acht Kühen, einigen Kälbern und einem Bullen für den Natursprung, im Gegensatz zur künstlichen Besamung. Die Kälber bleiben sieben Monate an der Kuh und trinken deren Milch, weshalb am Hof keine Milch verkauft wird. Die männlichen Tiere werden kastriert, damit sie weiter in einer Herde mit den weiblichen Rindern bleiben können. Die sogenannten Absetzer stehen dann im Offenstall auf Stroh. Etwa zweieinhalb Jahre werden sie extensiv gefüttert, bevor sie zum Schlachter kommen.
Der Bauernhof ist Herdbuchtbetrieb, Reck ist als Züchter des Fränkischen Gelbviehs eingetragen. Seine Devise: Um eine Rasse zu erhalten, muss man sie achten, muss wissen, woher die Tiere kommen und muss deren Fleisch auch essen.
Reck fährt die Tiere ins zwölf Kilometer entfernte Schlachthaus der Metzgerei Hemmerich am Schlossgut Obbach. Immer montags wird geschlachtet, die Schweine- oder Rinderhälften zerlegt er dienstags im eigens gebauten und maschinell gut ausgestatteten Zerlegeraum und verarbeitet sie mittwochs weiter zu Wurst. Dazu hat er auf 450-Euro-Basis einen Metzger angestellt. Mindestens drei Wochen lagert das Rindfleisch vor dem Verkauf, das ausschließlich direkt – über den Hofladen und die Genußscheune – vermarktet wird. Bei den Schweinen werden einige auch über die Metzgerei Hemmerich weitervermarktet.
Michael und Susanne Reck arbeiten Vollzeit, der Landwirt kümmert sich vor allem um Feld und Stall, Obst und Gemüse sind das Metier seiner Frau. Drei 450-Euro-Kräfte arbeiten mit, auch die vier Kinder helfen mit. Bei einer Feier in der "Genußscheune" gibt es in der Regel ein Buffet, das vorbereitet wird. Im (Fleisch-)Verkauf im Hofladen, freitags von 15 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 12 Uhr, steht der Chef oft persönlich. "Ich will zeigen, dass ich mich damit identifiziere. Die Kunden wollen ihre Fragen vom Transport bis zur Tierhaltung an die Betriebsleiter selbst stellen."
Das Ehepaar hat sich über 20 Jahre die Direktvermarktung aufgebaut und mit immer neuen Ideen und viel Herzblut weiterentwickelt. Der Nachteil, so Reck: "Bei jeder Kontrolle sind wir dabei", von der Ackerbaukontrolle über die ASP-Kontrolle (Afrikanische Schweinepest) oder die Kennzeichnung und Registrierung von Rindern bis zur Cross Compliance-Kontrolle.
Pro Kopf liegt der Verbrauch an Schweinefleisch in Deutschland bei 32,8 Kilo. Im Landkreis gibt es 9980 Mastschweineplätze, damit werden 2,179 Millionen Kilo Schweinefleisch erzeugt. Bei knapp 170 000 Einwohnern liegt der Selbstversorgungsgrad deshalb bei nur 39,18 Prozent.