Einen Monat lang herrschte Ruhe in der Rhön, was das Thema Wolfsrisse an Weidetieren betrifft. Nun könnte wieder ein Wolf zugeschlagen haben. Das Landesamt für Umwelt meldet einen Verdachtsfall, der sich am 20. Juni im Landkreis Rhön-Grabfeld im Raum Oberelsbach ereignet hat. Demnach könnte ein Schaf von einem Wolf gerissen worden sein. Die entsprechenden Untersuchungen seien eingeleitet worden.
Der mögliche Wolf schaute und lief dann langsam davon
Eine mögliche Wolfssichtung gab es auch zwischen Rhönhof und Sennhütte. Am Montagnachmittag, 24. Juni, gegen 15.15 Uhr war Mario Kirchner aus Rüdenschwinden hier mit seinem Traktor beim Heuwenden. Dabei glaubte er auf der Wiese zunächst einen Fuchs zu sehen, der mit seinem Maul in einem Mauseloch wühlte.
Dann aber schien ihm das Tier für einen Fuchs recht groß, berichtet er im Gespräch mit dieser Zeitung. Als es dann seinen Kopf gehoben habe, sei ihm klar geworden, dass es sich um einen Wolf handeln könnte. Er sei darauf zugelaufen und habe aus etwa 40 Metern Entfernung ein Foto geschossen. Bis auf etwa 30 Meter sei er an den möglichen Wolf herangekommen. Der habe ihn angeguckt und sei dann langsam weggelaufen. Das Ganze habe etwa zwei oder drei Minuten gedauert, so Kirchner.
Während in der Bayerischen Rhön das mögliche Wolfsgeschehen wieder Fahrt aufnimmt, ist es im thüringischen Teil der Region weiter ruhig. Deshalb hat sich auch in der Rhön die Zahl der Gebiete, in denen Wölfe dauerhaft leben, verringert, wie das thüringische Umweltministerium informierte. Für die bislang in der thüringischen Rhön, konkret im Raum Zella, lebende Wölfin gebe es seit mehr als einem Jahr keinen Nachweis mehr, teilte das Ministerium mit. Nach den entsprechenden Regelungen sei das Gebiet damit offiziell nicht mehr als sogenanntes Wolfsterritorium eingestuft.
Zellaer Wölfin auch in Rhön-Grabfeld aktiv
In Zella, mit Schwerpunkt in der Region um Kaltennordheim (Kreis Schmalkalden-Meiningen), war von Ende 2019 bis 2022 mehrfach eine Wölfin mit der Bezeichnung GW1422f nachgewiesen worden, die aus dem Rudel "Göritz/Klepzig" in Brandenburg stammte und in die Rhön gewandert war. Sie hatte dort zuletzt als Einzelgängerin gelebt und war wiederholt auch im angrenzenden Hessen und Bayern nachgewiesen worden. Unter anderem war sie Ende 2022 bei Simonshof am Riss von drei Schafen beteiligt.
Ob das Tier aus der Rhön abgewandert oder möglicherweise tot ist, sei nicht bekannt, sagte ein Ministeriumssprecher. Die Wölfin habe keinen Sender getragen, mit dem ihre Wege nachverfolgt werden könnten.
Die Wölfin hatte 2022 eine gewisse Bekanntheit erlangt, nachdem sie sich mit einem Haushund gepaart und fünf Hybridnachkommen geboren hatte. Diese mussten aufgrund der rechtlichen Verpflichtung durch das Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (Tlubn) getötet werden, da es sich bei dem Nachwuchs nicht um Wölfe handelte. Nach dem Abschuss von drei der fünf Wolfs-Hund-Mischlinge wurde die Entnahme im März 2023 erst einmal eingestellt.
Noch zwei Regionen mit standorttreuen Wölfen in der Rhön
In der Rhön bleiben damit noch zwei Regionen mit standorttreuen Wölfen. Das Territorium "Hohe Rhön" mit einem Wolfspaar, das nicht nur in die Schlagzeilen geraden ist, weil verschiedene Nutztierrisse auf sein Konto gehen. Jüngst wurde auch ein Wolfswelpe gefunden, als dessen Eltern die beiden Tiere nachgewiesen wurden.
Nach einer medizinischen Behandlung und einem missglückten Auswilderungsversuch wurde das Jungtier inzwischen in Wildtierpark in der Lüneburger Heide untergebracht. Das zweite Rudel lebt seit Ende 2021 auf dem Truppenübungsplatz Wildflecken und blieb in der Vergangenheit weitgehend unauffällig. Sowohl 2022 als auch 2023 wurde Nachwuchs nachgewiesen.
Mit Material von dpa
Wolfsischer war der Zaun an der ehemaligen Grenze!