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Bad Neustadt
Verhandlungen mit Rhön-Klinikum gescheitert: Stadt Bad Neustadt übernimmt das Kurhaus nun doch nicht
Im Juni schien der Weg für die Übernahme des Kurhauses durch die Stadt Bad Neustadt frei zu sein. Warum der Beschluss nun hinfällig ist und über weitere Folgen.
Die Zukunft des Kurhauses im Bad Neustädter Ortsteil Bad Neuhaus ist ungewisser denn je. Die Stadt Bad Neustadt erklärt nun, dass die Übernahme der Kurhaus Bad Neustadt GmbH gescheitert ist.
Foto: Christian Hüther | Die Zukunft des Kurhauses im Bad Neustädter Ortsteil Bad Neuhaus ist ungewisser denn je. Die Stadt Bad Neustadt erklärt nun, dass die Übernahme der Kurhaus Bad Neustadt GmbH gescheitert ist.
Christian Hüther
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:48 Uhr

Es ist eine überraschende Wende für die Öffentlichkeit. Die Stadt Bad Neustadt wird die Kurhaus Bad Neustadt GmbH nun doch nicht übernehmen. Das teilte der geschäftsleitende Beamte der Stadt, Rainer Warzecha, am Donnerstagvormittag mit. Grund sind Unstimmigkeiten über die Kosten.

Dabei schien die Übernahme bereit länger in trockenen Tüchern zu sein. In der Sitzung vom 2. Juni beschloss der Stadtrat von Bad Neustadt, die Geschäfte des Kurhauses im Ortsteil Bad Neuhaus unter den bisherigen Bedingungen weiterzuführen. Die rasche Entscheidung war notwendig geworden, nachdem der bisherige Kurhaus-Geschäftsführer und Pächter Hermann Baer im Frühjahr darüber informiert hatte, den Betrieb zum 31. August beenden zu wollen

Rhön-Klinikum rückt von alten Abrechnungsmodalitäten im Kurhaus Bad Neustadt ab

Der Grund für die gescheiterten Verhandlungen liegt laut der Stadt an der Tatsache, dass der Verpächter, die BGL Grundbesitzverwaltungs-GmbH des Rhön-Klinikums, die Abrechnungsmodalitäten in der bisherigen Form nicht mehr aufrechterhalten wolle und dies auch in Gesprächen nochmals bestätigt habe. Bislang, so sagt Rainer Warzecha auf Nachfrage, waren die Nebenkosten über eine sogenannte "Umsatzpauschale" abgegolten. Auch angesichts der aktuellen Energiekrise rücke das Rhön-Klinikum nun davon ab. 

Seine Haltung machte das Unternehmen Ende Juli deutlich. Just am Tag der letzten Stadtratssitzung vor der Sommerpause, als die Übernahme beschlossen werden sollte, veröffentlichte es eine Pressemitteilung. Darin erklärte Sandra Henek, Geschäftsführende Direktorin am Rhön-Klinikum Campus, dass eine "faire Kostentragung" Voraussetzung für eine Einigung sei.

Die Nebenkosten hätte die Stadt Bad Neustadt tragen müssen

Gemeint war, dass die Nebenkosten (Wasser, Strom, Heizung) künftig, "wie bei jedem Pachtverhältnis üblich, nach Verbrauch und verursachergerecht vom Pächter getragen werden müssen." Der Punkt flog daraufhin kurzfristig von der Tagesordnung des Stadtrats.

"Mit den geänderten Modalitäten war eine kurzfristige und seriöse Abschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung der Kurhaus Bad Neustadt GmbH nicht mehr gegeben", erklärt Warzecha weiter. Der Stadtratsbeschluss sei damit hinfällig geworden.

Was der scheidende Kurhaus-Pächter Hermann Baer sagt

"Mir war daran gelegen, dass es weiter geht", so die erste Reaktion des scheidenden Pächters Hermann Baer, der unter anderem aus Altersgründen die "nicht leichte, aber alternativlose Entscheidung" zur Aufgabe des Betriebs fasste.

In den vergangenen Wochen habe er nicht wenig Mühe in die Verhandlungen und Abwicklung gesteckt. Ihm sei jedoch immer klar gewesen, dass die getroffene Vereinbarung mit der Stadt Bad Neustadt an die Bedingung geknüpft ist, dass sich die Stadt mit der BGL einig wird.

Wie geht es für die verbleibenden Mitarbeitenden im Kurhaus Bad Neustadt weiter?

Die wenigen verbliebenen Mitarbeitenden – darunter zwei Physiotherapeuten –, die sich vorab alle bereit erklärt hatten, künftig unter Führung der Stadt zu arbeiten, stehen laut Baer nun aber nicht auf der Straße. Alle hätten bereits Anschlussverträge. Deren gesicherte Zukunft sei dem Pächter im Vorfeld das Wichtigste gewesen. 

Bereits vor den Übernahme-Verhandlungen wurde die Belegschaft im Kurhaus deutlich kleiner. Ein Grund war die monatelange coronabedingte Schließung des zuvor ganzjährig geöffneten Schwimmbades mit integriertem Café. Nicht zur Kurhaus Bad Neustadt GmbH gehören, so Hermann Baer, das Angebot von Kurärztin Dr. Noack, die naturheilkundliche Praxis Guttenberg sowie die Fußpflege.

Keine Reaktion vom Rhön-Klinikum zur Mitteilung der Stadt Bad Neustadt

Wie es nun um die Zukunft des Gebäudes steht, ist momentan unklar. Das Rhön-Klinikum möchte auf Nachfrage der Redaktion keine Stellungnahme abgeben, da es die Mitteilung der Stadt Bad Neustadt nicht kenne. Das Unternehmen hatte sich zuvor gegenüber der Stadt offen gezeigt, was einen Ankauf des Kurmittelhauses angeht.

Die gescheiterte Übernahme des Kurhauses hat auch Auswirkungen auf die Stadt Bad Neustadt. Die Überprüfung des Titels Bad steht an. Um Heilbad zu bleiben und den Titel Bad weiter tragen zu dürfen, muss Bad Neustadt unter anderem einen Nachweis von bestehenden Kur- und Erholungseinrichtungen erbringen. Auch das Prädikat heilklimatischer Kurort wäre möglich.

Prädikat Heilbad: Stadt Bad Neustadt führt Gespräche mit Behörden

"Dem Stadtrat sind die Bedeutung und der Nutzen der Heilquellen bekannt und wichtig", sagt der geschäftsleitende Beamte, Rainer Warzecha. Es sei daher oberstes Ziel des Stadtrates, dass weiterhin Anwendungen mit den Heilmitteln angeboten werden. "Die Stadt Bad Neustadt führt aus diesem Grund derzeit intensive Gespräche mit den verantwortlichen Behörden, um das Prädikat als Heilbad weiter zu erhalten", so Warzecha. Über das Ergebnis der Verhandlungen werde man zu gegebener Zeit informieren.

 
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  • zwrecht@aol.com
    Das RhönKlinikum hat bisher die Pacht verlangt, die der Pächter bereit war zu zahlen und der Betrieb dem Verpächter noch weitere Vorteile (Klinikum in einem "Bad") brachte. Noch im Flair der weltbekannten Badestadt Bad Kissingen und dessen Umfeld Bad Bocklet, Brückenau, Königshofen mit eigenen Bädertitel in Bad Neustadt reichte dem RhönKlinikum die Umsatzpacht. Jetzt sucht der Betriebswirtschaftler der Klinik nach Gewinnmaximierung und kann in der Stadt, in der Brückenschläge gemacht werden und Seilbahnen zum Campus diskutiert werden einen potenteren Geschäftspartner. Alles legitim für eine AG. Wieviel lässt sich hier "rauskitzeln". Beim Vorgänger war nicht mehr als die Umsatzpacht drin. Aber jetzt ? Legitim, aber aus meiner Sicht unverschämt. Muss sich die Stadt halt nach einem anderen Betreiber einer Kurklinik und Kurmaßnahmen umsehen. Noch ist nichts zu spät. Die Basis, die Heilquellen hat man bereits erworben. Jetzt auf zum nächsten Schritt. Königshofen kanns! Neusch t auch !
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  • KPE
    Es kommt wie es kommen musste. Mit Münch auf die Spur gekommen den großen Reibach zu machen. Und nun unter Askelpios die Gier frei ausleben. Nicht mehr Gesundheit oder der Schutz der Mitarbeiter steht im Fokus sondern der Gewinn für die Aktionäre. Seniorenheim =zu, Kurhaus=zu, Entbindungsstation= bald zu, unrentable stationen= werden geschlossen
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  • zwrecht@aol.com
    Geburtsstation am Campus und das Haus am Park lassen grüßen. Was nicht rentabel ist, fliegt raus oder wird verstaatlicht! Wieviel ist das "Bad" im Namen der Stadt Bad Neustadt wert. Eigentlich heißt es ja: Eigentum verpflichtet. Ja, schon, das gilt aber nur für die anderen ! Ob das noch Münchs RhönKlinikum ist ? Will doch hofffen nicht. Wie schrieb mal einer: der Campus-Berg hieß einst "Gut(t)enberg. Das Gute im Berg schwindet immer mehr. Vielleicht sind wir ja bald auch "nur" ein Neustadt am Rübenberge!
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  • kellermann1
    Wer hätte es gedacht....
    Rhön Klinikum wollte die Umlagen erhöhen...
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  • andreas.stoehr@gmail.com
    Als Vermieter lege ich klar Strom,Heizung,Müll, Wasser, Abwasser auf die Mieter um. Ist bei jedem Mietverhältnis so. Die Stadt oder der Landkreis machen es auch nicht anders.
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  • zwrecht@aol.com
    In welcher Stadt leben Sie? Öffentliche Vermieter nehmen Rücksicht auf den Mieter: wieviel Miete verlangt eine Gemeinde/die Stadt für ihre Schwimmbäder, Schulgebäude, Turn- und Sporthallen usw. von den Vereinen? Stets wird der Zweck berücksichtigt. Der Vermieter weicht bei der Stadt vom vorangegangenen Modell an einen privaten Mieter ab! Da war es eine Umsatzpacht. Beim vorangegangenen Pächter war es üblich und vereinbart, dass die Nebenkosten durch Umsatzpacht abgegolten werden. Die Pacht eines Kurhaus ist kein "übliches" Pachtverhältnis. Schon gar nicht, wenn die Anerkennung eines "BAD" im Stadtnamen davon abhängt. Bisher war das RhönKlinikum/CAMPUS daran interessiert ein "BAD" im Namen zu tragen. Jetzt haben wohl irgendwelche Betriebswirtschaftler ausgerechnet, dass man unter Asklepios darauf verzichten kann. Ist der Ruf erst mal ruiniert, dann brauchts auch kein "BAD" mehr am Betriebssitz. Daher muss man wohl befürchten: der Klinikstandort ramponiert damit sein Image selbst.
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  • andreas.stoehr@gmail.com
    Das Rhön Klinikum ist aber kein Öffentlicher Träger, sondern wie jede Gesellschaft oder wie jedes Unternehmen daran interessiert Gewinn zu erzielen (als Privatvermieter das gleiche)
    Und wenn die Stadt ein Haus hat und das vermietet (nicht an Vereine oder Gemeinnützige Unternehmen) verlangen die auch ganz normal die Nebenkosten.
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