Der Tourismus in Gemünden boomt. Gegenüber dem Vorjahr stieg die Zahl der Übernachtungen dieses Jahr um 45,6 Prozent, erläuterte Kulturamtsleiterin Jasna Blaic am Montagabend den Mitgliedern des Ausschusses für Bildung, Jugend, Kultur und Stadtentwicklung. Und sie liegen bei den gewerblichen Anbietern auch fast zehn Prozent über den Übernachtungszahlen des Vor-Corona-Jahres 2019. Pro Jahr zählt Gemünden über 50.000 Übernachtungen. Jedoch übersteige die Nachfrage derzeit häufig das Angebot, so Blaic. "Ein Hotel mit 100 Betten täte Gemünden weiterhin gut." Auch in Sachen Gastronomie könne die Nachfrage nicht befriedigt werden.
Blaic nannte einige positive Entwicklungen beim gastronomischen Angebot. Mit der "Main-Spessart-Terrasse" wurde die Klingenmühle wiederbelebt, die Wein- und Brotzeitbar "Zum Schelch" am Marktplatz nannte Blaic "eine große touristische und gastronomische Bereicherung" – allerdings konnte sich an den bisher wenigen Öffnungstagen glücklich schätzen, wer überhaupt hineinkam, so groß war der Andrang. Und auch das "Schoppenwächele" von Peter Reichel wurde lobend erwähnt.
Heilgenthal: Gemünden bräuchte Bratwurst- und Bierverkauf am Radweg
Ferdinand Heilgenthal (SPD) wies darauf hin, dass das "Lädle" in Schaippach am Radweg gut angenommen werde und dass ein solch niederschwelliges Angebot mit Bratwurst und Bier auch Gemünden gut zu Gesicht stünde. Ob die Stadt nicht den Anstoß dazu geben könnte? Bürgermeister Jürgen Lippert sah die Stadt hier als falschen Adressaten: "Sollen wir jemanden zum Jagen tragen?" Unternehmer müssten doch selber erkennen, dass man mit den Radtouristen in Gemünden Geld verdienen könne. Die Stadt hätte jemanden gehabt für den Biergarten am Main, aber das sei ja nicht genehmigt worden.
Der städtische Campingplatz Saaleinsel erlebte ein Rekordjahr mit 18.191 Übernachtungen. Die Camperinnen und Camper übernachteten im Schnitt dreimal. Auch die Wohnmobilstellplätze am Saaleufer und an der Lindenwiese werden gern genutzt. Stadtrat Walter Volpert (BfB) wunderte sich allerdings, warum die Auslastung in Lohr an der Mainlände und in Karlstadt auf Mühlbacher Seite augenscheinlich besser war als an der Lindenwiese in Gemünden, "obwohl wir den schöneren eigentlich haben". Bürgermeister Lippert räumte ein: "Es wäre wesentlich mehr möglich gewesen." Er konnte nur mutmaßen, dass es an der nahen Bundesstraße und der Eisenbahn liegt, die rückwärts am ESV-Heim gelegenen Stellplätze seien jedenfalls besser ausgelastet gewesen.
Lotte Bayer wird schmerzlich vermisst
Führungen und Rundgänge in Gemünden lassen sich inzwischen auf den Portalen von "Spessart-Mainland" und "Fränkisches Weinland" online buchen. An dieser Stelle wies Blaic darauf hin, welch tiefe Lücke die vergangene Woche überraschend gestorbene Stadtführerin Lotte Bayer hinterlasse. Zu Beginn der Sitzung hatte schon Bürgermeister Lippert eine Schweigeminute eingelegt und gesagt, wie schmerzlich man die Gemündener Ehrenringträgerin vermissen werde. "Liebe Lotte Bayer, du bleibst uns unvergessen", sagte Lippert.
Blaic ging auf die Initiative einer "rührigen Arbeitsgruppe" ein, die in Wernfeld einen Rundwanderweg als Europäischen Kulturweg realisieren will. Dieser soll unter anderem über den Abbau von Ton für die Häfnerei, den Eiskeller, die Fähranlage und das alte Gasthaus Hofmann informieren. Auch entstehen soll in Wernfeld eine Wassertretanlage. Ferdinand Heilgenthal merkte an, dass eine solche Tretanlage doch, wie schon einmal angeregt, auch am Spielplatz an der Duivenallee in Gemünden entstehen könnte. Lippert wies aber darauf hin, dass das mit der vorhandenen Anlage nicht gehe und dass bei einem Umbau das Ambiente des Wasserlaufes weg wäre.
In der Eisenbahnerstadt Gemünden soll es demnächst eine touristische Eisenbahnführung geben. Diese soll im Nebenbau des Huttenschlosses beginnen, wo das alte Gemünden der 1930er Jahre als Modellbahnanlage wiedererstanden ist. Die geplante Führung könnte sodann auf der Mainbrücke weitergehen, so Blaic.
Heft für Kinder rund um den Fisch GEMO
In Anspielung auf den erfolgreichen Animationsfilm "Findet Nemo" haben sich Jasna Blaic und Edith Michelbach-Schulz für Gemünden ein Fischlein namens GEMO ausgedacht. Rund um den Fisch haben die beiden auch gleich ein kleines Heft für Kinder über Gemünden geschrieben, die Zeichnungen des pfiffigen Tierchens und seiner Freunde aus dem Sinngrund stammen von der Langenprozeltenerin Romina Birzer. Und dazu gibt es auch gleich einen neuen Stadtplan für Kinder, die Idee dazu hatte Stadträtin Monika Poracky (SPD). Auch Kinder-Stadtführungen mit GEMO soll es bald geben.
Und neu gibt es auch einen Flyer mit "Pfötchen-Infos", also zum einen Hinweise zu Leinen- und Steuerpflicht, zum anderen mit Anlaufpunkten für Hund und Herrchen, wie einen Hundesalon, ein hundefreundliches Café mit Hundeeis, Tierärzte, Geschäfte mit Tierbedarf und Standorte von Hundeklos.