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Bad Neustadt
Bürgerentscheid: Das Votum der Bad Neustädter war deutlich, sie wollen kein Kulturzentrum im Fronhof
Bei einer Wahlbeteiligung von 36,1 Prozent haben die Bürgerinnen und Bürger Bad Neustadts mit 78,8 Prozent für einen Stopp des Fronhof-Projekts gestimmt.
Jubelten ob des Ergebnisses des Bürgerentscheids: Vertreter der Bürgerinitiative Fronhof, im Vordergrund (von links) die Sprecher Christian Marienfeld, Johannes Benkert und Norbert Gross, verfolgten den Ausgang der Abstimmung in der Weinstube Dörr in Bad Neustadt:
Foto: Ines Renninger | Jubelten ob des Ergebnisses des Bürgerentscheids: Vertreter der Bürgerinitiative Fronhof, im Vordergrund (von links) die Sprecher Christian Marienfeld, Johannes Benkert und Norbert Gross, verfolgten den Ausgang der ...
Ines Renninger
 |  aktualisiert: 10.05.2024 02:50 Uhr

"Ein wichtiger Tag für Bad Neustadt: Die Bürgerinnen und Bürger haben heute in der Hand, das Projekt Fronhof zu entscheiden", erklärte Bad Neustadts Bürgermeister Michael Werner am Sonntagnachmittag kurz vor Schließung der Abstimmungslokale für den Bürgerentscheid. Zweieinhalb Stunden später kommentiert er mit tiefer Enttäuschung in der Stimme das Ergebnis: "Bad Neustadt hat entschieden. Neun Jahre Arbeit an dem Projekt Fronhof sind mit dem Bürgerentscheid heute beendet."

Ab 18.50 Uhr waren die ersten Abstimmungsergebnisse des verbundenen Bürgerentscheids – dem Bürgerbegehren "Stoppt das Fronhof-Projekt" hatte der Bad Neustädter Stadtrat ein Ratsbegehren "Ja zum Kulturzentrum Fronhof" zur Seite gestellt – eingetrudelt. Die Befürworter verfolgten die Entwicklungen im Sitzungssaal des Rathauses, die Projektgegner in der Weinstube Dörr. Während die einen verhalten still, fast entsetzt auf die veröffentlichten Zahlen blickten, machte sich bei den Vertretern der Bürgerinitiative bereits verhaltene Freude breit.

Über die Hälfte der Bürger, die über die Zukunft des Fronhofs abstimmte, tat das per Briefwahl

Was sich von Anfang an abzeichnete, stand um 20.21 Uhr endgültig fest: Die Mehrheit derer, die beim verbundenen Bürgerentscheid am Sonntag, 5. Mai, abstimmten, wünscht sich kein Kulturzentrum im ehemaligen Gefängnis im Fronhof. Bürger- und Ratsbegehren hatten mit Auszählen des vorletzten Bezirks das Quorum erreicht.

Die Wahlbeteiligung lag bei 36,1 Prozent. Damit gingen fast zehn Prozent mehr Bürger zur Abstimmung als beim letzten Bürgerentscheid im Jahr 2020, als 26,49 Prozent zur geplanten Wohnanlage in Herschfeld ihre Meinung abgaben. Interessantes Detail: Über die Hälfte der Bürger, die über die Zukunft des Fronhofs abstimmte, tat das per Briefwahl, nämlich 2270 von 4096 Wählern.

Doppelter Sieg der Bürgerinitiative Fronhof: Gleich zwei Mal das Quorum erreicht

In gewisser Weise war es ein doppelter Sieg der Bürgerinitiative Fronhof: Denn sie erreichte das erforderliche Quorum gleich zweifach, einmal über die Ja-Stimmen des Bürgerbegehrens, ein zweites Mal über die Nein-Stimmen des Ratsbegehrens. Beide haben jedoch letztlich die gleiche Folge: Der Umbau des Fronhofs zum Kulturzentrum ist gestoppt. Die Stichfrage musste entsprechend nicht zum Tragen kommen. 

Aktualisierten im Laufe des Abends die Ergebnisse des Bürgerentscheids auf der Leinwand im Sitzungssaal des Rathauses: Stadtbaumeister Michael Wehner und Geschäftsleiter Maximilian Pfister.
Foto: Ines Renninger | Aktualisierten im Laufe des Abends die Ergebnisse des Bürgerentscheids auf der Leinwand im Sitzungssaal des Rathauses: Stadtbaumeister Michael Wehner und Geschäftsleiter Maximilian Pfister.

Im Detail wurde folgendermaßen abgestimmt: 2952 Bürger, das sind 78,8 Prozent der gültig abgegebenen Stimmen, stimmten für das von der Bürgerinitiative Fronhof angestoßene Bürgerbegehren, das einen Stopp des Fronhof-Projekts fordert. Das erforderliche Quorum von 2269 Stimmen war erreicht.

Wo die meisten Gegner in Bad Neustadt wohnen, wo prozentual mehr Befürworter zu Hause sind

Das Ratsbegehren "Ja zum Kulturzentrum Fronhof", das der Stadtrat Bad Neustadt ergänzend zum Bürgerbegehren auf den Weg gebracht hatte, wurde seitens der Bürgerschaft mehrheitlich mit Nein beantwortet: 2815 Bürgerinnen und Bürger, das waren 72,5 Prozent der gültigen Stimmen, kreuzten "Nein" an.

Blickt man auf die Einzelbezirke – eingerichtet waren sechs Urnenabstimmungslokale und drei Briefwahllokale – zeigt sich überall ein ähnliches Bild: Die Projektgegner sind deutlich in der Mehrheit. Besonders groß war die Aversion gegen ein Kulturzentrum offenbar in "Herschfeld-Dürrnhof", wo das Bürgerbegehren auf 81 Prozent Ja-Stimmen und das Ratsbegehren auf 78,1 Prozent Nein-Stimmen kamen.

Prozentual die meisten Befürworter gingen hingegen im Bezirk "Innenstadt-Mühlbach-Neuhaus-Löhrieth" an die Urne: Hier sagten immerhin 42,9 Prozent der Bürger Ja zum Ratsbegehren und damit dem Bau eines Kulturzentrums. Das Bürgerbegehren fuhr mit 67,3 Prozent Ja-Stimmen sein "schlechtestes" Ergebnis ein.

Die Bürgerinitiative Fronhof: "Kein Tag des Triumphs, sondern ein Tag der Vernunft"

"Es ist so schade, dass die Menschen nicht den Mut für das Projekt aufbringen", nicht nur Kulturreferentin Anne Zeisner war im Sitzungssaal des Rathauses die Enttäuschung, auch über die jahrelange im Rückblick nun sinnlose Arbeit, anzusehen.

Betroffenheit bei den Projektbefürwortern am Ende des Abends: Bürgermeister Michael Werner verabschiedet Archäologin und Museologin Petra Wolters.
Foto: Ines Renninger | Betroffenheit bei den Projektbefürwortern am Ende des Abends: Bürgermeister Michael Werner verabschiedet Archäologin und Museologin Petra Wolters.

In der Weinstube Dörr jubelten derweil die Vertreter der Bürgerinitiative. "Wir sind zufrieden", erklärte Sprecher Johannes Benkert. Er dankte den Wählerinnen und Wählern für das "eindeutige Wahlergebnis": "Die Bürger haben ganz klar gesagt, dass es so nicht funktioniert." Im Ergebnis sei deutlich geworden, dass die Bürgerinitiative über verschiedene politische Fraktionen hinweg eine breite Basis in der Gesellschaft habe.

Beim Fronhof-Umbau hätte es sich um das größte Bauprojekt seit dem Zweiten Weltkrieg gehandelt. Da hätte man die Bürger in jedem Fall im Voraus fragen müssen, ist Benkert überzeugt. Nichtsdestotrotz sei dieser 5. Mai "kein Tag des Triumphs, sondern ein Tag der Vernunft".

 
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  • Olaf Schlemmer
    Es sollte auch kein Triumphs sein. Den der Fronhof-Umbau ist zwar vom Tisch aber das bestehende Gebäude bleibt ja trotzdem im Besitz der Stadt. Die Unterhaltskosten bleiben bestehen und so schnell kommt da sicher auch keine neue Idee was man nun damit macht. Das Konzept war ja nicht schlecht. Aber es war mal ganz am Anfang von 80% Förderung die Rede. Dann stand mal wieder was von 60% in der Zeitung. Und wie es nun mal bei alten Gebäuden ist weiß man erst was erst kostet wenn der Kern freigelegt ist. Außerdem muss bei allen ja auch Rücksicht auf den Denkmalschutz genommen werden. Mir war die Finanzierung ziemlich ins blaue gerechnet. Nun muss aber ein neues Konzept her. Den wie schon gesagt die Unterhaltskosten laufen weiter. Wenn diesmal die Bürger von Anfang an mitgenommen werden wird es für den Fronhof auch ein gutes Ende geben. Zu wünschen wäre es.
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