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Bad Neustadt
Nach der gescheiterten Kurhaus-Übernahme in Bad Neustadt: Alle gemeinsam für eine "große Lösung" der Kur?
Hubert Büchs lud ein, viele Wirtschaftsvertreter kamen und diskutierten, wie es mit der Kur in Bad Neustadt weitergehen kann. Was die nächsten Schritte sind.
Wie geht es weiter mit dem Kurviertel in Bad Neustadt und dem gesamten Quartier 'Bad Neuhaus/Mühlbach'? Geht es nach der Wirtschaft, solle die Stadt groß denken. Dafür sagt sie ihr Unterstützung zu.
Foto: Christian Hüther | Wie geht es weiter mit dem Kurviertel in Bad Neustadt und dem gesamten Quartier "Bad Neuhaus/Mühlbach"? Geht es nach der Wirtschaft, solle die Stadt groß denken. Dafür sagt sie ihr Unterstützung zu.
Christian Hüther
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:50 Uhr

So viele hochrangige lokale Wirtschaftsvertreter in einem Raum wie am Mittwoch in der Stadthalle gibt es nur selten. Initiiert hatte das Treffen Hubert Büchs, Geschäftsführer der Firma Jopp in Bad Neustadt und gleichzeitig Sprecher des Informationskreises der Wirtschaft Rhön (IDW). In dieser Funktion lud er zu einer Sondersitzung ein. Thema: "Erhalt des Kurbades Bad Neustadt".

Bad Neustadt und die Einwohner bräuchten, so Büchs, die Kur, nicht nur wegen des Titels "Bad". "Ein Wegfall oder ein Betrieb auf Sparflamme entspricht einer Beerdigung dritter Klasse", sagte er deutlich. Auch wenn die Stadt laut des IDW-Vorsitzenden eine reiche Stadt sei und sich nicht wegducken könne, wolle der IDW sie unterstützen und eine Eingabe an die Regierung schicken. "Denn wie so oft geht es auch um das Geld." Vom verhinderten Eugen Münch richtete Büchs aus, dass dieser für eine "große Lösung" plädiere.

Michael Werner: Kurhaus wäre zum Defizitbetrieb für Bad Neustadt geworden

Bad Neustadts Bürgermeister Michael Werner zeigte sich dankbar für den Vorstoß von Hubert Büchs und legte den aktuellen Stand der Dinge dar. Die Einstellung des beliebten Bewegungsbads im Kurhaus sei nicht schön und man wolle, dass dort mittelfristig wieder Bewegungsbäder stattfinden können. Zur dann doch gescheiterten Übernahme der Kurhaus GmbH sagte Werner, dass dies angesichts der aktuellen Energiepreise ein Defizitbetrieb für Bad Neustadt bedeutet hätte.

 "Eine Kur, wie wir sie aus den 1970/80er Jahren kennen, wird es wahrscheinlich nicht mehr geben", ergänzte das Stadtoberhaupt. Eine ambulante Badekur sei umsetzbar und anzustreben, möglicherweise angegliedert an das Triamare. Ideen und Konzepte würden aktuell aber noch reifen. 

Sich nicht gegenseitig den Schwarzen Peter zuschieben

Keine unwesentliche Rolle in den Geschehnissen rund um Kurhaus und Kurviertel spielt die Rhön-Klinikum AG mit ihrer Tochtergesellschaft BGL, die im Besitz vieler Liegenschaften ist und als Vermieterin des Kurhauses agiert. Wie zuvor auch der Bürgermeister machte die geschäftsführende Direktorin des Campus, Sandra Henek, deutlich, dass man sich nicht gegenseitig den Schwarzen Peter hin und herschiebe.

Vielmehr sei der Blick nach vorne wichtig und man sei gewillt, gemeinsam eine Lösung zu finden. "Es ist traditionell nicht unser Kerngeschäft, eine Kuranstalt zu führen", so Henek. Dennoch habe man als Vermieter in den vergangenen Jahren mehrere 100.000 Euro, beispielsweise in die Badtechnik im Kurhaus investiert. Keine weitere Leerstandsimmobilie sei das Ziel, sondern eine bestmögliche Integrierung des Kurhauses für die Bewohner, Bevölkerung und Mitarbeitenden des Campus und anderer Unternehmen, so der Wunsch von Sandra Henek. 

Die Kur und das Kurhaus in Bad Neustadt sind ein "Schatz"

Hermann Baer, seit mehr als 30 Jahren in Bad Neustadt tätig und bis August Pächter des 1989 eingeweihten Kurhauses, sprach über die anfangs florierenden Zeiten der Kur, bis die ambulanten Kuren politisch "drastisch abgewürgt" worden sind. Später verschwanden die vielen Kurkliniken, der Trend ging zur ambulanten Reha mit dem Bewegungsbad als "entscheidenden Faktor".  Die Entscheidung, den Pachtvertrag auslaufen zu lassen, sei von ihm überlegt getroffen worden. 

Ein Blick ins Kurhaus in Bad Neuhaus. Trinkkur ja, aber Bewegungsbäder sind nach der Abwicklung der Kurhaus Bad Neustadt GmbH derzeit nicht möglich.
Foto: Daniel Peter | Ein Blick ins Kurhaus in Bad Neuhaus. Trinkkur ja, aber Bewegungsbäder sind nach der Abwicklung der Kurhaus Bad Neustadt GmbH derzeit nicht möglich.

Ines zu Guttenberg und Dr. Mareike-Christine Noack, die weiterhin im Kurhaus aktiv sind, sprachen die Heilquellen und die positive Wirkung des Heilwassers für den eigenen Körper an, sei es als Trink- oder Badekur. "Es ist wert, um die Kur und das Kurhaus zu kämpfen", spricht Noack einen "Schatz" an. Es wäre fatal, diesen nicht zu nutzen. Prävention wird immer wichtiger, so zu Guttenberg, angesichts der steigenden Zahl an Frühverrentungen und immer höheren Krankheitsquoten der Mitarbeitenden in den Unternehmen. 

Kur-Thematik: Eine Aufgabe für die gesamte Stadtgesellschaft

Der frühere Kurarzt Dr. Helmut Klum ist der Meinung, dass es die traditionelle ambulante Kur nicht mehr geben wird. Und das auch nach der bekannt gewordenen Gesetzesänderung, dass die Badekur wieder Kassenleistung werden soll. Beschlossen von der Politik sei das eine, "umgesetzt wird es dann meistens nicht". Für die Stadt als Kurort gebe es insgesamt viel zu tun. Aber: "Das ist eine Aufgabe für die gesamte Stadtgesellschaft", sieht Klum viele Akteure in der Pflicht.

In der anschließenden Diskussion regte Hubert Büchs an, über die Unterstützung des Heilbäderverbands hinaus, einen "echten Berater einzusetzen, der groß denkt und Weichen für die Zukunft stellt". Das ist in Planung, antwortete der Bürgermeister. In Kürze findet im Rahmen einer Projektgruppe des Stadtrats eine Vorstellung von infrage kommenden Beratungsgesellschaften statt. 

Stefan Rath erwähnte Herausforderungen, ein Haus wie das Kurhaus wirtschaftlich erfolgreich zu führen. Der FDP-Stadrat brachte eine Betreibergesellschaft ins Spiel, wie es beispielsweise bei der Kisssalis-Therme in Bad Kissingen der Fall ist.

Es braucht eine Einigung zwischen Stadt Bad Neustadt und Rhön-Klinikum

Ulrich Leber sprach die bestehenden Eigentumsverhältnisse der Liegenschaften im Kurviertel an, meist im Besitz des Rhön-Klinikums. "Hier gibt es natürlich unterschiedliche Ziele und Zielkonflikte", so Leber. Für ein Heilbad der Zukunft und die Frage des Standorts brauche man eine Einigung und erhalte dann Planungssicherheit.

"Wir sind an einer Lösung interessiert", antwortete Sandra Henek. Man habe für die Immobilie Kurhaus ein Gutachten in Auftrag gegeben, um sie zu bewerten. Möglicherweise biete man sie der Stadt gar zum Kauf an. "Daran soll es nicht scheitern."

Bewegungsbad weiter im Kurhaus oder vielleicht eine Angliederung ans Triamare? Vorstellbar sind viele Lösungen, was den Kurbetrieb in Bad Neustadt künftig anbelangt.
Foto: Daniel Peter | Bewegungsbad weiter im Kurhaus oder vielleicht eine Angliederung ans Triamare? Vorstellbar sind viele Lösungen, was den Kurbetrieb in Bad Neustadt künftig anbelangt.

Letztlich, da waren sich alle einig, brauche man zunächst Einschätzungen der Berater und danach verschiedene Konzepte, um weiterreden zu können. Dann, versprach Bürgermeister Michael Werner, hole er auch wieder die Wirtschaft ins Boot. 

 
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Kommentare
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  • gerneleser
    Hoffentlich denkt man dabei auch an Kranken und Behinderten Menschen!
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  • united
    Die Familie Guttenberg und das Rhön-Klinikum haben erkannt, dass sie ein totes Pferd reiten.
    Sie handeln deshalb nach der alten Weisheit der Dakota-Indianer und steigen ab.
    Der Allgemeinheit - vertreten durch die Stadt - empfehlen sie aber, diese Weisheit zu ignorieren und
    die üblichen unnützen und kostspieligen Behandlungsmethoden für tote Pferde anzuwenden. (s.Internet – Weisheit der Dakotas). Einfach großartig!
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