
Knapp acht Jahre ist es her, dass die Kinderbetreuung in Eußenhausen auf der Kippe stand. Nur zehn Kinder wurden in der Kita St. Sebastian betreut, gerade einmal so viel, dass die erste Landkindergartenregelung, ausgelegt auf bis zu 25 Kinder, noch greifen konnte.
"Damals gab es ein Krisengespräch mit der Überlegung, den Kindergarten zu schließen", blickt Peter Hehn, Geschäftsstellenleiter der Verwaltungsgemeinschaft Mellrichstadt, zurück. Denn die Abstufung auf die zweite Landkindergartenregelung stand im Raum, was bedeutet hätte, dass auch Eltern die Aufsicht übernehmen müssen.
Von diesem Szenario ist der Kindergarten in Eußenhausen heute weit entfernt. Die Einrichtung ist voll belegt. "Es hat sich schon im vergangenen Jahr abgezeichnet, dass nicht mehr alle Kinder aus dem Ort in der Kita unterkommen werden", so Peter Hehn. Was vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen wäre: Heute warten Eltern dort auf einen Betreuungsplatz für ihr Kind.

Der Grund ist denkbar einfach und auch erfreulich: Der Mellrichstädter Stadtteil verzeichnet einen anhaltenden Babyboom. "Die meisten Kleinkinder im Stadtgebiet gibt es ganz klar in Eußenhausen", sagt Bürgermeister Michael Kraus. Einen Engpass bei der Kinderbetreuung sieht der Stadtchef aber in Mellrichstadt nicht. Denn im Stadtgebiet gibt es insgesamt sechs Kindergärten, in denen Kinder vom Krippen- bis zum Vorschulalter betreut werden.
Ausreichend Kindergartenplätze sind vorhanden – auch wenn sie möglicherweise gerade nicht in der Wunsch-Kita zur Verfügung stehen. Anders sieht es bei den Krippenkindern aus: Hier sind die Plätze derzeit voll belegt. Im Gespräch mit dieser Redaktion geben Michael Kraus und Peter Hehn einen Überblick über die Möglichkeiten der Kinderbetreuung in Mellrichstadt.
Welche Kindertageseinrichtungen gibt es in Mellrichstadt?
In der Kernstadt gibt es drei Einrichtungen: den katholischen Kindergarten St. Josef in der Stadtmitte, die evangelische Kindertagesstätte am Hainberg und die Mini-Kita Familien-Reich in der Loh. Dazu kommen jeweils ein Kindergarten in Eußenhausen, Mühlfeld und Frickenhausen. In Letzterem steht die Montessori-Pädagogik im Vordergrund.
Die Einrichtungen in den Stadtteilen werden als Landkindergärten betrieben, das bedeutet, dass bis zu 25 Kinder in einer Gruppe betreut werden können. Diese Regelung dient der Finanzierung der Einrichtungen, da neben der Stadt auch der Freistaat Bayern mit einer Förderung in die Bresche springt, um die Elternbeiträge im Rahmen zu halten.
Die Stadt selbst betreibt keinen Kindergarten. Alle Kindertageseinrichtungen stehen unter kirchlicher Trägerschaft, mit Ausnahme der Mini-Kita Familien-Reich, die ausschließlich Krippenplätze anbietet und deren Trägerin die Sira Kinderbetreuung gGmbH mit Sitz in München ist. "Wir sind den Kirchen sehr dankbar, dass sie diese Aufgabe übernehmen", sagt Michael Kraus. Die Stadt investiert im Gegenzug kräftig in den Unterhalt der Einrichtungen.
Wie sieht der Bedarf an Betreuungsplätzen aus?
Rund 50 Kinder werden laut Durchschnitt der letzten Jahre im Stadtgebiet geboren, sagt Michael Kraus. Für die Kleinsten sind die Krippenplätze stark nachgefragt. Die 12 Plätze, die seit einem Jahr in der Mini-Kita Familien-Reich zur Verfügung stehen, waren in kurzer Zeit ausgebucht. Auch wenn die Wartelisten laut Stadtchef überschaubar sind: "Hier ist der Druck für uns am größten", macht er deutlich. Für die Neugeborenen gibt es übrigens seit 2021 einmal im Jahr eine Baumpflanzaktion im Stadtwald, an der sich die jungen Familien gern beteiligen.

Wo gibt es freie Kindergartenplätze im Stadtgebiet?
Im katholischen Kindergarten in Mellrichstadt werden derzeit 72 Kinder in drei Gruppen betreut, drei Plätze sind noch frei. Dazu kommen 18 Krippenkinder. Im evangelischen Kindergarten stehen in zwei Gruppen insgesamt 55 Plätze zur Verfügung, hier können derzeit noch vier freie Plätze gebucht werden. Die 12 Krippenplätze sind aber ebenfalls voll belegt. Im Mühlfelder Kindergarten sind vier Plätze frei, in Frickenhausen 9. In Eußenhausen gibt es keine freien Betreuungsplätze.
Gibt es eine zentrale Anmeldestelle für die Kinderbetreuung in Mellrichstadt?
Bislang müssen sich Eltern privat darum kümmern, einen Betreuungsplatz für ihre Kinder zu finden. Dabei ist auch das Bürgerbüro in der Verwaltungsgemeinschaft behilflich. Derzeit laufen aber Bestrebungen in der Stadt, eine zentrale Anmeldestelle für alle Kindergärten einzurichten, sagt Peter Hehn.
Das habe den Vorteil, dass Eltern ihre Kinder nicht auf mehrere Wartelisten aufnehmen lassen und dadurch möglicherweise ein Betreuungsplatz vorgehalten wird, der de facto gar nicht mehr gebraucht wird. "Wir sind dabei, eine Software anzuschaffen, um solche Doppelbuchungen künftig zu vermeiden und somit mehr Planungssicherheit zu haben", kündigt Michael Kraus an.
In welche Einrichtungen investiert die Stadt in den kommenden Jahren?
Die Kinderbetreuung ist eine kommunale Pflichtaufgabe, macht Bürgermeister Kraus deutlich. Dafür nimmt die Stadt ordentlich Geld in die Hand. In den kommenden Jahren stehen ein Teilneubau des katholischen Kindergartens St. Josef und ein kompletter Neubau des evangelischen Kindergartens in der Kernstadt an. Die Planungen für den Kindergarten St. Josef sind bereits angelaufen, hier wird ein Neubau im Zwischentrakt zwischen dem Raum der Nestchengruppe und dem Pfarrsaal entstehen.
Beim evangelischen Kindergarten ist ein Neubau an einem anderen Standort vorgesehen, da die Hanglage des bisherigen Gebäudes in der Mozartstraße einen Weiterbetrieb auch nach einer dringend notwendigen Sanierung schwierig machen würde – Stichwort Barrierefreiheit. Für den Neubau kommt das Gelände des einstigen Krankenhausparkplatzes in der Suhlesstraße infrage. Hierfür werden laut Kraus und Hehn gerade die Möglichkeiten und die Kosten ausgelotet.