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Bad Neustadt
Bürgermeister Michael Werner beim Neujahrsempfang der Stadt: Nicht über Vergangenes streiten, sondern gemeinsam Zukunft gestalten
In der proppenvollen Stadthalle von Bad Neustadt lädt der Bürgermeister zur aktiven Mitgestaltung ein und hebt Bürgerbeteiligung und sozialen Einsatz hervor.
Bürgermeister Michael Werner appellierte beim Neujahrsempfang der Stadt Bad Neustadt, 'gemeinsam in Gemeinschaft Dinge anzupacken'.
Foto: Josef Lamber | Bürgermeister Michael Werner appellierte beim Neujahrsempfang der Stadt Bad Neustadt, "gemeinsam in Gemeinschaft Dinge anzupacken".
Sigrid Brunner
 |  aktualisiert: 22.01.2025 02:39 Uhr

Rund 550 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Soziales und Kultur fanden sich zum Neujahrsempfang der Stadt Bad Neustadt in der Stadthalle ein. Darunter waren Vertreterinnen und Vertreter der Parteien, der Bad Neustädter Unternehmen, der Vereinslandschaft, Kirche, Pflege oder auch Schulen. Anwesend waren unter anderem die Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar von der SPD und der ehemalige Landtagspräsident Johann Böhm (CSU). Landrat Thomas Habermann ließ sich vertreten, übersandte jedoch ein Grußwort.

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Dieses Jahr wolle er keine lange Jahresabschlussrede halten, betonte Bürgermeister Michael Werner zu Beginn seiner Ansprache, sondern vor allem den Blick auf das Jahr 2025 richten. Die weltpolitische Lage verunsichere viele Menschen. Auch die Stadt Bad Neustadt stehe vor großen Aufgaben. Alleine seien die Probleme nicht zu bewältigen. Seine Devise für das Jahr laute "Gemeinsam in Gemeinschaft Dinge anpacken", zitierte er den letzten Satz seines Anfang Januar erschienenen Interviews mit dieser Redaktion

Rund 550 Gäste besuchten den Neujahrsempfang der Stadt Bad Neustadt in der Stadthalle.
Foto: Josef Lamber | Rund 550 Gäste besuchten den Neujahrsempfang der Stadt Bad Neustadt in der Stadthalle.

Jahresschlusssitzung: Gemeinsam Herausforderungen angehen

"Gut, dass wir einander haben, gut, dass wir einander sehen, Sorgen, Freuden, Kräfte teilen
und auf einem Wege gehen." Das vom Kinder- und Jugendchor der evangelischen Kirche vorgetragene Lied sollte den roten Faden der Rede des Bürgermeisters bilden.

"Keiner, der nur immer redet, keiner, der nur immer hört", zitierte Michael Werner eine Passage des Liedes. "Und wir lernen, wie man streiten und sich dennoch lieben kann." Im Stadtrat sei im vergangenen Jahr heftig über das Thema "Fronhof" gestritten worden. Die Fronten seien verhärtet und die Lage sei schwierig gewesen. Ein positives Signal habe dann die Jahresschlusssitzung des Stadtrates gesetzt. Der Tenor dieser sei gewesen, dass man gemeinsam die Herausforderungen angehen müsse.

'Gut, dass wir einander haben', sang der Kinder- und Jugendchor der evangelischen Kirche.
Foto: Josef Lamber | "Gut, dass wir einander haben", sang der Kinder- und Jugendchor der evangelischen Kirche.

Michael Werner legt den Fokus auf die Bürgerbeteiligung

"Jedes Schweigen, jedes Hören, jedes Wort hat seinen Wert." Mit diesem Liedauszug spannte der Bürgermeister den Bogen zum Thema Bürgerbeteiligung. Es sei wichtig, zu diskutieren und Meinungen zu äußern, damit der Stadtrat die richtigen Entscheidungen treffen könne. "Das macht Demokratie aus." Dabei müsse man sich mit Fakten beschäftigen und nicht mit Parolen. Werner appellierte aber auch an die Bürgerinnen und Bürger, zur Wahl zu gehen und sich politisch zu engagieren. Konkret forderte er eine Bürgerbeteiligung beim aktuellen Testversuch, die Hohnstraße für ein halbes Jahr für den Verkehr zu öffnen, sowie bei der kommunalen Wärmeplanung.

Licht und Schatten spiegele derzeit der Wirtschaftsstandort Bad Neustadt wider. Mit dem Windpark Bildhäuser Forst und der beabsichtigten Investition der Stadt in den Bau eines Elektrolyseurs werde die Attraktivität Bad Neustadts erheblich erhöht. Schmerzhaft für die Stadt sei jedoch der Stellenabbau bei Preh und Valeo. "Wir arbeiten weiter daran, Industriegebiete zu entwickeln, um Arbeitsplätze anbieten zu können", so der Bürgermeister.

Damit Arbeitskräfte in Bad Neustadt Fuß fassen können, würden Wohngebiete permanent weiterentwickelt beziehungsweise Leerstände in den Altorten wiederbelebt werden. Ebenso wie in die Infrastruktur, beispielsweise in die Kindergärten in Mühlbach oder Brendlorenzen, investiert werde. 

Michael Werner (Mitte) und Norbert Klein begrüßten Landtagspräsident a. D. Johann Böhm (links).
Foto: Josef Lamber | Michael Werner (Mitte) und Norbert Klein begrüßten Landtagspräsident a. D. Johann Böhm (links).

Bürgermeister fordert mehr Engagement für Vereine

"Keiner ist nur immer schwach, und keiner hat für alles Kraft." Diese Strophe passe gut zum Bad Neustädter Vereinsleben, führte Michael Werner weiter aus. Aktuell gebe es in der Saalestadt insgesamt 157 Vereine. Viele von ihnen würden leider einen Mitgliederschwund beklagen. Ähnlich wie beim Thema Bürgerbeteiligung, so forderte auch hier der Bürgermeister dazu auf, sich für die Vereine einzusetzen. "Werden Sie Mitglied und unterstützen Sie unsere Vereine aktiv bei Festen oder Veranstaltungen", so sein an die Bürger gerichteter Aufruf. "Werden Sie aktiv, damit Sie auch Gast sein können."

Das Stadtoberhaupt ging auch auf die vielen Helferinnen und Helfer im sozialen Bereich ein. Er dankte ausdrücklich Nachbarn und Angehörigen, "die im Verdeckten Menschlichkeit in den Vordergrund stellen, ohne an Benefits zu denken". Dieser Dienst im familiären Hintergrund sei unbezahlbar.

Jahreslosung für 2025: "Prüft alles und behaltet das Gute"

Das religiöse Grußwort oblag dem evangelischen Dekan Karl-Uwe Rasp gemeinsam mit Pfarrerin Gerhild Ehrmann und Religionspädagogin Carina Sehmisch. Im Mittelpunkt ihres Beitrages stand die Jahreslosung für 2025 "Prüft alles und behaltet das Gute" aus dem 1. Brief von Paulus an die Thessalonicher. Dabei gehe es darum, sorgsam zu hören, genau hinzuschauen und kritisch zu prüfen, was verändert werden soll und was beibehalten werden müsse. 

Dekan Karl-Uwe Rasp, Pfarrerin Gerhild Ehrmann und Religionspädagogin Carina Sehmisch (von links) trugen das religiöse Grußwort vor.
Foto: Josef Lamber | Dekan Karl-Uwe Rasp, Pfarrerin Gerhild Ehrmann und Religionspädagogin Carina Sehmisch (von links) trugen das religiöse Grußwort vor.

Das sei besonders wichtig in der momentanen Zeit zahlreicher Krisen, in einer Gesellschaft, die immer konfliktbeladener werde, und zugleich der Umgangston in gefährlichem Maße verrohe und zu Gewalt führe. 

Die drei Siebe des Philosophen Sokrates

Wie kann man prüfen und das Gute erkennen? Dekan Rasp zog zur Beantwortung dieser Frage einen "Faktencheck" des griechischen Philosophen Sokrates heran: die drei Siebe. Das erste Sieb ist das Sieb der Wahrheit. Ist eine Geschichte auch wirklich wahr? Das zweite Sieb ist das Sieb des Guten. Ist es etwas Gutes, das erzählt werden soll? Und das dritte Sieb ist das Sieb der Notwendigkeit. Ist es notwendig, dass die Geschichte erzählt wird? Karl-Uwe Rasp brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass die Jahreslosung die Anwesenden durch das neue Jahr begleite und angewandt werde.

Nach dem offiziellen Teil des Neujahrsempfangs stand der Abend, umrahmt vom Musikverein Brendlorenzen, ganz im Zeichen des unterhaltsamen Austauschs und gemeinsamer reger Gespräche. Diese dauerten noch bis spät in den Abend hinein.

 
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Kommentare
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  • Ralph Milewski
    Im Artikel wird Bürgerbeteiligung als zentraler Punkt hervorgehoben. Dabei möchte ich anmerken, dass echte Beteiligung bedeutet, Teilhabe und Teilgabe für alle Menschen zu ermöglichen. Dazu gehört, Menschen mit Behinderungen und ältere Menschen, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind, aktiv einzubeziehen.

    Barrierefreiheit sollte nicht nur in öffentlichen Räumen, sondern auch in Vereinen und anderen sozialen Strukturen selbstverständlich sein. Bürgerbeteiligung und Vereinsleben dürfen nicht an baulichen, organisatorischen oder digitalen Hürden scheitern. Es braucht Konzepte, die allen Bürgern gleiche Chancen bieten, sich einzubringen und Teil der Gemeinschaft zu sein.

    Beteiligung ist Teilhabe, und Teilhabe bedeutet Barrierefreiheit. Ich wünsche mir, dass dieser Aspekt in Bad Neustadt – sowohl bei städtischen Projekten als auch in den Vereinen – seine angemessene Berücksichtigung findet.
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