"Lasst uns als starke Stadtgemeinschaft Fels in der Brandung sein", rief Bürgermeister Michael Werner beim Neujahrsempfang seine Bad Neustädter Bürger auf. In Zeiten von Fake News und Unsicherheit müsse es Ziel der Gesellschaft sein, sich gegenseitig Halt zu geben und gemeinsam für Stabilität zu sorgen. Ein Appell, der von den rund 350 Gästen in der Stadthalle mit viel Beifall bedacht wurde.
Eine Art unverrückbarer Fels im Glatteis- und Unwetter-Taumel war an diesem Abend der Neujahrsempfang selbst. Während diverse Veranstaltungen sowie der Schulunterricht in Rhön-Grabfeld aufgrund der Warnungen vor Glatteis und Schnee abgesagt und der Busverkehr im gesamten Landkreis ab 16 Uhr eingestellt wurde, hielt Bürgermeister Werner an der Veranstaltung in der Stadthalle am Mittwochabend fest.
Statt der angemeldeten 630 Gäste waren rund 350 nach Bad Neustadt gekommen
"Ich bin für alles verantwortlich, aber nicht für das Wetter", schob Werner seiner Rede voraus. "Gegen 17 Uhr habe ich gedacht, dass ich mit einem Wettersegen beginnen werde", hob auch Dekan Andreas Krefft in seinem geistlichen Impuls im Anschluss kurz auf das Thema des Tages ab. Glücklicherweise entwickelte sich die Situation auf den Straßen etwas entspannter als in vielen Unwetterwarnungen angenommen. Statt der ursprünglich angemeldeten 630 Gäste fanden letztlich 350 den Weg zum Neujahrsempfang. Damit kamen deutlich weniger Gäste als im Vorjahr, der Stimmung tat das aber keinen Abbruch.
Höhepunkt der Veranstaltung war die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Bad Neustadts Altbürgermeister Bruno Altrichter (Berichterstattung folgt) mit der Laudatio des ehemaligen evangelischen Dekans Matthias Büttner und dem Überraschungs-Auftritt der "BandNES", die sich zu großen Teilen aus ehemaligen oder aktiven städtischen Mitarbeitern zusammensetzt. Die Gruppe spielte vier Wunschlieder des Ehepaares Altrichter. Die Gäste bezeugten dem Altbürgermeister ihre Ehre mit lang anhaltenden Standing Ovations. "Es berührt mich zutiefst, was ich vernehmen durfte" zeigte sich Altrichter selbst sichtlich gerührt.
Bruno Altrichter als "Zukuntsmodell für unsere Gesellschaft"
Laudator Büttner bezeichnete Altrichter in seiner "aufrichtigen, verlässlichen und sachlichen Art" als "Zukunftsmodell für unsere Gesellschaft". Demzufolge entspricht er dem Prototyp Bürger, den sich auch Werner in seiner Auftaktrede wünschte, als er Schriftsteller Kurt Marti zitierte: "Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin und niemand ginge." Werner rief die Bürger auf, sich dem Strudel des Jammerns und Motzens zu entziehen und mitzumachen."Sei ein Stadtmacher!"
Was in der Stadt gemacht und vorangegangen ist, referierte Werner in einem Rückblick auf 2023. Seit Beginn 2023 trage die Stadt den Titel "Digitales Amt", entsprechend gebe es auch den diesjährigen Jahresbericht erstmals in digitaler Form. Werner zählte diverse Meilensteine und Projekte aus dem Jahr 2023 auf.
Erwähnung fand neben zahlreichen anderen Projekten das "Kur- und Tourismuskonzept", das aktuell in die richtige Richtung laufe und darauf abziele, die Heilquellen sinnvoll zu nutzen, sowie die "historische Sitzungswoche dieser Legislaturperiode" Ende November, in der der Bürgerwindpark Bildhäuser Forst und die Sanierung des Fronhofs auf den Weg gebracht wurden. Werner sprach von einem "magischen Moment", als konstruktiv und hart in der Sache, aber fair zueinander diskutiert wurde.
Diese Prioritäten setzt Bad Neustadts Bürgermeister für 2024
Manches werde sich, anderes müsse sich 2024 verändern. Als Beispiel nannte Werner das Format der Bürgerversammlung. Hauptthema der Gremienarbeit werde 2024 der Bürgerwindpark, die Wärmenetzplanung und die Grundversorgung. In diesem Bereich habe es bereits Gespräche mit Bad Neustädter Unternehmen, den Energieversorgern und Visionären gegeben, "wie wir den Standortvorteil Bad Neustadt weiter ausbauen können". Der Stadtrat setze seine Prioritäten im Bereich "Bauplätze anbieten, Energie-Einsparungen an städtischen Einrichtungen, bauliche Maßnahmen und die weitere Digitalisierung". Sein besonderer Dank galt den ehrenamtlich engagierten Bürgern.
Die Dankbarkeit war auch Haupt-Thema des Impulses von Dekan Krefft, der für beide christliche Kirchen referierte. Dankbarkeit empfinde er für Menschen, die ihren Standpunkt und ihren Blickwinkel in Taten für andere umsetzen. Dankbar sei er auch für laut geäußerte Beschwerden über die Regierung. "Das bedeutet, man lebt in einem freien Land und die Menschen wollen noch etwas ändern."
Musikalisch umrahmt wurde die Feierlichkeit vom Preh-Werksorchester. "Die können nicht nur Knöpfe und Technik, sondern auch Musik", kündige Werner die Gruppe an. Recht hatte er.