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Bad Neustadt
Verhandlungen zum Kurhaus in Bad Neustadt gescheitert: Ines zu Guttenberg kritisiert Stadt und Rhön-Klinikum
Die Stadt will das Kurhaus vom Rhön-Klinikum doch nicht pachten. Warum für Ines zu Guttenberg damit die falschen Prioritäten für Bad Neustadt gesetzt werden.
Ines zu Guttenberg hat eine Naturkundliche Praxis im Kurhaus in Bad Neustadt – doch hat das Gebäude noch eine Zukunft, wenn sich Stadt und Rhön-Klinikum nicht einigen?
Foto: Daniel Peter | Ines zu Guttenberg hat eine Naturkundliche Praxis im Kurhaus in Bad Neustadt – doch hat das Gebäude noch eine Zukunft, wenn sich Stadt und Rhön-Klinikum nicht einigen?
Julia Back
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:15 Uhr

Ende August war bekannt geworden, dass die Verhandlungen über die Zukunft des Kurhauses von Bad Neustadt gescheitert sind: Damals teilte der geschäftsführende Beamte der Stadt, Rainer Warzecha, mit, dass die Stadt Bad Neustadt die Kurhaus Bad Neustadt GmbH doch nicht übernehmen werde. Eine Überraschung für die Öffentlichkeit.

Stadtrat von Bad Neustadt hatte beschlossen, das Kurhaus weiterzuführen

Im Frühling hatte der bisherige Kurhaus-Geschäftsführer und Pächter Hermann Baer geäußert, den Betrieb zum 31. August beenden zu wollen. In seiner Sitzung vom 2. Juni hatte dann der Stadtrat beschlossen, die Geschäfte des Kurhauses in Bad Neuhaus unter den bisherigen Bedingungen weiterzuführen.

Gescheitert war dies laut Warzecha daran, dass die BGL Grundbesitzverwaltungs-GmbH des Rhön-Klinikums, der das Gebäude gehört, die bislang geltenden Abrechnungsmodalitäten nicht mehr weiterführen wollte. Statt einer "Umsatzpauschale" sollten die Nebenkosten zukünftig nach Verbrauch vom Pächter getragen werden.

Eine "seriöse Abschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung der Kurhaus Bad Neustadt GmbH" sei so jedoch nicht mehr gegeben, erklärte Warzecha im August – womit der Stadtratsbeschluss hinfällig geworden sei.

Der ehemalige Pächter, Hermann Baer, bedauert diese Entwicklung im Gespräch mit der Redaktion sehr: "Das Kurhaus war in der Region sehr beliebt und ich habe viele Rückmeldungen bekommen, wie schade es sei, dass es nun schließt." Seit 1999 hat er als Pächter das Kurhaus betrieben. 

Ines zu Guttenberg übt scharfe Kritik an der Stadt Bad Neustadt und dem Rhön-Klinikum

Auch Ines zu Guttenberg, die im Kurhaus eine Naturheilkundliche Praxis betreibt, bedauert die nahende Schließung des Gebäudes – und kritisiert dabei das Vorgehen der Stadt scharf. In einem Schreiben an die Redaktion, das den Titel "Ein großer Verlust von Kultur und Tradition und Kur" trägt, weist sie darauf hin, dass das Kurhaus "seit 150 Jahren mit Bad Neustadt verbunden" ist.

Das Schwimmbad im Kurhaus von Bad Neustadt war nach Angaben des ehemaligen Geschäftsführers sehr beliebt.
Foto: Daniel Peter | Das Schwimmbad im Kurhaus von Bad Neustadt war nach Angaben des ehemaligen Geschäftsführers sehr beliebt.

Der Titel der Stadt mit dem Zusatz "Bad" sei jedoch ein "leerer Titel", wenn man "sich aus der Verantwortung und Aufrechterhaltung eines dringend erforderlichen Bades stiehlt", so zu Guttenberg.

Könnte "Bad Neustadt" bald nur noch "Neustadt" heißen?

Tatsächlich könnte die aktuelle Entwicklung rund um das Kurhaus sogar Auswirkungen auf den Namen von Bad Neustadt haben: Die Überprüfung des Titels "Bad" steht bevor. Heißt es nun also in Zukunft nur noch "Neustadt an der Saale"? Denn um den Titel weiter tragen zu dürfen, muss die Stadt unter anderem Kureinrichtungen unterhalten.

In ihrem Schreiben weist zu Guttenberg auch auf die historische Bedeutung des Ortsteils Bad Neuhaus, in dem das Kurhaus steht, hin: "Neuhaus, das Schloss, die später gebaute Wandelhalle und das Kurhaus, umrandet von einem Park aus dem 18. Jahrhundert, waren ein Kleinod in der Landschaft der Vorrhön."

Nachdem 1908 das Kurhaus errichtet worden sei, entstand in den folgenden 100 Jahren "ein reger Kur- und Badebetrieb". Auch als die Kur "aus den bezahlten Indikationen der Kasse" gestrichen wurde, habe sich dort "ein äußerst gefragtes therapeutisches Zentrum" entwickelt.

Dies bestätigt auch der ehemalige Pächter Baer: In der Zeit vor Corona seien alleine in verschiedenen Therapiegruppen zusammen gezählt rund 1000 Menschen pro Woche ins Kurhaus gekommen. Und auch privat hätten viele Menschen aus Bad Neustadt und Umgebung das Bad gerne genutzt, so Baer.

"Immer wenn man ohne Not sein 'Tafelsilber' – Schloss, Wandelhalle und Kurhaus an eine Firma verkauft, die weder eine historische Verbindung noch einen einträglichen Verwendungszweck darin sieht, geht es mit der Kultur sowie mit den Objekten selbst bergab", schreibt zu Guttenberg in ihrer Stellungnahme. Die Corona-Pause habe zudem ihr Übriges getan.

Wer übernimmt das Kurhaus in Bad Neustadt?

Nachdem sich der langjährige Geschäftsführer Hermann Baer in den Ruhestand zurückgezogen hat, seien die Türen nun geschlossen. "Die verbleibenden zwei Praxen, das Mineralbad, die vielen therapeutischen Einrichtungen stehen einem gespenstisch wirkenden Kurhaus gegenüber, in das es auch noch reinregnet", so die 81-Jährige. Die Frage hieße nun: "Wer übernimmt das Kurhaus?"

Sie kritisiert, dass niemand bereit sei "den Schaden zu beheben" und schreibt, dass die "Erhöhung der Betriebskosten durch die Preissteigerung bei Energien, die jeder Privathaushalt schultern muss" ganz offensichtlich "das größte Schreckgespenst" seien.

In Bad Königshofen gibt es die Franken-Therme

Zu Guttenberg zeigt sich auch im Gespräch mit dieser Redaktion davon überzeugt, dass der Freistaat der nordbayerischen Bäderlandschaft "wohlgesonnen" ist. "Man muss es nur wollen und verhandeln", sagt sie und hat ein Beispiel aus nächster Nähe parat: "Es ist schon erstaunlich, dass ein kleiner Ort wie Bad Königshofen einen inzwischen weit bekannten Thermal- und Badebetrieb aufrechterhalten kann. Während Bad Neustadt, eine reiche Industriestadt, nicht dazu fähig ist, sich dieser Aufgabe zu stellen."

Eine der Therapie-Wannen im Kurhaus in Bad Neustadt.
Foto: Daniel Peter | Eine der Therapie-Wannen im Kurhaus in Bad Neustadt.

Für zu Guttenberg stellt sich nun eine Frage: Wie wolle man in Zukunft leben? "Unseren Nachfahren als Maxime weitergeben: Das oberste Ziel sind die Rentabilität und die Dividenden. Danach wäre die Salzburg, die sehr gerne von den Neustädtern besucht wird, nicht anderes als ein trauriger Steinhaufen", schreibt sie.

Sie richtet daher einen Appell an die Verantwortlichen zum Thema Kurhaus: "Lassen wir es nicht zu, dass wir in eine Tradition und gesichtslose Provinzstadt zurückfallen. Ohne einen eleganten, schönen Rückzugsort, der so geeignet ist für entspannende und ganzheitliche Therapien – zusammen mit dem großartigen Quellwasser."

 
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  • gerneleser
    Bad Neustadt macht sein Namen und Rhön-Klinikum sein Ruf in der Rhön kaputt! Gesundheit ade.
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  • mgottwald
    Man kommt nicht umhin, Frau von Guttenberg recht zugeben. Sehen wir nicht auch in diesem Fall wieder Folgen unseres Handelns? Rhön- Klinikum ist gleich Gewinnmaximierung. Die Menschen und die Wertschöpfung einer Region spielen nur noch eine untegeordnete Rolle.
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  • eboehrer@gmx.de
    Das Verhalten des Rhön-Klinikums ist wie immer - nur Gewinnmaximierung. Ich gehe schon lange nicht mehr dort hin und fahre lieber zu einem weiter weg gelegenen Krankenhaus. Auch ich stimme ihr voll zu.
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  • Rosaroth
    Ich stimme ihr vollkommen bei.
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  • zwrecht@aol.com
    nun ja..."an eine Firma verkauft, die weder eine historische Verbindung noch einen einträglichen Verwendungszweck darin sieht, geht es mit der Kultur sowie mit den Objekten selbst bergab" Wer war gleich wieder Großaktionär an dieser "Firma"? Zwei Namen fallen mir ein: einer war Münch und der andere Guttenberg. Soviel zur Firma. Damals war historische und regionale Verbundenheit vorhanden. Der Verkauf nicht zu beanstanden. Offensichtlich wollte die "Firma" den Kurbetrieb und die Stadt, die gerne auf die Forderungen der "Firma" einging um damit Wohlstand und Arbeitsplätze zu schaffen, tat was Gutes. Soviel zur Geschichte. Aus heutiger Sicht könnte nur bemängelt werden, dass an die Zukunft, Rückübereignungspflicht bei Aufgabe des Kurbetriebs usw. nicht im damaligen Verkauf mit eingearbeitet wurde. Aber nachher ist man immer schlauer.
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