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Aschaffenburg
Gedenken für die Opfer der Gewalttat in Aschaffenburg: Trauerfeier mit Markus Söder und Nancy Faeser
Vier Tage nach dem tödlichen Messerangriff in Aschaffenburg wurde dort heute in einem ökumenischen Gottesdienst der Opfer gedacht.
Markus Söder (CSU) und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) gedenken am Sonntag der Opfer der Messerattacke in Aschaffenburg.
Foto: Bayerische Staatskanzlei | Markus Söder (CSU) und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) gedenken am Sonntag der Opfer der Messerattacke in Aschaffenburg.
Angelika Kleinhenz
,  Benjamin Stahl
,  dpa
 und  Henry Stern
 |  aktualisiert: 28.02.2025 02:40 Uhr

Vier Tage nach der Bluttat von Aschaffenburg mit zwei Toten haben Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder den Tatort besucht. In dem Park, in dem ein zweijähriger Junge und ein 41 Jahre alter Mann am Mittwoch erstochen wurden, legten sie Kränze nieder.

Polizisten tragen Blumenkränze im Namen des Freistaats Bayern und der Bundesregierung an die Gedenkstätte für die Opfer des tödlichen Messerangriffs. 
Foto: Daniel Vogl, dpa | Polizisten tragen Blumenkränze im Namen des Freistaats Bayern und der Bundesregierung an die Gedenkstätte für die Opfer des tödlichen Messerangriffs. 

Anschließend nahmen die Politiker an der zentralen Trauerfeier teil, einem ökumenischen Gottesdienst in der Stiftskirche. Der Würzburger Bischof Franz Jung und der evangelische Landesbischof Christian Kopp gestalteten den Gottesdienst gemeinsam. Auch Vertreter des Islam waren beteiligt. 

"Es ist eine schwere Zeit, aber wir haben zusammengestanden", so der Aschaffenburger Stiftspfarrer Martin Heim während des Gottesdienstes. Bischof Franz Jung erinnerte daran, dass heute alle Menschen in Deutschland, unabhängig von ihrer Konfession, zusammenstehen.

Der Aschaffenburger Imam Zischan Mehmood würdigte den zweifachen Familienvater, der dazwischenging, als der Täter am Mittwoch eine Kindergartengruppe attackierte und diese Zivilcourage mit seinem Leben bezahlte. "Er hat versucht, Menschenleben zu retten und ist damit zum Sinnbild der Menschlichkeit geworden", sagte er. Unsere Aufgabe sei es nun, diese Menschlichkeit zu bewahren - frei von Hass und Spaltung.

Die Trauerfeier mit ökumenischem Gottesdienst  für die Opfer eines tödlichen Messerangriffs wurde auf einer Leinwand vor der Stiftsbasilika St. Peter und Alexander übertragen.
Foto: Daniel Vogl, dpa | Die Trauerfeier mit ökumenischem Gottesdienst für die Opfer eines tödlichen Messerangriffs wurde auf einer Leinwand vor der Stiftsbasilika St. Peter und Alexander übertragen.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sprach in seiner Rede von einem "sinnlosen, brutalen und verstörenden Verbrechen". Die "Folgen und Konsequenzen" müssten "an anderer Stelle diskutiert werden", sagte er und betonte: "Das Gute und das Böse sind keine Frage von Herkunft, Nationalität, Ethnie oder Glauben". Die Tat dürfe nicht zu einer Spaltung der Gesellschaft führen.

Der Gottesdienst wurde auf einer Leinwand auf dem Stiftsplatz übertragen und ist auf dem YouTube-Kanal der Stadt Aschaffenburg zu sehen.

Totengebet, Kränze und Kundgebungen

Am Samstag nahm die Familie des getöteten Zweijährigen in einem Totengebet in einer Moschee in Frankfurt von ihrem Kind Abschied. Zu der Trauerfeier kamen rund 1000 Menschen. "Schenke den Herzen seiner Eltern Ruhe und Erleichterung und erleichtere ihnen ihren Verlust", hieß es in der Einladung, die der Frankfurter Islamische Verein Tarik ben Ziad veröffentlichte.

Zahlreiche Kerzen und Blumen liegen zum Gedenken an die Opfer des tödlichen Messerangriffs im Park Schöntal am Boden.
Foto: Daniel Vogl, dpa | Zahlreiche Kerzen und Blumen liegen zum Gedenken an die Opfer des tödlichen Messerangriffs im Park Schöntal am Boden.

Unterdessen ist auch die Trauer um den 41-jährigen Mann groß. Er stammt aus dem Raum Hammelburg (Lkr. Bad Kissingen), war am Tatort dem Angreifer entgegengetreten und hatte versucht, ihn zu stoppen. Der Mann arbeitete zuletzt für ein hiesiges Bauunternehmen.

Ebenfalls am Samstag demonstrierten nach Polizeischätzungen 3.000 Menschen in der Aschaffenburger Innenstadt gegen Rechtsextremismus. In Würzburg stellten sich mehr als 700 Menschen dem AfD-Wahlstand in der Innenstadt entgegen.

Am Freitag kam die AfD mit dem rechtsextremen thüringischen AfD-Chef Björn Höcke zu einer eigenen Kundgebung nach Aschaffenburg. Bereits am Donnerstag gedachten hunderte Menschen und Politiker zahlreicher Parteien bei einer Kranzniederlegung am Tatort der Opfer. Am Abend veranstaltete das Bündnis "Aschaffenburg bleibt bunt" ein stilles Gedenken mit zahlreichen Teilnehmern. 

Am Tag nach der Tat gab es im Park Schöntal  in Aschaffenburg eine Gedenkfeier mit Kranzniederlegung.
Foto: Michael Czygan | Am Tag nach der Tat gab es im Park Schöntal  in Aschaffenburg eine Gedenkfeier mit Kranzniederlegung.

Auch vier Tage später steht die nordbayerische Stadt unter Schock. Am Mittwoch hatte ein Mann eine Gruppe Kleinkinder in Aschaffenburg mit einem Messer attackiert. Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Was ist am Mittwoch in Aschaffenburg passiert?

Gegen 11.45 Uhr ging ein 28-Jähriger mit einem Küchenmesser in einem Park in der Aschaffenburger Innenstadt auf eine Kindergartengruppe los. Dabei tötete er einen Zweijährigen und einen 41-jährigen Mann, der laut Polizei "zufällig am Tatort war" und wohl "zum Schutz der anderen Kinder" einschritt. Der Mann starb noch vor Ort. Drei weitere Personen wurden teils schwer verletzt.

Was ist über den Täter von Aschaffenburg bekannt?

Bei dem Täter handelt es sich um einen 28-jährigen Afghanen. Er war offenbar bereits mehrfach wegen des Verdachts der Schizophrenie in psychiatrischer Behandlung und hatte laut Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) wegen seiner psychischen Probleme seit Dezember 2024 auch eine gerichtlich bestellte Betreuerin.

Der mutmaßliche Täter des Messerangriffs wird aus dem Amtsgericht zurück in ein Fahrzeug der Polizei gebracht. Er wurde dem Haftrichter vorgeführt.
Foto: Daniel Vogl/dpa | Der mutmaßliche Täter des Messerangriffs wird aus dem Amtsgericht zurück in ein Fahrzeug der Polizei gebracht. Er wurde dem Haftrichter vorgeführt.

Laut Polizei ist er in der Vergangenheit bereits mehrfach in Erscheinung getreten, darunter auch durch einfache und gefährliche Körperverletzung – jeweils im Umfeld seiner Asyl-Unterkunft in Alzenau.

Warum war der Täter noch in Deutschland?

Der 28-Jährige war laut Herrmann ausreisepflichtig. Zwar hatte der Tatverdächtige nach seiner Einreise im November 2022 einen Asylantrag gestellt. Doch sein Verfahren sei abgeschlossen worden, nachdem er selbst Anfang Dezember 2024 gegenüber den Behörden schriftlich angekündigt habe, ausreisen zu wollen. Bereits am 19. Juni 2023 hatte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) laut Herrmann nach den Regeln des sogenannten Dublin-Verfahrens eine Abschiebung des Mannes nach Bulgarien angeordnet.

Die bayerischen Behörden seien darüber, "aufgrund welcher Fehler und Probleme auch immer", erst am 26. Juli 2023 informiert worden – nur wenige Tage vor Ablauf der Frist für solche Abschiebungen. In dieser Zeit sei eine Abschiebung nicht mehr möglich gewesen.

Nach der ausgebliebenen Abschiebung sei damit das Bamf für das Verfahren zuständig gewesen, habe darüber aber mehr als ein Jahr lang nicht entschieden, bis der Afghane im Dezember 2024 selbst ankündigte, in sein Heimatland zurückkehren zu wollen. Die dafür nötigen Papiere habe er aber vom afghanischen Generalkonsulat in Frankfurt bis zum Tag der Tat nicht erhalten. Einen Anlass, ihn zu verhaften, habe es laut Herrmann nicht gegeben, weil er ja freiwillig habe ausreisen wollen.

Was ist über die Opfer von Aschaffenburg bekannt?

Bei den Toten handelt es sich um einen zweijährigen Jungen mit marokkanischem Hintergrund und einen 41-jährigen Deutschen. Die Verletzten sind ein zweijähriges syrisches Mädchen, ein 72-jähriger Deutscher und die 59-jährige Erzieherin der Kindergartengruppe. Auch sie ist Deutsche.

Wie geht es den überlebenden Opfern nach dem Messerangriff in Aschaffenburg?

Alle Verletzten sind außer Lebensgefahr. Laut Polizei wurde das Mädchen allerdings schwer verletzt: Sie wird wegen drei Messerstichen im Halsbereich im Krankenhaus behandelt. Der 72-Jährige wurde wegen Stichverletzungen im Oberkörper operiert. Die 59-Jährige hatte sich auf der Flucht vor dem Täter den Arm gebrochen und hat das Krankenhaus inzwischen verlassen. Alle Opfer werden laut Polizei psychologisch betreut.

Was ist über das Motiv des 28-jährigen Afghanen bekannt?

Die genauen Hintergründe der Tat und das Motiv sind unklar. Zwar war zwischenzeitlich von einem terroristischen Motiv die Rede. Auch Kanzler Olaf Scholz sprach von einer "Terror-Tat". Am späten Mittwochabend teilte die Polizei jedoch mit, "Hinweise auf eine radikale Gesinnung des Tatverdächtigen" hätten sich bislang keine ergeben. Vielmehr hätte eine Durchsuchung der Wohnung des Afghanen "weitere Erkenntnisse zu der psychischen Erkrankung des Mannes" gebracht.

Laut Innenminister Herrmann seien entsprechende Medikamente gefunden worden. Drogen sollen trotz eines früheren Drogen-Delikts des Mannes im Zusammenhang mit der Tat keine Rolle gespielt haben.

Nach der Gewalttat in Aschaffenburg waren am Mittwoch im Park Schöntal Dutzende Einsatzkräfte vor Ort.
Foto: Ralf Hettler, dpa | Nach der Gewalttat in Aschaffenburg waren am Mittwoch im Park Schöntal Dutzende Einsatzkräfte vor Ort.

Am Donnerstagnachmittag wurde der Täter einem Haftrichter vorgeführt. Dieser entschied, dass der 28-Jährige in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht wird.

Was ist über den Tatort in Aschaffenburg bekannt?

Der Tatort liegt im sogenannten Park Schöntal. Den neun Hektar großen Park im englischen Gartenstil hatte die Polizei erst im vorigen Herbst als teilweise "gefährlichen Ort" eingestuft. Dort sei es in jüngerer Vergangenheit wiederholt zu Raub- und Körperverletzungsdelikten im Drogen-Milieu gekommen. In dem Park waren zuletzt immer wieder Polizeistreifen zu Fuß unterwegs gewesen. Das ist laut einem Ermittler auch der Grund, warum so schnell eine Festnahme gelang.

Gedenken für die Opfer der Gewalttat in Aschaffenburg: Trauerfeier mit Markus Söder und Nancy Faeser

Wo bekommen Betroffene Hilfe?

Bei akuten psychischen Krisen sollte man sich an das Krisennetzwerk Unterfranken wenden, das im Rahmen der Krisendienste Bayern rund um die Uhr unter der Rufnummer (0800) 655-3000 erreichbar ist.

Eine Person legt nach der tödlichen Messerattacke im Park Schöntal einen Teddybären an einer Gedenkstätte nieder. Das Bündnis 'Aschaffenburg bleibt bunt' veranstalte ein stilles Gedenken im Park Schöntal.
Foto: Daniel Vogl/dpa | Eine Person legt nach der tödlichen Messerattacke im Park Schöntal einen Teddybären an einer Gedenkstätte nieder. Das Bündnis "Aschaffenburg bleibt bunt" veranstalte ein stilles Gedenken im Park Schöntal.

Gibt es ein Spendenkonto für Betroffene?

Die Stadt Aschaffenburg hat ein Spendenkonto eingerichtet. Es soll allen Angehörigen der Opfer dienen. Wie die Spenden verteilt werden, ist derzeit noch nicht geklärt, aber es wird gerecht sein", so eine Sprecherin der Stadt.

Spendenkonto: Opferhilfe Schöntal
IBAN: DE23 7955 0000 0013 1692 89
Sparkasse Aschaffenburg-Miltenberg

Spendenbescheinigungen: Bis zu einem Betrag von 300 Euro gilt der Kontoauszug als Beleg zur Vorlage beim Finanzamt. Sollte eine Spendenbescheinigung für Beträge über 300 Euro gewünscht werden, bitte ergänzen Sie im Verwendungszweck Name und Anschrift des Spenders/der Spenderin.

Die Gedenkfeier für die Opfer des Messerangriffs übertrug die Stadt Aschaffenburg am Sonntag live auf ihrem YouTube-Kanal.
Foto: Screenshot YouTube | Die Gedenkfeier für die Opfer des Messerangriffs übertrug die Stadt Aschaffenburg am Sonntag live auf ihrem YouTube-Kanal.
 
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