Der kleine Wolfswelpe, der in der vergangenen Woche in einem Waldgebiet in der Rhön gefunden wurde, hat eine neue Heimat. Wie eine Mitarbeiterin des Wildparks Lüneburger Heide auf Anfrage der Redaktion bestätigte, lebt das wenige Wochen alte Tier nun in Niedersachsen. Zumindest vorerst.
Eine Spaziergängerin hatte das Tier nach Angaben des Bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU) am 10. Juni im Landkreis Rhön-Grabfeld gefunden und mitgenommen. "Aufgrund des schlechten Allgemeinzustands wurde eine Aufnahme und Erstversorgung veranlasst", so ein LfU-Sprecher.
Wie das LfU auf Anfrage der Redaktion schreibt, können "Jungtiere streng geschützter Arten, die elternlos aufgefunden und alleine nicht lebensfähig sind, in Absprache mit den zuständigen Behörden in Obhut genommen werden". Durch tierärztliche Untersuchungen werde dann festgestellt, ob ein Krankheitsbild vorliegt und das Tier behandlungsbedürftig ist.
Ergebnisse der genetischen Untersuchung des Wolfswelpen liegen vor
Bei der Untersuchung des männlichen Wolfswelpen wurden auch genetische Proben genommen. Deren Ergebnisse liegen mittlerweile vor, wie das LfU mitteilt: "Der Welpe hat die genetische Kennung GW4110m (HW02) und ist ein Nachkomme von GW3092f (HW02) und GW3519m (HW01)."
Damit ist belegt, dass der Nachwuchs von der Rhöner Problemwölfin (GW3092f) abstammt. Diese hat sich mit einem Rüden aus dem Wolfsrudel vom Truppenübungsplatz Wildflecken verpaart. Mit dem Fund des Welpen ist somit nun ein zweites Wolfsrudel in der Rhön nachgewiesen.
Die Problemwölfin hat in Spessart und Rhön in rund 40 Fällen Weidetiere gerissen. Keinem Wolf wurden vergangenes Jahr bundesweit mehr gerissene Schafe, Ziegen und Hirsche nachgewiesen. Die Fähe (weiblicher Wolf) hatte Ende des vergangenen Jahres eine gewisse Berühmtheit erlangt, als eine Genehmigung erteilt wurde, sie und ihren Partner zu töten. Diese wurde allerdings schon nach wenigen Tagen von Gerichten in Würzburg und Kassel aufgehoben.
Um den kleinen, ausgehungerten Welpen hatte sich nach seinem Fund die Bad Kissinger Tierschützerin Luisa Ruppert gekümmert. Als sich das Tier bei ihr etwas erholt hatte, sei es in eine Tierklinik gebracht und dort für stabil genug für eine Auswilderung befunden worden. Wie der Verein "Wolfsschutz Deutschland" berichtet, sei vom LfU versucht worden, den Welpen wieder mit seinen Eltern zusammenzuführen.
Demnach sei der Welpe mit Futter und Milch in einem Käfig im vermuteten Revier der Eltern ausgesetzt worden. Wie der Verein schreibt, sei auch in zirka einem Kilometer Entfernung ein Wolf auf einer Wildkamera aufgenommen worden – allerdings hätten weder die Mutter noch der Vater Versuche gestartet, den Welpen abzuholen. Lediglich ein Fuchs sei in der Nacht vorbei getrottet, sodass man sich entschieden habe, den kleinen Wolf wieder in Obhut zu nehmen.
Freilassung des Welpen in der Rhön gescheitert
Da eine Freilassung des etwa sechs Wochen alten Tieres ohne diesen Familienanschluss nicht möglich war, blieb nur eine dauerhafte Unterbringung in einem geeigneten Gehege, informiert der "Freundeskreis freilebender Wölfe" auf seiner Facebook-Seite. "Im konkreten Fall des Wolfswelpen aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld erfolgte in Abstimmung mit den zuständigen Behörden am 18.6.2024 ein Transport des Welpen in den Wildpark Lüneburger Heide", bestätigt das LfU.
Hier wird der Wolfswelpe, der nun nicht mehr Wolfgang, sondern Nuka genannt wird, von Tanja Askani aufgepäppelt, wie der "Wildpark Lüneburger Heide" gegenüber der Redaktion bestätigt. Die Mitarbeiterin des Wildparks hat nach Angaben von "Wolfsschutz Deutschland" langjährige Erfahrung mit der Aufzucht von Wolfswelpen.
Welpe wird eventuell in ein Wolfszentrum nach Belgien umgesiedelt
Wie es in einer Mitteilung des Vereins weiter heißt, bedeutet dies, dass Nuka – der Name bedeutet "kleiner Bruder" – eine Chance hat: "Er darf leben, wenn es auch bedeutet, dass er in Gefangenschaft leben muss."
"Die Unterbringung in einem Gehege wird bei einem derart jungen Wildtier als vertretbar angesehen", so der LfU-Sprecher. "Abhängig von der Entwicklung des Welpen kommt in einigen Monaten eine Umsiedlung in ein Wolfscenter in Belgien in Betracht." Laut des Vereins "Freundeskreis freilebender Wölfe", handelt es sich dabei um das Wolfszentrum "The Wolf Conservation Association" im belgischen Bilstain.
Dieser Artikel wurde aktualisiert.
Mutter Natur hätte es schon gerichtet!
Spaß bei Seite, schade wenn das kleine Wolfsbaby von seinen Eltern vermutlich im Stich gelassen und nun auch nicht mehr gewollt wurde. Mutter Natur kann schon grausam mit ihren Geschöpfen umgehn, das übrige tun wir Menschen aber auch der Mutter Natur an.