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Bad Neustadt
Hausärztliche Versorgung: Bad Neustadt verschiebt Entscheidung zum MVZ-Projekt
Die NES-Allianz plant seit über zwei Jahren den Aufbau eines Medizinischen Versorgungszentrums. Der Bad Neustädter Stadtrat will weitere Informationen abwarten.
Um die hiesigen Hausärzte besser zu vernetzen und sie bei ihren Verwaltungsaufgaben zu entlasten, plant die NES-Allianz die Gründung eines MVZ.
Foto: Monika Skolimowska/dpa (Symbolfoto) | Um die hiesigen Hausärzte besser zu vernetzen und sie bei ihren Verwaltungsaufgaben zu entlasten, plant die NES-Allianz die Gründung eines MVZ.
Sigrid Brunner
 |  aktualisiert: 21.03.2025 02:38 Uhr

Das Thema "Hausärztliche Versorgung" ist derzeit in aller Munde. Nicht wenige Menschen treibt die Sorge, keinen Hausarzt beziehungsweise keine Hausärztin zu bekommen, um. Bereits seit über zwei Jahren bearbeitet die NES-Allianz diese Problematik. Ihr Ziel ist die Errichtung eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ).

Verwaltungsaufgaben würden heute im ärztlichen Alltag viel Raum einnehmen, erläuterte der Vorsitzende der NES-Allianz, Georg Straub, dazu gegenüber dieser Redaktion. Über ein zentrales Management könnten die einzelnen Praxen deutlich entlastet werden. Insofern dürfe man sich das MVZ nicht als ein Gebäude vorstellen, in dem Ärzte zusammen arbeiten. Es sei ein Zusammenschluss und eine Kooperation von bereits niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten. "Durch eine Vernetzung der Praxen können manche Dinge einfacher gehandhabt werden", so Straub.

Beschäftigung von Ärzten im Angestelltenverhältnis

Darüber hinaus gebe es Möglichkeiten der gemeinsamen Ausstattung und eines Ausbildungsverbandes. Auch in Sachen Digitalisierung sieht er Synergieeffekte. Von Bedeutung sei zudem, dass durch das MVZ Strukturen geschaffen werden, die es ermöglichen, Ärztinnen und Ärzte im Angestelltenverhältnis zu beschäftigen. Das käme den Medizinern entgegen, die sich nicht selbstständig machen wollen und es würde eine Arbeit im hiesigen Raum attraktiver gestalten. Man sei, sagte Georg Straub weiter, mit rund zehn Arztpraxen im Austausch, die sich bereit erklärt hätten, in verschiedenster Form mitzuwirken.

"Wir sind schon relativ weit", so Straub. Alle Mitgliedsgemeinden der NES-Allianz hätten bereits einen positiven Grundsatzbeschluss zum MVZ abgeliefert. Es fehlt nur noch die Stadt Bad Neustadt.

Grundsatzbeschluss zum MVZ auf der Stadtrats-Tagesordnung

Nun stand der Punkt "Grundsatzbeschluss zur Gründung einer Trägergesellschaft in der Rechtsform einer Genossenschaft und Aufbau eines Medizinischen Versorgungszentrums" auf der Tagesordnung des Bad Neustädter Stadtrates.

"Wir haben schon im Stadtgebiet erleben müssen, wie schnell es gehen kann, dass eine Praxis nicht mehr zur Verfügung steht", sagte Bürgermeister Michael Werner. Das verunsichere die Bürgerinnen und Bürger sehr. "Ich bin froh und dankbar dafür, dass wir in der Nes-Allianz den Beschluss gefasst haben, sich der hausärztlichen Versorgung anzunehmen", meinte Werner. Über zwei Jahre lang habe man in vielen Gesprächen mit Hausärzten, Versorgungsträgern und Konzernen darauf hingearbeitet, eine mögliche Lösung zu finden.

Erst Ende Februar habe der Stadtrat über das geplante Ärztehaus am zentralen Omnibusbahnhof gesprochen. Nun habe er zwei Tage vor der Sitzung und am Sitzungstag selbst Anrufe von "Vertretern aus dem medizinischen Bereich und dem Gesundheitswesen" erhalten, die noch weitere Informationen geben wollen.

"Ich bin der festen Überzeugung, dass wir uns für die Stadt Bad Neustadt die Zeit dafür nehmen sollten, bis wir alle Informationen haben und das Ganze von vorne bis hinten beleuchten können", so der Bürgermeister. Bad Neustadt stehe dem MVZ offen und positiv gegenüber. Dennoch sei es für die Stadt wichtig, dass alle Abwägungen getroffen werden. Deshalb bat er darum, den Tagesordnungspunkt zu verschieben, um die noch folgenden Informationen zu berücksichtigen.

Stellungnahmen der einzelnen Fraktionen

Der Fraktionsvorsitzende der CSU, Bastian Steinbach, trug ebenfalls Bedenken seiner Partei gegen einen jetzigen Beschluss vor. Man müsse sich der Frage stellen, wie nachhaltig das vorgeschlagene Modell einer Genossenschaft sei. "Was passiert, wenn trotz dieser Struktur keine jungen Ärzte gewonnen werden können?" Das Vertragswerk müsste konkreter besprochen werden.

Zudem brachte er die Rhön Stiftung rund um das Vorstandsmitglied Eugen Münch ins Gespräch. Diese habe angeboten, Initiativen für die Verbesserung der hausärztlichen Versorgung in der Region Main-Rhön zu unterstützen. Mitte 2025 seien diesbezüglich wichtige Informationen zu erwarten. "In diesem Zusammenhang könnte ihre Expertise wertvolle Impulse liefern, die über eine kurzfristige Lösung hinausgehen und langfristige Perspektiven für unsere Region eröffnen", meinte Steinbach. Das Konzept der Rhön Stiftung sollte abgewartet werden.

Für die Freien Wähler sprach sich auch Gerald Pittner gegen einen "Schnellschuss" aus, selbst wenn das Projekt schon seit über zwei Jahren laufe. Dem schloss sich der Fraktionsvorsitzende der SPD, Janis Heller, an. Der Aufschub stoße eventuell auf Unverständnis bei denen, die seit Jahren daran arbeiten, die neuen Auskünfte sollten aber miteinfließen. Rita Rösch (SPD) plädierte dafür, künftig bei Unklarheiten diese vor einer Sitzung zu klären, bevor Unsicherheiten in der Öffentlichkeit entstehen. Die Art und Weise des Vorgehens sei "nicht besonders vertrauenerweckend".

Drei Initiativen zur Verbesserung der Hausarzt-Situation

Bürgermeister Michael Werner fasste die Situation zusammen. Aktuell laufen unabhängig voneinander in und um Bad Neustadt drei Initiativen zur Verbesserung der Hausarzt-Situation: Zum einen das Ärztehaus am Zentralen Omnibusbahnhof, das ein Investor aus der Region realisieren möchte. Zum anderen den genossenschaftlichen Verbund der NES-Allianz und schließlich sind da noch die Akteure der Rhön Stiftung, die in Eigeninitiative das Thema Hausärzteversorgung bearbeiten.

Ohne Gegenstimme entschied der Stadtrat, den Tagesordnungspunkt zu verschieben.

Georg Straub, der bei der Sitzung als Gast anwesend war, reagierte gegenüber dieser Redaktion am Tag nach der Versammlung enttäuscht, dass die Beschlussfassung vertagt wurde. Er verstehe jedoch auch, wenn noch Informationen fehlen würden. Der Vorsitzende der NES-Allianz ging zudem auf die Rhön Stiftung ein. Gerne hätte man diese mit im Boot gehabt und sei auch vor geraumer Zeit an sie herangetreten. Damals hätte die Stiftung jedoch andere Prioritäten gesetzt. Wenn es im Stadtrat noch offene Fragen gebe, sei er gerne bereit, diese bei einer Sitzung zu beantworten, sicherte Straub zu. 

 
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  • Franz Schröter
    Na, dann warten wir halt noch ein paar Jahre mit unserer Erkrankung, bis sich die Herrschaften durchringen können um eine Lösung zu präsentieren. Also liebe Mitbürger, bleibt gesund, denn auf gute Ansätze wird mit Bedenken geantwortet. Das ist Politik für die Bürger.
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