
Gäste der Gemündener Bürgerversammlung am Donnerstagabend, die diese bereits im Vorjahr besucht hatten, könnten sich beim Vortrag von Bürgermeister Jürgen Lippert (BfB) an den Film "Und täglich grüßt das Murmeltier" erinnert gefühlt haben. Fast deckungsgleich zum Lagebericht des Vorjahrs waren dabei jedoch größtenteils nicht die Zahlen, sondern die Richtung, in die sich die jeweiligen Zahlen 2024 wie 2023 entwickelt hatten.
Deutlich zugenommen hatte zwar mit knapp 50 Anwesenden die Zahl der Bürgerinnen und Bürger, die ihren Weg ins Foyer der Scherenberghalle gefunden hatten. Ihnen musste Lippert jedoch wie bereits im Vorjahr verkünden, dass die Zahl derer mit Hauptwohnsitz in Gemünden und seinen Stadtteilen im Juni 2024 mit 9999 erneut unter die wichtige Grenze von 10.000 gefallen war. Nachdem diese Zahl im Juni 2023 jedoch noch bei 9988 gelegen hatte und am Ende des Jahres 10.0001 Hauptwohnsitze zu Buche geschlagen hatten, steht die Chance jedoch nicht schlecht, dass dies erneut der Fall sein könnte.
Die amtliche Einwohnerzahl, sprich die Zahl der Hauptwohnsitze, ist für die Bemessung einiger staatlicher Zuschüsse ausschlaggebend. Auch die Schlüsselzuweisungen berechnen sich nach der Einwohnerzahl, wobei es bei weniger als 10.000 generell weniger für die Stadt gibt. Die Gesamtzahl der Haupt- und Nebenwohnsitze war 2024 gegenüber 2023 indes um 12 auf 10.650 gestiegen. 4700 davon sind in der Kernstadt gemeldet, 1946 in Langenprozelten, 1045 in Wernfeld und 940 in Adelsberg. Die kleinsten Stadtteile sind Aschenroth (53), Kleinwernfeld (50) und Reichenbuch (23).

Erneut gesunken sind laut Lippert die städtischen Schulden. Die zuletzt 2.670.945 Euro werden sich bis Ende 2024 voraussichtlich auf 2.001.800 Euro reduzieren. Vorgesehen hatte die Stadt eigentlich eine Kreditaufnahme von mehr als zwei Millionen Euro, einzelne große Maßnahmen ließen sich jedoch noch nicht wie geplant umsetzen, weshalb heuer keine neuen Schulden gemacht werden mussten.
Der Schuldenstand pro Gemündener Einwohner liegt mit 200 Euro, beziehungsweise 1375 Euro inklusive der Schulden des Kommunalunternehmens (KU) damit jeweils deutlich unter dem Landesdurchschnitt vergleichbar großer Städte. Größter Ausgabeposten des knapp 25 Millionen Euro umfassenden Verwaltungshaushalts waren die einmal mehr gestiegenen Personalkosten mit fast 8 Millionen Euro. Investiert wurde etwa in die Grund- und Mittelschulen, die vier Kindertagesstätten, die Feuerwehr und Kultureinrichtungen wie das Stadtarchiv und Volkshochschule.
Freibad Saaleinsel erhält Sonderlob
80.000 Euro flossen zudem an Planungskosten für den seit langem vorgesehenen Wassererlebnisweg Main, Saale, Sinn, 43.000 Euro in den Neuanstrich der Rathausfassade und 66.000 Euro in Unterhaltsmaßnahmen des Freibads Saaleinsel. Das Bad war im Rahmen der Fragestunde am Ende der zweieinhalbstündigen Versammlung dann auch der einzige Punkt, der von Bürgerseite ein ausdrückliches Lob erfuhr: "Das ist in einem Topzustand, der Service ist super und Campingplatzbesucher sprechen vom schönsten Schwimmbad in der Umgebung."
Ein Einwurf, der mit allgemeinem Applaus bedacht wurde und der Bürgermeister Lippert sichtlich freute – handelte es sich bei den übrigen zehn Wortmeldungen doch größtenteils um Kritik oder konkrete Problemstellungen. Etwa die schwierige Parksituation in der St.-Bruno-Straße – Lösung Lippert: "Dort wird es ein Parkverbot geben". Oder die Radwegsperrung aufgrund von Bahnarbeiten – Antwort des Bürgermeisters: "Die Stadt wird auf der Ausweichstrecke eine Geschwindigkeitsbeschränkung beantragen". Im Falle der anhaltenden Verunreinigung der Altkleidercontainer im Stadtgebiet und dem Wunsch nach Überwachung des Schneeräumgebots fiel es Lippert jedoch schwerer, eine Lösung anzubieten.
Alle Bürgerinnen und Bürger können Einwände gegen Vorranggebiet einbringen
Auf den Wunsch des Vorsitzenden der Jagd- und Schäfereigenossenschaft Hofstetten Christian Bartel, sich gegen ein Vorranggebiet zum Sand- und Kiesabbau zu positionieren, erklärte der Bürgermeister, dass Bürgerinnen und Bürger ihre Einwände gegenüber dem zuständigen regionalen Planungsverband direkt einbringen können. Man könne sich damit jedoch auch an die Stadt wenden, die diese Stellungnahmen zum Ende der Einbringungsfrist dann gesammelt an den Planungsverband richten wird.
Bei zwei Bürgerfragen zum Thema Wasserschutz sprang Henry Bürgermeister in die Bresche. Der technische Leiter des KU hatte bereits zuvor mit dessen Vorstand Roland Brönner einen ausführlichen Tätigkeitsbericht vorgestellt. Das in der Entstehung befindliche Wasserschutzgebiet in Schaippach trieb einen Landwirt um. Der warf dem KU vor, unzureichend darüber zu informieren, was in einem solchen Schutzgebiet für Landwirte auch perspektivisch zu beachten ist. Ein anderer Landwirt erkundigte sich nach dem Ausbleiben von Ausgleichszahlungen für den reduzierten Düngereinsatz wegen hoher Nitratwerte in Seifriedsburg. Bürgermeister versprach, dass diese bald wieder aufgenommen würden.