
In Mellrichstadt werden gerade einige Projekte angepackt, die für die Zukunft der Stadt von Bedeutung sind. Die Stadt investiert in Kinderbetreuung und Schulen, Freizeitmöglichkeiten, Innenentwicklung und Pflege. Für neue Ideen und Konzepte, die die Richtung vorgeben, wie sich Mellrichstadt in den nächsten Jahren weiterentwickeln soll, holt sich die Stadt nun die Bürger ins Boot. Sie dürfen "und sollen" an der Zukunftswerkstatt Mellrichstadt mitarbeiten, sagt Bürgermeister Michael Kraus.
Konkret geht es um die Fortschreibung des Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts, kurz ISEK, das in Mellrichstadt 2007 aufgestellt wurde und die Marschrichtung bis 2025 vorgegeben hat. Am Dienstag, 11. Juni, lädt die Stadt nun um 18 Uhr alle Bürgerinnen und Bürger, Vereinsvorstände und Gewerbetreibende in die Oskar-Herbig-Halle ein, um ein Handlungskonzept für die nächsten Jahre zu entwickeln. Bürgermeister Michael Kraus und Bauamtsleiter Christian Roßhirt erklären im Gespräch mit dieser Redaktion, worauf die Schwerpunkte gelegt werden sollen.
Was beinhaltet das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept?
Neue Ideen für sich wandelnde Zeiten sind gefragt. Im Mittelpunkt des ISEK steht die Altstadt von Mellrichstadt. Es gelte, deren Identität zu bewahren, aber die Struktur zu verbessern, nennt Michael Kraus als Zielvorgabe. Eine Zwischenbilanz war bereits 2019 gezogen worden und hatte den Fokus auf "Mellrichstadt 2035" gelegt. Fragen wie "Was lockt die Menschen in die Stadt? Wie erleben sie Mellrichstadt? Und womit wird noch Geld verdient?" standen dabei im Fokus. Schon 2019 war klar: Die Rahmenbedingungen für die 2007 entwickelten Konzepte haben sich grundlegend geändert. In den vergangenen fünf Jahren hat sich diese Entwicklung rasant fortgesetzt. Deshalb gelte es jetzt, eine neue Zukunftsvision für Mellrichstadt zu entwerfen und dabei klare Zielvorgaben für die weitere Stadtentwicklung zu definieren.

Warum muss das Entwicklungskonzept fortgeschrieben werden?
Das Konzept soll dazu dienen, die zukünftige Entwicklung Mellrichstadts an die Erfordernisse des wirtschaftlichen und demografischen Wandels, aber auch des Klimawandels anzupassen und die Altstadt als attraktives Zentrum für Einheimische und Besucher weiterzuentwickeln. Gleichzeitig soll mit dem Konzept gewährleistet werden, dass der Baubestand in der Altstadt unter Beachtung der denkmalschutzrechtlichen Vorgaben gesichert, aber in angemessener Weise modernisiert und auch umgenutzt werden kann.
Welche zentralen Handlungsfelder sind für den Planungsprozess vorgegeben?
Acht Handlungsfelder werden dazu von Stadt, Planern und Vertretern der Regierung von Unterfranken nach einer Vorberatung vorgegeben und an Stellwänden präsentiert. Vor dem Hintergrund des Klimawandels gewinnen dabei "grüne Themen" an Bedeutung. So soll es mehr Pflanzen und Bäume in der Stadt geben, zudem geht es um Energieeffizienz und den Ausbau sozialer Mobilität. Beim Thema Wohnen soll der Fokus verstärkt auf Innen- vor Außenentwicklung gelegt werden. Die Entwicklung von Gewerbe und Dienstleistungen, der Blick auf Versorgungseinrichtungen und Einzelhandel sowie der Ausbau der touristischen Angebote sollen in Einklang gebracht werden mit dem Ansatz, die Altstadt zu bewahren, aber dabei auch Neues zuzulassen.
Wie können sich die Bürger dabei einbringen?
Nicht nur beim ersten Treffen, sondern auch in künftigen Arbeitskreisen und bei Folgeworkshops können sich die Bürgerinnen und Bürger am Planungsprozess beteiligen und ihre Vorstellungen einbringen. Bei der Auftaktveranstaltung am 11. Juni werden die Handlungsschwerpunkte diskutiert, wobei zunächst abgefragt wird, was den Mellrichstädtern wichtig ist. Hier sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zentrale Themen herausarbeiten, die dann bewertet und in den nächsten Planungsschritten weiter vertieft werden. Moderiert wird die Zukunftswerkstatt von den Planungsbüros HWP Holl Wieden Partnerschaft aus Würzburg und Popien und Partner aus München.
Warum ist die Fortschreibung des ISEK wichtig für die Stadt?
Die Fortschreibung des ISEK erfolgt im Rahmen der Städtebauförderung. Diese bietet sehr gute Voraussetzungen zur Realisierung impulsgebender Projekte, da bis zu 60 Prozent Fördermittel fließen können. Das ermöglicht es, Maßnahmen umzusetzen, die alleine für die Stadt finanziell nicht zu stemmen wären.

Welche geförderten Maßnahmen wurden in Mellrichstadt umgesetzt?
Zahlreiche Maßnahmen wurden seit 2007 in Mellrichstadt umgesetzt. Christian Roßhirt nennt hier nur einige bedeutsame Beispiele: Als das städtebauliche Entwicklungskonzept in Mellrichstadt aufgelegt wurde, war der Abbruch des ehemaligen Kreiskrankenhauses am Hainberg ein großes Thema. Die Maßnahme wurde damals stark gefördert. "Auf diese Weise wurde verhindert, dass möglicherweise eine Bauruine stehen geblieben wäre", so Bürgermeister Kraus. Größte Maßnahme war eindeutig der Stadtumbau von 2009 bis 2011, der Mellrichstadt sein heutiges Gesicht gegeben hat. Gefördert wurde aber auch der Abbruch der alten Gebäude für die Neugestaltung des ehemaligen Riedel-Areals (heute Stadthotel Reich) sowie der Abriss der alten Häuser der Baugenossenschaft in der Scheffelstraße. Die anschließend erfolgte kleinteilige Bebauung mit Einfamilienhäusern wurde damals im ISEK festgeschrieben. "2010 gab es wenig Nachfrage nach Mietwohnungen in Mellrichstadt", erinnert sich Bauamtsleiter Christian Roßhirt. "Heute sieht das anders aus, entsprechend würde heute sicher eine Bebauung mit Mehrfamilienhäusern im ISEK verankert werden."
Was wird in das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept einbezogen?
Bei der Fortschreibung des ISEK soll das Altstadtgebiet erweitert werden. Das ermöglicht es etwa, das Schwimmbad einzubeziehen, so Bürgermeister Kraus. Bereits in der Städtebauförderung sind unter anderem die Projekte Wohnbebauung auf dem ehemaligen Gärtnerei-Areal, die Innenentwicklung im Brügel, Baugelände auf dem einstigen Brauerei-Areal und das Dorfgemeinschaftshaus Frickenhausen als sozialer Treffpunkt. Die Stadt möchte aber auch den Fronhof, angrenzend an das Heimatmuseum Salzhaus, zu einem Ort für Veranstaltungen oder als Künstler-Treff etablieren.
Die Stadt Mellrichstadt erwartet spürbare positive Effekte für die weitere Stadtentwicklung durch die Fortschreibung des ISEK. "Es liegt im Interesse aller Bürgerinnen und Bürger Mellrichstadts, zu umsetzungs- und förderfähigen Projekten zu kommen", so der Stadtchef. Er ruft daher zu einer aktiven Beteiligung am Planungsprozess auf.