Es ist eine überraschende Wende für die Öffentlichkeit. Die Stadt Bad Neustadt wird die Kurhaus Bad Neustadt GmbH nun doch nicht übernehmen. Das teilte der geschäftsleitende Beamte der Stadt, Rainer Warzecha, am Donnerstagvormittag mit. Grund sind Unstimmigkeiten über die Kosten.
Dabei schien die Übernahme bereit länger in trockenen Tüchern zu sein. In der Sitzung vom 2. Juni beschloss der Stadtrat von Bad Neustadt, die Geschäfte des Kurhauses im Ortsteil Bad Neuhaus unter den bisherigen Bedingungen weiterzuführen. Die rasche Entscheidung war notwendig geworden, nachdem der bisherige Kurhaus-Geschäftsführer und Pächter Hermann Baer im Frühjahr darüber informiert hatte, den Betrieb zum 31. August beenden zu wollen.
Rhön-Klinikum rückt von alten Abrechnungsmodalitäten im Kurhaus Bad Neustadt ab
Der Grund für die gescheiterten Verhandlungen liegt laut der Stadt an der Tatsache, dass der Verpächter, die BGL Grundbesitzverwaltungs-GmbH des Rhön-Klinikums, die Abrechnungsmodalitäten in der bisherigen Form nicht mehr aufrechterhalten wolle und dies auch in Gesprächen nochmals bestätigt habe. Bislang, so sagt Rainer Warzecha auf Nachfrage, waren die Nebenkosten über eine sogenannte "Umsatzpauschale" abgegolten. Auch angesichts der aktuellen Energiekrise rücke das Rhön-Klinikum nun davon ab.
Seine Haltung machte das Unternehmen Ende Juli deutlich. Just am Tag der letzten Stadtratssitzung vor der Sommerpause, als die Übernahme beschlossen werden sollte, veröffentlichte es eine Pressemitteilung. Darin erklärte Sandra Henek, Geschäftsführende Direktorin am Rhön-Klinikum Campus, dass eine "faire Kostentragung" Voraussetzung für eine Einigung sei.
Die Nebenkosten hätte die Stadt Bad Neustadt tragen müssen
Gemeint war, dass die Nebenkosten (Wasser, Strom, Heizung) künftig, "wie bei jedem Pachtverhältnis üblich, nach Verbrauch und verursachergerecht vom Pächter getragen werden müssen." Der Punkt flog daraufhin kurzfristig von der Tagesordnung des Stadtrats.
"Mit den geänderten Modalitäten war eine kurzfristige und seriöse Abschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung der Kurhaus Bad Neustadt GmbH nicht mehr gegeben", erklärt Warzecha weiter. Der Stadtratsbeschluss sei damit hinfällig geworden.
Was der scheidende Kurhaus-Pächter Hermann Baer sagt
"Mir war daran gelegen, dass es weiter geht", so die erste Reaktion des scheidenden Pächters Hermann Baer, der unter anderem aus Altersgründen die "nicht leichte, aber alternativlose Entscheidung" zur Aufgabe des Betriebs fasste.
In den vergangenen Wochen habe er nicht wenig Mühe in die Verhandlungen und Abwicklung gesteckt. Ihm sei jedoch immer klar gewesen, dass die getroffene Vereinbarung mit der Stadt Bad Neustadt an die Bedingung geknüpft ist, dass sich die Stadt mit der BGL einig wird.
Wie geht es für die verbleibenden Mitarbeitenden im Kurhaus Bad Neustadt weiter?
Die wenigen verbliebenen Mitarbeitenden – darunter zwei Physiotherapeuten –, die sich vorab alle bereit erklärt hatten, künftig unter Führung der Stadt zu arbeiten, stehen laut Baer nun aber nicht auf der Straße. Alle hätten bereits Anschlussverträge. Deren gesicherte Zukunft sei dem Pächter im Vorfeld das Wichtigste gewesen.
Bereits vor den Übernahme-Verhandlungen wurde die Belegschaft im Kurhaus deutlich kleiner. Ein Grund war die monatelange coronabedingte Schließung des zuvor ganzjährig geöffneten Schwimmbades mit integriertem Café. Nicht zur Kurhaus Bad Neustadt GmbH gehören, so Hermann Baer, das Angebot von Kurärztin Dr. Noack, die naturheilkundliche Praxis Guttenberg sowie die Fußpflege.
Keine Reaktion vom Rhön-Klinikum zur Mitteilung der Stadt Bad Neustadt
Wie es nun um die Zukunft des Gebäudes steht, ist momentan unklar. Das Rhön-Klinikum möchte auf Nachfrage der Redaktion keine Stellungnahme abgeben, da es die Mitteilung der Stadt Bad Neustadt nicht kenne. Das Unternehmen hatte sich zuvor gegenüber der Stadt offen gezeigt, was einen Ankauf des Kurmittelhauses angeht.
Die gescheiterte Übernahme des Kurhauses hat auch Auswirkungen auf die Stadt Bad Neustadt. Die Überprüfung des Titels Bad steht an. Um Heilbad zu bleiben und den Titel Bad weiter tragen zu dürfen, muss Bad Neustadt unter anderem einen Nachweis von bestehenden Kur- und Erholungseinrichtungen erbringen. Auch das Prädikat heilklimatischer Kurort wäre möglich.
Prädikat Heilbad: Stadt Bad Neustadt führt Gespräche mit Behörden
"Dem Stadtrat sind die Bedeutung und der Nutzen der Heilquellen bekannt und wichtig", sagt der geschäftsleitende Beamte, Rainer Warzecha. Es sei daher oberstes Ziel des Stadtrates, dass weiterhin Anwendungen mit den Heilmitteln angeboten werden. "Die Stadt Bad Neustadt führt aus diesem Grund derzeit intensive Gespräche mit den verantwortlichen Behörden, um das Prädikat als Heilbad weiter zu erhalten", so Warzecha. Über das Ergebnis der Verhandlungen werde man zu gegebener Zeit informieren.
Rhön Klinikum wollte die Umlagen erhöhen...
Und wenn die Stadt ein Haus hat und das vermietet (nicht an Vereine oder Gemeinnützige Unternehmen) verlangen die auch ganz normal die Nebenkosten.