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Gemünden
Bis zu 35 Prozent mehr: Gemündener Stadtrat billigt "maßvolle" Erhöhung der Kindergartengebühren
Die Gebührenerhöhung ab September 2025 soll das Millionendefizit der städtischen Kitas verringern. Die Entscheidung darüber fiel nicht allen Stadträten leicht.
Für die 'qualitativ hochwertige Betreuung' der städtischen Einrichtungen (Foto zeigt die Kita in Langenprozelten) müssen Eltern nach Ansicht von Hauptamtsleiterin Belinda Köhler auch bereit sein, zu zahlen.
Foto: Benjamin Brückner (Archivfoto) | Für die "qualitativ hochwertige Betreuung" der städtischen Einrichtungen (Foto zeigt die Kita in Langenprozelten) müssen Eltern nach Ansicht von Hauptamtsleiterin Belinda Köhler auch bereit sein, zu zahlen.
Simon Hörnig
 |  aktualisiert: 01.12.2024 02:29 Uhr

Die Gebühren der Gemündener Kindertageseinrichtungen steigen ab dem 1. September 2025 um bis zu 35 Prozent, das entschied am Montag der Stadtrat mit 19 zu einer Gegenstimme. Die lange Vorlaufzeit begründete Hauptamtsleiterin Belinda Köhler unter anderem damit, dass dadurch auch die nichtstädtischen Betriebe Gelegenheit haben, ihre Gebühren anzupassen. Dass die freien Träger im Stadtgebiet mindestens die gleichen Betreuungskosten verlangen müssen wie die städtischen, ist vertraglich festgelegt.

Besonders im Hinblick auf das große Defizit, das der Betrieb ihrer vier Kindertagesstätten für die Stadt jährlich mit sich bringt, beschrieb Köhler die Erhöhung als "moderat". Die beschlossene Gebührenerhöhung soll ab 2025 jährlich 85.500 Euro einbringen. Diese Mehreinnahmen stehen einem Defizit gegenüber, das von 1,011 Millionen Euro im Jahr 2020 im Jahr 2023 bereits auf ein Jahresminus von 1,375 Millionen Euro angewachsen ist.

Gebührensituation soll alle zwei Jahre neu bewertet werden

Auch Bürgermeister Jürgen Lippert (BfB) schätzte die Anpassung der Gebühren vor diesem Hintergrund als "maßvoll" ein. Dass die vorgeschlagene Erhöhung nötig ist, sei für ihn angesichts des hohen Defizits keine Diskussion wert. "Wenn ich das sehe, wird es mir schwindelig", betonte Lippert. "Eigentlich müssten wir noch weiter erhöhen, aber es muss sich in Hinblick auf die Belastung für die Eltern auch im Rahmen halten."

Geht es nach dem Vorschlag von Hauptamtsleiterin Köhler, wird die nun beschlossene Erhöhung zunächst einmal für zwei Jahre gelten. Danach soll die Situation erneut bewertet werden. "Lieber regelmäßig moderate Anpassungen, als irgendwann richtig gravierende Anpassungen", waren sich Köhler und Lippert einig.

Stadtrat kritisiert hohen Gebührenanstieg in bestimmten Buchungskategorien

Dass die Gebühren, speziell in den Kategorien mit geringerer Buchungszeit, um bis zu 35 Prozent angehoben wurden, empfand Stadtrat Hans-Joachim Schüßler (Öko-Kreis) indes als nicht mehr im Rahmen. Mit Hinblick auf die Stadtratsdebatte zur Grundsteuer, wo über eine Erhöhung von 12,5 Prozent diskutiert worden war, schlug er eine Gebühren-Anpassung von maximal 20 Prozent vor. Außerdem plädierte er dafür, nachmittags betreute Schulkinder bei der Regel mit einzurechnen, dass für das dritte Kind die Betreuungsgebühren entfallen.

"Ein Tropfen auf den heißen Stein."
Bürgermeister Jürgen Lippert (BfB) über die geplante Gebührenerhöhung

Im Vergleich zu Nachbarstädten wie Lohr, wo erst kürzlich eine 30-prozentige Gebühren-Erhöhung bis 2026 beschlossen worden war, ordnete er Gemünden bei der Höhe der verlangten Gebühren jedoch im unteren Mittelfeld ein. Dem widersprach Köhler und erklärte, dass die Gemündener Gebühren im Vergleich mit Städten wie Karlstadt, Marktheidenfeld und Lohr bereits relativ hoch seien. Dass die prozentual höchste Gebührenanpassung in den niedrigen Buchungszeitkategorien vorgenommen werden sollte, erklärte sie damit, dass in dieser sogenannten Kernzeit auch die eigentliche pädagogische Arbeit stattfindet.

Der Blick in die Nachbarschaft sollte nach Ansicht von Stadtrat Robert Lampert (CSU) bei Überlegungen zur Gebührenerhöhung keine Rolle spielen. Entscheidend seien für ihn dabei alleine das erwirtschaftete Defizit. "Wenn ich aber kein exorbitant gestiegenes Defizit habe, muss ich die Erhöhung der Gebühren auch maßvoll angehen."

Defizit könnte selbst mit der Gebührenerhöhung weiter steigen

Dem entgegnete Wolfgang Remelka (BfB), dass das Defizit in den kommenden Jahren durch höhere Sachkosten, Inflation und steigende Löhne wahrscheinlich selbst mit der geplanten Gebührenerhöhung weiter steigen werde. Parteikollege Lippert pflichtete ihm bei und bezeichnete die Anpassung als einen "Tropfen auf den heißen Stein". Gegen den Vorschlag der Verwaltung votierte einzig Hans-Joachim Schüßler.

 
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