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Schweinfurt
Corona, Ukraine-Krieg, Inflation: Sind Schweinfurts Großprojekte in Gefahr?
Von der Landesgartenschau 2026 bis zur Theatersanierung, von Kulturforum bis Grünes Band: Warum Baureferent Ralf Brettin von den Stadträten kritisiert wurde.
Die Sanierung des Schweinfurter Theaters beginnt in diesem Sommer und geht wohl bis März 2025.
Foto: Josef Lamber | Die Sanierung des Schweinfurter Theaters beginnt in diesem Sommer und geht wohl bis März 2025.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:05 Uhr

Schweinfurts Pläne für die Umgestaltung der Stadt sind ehrgeizig. Doch sind sie auch realistisch umsetzbar? Die SPD-Fraktion wollte im Stadtrat den Stand der großen Bauprojekte von Landesgartenschau 2026, Theater-Sanierung, Kulturforum-Neubau bis Grünes Band wissen. Das Ergebnis: Enttäuschung und Ernüchterung nach dem Vortrag von Baureferent Ralf Brettin.

Der hatte auf 68 Seiten in seinem Vortrag zwar fast alle Projekte aufgelistet, die teils seit Jahren laufen. Doch auf konkrete Aussagen zu möglichen Baubeginnen bzw. Fertigstellungen, Vorschläge zur Priorisierung oder gar Einstellung von Projekten ließ sich der Baureferent nicht ein. Das ist aus seiner Sicht Sache des Stadtrates in den Haushaltsberatungen im November.

SPD-Stadtrat Peter Hofmann hatte sich von seiner Anfrage anderes erhofft, vor allem eine in die Tiefe gehende ehrliche Diskussion über Sinn und Zweck bestimmter Projekte wie zum Beispiel die Landesgartenschau in der Ledward Kaserne. Aus seiner Sicht blieben Brettins Ausführungen "an der Oberfläche". Für den Stadtrat aber wäre es wichtiger gewesen, detaillierte Aussagen über Kosten zu bekommen, um Projekte möglicherweise anders priorisieren zu können. Aus Zeitgründen wurde die Diskussion über die Bauprojekte auf die Sitzung am 31. Mai verschoben, hinter den Kulissen aber war Hofmanns Meinung parteiübergreifender Konsens und es herrschte Verwunderung über Brettins Vortrag.

Welchen Einfluss haben Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg?

Ralf Brettin wies die Kritik an seinem Ansatz zurück: "Es war nicht oberflächlich, sondern ein Blick von oben." Aus seiner Sicht war es wichtig, den Stadträten klar zu machen, dass es sich beim Planen und Durchführen von Bauprojekten grundsätzlich um einen Prozess handelt. Man müsse akzeptieren, dass das eigentliche Bauen der zeitlich kürzeste Teil des gesamten Prozesses sei.

Es gebe viele Einflussfaktoren von außen, gegen die die Stadt wie viele andere Bauherren machtlos sei. Die Corona-Pandemie habe ebenso seit zwei Jahren Verzögerungen gebracht wie nun der russische Angriffskrieg in der Ukraine und die rasant gestiegene Inflation, die die Baupreise negativ beeinflusse. Dazu kommt der ohnehin herrschende Materialmangel in Verbindung mit einem Mangel an Facharbeitern für Firmen. "Das sind alles Dinge, die uns Aussagen zu Terminen nicht in der gewohnten Sicherheit geben lassen", so Brettin. Der Baureferent legte Wert darauf, dass es sich um einen Statusbericht handele, der keine Vorschläge enthalte, ob bestimmte Projekte vorgezogen und andere gestoppt werden sollten.

Wie geht es mit dem Kulturforum am Martin-Luther-Platz in Schweinfurt weiter? Ein Streit mit einem der Nachbarn ist geklärt, der Baubeginn aber nach wie vor offen.
Foto: Oliver Schikora | Wie geht es mit dem Kulturforum am Martin-Luther-Platz in Schweinfurt weiter? Ein Streit mit einem der Nachbarn ist geklärt, der Baubeginn aber nach wie vor offen.

Eine für die SPD wichtige Frage blieb ebenfalls offen: die über die Sicherheit der derzeit geplanten Baukosten. Auf explizite Nachfrage von Peter Hofmann betonte Ralf Brettin, die Kostenschätzungen seien aus den letzten Haushaltsberatungen. Konkrete neue Zahlen gibt es zum Beispiel zur Landesgartenschau-Gestaltung und den Korrespondenzprojekten des Grünen Bands am Schelmsrasen, Spitalseeplatz und der Gutermann-Promenade aber erst im Sommer. Die SPD bezweifelt, dass die geschätzten Baukosten bei Großprojekten wie dem Theater oder dem Kulturforum noch stimmen und fordert deshalb, dass Finanzreferentin Anna Barbara Keck Auskunft geben müsse, wie sich der städtische Haushalt entwickele.

Gute Nachrichten für die Generalsanierung des Schweinfurter Theaters

Die Bauverwaltung hatte auch gute Nachrichten im Gepäck. Zum Beispiel bei der Generalsanierung des Theaters, die Anfang Juli beginnen und rund zweieinhalb Jahre dauern soll. Das 42,9-Millionen-Euro-Projekt profitiert von "einem besonderen Entgegenkommen der Regierung", so Ralf Brettin. Das heißt: Entgegen der eigentlichen Regeln ist es möglich, dass die aktuell berechneten Kosten Grundlage für die gewährte Förderung von 75 Prozent sind.

Fotoserie

Viele Bauprojekte, die teurer werden, haben das Problem, dass die Förderung aufgrund der ersten Schätzung gewährt wird. Mehrkosten müssen dann die Bauherren alleine tragen. Beim Theater, das auch durch den Bezirk eine feste Förderung von einer Million Euro bekommt, ist das nicht so. Kurz vor Baubeginn im Sommer will Brettin die aktualisierte Kostenberechnung dem Stadtrat vorlegen.

Einen Wermutstropfen gibt es: Bis wieder im Theater Aufführungen sind, wird es länger dauern als gedacht. Als Datum für das Bauende findet sich in der Präsentation der März 2025. Bisher war immer kommuniziert worden, dass die Saison 2024/25 schon im sanierten Theater stattfindet. Der neue Theaterchef Christof Wahlfeld plant ein Ersatzprogramm in anderen Spielstätten.

"Für die Landesgartenschau muss im vierten Quartal 2023 Baubeginn sein, um im vierten Quartal 2025 fertig zu sein."
Schweinfurts Baureferent Ralf Brettin.

Interessant auch die Ausführungen zum Thema Kulturforum am Martin-Luther-Platz. Diese Idee stellte Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) im Sommer 2016 vor, seither hat sich zumindest baulich kaum etwas getan. Jetzt ist der Streit mit einem der Nachbarn wegen einer gemeinsamen Mauer gelöst, die Förderanträge sind gestellt. Ob es bei den geplanten 16 Millionen Euro Baukosten bleibt, wann es losgeht und ob zwei Jahre Bauzeit realistisch sind, ist derweil offen.

Priorität der Bauverwaltung liegt auf der Landesgartenschau 2026

Neben zahlreichen anderen Projekten von der Sanierung des Kassengebäudes bis zur Planung der neuen Maxbrücke stellte Brettin vor allem das Thema Landesgartenschau und grünes Band in den Vordergrund. Klar ist: "Für die Landesgartenschau muss im vierten Quartal 2023 Baubeginn sein, um im vierten Quartal 2025 fertig zu sein." Kann man das garantieren? Offen. Genauso wie das Grüne Band, bei dem Brettin erklärte, die Fertigstellung bis Ende 2025 sei "angestrebt" und anfügte, er habe das bewusst so formuliert.

Corona, Ukraine-Krieg, Inflation: Sind Schweinfurts Großprojekte in Gefahr?

Die Verwaltung arbeite "mit Hochdruck" daran, dass diese Projekte realisiert werden. Große Hoffnungen setzt Brettin auf die Fördergeberkonferenz am 30. Mai, bei der es auch um die Panzerhalle 237 gehen werde. Im Sommer, spätestens im September, wolle man die weiteren konkreten Pläne dem Stadtrat vorlegen.

 
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  • bernd_schuhmann@t-online.de
    Fragen wir einfach nach wieviele neue Planstellen in der Ära Remele geschaffen wurden ?
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  • Reinshagen153@t-online.de
    In der Ära Remelé/Brettin erlebte Deutschland die wirtschaftlich erfolgreichsten 10 Jahre der Geschichte, bis 2020. In SW stieg die Gewerbesteuer auf neue Rekorde. Und man vertrödelte die Zeit und ging nötige Bauprojekte nicht an: Abbruch & Neubau der Stadtkasse, Bau des FSH in der Steinstraße (z.B. mit Penthäusern auf dem Dach zur Mitfinanzierung), Parkhaus am Hbf & neuer Steg mit direkter Verbindung zu Bahnsteigen, Erschließung von Pfannäcker, Mönchkutten & Industriegebiet Oberndorf-West, mit Erweiterung des Containerterminals (bereits seit langem v. Betreiber gewünscht!). Stattdessen band man viel Personal mit einem unsinnigen Prestigeprojekt LGS - ansonsten viel Warten, Versprechungen, Ausreden. Und nun steht man mit leeren Händen da und wurde von Corona, Ukraine-Krieg & Inflation kalt erwischt. Wer zu spät kommt den bestraft das Leben.
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  • Reinshagen153@t-online.de
    "Schweinfurts Pläne für die Umgestaltung der Stadt sind ehrgeizig" - Herr Schikora, haben Sie die Grieser-Zeit komplett vergessen?

    Wann begreift die Tagblatt-Redaktion endlich, dass man von den derzeitigen Protagonisten der Stadt SW nichts erwarten kann? Wieviel Pleiten müssen denn noch passieren, bis sich das, was die Spatzen schon seit Jahren(!) von den Dächern Schweinfurts pfeifen, bis in die Tagblatt Redaktion herumgesprochen hat?
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