
Die Übernachtungszahlen in gewerblichen Beherbergungsbetrieben und bei privaten Zimmervermietungen und Ferienwohnungen sind in Gemünden wie im Vorjahr erneut zurückgegangen. So zog die Kulturamtschefin und Leiterin der Tourist-Information Jasna Blaic Bilanz in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Bildung, Jugend, Kultur und Stadtentwicklung.
Vergleicht man die aktuell bis November 2024 vorliegenden Zahlen im gewerblichen Bereich, also bei Hotels und Gaststätten, mit denen bis November 2023, bedeuten die 43.302 Übernachtungen ein sehr moderates Minus von 4,26 Prozent. Eine weitaus deutlicherer Rückgang zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr ist bei den aktuell bis Oktober 2024 gemeldeten Übernachtungen in Privatzimmern festzustellen. 5213 Übernachtungen bedeuten hier ein Minus von 28,25 Prozent.
Übernachtungszahlen haben sich auf Vor-Corona-Niveau eingependelt
Zahlen, die keine Freudenstürme auslösen, nach den Worten Blaics aber auch relativ gesehen werden müssen. So hatte der Tourismus beziehungsweise die Übernachtungszahlen 2022, also nach Ende der Corona-Schutzmaßnahmen, in Gemünden ein Rekordhoch erlebt. 2023 und 2024 konnten solche Werte nicht mehr erreicht werden. Vergleicht man die gewerblichen Übernachtungszahlen von 2024 jedoch mit denen des Vor-Corona-Jahrs 2019, erweisen sich diese bei einem Unterschied von 0,36 Prozent als nahezu identisch.
Den Erfolg oder Misserfolg der Gemündener Tourismusarbeit direkt von diesen Zahlen abzuleiten, hält Tourismus-Chefin Blaic für einen Trugschluss. So hingen die Übernachtungszahlen direkt von externen Faktoren wie der Neueröffnung oder Schließung von Beherbergungsbetrieben und der Anzahl örtlicher Baustellen ab. Schließt also ein Haus – wie vor der vergangenen Saison das Schullandheim in Schaippach – könne man sich von Tourismus-Seite noch so anstrengen und die Zahlen würden trotzdem nach unten gehen. "Deswegen sind diese Zahlen immer mit Vorsicht zu betrachten. Da bin ich nie so ein Freund davon zu sagen, Zahlen sagen alles aus", so Blaic.

Die Anzahl der Baustellen ist speziell im Privatzimmer-Bereich ein Faktor, der in erster Linie Monteure oder Arbeiter beherberge. Ferdinand Heilgenthals (SPD) Erkundigung, ob sich solche Übernachtungsgäste überhaupt plausibel in die Tourismus-Statistik integrieren ließen, bejahte Blaic. Man spreche hier zwar nicht von einem Touristen im klassischen Sinne, doch nichtsdestotrotz von einem Gast, der die Wirtschaftskraft der Stadt antreibe.
Während die Übernachtungs- und Ankunftszahlen gewerblicher Beherbergungsbetriebe offiziell vom Bayerischen Landesamt für Statistik erfasst werden, erhebt die Gemündener Tourist Information die Daten der privaten Zimmervermietungen selbst. 30 Anbieterinnen und Anbieter gibt es laut Blaic aktuell in Gemünden. Den Trend einer überwiegend zu privat vermieteten Ferienwohnungen umgewidmeten Innenstadt, wie er etwa in Barcelona ein Problem ist, kann die Kulturchefin auf Anfrage von Matthias Risser (CSU) in Gemünden nicht erkennen. "Da sind wir noch weit von entfernt."
Deutlicher Positivtrend bei Belegung des Campingplatzes hält an
Einen eindeutigen Positivtrend konnte Blaic für Gemünden jedoch bei der Frequentierung des Campingplatzes Saaleinsel verkünden. Als Motoren eines erneut deutlichen Buchungs-Plus von 21,6 Prozent gegenüber dem bereits starken Vorjahr sieht sie Pächter Andre Benkert und das 2022 eingeführte Online-Buchungssystem. Der Trend zum Wohnmobil bildet sich auch an den erneut rege genutzten städtischen Stellplätzen an der Duivenallee und der Lindenwiese ab. Knapp 10.000 Euro an Einnahmen wurden hierbei durch Gebühren generiert und das Ergebnis des Rekordjahrs 2023 damit nur knapp unterschritten.

Ähnlich erfreulich lautet die Bilanz für die von der Tourist-Information organisierte Ferienbetreuung. Hier stiegen die Buchungen von 519 in 2023 auf 634 – ein Plus von 22,16 Prozent. Auch die meisten anderen Veranstaltungen im Jahresverlauf beschrieb Blaic als Erfolg – sei es das Saale Musicum ("Selbstläufer"), das Projekt "Kunst am Schloss", den Gemündener Wandertag zur Ruine Schönrain oder die neu implementierten Themenführungen. Das Kirchweih- und Heimatfest wird die Stadt im kommenden Jahr nach Beschwerden wieder in Eigenregie ausrichten.
Erstmals verliehen wurde 2024 der Kunst- und Kulturpreis der Stadt. Die Zusammenarbeit mit den Scherenburgfestspielen wurde durch ein neu geschaffenes Pauschalangebot vertieft. Es kombiniert den Besuch der Festspiele mit der Hotelunterbringung und touristischen Angeboten der Stadt. "Langsam in die Pötte" kommen laut Blaic Langzeitprojekte wie "Wasser erLeben im MainWerntal" oder der seit 2018 angedachte Gemündener Wassererlebnisweg.