Noch liegt es brach, das Gelände am Bahnhofsweg in Mellrichstadt. Für das geplante Freizeitareal an der Stadtmauer haben die Arbeiten bislang nicht begonnen, und am weiteren Fußweg Richtung Bahnhof stehen derzeit noch die alten Gewächshäuser der Gärtnerei Loose mit dazugehörigem Heizhaus und Tanklager. Die Ausschreibung für den Abriss läuft, im Frühjahr, so vermeldete Bürgermeister Michael Kraus in der Stadtratssitzung, soll dieses Areal geräumt sein. Und wie geht es dann weiter?
"Das Gelände ist eine Top-Lage in der Stadt und eines der Areale, das wir gut nutzen und weiterentwickeln wollen", strich der Bürgermeister heraus. Daher rief er die Mitglieder des Stadtrats zu einem Brainstorming auf, um Ideen zu sammeln, was auf den stadteigenen Flächen entstehen könnte. Denn die Anfrage von Interessenten, die nach dem Abriss der Gewächshäuser ein Grundstück in dem Bereich kaufen möchten, werde nicht lange auf sich warten lassen, ist sich Kraus sicher.
Erste Pläne für eine Bebauung lagen schon 2018 auf dem Tisch
Die Gestaltung des Geländes entlang des Bahnhofswegs hat eine Vorgeschichte. Schon das Vorgängergremium hatte sich dazu ausgiebig Gedanken gemacht und 2018 eine Studie in Auftrag gegeben, welche Nutzungen sinnvoll wären. Stadtplaner Jörg Franke hatte auf Grundlage der Vorschläge der Stadtratsmitglieder damals Pläne ausgearbeitet, wie eine spätere Bebauung aussehen könnte.
Sein Entwurf sah den Bau von zehn Einfamilienwohnhäusern mit einer Grundstücksfläche von jeweils 600 Quadratmetern vor. Aber auch der Bau von Tiny-Häusern entlang des Bahnhofswegs sowie drei Reihenhäuser mit 16 Wohneinheiten, einer Tiefgarage und einem weiteren Quartiersparkplatz waren im Gespräch.
Wie könnte altstadtnahes Wohnen in dem Bereich aussehen?
Umgesetzt wurden die Pläne damals nicht. Zunächst musste ein Rahmenplan für das Gebiet aufgestellt werden, um eine Förderung beantragen zu können. Formale Richtlinien und Bürokratie haben fast fünf Jahre ins Land gehen lassen, bis das Thema, das damals schon als dringlich eingestuft wurde, nun auf dem Ratstisch des 2020 gewählten Stadtrats aufschlug. Und das Gremium sich aufs Neue Gedanken machen sollte, wie das Areal von der evangelischen Kirche bis hin zum Malbach gestaltet werden könnte.
Eine Bebauung wird weiterhin angestrebt, doch in welcher Form? In der Diskussion fokussierten sich die Stadtratsmitglieder erneut auf altstadtnahes Wohnen. Die Vorstellungen, wie das aussehen könnte, variieren. Laut Hans Georg Link eignen sich Tiny-Häuser gut für dieses Areal. Seine Idee: Wenn auch die Malbachbiegung in die Bebauung einbezogen werden würde und die Häuser über kleine Brücken zu erreichen wären, würde das dem Gebiet einen besonderen Charme verleihen.
Gelingt ein Spagat zwischen Bungalows und Mehrgenerationen-Häusern?
Auch Sabine Buß und Evi Stäblein waren der Meinung, dass eingeschossige Bungalows am besten zur Lage passen würden – "mit freiem Blick auf Kirche und Stadtmauer". Wolfgang Stahl und Benjamin Schultheis plädierten für Mehrgenerationen-Wohnen in dem Bereich, der ihrer Meinung nach für eine Bebauung mit Einfamilienwohnhäusern zu schade sei. Das sah auch Nicole Seemann so: "Wir wollen hier den Neubaugebieten keine Konkurrenz machen", führte sie an.
Ihrer Meinung nach sollte sich das Gremium zuerst Gedanken machen, welche Zielgruppe angesprochen werden soll. "Daraus ergibt sich die Wohnform", so Seemann, die stadtnahes Wohnen vor allem für Menschen umsetzen will, die nicht mehr sehr mobil sind. "Barrierefreies Bauen können wir hier in jedem Fall besser bedienen als in den Neubaugebieten."
Weitere Möglichkeiten: Touristische Nutzung oder ein Betreuungszentrum
Weitere Vorschläge: Ein größeres Gebäude mit Mehrfachnutzung, das auch für Praxen geeignet sein könnte. Den Bedarf für ein komplettes Ärztehaus sieht Horst Ullmann nicht, zumal es keine neuen Zulassungen für Ärzte vonseiten der Kassenärztlichen Vereinigung für die Region geben werde. Ähnliche Richtung, anderer Ansatz: Für Achim Reß würde sich das Gelände auch für ein Pflege-, Reha- und Betreuungszentrum anbieten.
Sven Petermann brachte die Idee ins Spiel, in Zeiten des Klimawandels auch neuartigen Bauformen und Baumaterialien aufgeschlossen gegenüberzustehen. Oder anstelle von Häusern auf eine touristische Nutzung zu setzen. "Wie wäre es mit Camping?", stellte er als Fragen in den Raum.
Parkflächen werden auch für das Freizeitareal gebraucht
Evi Stäblein schlug einen ganz anderen Weg ein: "Meiner Meinung nach gehört da ein Kindergarten hin", sagte sie mit Blick auf die beiden sanierungsbedürftigen Betreuungseinrichtungen in der Stadt. Zudem könne sie sich angrenzend an das Freizeitareal einen Sinnespark für alle Generationen vorstellen.
Christian Herbig führte an, dass schon das Vorgängergremium dafür plädiert hatte, dass bei einer Bebauung der Fußweg zwischen Bahnhof und Stadt erhalten bleibt. Und Siegbert Seifert machte darauf aufmerksam, dass eine Fläche zum Parken benötigt wird – zum einen für Besucher des Freizeitareals, zum anderen auch für künftige Anlieger.
Das Eingangstor zur Stadt soll schön gestaltet werden
Bürgermeister Michael Kraus hielt die Vielzahl an Ideen auf einer Tafel fest. Als nächster Schritt soll nun erneut ein Planer eingeladen werden, der die Aufgabe hat, die Vorschläge unter einen Hut zu bringen beziehungsweise eine Prioritätenliste auszuarbeiten. "Wir sollten jetzt schnellstmöglich einsteigen, denn auch das Aufstellen eines Bebauungsplans und die Erschließung werden eine geraume Zeit dauern", so der Stadtchef.
"Es geht hier um ein Eingangstor zu unserer Stadt", machte dritte Bürgermeisterin Nicole Seemann noch einmal deutlich. "Wir sollten das Gelände in jedem Fall so gestalten, dass es auch in 30 Jahren noch ansprechend aussieht."