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Bad Neustadt
Krisensitzung in Bad Neustadt geplant: Steht das Kurhaus auf der Kippe?
Das Kurhaus wird von einer GmbH betrieben. Nun lässt Pächter Hermann Baer überraschend den Vertrag auslaufen. Was das für die Zukunft der Badestadt bedeutet.
Das Herz der Badekur in Bad Neustadt: Seit Jahren gewährleistet eine GmbH den Betrieb des Kurhauses in Bad Neuhaus. Nun steigt Hermann Baer Ende August aus dem Pachtverhältnis aus. Im Gespräch mit den Verantwortlichen soll nun eine Lösung gefunden werden.
Foto: Gerhard Fischer | Das Herz der Badekur in Bad Neustadt: Seit Jahren gewährleistet eine GmbH den Betrieb des Kurhauses in Bad Neuhaus. Nun steigt Hermann Baer Ende August aus dem Pachtverhältnis aus.
Gerhard Fischer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:55 Uhr

Was wird aus der Kur in Bad Neustadt? Seit zwei Jahren wird diese Frage in der Stadt diskutiert. Anfang 2021 hatte die Stadt Bad Neustadt die Heilquellen von der Rhön-Klinikum AG übernommen und sucht nach Wegen der Weiternutzung. Nun rückt unerwartet das Kurhaus in Bad Neuhaus in den Fokus, dem Zentrum des Bad Neustädter Kurbetriebs.

Ende August läuft der Pachtvertrag für das Kurhaus aus. Pächter Hermann Baer will offensichtlich nicht mehr unter den bestehenden Bedingungen weitermachen. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien bis Ende August Kündigungen ausgesprochen, heißt es.

Immobilie gehört dem Rhön-Klinikum

"Das stimmt so nicht. Die Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen", sagt kurz und knapp Hermann Baer, seit vielen Jahren Pächter des Kurhauses, das im Besitz der Rhönklinikum GmbH mit ihrem Hauptsitz schräg gegenüber ist. Bürgermeister Michael Werner kündigt derweil für den kommenden Montag Gespräche über die Zukunft des Hauses mit allen Verantwortlichen an.

Das Kurhaus zwischen der Psychosomatischen Klinik und dem Schlosshotel beherbergt alle drei Quellen der Kurstadt. Das solehaltige Quellwasser der Elisabeth- und Bonifatius-Quelle wird als klassische Trinkkur verabreicht, die Karl-Theodor-Quelle speist das Sole-Bewegungsbad im Kurhaus. Dort werden Bewegungstherapie geboten, Krankengymnastik oder Fitness-Angebote. Im Haus praktiziert eine Allgemein- und Badeärztin, außerdem bietet eine Naturheilpraxis ihre Dienste an

Die klassischen Angebote einer Badekur werden im Kurhaus Bad Neustadt angeboten.
Foto: Gerhard Fischer | Die klassischen Angebote einer Badekur werden im Kurhaus Bad Neustadt angeboten.

Als Anfang 2021 die Heilquellen von der Stadt Bad Neustadt übernommen worden waren, wurden schnell Gedankenspiele der Stadtwerke laut, man könnte zum Beispiel die solehaltige Karl-Theodor-Quelle in das Triamare einspeisen. Für das größte Bad im Landkreis besteht wiederum Sanierungsbedarf. Knapp 190 000 Euro sind heuer für Investitionen an Lüftung und Enthärtung, Duschen und Sprungbretter sowie den Saunabereich im städtischen Haushalt eingeplant.

Die letzte Generalsanierung des Triamare war vor 18 Jahren. Bürgermeister Michael Werner deutet im Gespräch mit der Redaktion an, dass die Sanierungsmöglichkeiten für das Bad mittlerweile ausgereizt sind. Der Stadtrat schaut sich bereits bei anderen Städten mit ähnlichen Einrichtungen um und sucht Anregungen. "Aber es beginnt schon bei den Gastronomen. Die wollen, dass ihre Räume von Außen wie von Innen zugänglich sind, ähnlich wie in der Franken-Therme Bad Königshofen", nennt Werner nur ein Beispiel für die Schwierigkeit, im Bestand zu modernisieren.

Heilwasser im Triamare?

Sollten die Pläne für eine Zuleitung der Heilquellen an das Triamare trotz komplizierter technischer Fragen wirklich weiter verfolgt werden, dann wäre das Bewegungsbad als zentraler und gewiss kostenträchtigster Bestandteil des Kurhauses tatsächlich obsolet. Aber auch hier deutet der Bürgermeister an, dass eine Weiterleitung ins Triamare immensen technischen Aufwand bedeuten würde mit zwei getrennten Pump-Kreisläufen.

Für das Kurviertel selbst wäre das Ende des Kurhauses aber ein weiterer Verlust. 2017 hatte der Bad Neustädter Stadtrat einen Entwurf für ein mögliches Sanierungsgebiet Bad Neuhaus/Kurviertel vorgestellt. Soweit muss es freilich nicht kommen. "Wir sind im engen Austausch mit der Stadt Bad Neustadt, um gemeinsam eine tragfähige Lösung für das Kurhaus zu finden", heißt es von der Pressestelle der Rhön-Klinikum AG. Von dort wird bestätigt, dass der Pachtvertrag mit Hermann Baer zum Ende August auslaufe.

Überrascht vom Ende der Pacht

Bürgermeister Michael Werner bestätigt, dass das Thema aktuell intensiv diskutiert wird. Am Montag finde ein Gespräch zwischen Vertretern der Stadt, Pächter Hermann Baer und dem Rhön-Klinikum statt, in dem es um die Zukunft des Kurhauses geht. "Der Stadtrat diskutiert schon eine Weile, wie es weitergeht", so Werner. Im Gespräch mit dieser Redaktion lässt er durchblicken, dass man vom angekündigten Ausstieg Hermann Baers aus dem Pachtverhältnis und angekündigten Kündigungen überrascht sei.

Trinkkuren aus der Elisabeth-Quelle gehören zum Angebot des Kurhauses. Für dieses Foto wurde ein original Trinkbecher zum 100-jährigen Bestehen des Heilbades aus dem Jahre 1953 verwendet.
Foto: Stefan Kritzer | Trinkkuren aus der Elisabeth-Quelle gehören zum Angebot des Kurhauses. Für dieses Foto wurde ein original Trinkbecher zum 100-jährigen Bestehen des Heilbades aus dem Jahre 1953 verwendet.

"Möglicherweise könnte die Gründung einer GmbH durch die Stadt mit Herrn Baer als Geschäftsführer das wirtschaftliche Risiko für einen privaten Betreiber mindern", so Werner. Er geht davon aus, dass der Betrieb in irgendeiner Form erst einmal weiter läuft. Die BGL Grundbesitzverwaltungs GmbH, eine Tochter der Rhön-Klinikum AG, ist Eigentümer des Kurhauses. Als die Stadt 2021 die Heilquellen übernommen habe, sei vertraglich vereinbart worden, dass die BGL bis Ende 2025 die Heilmittelausgabe, also die Heilquellen-Nutzung für die Öffentlichkeit, aufrecht erhält.

Die Re-Zertifizierung als Bad läuft

"Aber wir wollen natürlich nicht die Hände in den Schoß legen", so der Bürgermeister weiter. Die aktuelle Entwicklung rund um das Kurhaus wolle man auch in München mit den Fachleuten des zuständigen Ministeriums besprechen. Derzeit läuft die so genannte Reprädikatisierung für den Bäder-Titel, der für die gesundheitstouristische Entwicklung der Stadt von eminenter Bedeutung ist. Es wird geprüft, ob der Stadt das Prädikat "Bad" weiterhin verliehen werden kann.

Bürgermeister Werner geht nicht davon aus, dass der Titel irgendwie in Gefahr ist. Vielleicht gibt es schon am Montag einen gesunden Kompromiss zu vermelden für die Zukunft des Bad Neustädter Kurbetriebs.

 
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  • brianna
    "Der Stadtrat schaut sich bereits bei anderen Städten mit ähnlichen Einrichtungen um und sucht Anregungen. " Das stimmt leider so nicht ganz, was ich in der Jahresabschlussrede 2021 auch entsprechend bemängelt habe, und ist auch eher unsauber recherchiert. Grüße Johannes Benkert, Neu(!)schter Liste
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  • karlheinz.lottig@gmx.de
    Ich kenne Hermann Baer persönlich, zwar nicht intensiv, aber immerhin.
    Unabhängig von seiner persönlichen Integrität: Nachdem der Stadtrat nach Aussage unseres Bgm. schön geraume Zeit künftige Lösungen diskutiert (welche Überraschung ! Davon hat man m.E. noch nichts Konkretes vernommen), hat irgendjemand dabei mal für das Geburtsjahr von ihm interessiert ?
    Ich denke, da liegen aus ganz persönlichen Gründen auch nichtberufliche Themen für die weitere Lebensplanung "auf dem Tisch".
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