Karlstadt soll in den kommenden Jahren schnelleres Internet erhalten. Ein Teil dieses Ausbaus liegt in den Händen der Stadt. Hinzu kommt der eigenverantwortliche Ausbau der Glasfaser Plus GmbH, ein Tochterunternehmen der Deutschen Telekom, ohne finanzielle Beteiligung der Kommune. Dieser soll jedoch schneller erfolgen und 3100 Haushalten in der Karlstadter Altstadt, Siedlung und in Mühlbach ermöglichen, mit bis zu einem Gigabit pro Sekunde zu surfen – vorausgesetzt, sie buchen den entsprechenden Tarif. Das Unternehmen konzentriert sich dabei auf Gebiete, die sich finanziell lohnen.
Am Dienstagabend stellten sich nun Vertreter der verantwortlichen Unternehmen Telekom und Circet bei einer eigenen Informationsveranstaltung fast zwei Stunden lang den kritischen und teils verärgerten Fragen der Karlstadterinnen und Karlstadter im gut gefüllten Alten Rathaus. Circet war von der Telekom für die Bauarbeiten beauftragt worden und im vergangenen Jahr aufgrund mangelnder Arbeitsqualität in Lohr in die Kritik geraten. Anwohner hatten Verstöße gegen geltende Baustandards und untragbare Zustände im Umfeld der Baustellen gemeldet.
Der Glasfaserausbau in Karlstadt verzögerte sich mehrmals
Seit März laufen nun die Arbeiten "Am Sohl" in Karlstadt. Ausgebaut wird von Ost nach West. Ursprünglich war vorgesehen, die Anschlüsse bis Ende 2022 zu bauen. Doch der Stadtverwaltung und den örtlichen Versorgungsträgern fehlten lange noch geforderte Unterlagen. Ausbau-Ende soll in der Siedlung und in Mühlbach (Start hier Anfang 2024) laut Circet "Mitte nächsten Jahres" sein. Der Stadtrat stimmte dem Vorhaben im September 2021 zu.
Martin Hoebbel, Bereichsleiter bei Circet, informierte über die laufenden und geplanten Arbeiten. Die Altstadt sei erst später dran, hier müsse noch einiges geklärt werden – etwa die Nutzung bestehender Leerrohre. Einen Zeitplan nannte er hier nicht. Die Tiefbautrasse werde insgesamt 32 Kilometer lang sein, 21 Netzverteiler werden installiert und rund 1200 Gebäude versorgt.
Aktuell können in Karlstadt nur Verträge mit der Telekom abgeschlossen werden
Zunächst stellt Circet dafür Verteilerkästen auf und verlegt im öffentlichen Raum Glasfaserkabel. Auf Privatgrund werde nur gearbeitet, wenn die Eigentümerinnen und Eigentümer damit einverstanden sind beziehungsweise einen Vertrag mit der Telekom abgeschlossen haben, so Hoebbel. Dann sei auf jeden Fall der Anschluss bis ins Haus kostenlos. Im Haus sei die Verkabelung kostenfrei, wenn der Router drei Meter vom Hausanschluss entfernt hängt. Bis zu 20 Meter Verkabelung müssten nicht bezahlt werden, wenn bereits Leerrohre oder Kabelkanäle existieren. Für Mehrfamilienhäuser gelten noch einmal andere Konditionen.
Aktuell ist die Telekom der einzige Anbieter in Karlstadt. Das Netz stehe anderen Unternehmen aber prinzipiell offen, so Neumann. Das erhöhe mit der Zeit die Auswahlmöglichkeiten. Derzeit kostet ein Vertrag mit der Telekom zwischen 43 und 80 Euro. Altkunden sind bei den Tarifen benachteiligt.
Laut Wolfgang Neumann, Regio-Manager der Telekom, werden beim Netzausbau alte Kupferleitungen durch Glasfaserkabel getauscht und so die Internetverbindung deutlich beschleunigt und stabilisiert. "Kupfer ist eigentlich eine Bremse." Denn je weiter das Kabel reiche, desto geringer werde das Tempo. Deshalb sei in Verträgen bisher auch von "bis zu 250 Megabit pro Sekunde" die Rede. Bei Glasfaser, dem aktuellen Stand der Technik, erhalte man hingegen sicher die gebuchte Geschwindigkeit.
Wie die Firmen die Qualität der Arbeiten überwachen
Eine Karlstadterin lobte die bisherigen Arbeiten der Baufirma. "Da wird sehr fix gearbeitet." Teilweise werde beim Wiederverfüllen aber nicht verrüttelt, "was ist, wenn sich etwas setzt?". "Am Sohl" gebe es jetzt zudem "holprige Bereiche". Prinzipiell riet Martin Hoebbel von Circet in solchen Fällen: "Wenn Sie sehen, dass nicht sauber gearbeitet wird, setzen Sie sich mit der Bauleitung in Verbindung!" Mängel würden entfernt.
Tobias Körber von der Telekom ging ebenfalls auf mögliche Arbeitsmängel ein: "Wir haben nicht die Masse an Tiefbautrupps, die nötig wären für ganz Deutschland. Wir sind auf Subfirmen angewiesen." Hier habe die Telekom als Auftraggeber ihre Lektion gelernt und eine separate Qualitätssicherung aufgebaut. Externe Firmen würden für die Überwachung bezahlt. "Die sind mehrmals wöchentlich unterwegs, zudem eigene Leute, Tiefbauingenieure, die schauen, dass qualitativ gearbeitet wird." Sollte doch etwas auffallen, sei die Baufirma die erste Anlaufstelle. In Notfällen könne auch die Stadt kontaktiert werden.
Körber: "Wenn nicht nach unserem Anspruch gebaut wird, wird die Firma angewiesen, die Mängel auszubessern und dies auch zu beweisen." Es erfolge stets eine Abnahme mit Vertretern der Kommune. "Erst dann läuft die fünfjährige Gewährleistungspflicht, in der Circet Mängel kostenlos beheben muss."
Unseriöse Haustürgeschäfte von Telekom-Mitarbeitern?
Ein großer Kritikpunkt zahlreicher Zuhörerinnen und Zuhörer waren bereits 2022 stattfindende Haustürgeschäfte von Telekom-Mitarbeitern. Diese wollten offenbar Glasfaser-Verträge verkaufen – obwohl noch gar keinen Leitungen verlegt waren. Dies kommentierten zwei Zuhörer mit: "Vertrauen habe ich in die Sache Null" und "Das ist doch unseriös! Wo bleibt da die Qualitätssicherung?". Wolfgang Neumann sind die Probleme bekannt. "Wir nehmen auf, dass Unzufriedenheit da ist. Aber: Wenn ein höherer Anschluss gebucht wurde, wird der erst bezahlt, wenn auch geliefert wird beziehungsweise der Glasfaseranschluss da ist."
Eine Karlstadterin wollte wissen, wann Anwohner über den Beginn der Arbeiten vor und an ihrem Haus informiert werden. "72 Stunden vorher klingeln Mitarbeiter bei Ihnen, wenn niemand da ist, werfen sie Zettel mit den Infos ein", so Hoebbel. Ohne vorherigen Kontakt werde aber nicht einfach auf einem Privatgrundstück gegraben.
Kontakt mit der Firma Circet: Das Baubüro steht in der Bodelschwinghstraße 92. Jede Woche findet dort mittwochs von 16 bis 18 Uhr eine Bürgersprechstunde statt. Zudem stehen die Hotline unter Tel.: (0911) 12034673 und die E-Mail-Adresse dtag.karlstadt0212@circet.de für Fragen zur Verfügung.
O.k. Ich kenne mich mit sowas etwas aus. Ich habe z.B. für die Main-Post einen der ersten Glasfaseranschlüsse Deutschlands in Betrieb genommen (damals war das ein S2M-Anschluss für die Telefonie).
Also habe ich als erstes den Vermieter angerufen, woraufhin der mir bestätigt hat, dass er schon längst aktiv geworden ist, und die Glasfaser definitiv bis ins Haus kommt.
Was noch unklar ist, wie die in die jeweiligen Wohnungen kommen soll: Denn das ist gar nicht so einfach! FTH in jeder Wohnung? Eher nicht...
Dazu kommt noch das Problem, dass, wie in dem Fall von Karlstadt, die Telekom als das Unternehmen das die Leitung legt, für bis zu zwei Jahre keinen Konkurrenten Zugang dazu gewähren muss. Die Telekom hat das Haus dann anfangs exklusiv!
Was man auch nicht verstehen muss ist, das die Leute jahrelang nach schnellen Internet geschrien haben, jetzt bekommen sie ihn frei Haus und meckern trotzdem und erzählen noch von irgendwelchen unseriösen Geschäftsgebaren. Da kann man nur noch den Kopf schütteln bei einigen. Jetzt ist der Anschluss umsonst, wer ihn nachträglich möchte muss bis zu 1000 € Kosten einplanen, mal davon abgesehen das auch die Straße vor seine Türe wieder aufgerissen werden muss und so zusätzliche Kosten entstehen. Das macht eine zweijährige Bindung an die Telekom mehr als nur wett, zumal ein Haus mit Glasfaseranschluss die Immobilie auch noch aufwertet beim Verkauf bzw. vermieten.