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Aschaffenburg
28-Jähriger tötet in Aschaffenburg zweijähriges Kind und 41-jährigen Mann: Was bis jetzt bekannt ist
In einem Park in Aschaffenburg wurden mehrere Menschen angegriffen, zwei von ihnen starben.  Die Hintergründe sind unklar. Ein Tatverdächtiger wurde festgenommen.
Bei einer Gewalttat in einem Park in Aschaffenburg sind ein 41 Jahre alter Mann und ein zwei Jahre alter Junge mit einem Messer getötet worden, zwei weitere Menschen wurden schwer verletzt.
Foto: Ralf Hettler, dpa | Bei einer Gewalttat in einem Park in Aschaffenburg sind ein 41 Jahre alter Mann und ein zwei Jahre alter Junge mit einem Messer getötet worden, zwei weitere Menschen wurden schwer verletzt.
Benjamin Stahl
,  Daniel Stahl
,  Manfred Schweidler
 und  Michael Czygan
 |  aktualisiert: 27.01.2025 02:31 Uhr

Bei einer Gewalttat in einem Park in Aschaffenburg sind am Mittwochmittag fünf Menschen verletzt worden, als ein Mann mit einem Messer auf eine Kindergartengruppe losging. Zwei Menschen starben bei dem Angriff.

Einer der Verstorbenen ist laut Polizei ein zwei Jahre alter Junge. Der zweite Tote ist ein 41 Jahre alter Mann. Drei schwer verletzte Personen werden in einem Krankenhaus behandelt, darunter ein zwei Jahre altes Mädchen. Sie alle sind außer Lebensgefahr.

Der mutmaßliche Täter, ein 28-Jähriger mit afghanischer Staatsangehörigkeit, wurde laut Polizei in Tatortnähe festgenommen. Zunächst war ein zweiter Mann festgenommen worden, der sich jedoch als Zeuge erwies. Er wurde wieder freigelassen.

Innenminister Joachim Herrmann und Gesundheitsministerin Judith Gerlach informierten am Abend in Aschaffenburg über den aktuellen Stand der Ermittlungen.

41-Jähriger soll sich Angreifer in Aschaffenburg entgegengestellt haben 

Der Verdächtige attackierte demnach am Mittwochmittag im Park Schöntal in Innenstadtnähe in Aschaffenburg eine Gruppe von Kindern und deren Erzieherinnen mit einem Küchenmesser. Dabei verletzte er einen zweijährigen Jungen marokkanischer Abstammung tödlich.

Ein 41 Jahre alter Passant mit deutscher Abstammung sei zufällig vor Ort gewesen und "mutig eingeschritten", sagte Herrmann. Nach Angaben einer Augenzeugin soll der Mann "mit einem Kind auf dem Arm" versucht haben, den Angreifer abzuwehren. Dabei erlitt der 41-Jährige selbst schwere Stichverletzungen, an denen er laut Polizei starb. Weitere Hintergründe der Attacke sind bislang unklar.

Gemeldet war der 28 Jahre alte Afghane zuletzt in einer Asylunterkunft in der Region. Er war nach Informationen dieser Redaktion vor dem tödlichen Angriff mit mehreren Gewalttaten und durch psychische Probleme aufgefallen. Ein Gericht hatte deshalb die Betreuung durch eine gerichtlich bestellte Betreuerin angeordnet, sagte Innenminister Herrmann in Aschaffenburg.

Der 28-Jährige soll danach seine freiwillige Ausreise angekündigt haben, so Herrmann. Sein Asylverfahren war daher ausgesetzt. Der Mann soll sich weiterhin in psychiatrischer Behandlung befunden haben.

Die bisherigen Ermittlungen hätten "keinerlei Hinweise auf eine radikale islamistische Gesinnung" des Tatverdächtigen erbracht, sagte der Innenminister. Die weiteren Hintergründe der Tat sind noch unklar.

Tatwaffe wurde sichergestellt

Nach der Gewalttat von Aschaffenburg fordert Bundeskanzler Olaf Scholz Aufklärung von den Behörden, warum der Täter noch in Deutschland war. "Ich bin es leid, wenn sich alle paar Wochen solche Gewalttaten bei uns zutragen", sagte der SPD-Politiker laut einer Mitteilung. "Von Tätern, die eigentlich zu uns gekommen sind, um hier Schutz zu finden. Da ist falsch verstandene Toleranz völlig unangebracht."

Ministerpräsident Markus Söder sprach in einer ersten Reaktion von einem "entsetzlichen Tag für ganz Bayern". Er trauere "um ein kleines, unschuldiges Kind" und "um einen Helfer, der seine Zivilcourage mit dem eigenen Leben bezahlt hat". Die Hintergründe der Tat müssten "restlos aufgeklärt werden".

Der Würzburger Terrorismusexperte Peter Neumann äußerte sich via X zum Anschlag von Aschaffenburg. Die Tat sei das "Ergebnis eines gescheiterten Systems, das hohe Zahlen vorwiegend junger Männer mit riesigen Erwartungen zum Teil jahrelang in Unterkünfte steckt - ohne irgendeine Perspektive oder sinnvolle Tätigkeit". Neumann schreibt weiter: "Gesellschaft und Politik stehen vor einer Entscheidung: Entweder wir sagen 'Wir schaffen das' und erhöhen Integrationsleistung massiv. Oder unser Fazit ist 'Wir schaffen das nicht', wir reduzieren die Zahlen und ändern das System."

Fahrzeuge von Feuerwehr und Rettungsdiensten stehen in der Nähe des Tatortes in Aschaffenburg. Bei einer Gewalttat im Park Schöntal sind nach ersten Erkenntnissen mehrere Menschen mutmaßlich durch eine Stichwaffe schwer verletzt worden.
Foto: Ralf Hettler, dpa | Fahrzeuge von Feuerwehr und Rettungsdiensten stehen in der Nähe des Tatortes in Aschaffenburg. Bei einer Gewalttat im Park Schöntal sind nach ersten Erkenntnissen mehrere Menschen mutmaßlich durch eine Stichwaffe ...

Polizei hofft auf weitere Zeugen

Der Tatort liegt im sogenannten Park Schöntal. Den neun Hektar großen Park hatte die Polizei im vorigen Herbst als teilweise "gefährlichen Ort" eingestuft. Dort sei es in jüngerer Vergangenheit wiederholt zu Raub- und Körperverletzungsdelikten im Drogen-Milieu gekommen. In dem Park waren zuletzt immer wieder Polizeistreifen zu Fuß unterwegs. Das ist laut einem Ermittler auch der Grund, warum so schnell eine Festnahme gelang.

Weil der Verdächtige versucht haben soll, über Bahngleise zu fliehen, wurde der Bahnverkehr in Aschaffenburg zeitweise eingestellt. Züge von und nach Aschaffenburg wurden zurückgehalten, Verspätungen und Zugausfälle zwischen Frankfurt und Würzburg waren die Folge. Erst am Mittwochabend wurde der Bahnhof wieder freigegeben. 

Die Kriminalpolizei Aschaffenburg hat die Ermittlungen übernommen und bittet die Bevölkerung um Hinweise. Zeugen werden gebeten, sich unter Tel. (0800) 0060322 zu melden. Für Bilder und Videos des Vorfalls gibt es ein Medien-Upload-Portal: https://medienupload-portal03.polizei.bayern.de.

Mit Informationen der dpa

 
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