
Wie kann die hausärztliche Versorgung auf dem Land auch in Zukunft sichergestellt werden? Diese Frage beschäftigt auch in der Rhön viele Menschen. In der Politik überlegt man ebenfalls, wie dem Ärztemangel entgegengewirkt werden kann. Eine Lösung sind sogenannte Medizinische Versorgungszentren (MVZ). Sie können über ein zentrales Management Praxen bei Verwaltungsaufgaben entlasten sowie Unterstützung bei der Nachwuchsgewinnung bieten und Ärzte anstellen.
Auch die NES-Allianz, in der die Städte Münnerstadt und Bad Neustadt sowie zwölf weitere Kommunen Mitglied sind, plant eine solche Einrichtung. In der Sitzung des Münnerstädter Stadtrats am Montag entschieden die Räte, für das Projekt den ersten und umfangreichsten der geplanten Förderanträge mit einem Eigenanteil von 37.500 Euro zu stellen. Er betrifft die Gründung einer Genossenschaft als Trägergesellschaft mit Sitz in Münnerstadt, den Aufbau eines MVZ in Münnerstadt, die Vorbereitung und Begleitung der Inbetriebnahme.
Ursprünglich war vorgesehen, dass die Stadt Bad Neustadt den ersten Förderantrag stellt. Doch das Gremium hatte in der Stadtratssitzung am 16. März eine Entscheidung zu dem Projekt, das bereits seit zwei Jahren auf der Agenda der NES-Allianz steht, zurückgestellt. Erst kürzlich habe der Stadtrat über ein geplantes Ärztezentrum in Bad Neustadt gesprochen und Anrufe von "Vertretern aus dem medizinischen Bereich und dem Gesundheitswesen" erhalten, die weitere Informationen geben wollen, so Bürgermeister Werner damals.
Bad Neustadt stehe dem MVZ offen und positiv gegenüber, doch es müssten alle Abwägungen getroffen werden. Die Bad Neustädter Räte hatten deshalb entschieden, den Tagesordnungspunkt zu verschieben. Bad Neustadt könnte den Förderantrag zu einem späteren Zeitpunkt einreichen – dann für ein weiteres MVZ unter Trägerschaft der in Münnerstadt ansässigen Genossenschaft, aber mit Sitz in Bad Neustadt.
Stadt Münnerstadt und NES-Allianz wollen kein MVZ "auf der grünen Wiese"
"Wir wollen nicht mehr warten und werden nicht mehr warten. Wir müssen jetzt ins Handeln kommen und loslegen", sagte Münnerstadts Bürgermeister Michael Kastl in der Sitzung an diesem Montag. "Wir schlagen den Pflock jetzt ein, hoffentlich geht es dann weiter. Wir realisieren das MVZ gerne mit der NES-Allianz, zur Not aber auch alleine", so Michael Kastl.
In den nächsten Jahren würden im Raum Münnerstadt und Bad Neustadt einige Ärztinnen und Ärzte in den Ruhestand gehen. Nachfolger zu finden, sei schwierig. Die Hausärzte hätten deshalb die Stadt Münnerstadt gebeten, sich Gedanken über ein Konstrukt für die Zukunft der Versorgung zu machen. In diesem wollen sich die Mediziner weiter ihrer Kerntätigkeit widmen, wünschen sich aber Unterstützung bei der Verwaltung oder der Nachwuchsgewinnung.

Ziel der Stadt Münnerstadt sei wie das der NES-Allianz nicht "ein Gebäude auf der grünen Wiese, auf dem 'MVZ' steht", so Kastl. Stattdessen sollten die Praxen bestehen bleiben. Bei den Beratungen seien stets zahlreiche Medizinerinnen und Mediziner zugegen, sagte Kastl. Annette Bendokat, Hausärztin in Burglauer, sei federführend dabei. Angedacht ist, in Burglauer eine MVZ-Nebenbetriebsstätte zu errichten. Den Ärzten sei wichtig, das MVZ unter genossenschaftlicher Trägerschaft zu betreiben. "Sie möchten kein Modell, in dem sie den Zwängen eines Investors folgen müssen", sagte der Münnerstädter Bürgermeister.
MVZ soll genossenschaftlich geführt werden und bestehende Strukturen nutzen
NES Allianz-Vorsitzender Georg Straub zeigte die Bemühungen auf, die das Gremium seit zwei Jahren unternimmt, um die ärztliche Versorgung zu sichern. "Der Impuls kam, als 2022 eine Praxis von Wülfershausen nach Mellrichstadt verlagert wurde. 2023 hörte Dr. Metz auf, dann starb Dr. Zauper, Dr. Weber wollte ebenfalls seine Praxis aufgeben", so Straub.
Von 18 befragten Hausärzten aus der Region hätten 14 Interesse bekundet, an einem MVZ in genossenschaftlicher Form mitzuwirken, sagte NES-Allianz-Vorsitzender Georg Straub. Er und Burglauers Bürgermeister Marco Heinickel hatten beim Derbläggn in Burglauer einen Umschlag an Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach übergeben. Darin befand sich eine Auswertung der Beratungsfirma Diomedes zur hausärztlichen Lage in der Region.
Die Münnerstädter Stadträte beschlossen einstimmig, den ersten Förderantrag für ein MVZ zu stellen und Diomedes an der Antragstellung, gedeckelt auf einen Betrag von 5.000 Euro, zu beteiligen. Die Entscheidung des Stadtrats wertete Straub ebenso wie Heinickel gegenüber dieser Redaktion als "starkes Signal".