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Volkach
Waterwalker: Verpachtet Volkach Main-Grundstück zu billig?
Das Geschäft mit den Kanutouren von Volkach aus boomt – nicht erst seit Corona. Ein voller Erfolg für die Firma Waterwalker. Doch die Stadt verdient daran fast gar nichts.
Nur Kanufahren im Kopf? Die Firma Waterwalker bietet von Volkach aus verschiedene Touren auf dem Main an und verleiht dafür Boote und SUP-Boards. An dem Pachtvertrag der Stadt mit dem Kanuverleih gibt es Kritik.
Foto: Silvia Gralla | Nur Kanufahren im Kopf? Die Firma Waterwalker bietet von Volkach aus verschiedene Touren auf dem Main an und verleiht dafür Boote und SUP-Boards. An dem Pachtvertrag der Stadt mit dem Kanuverleih gibt es Kritik.
Barbara Herrmann
 |  aktualisiert: 08.02.2024 21:27 Uhr

Es war der Hit dieses Corona-Sommers: Paddeln und Planschen im Altmain, ob auf riesigen Gummi-Flamingos oder in einem Kanu der Firma Waterwalker. Der Verleih von Kajaks, Kanus und Stand-Up-Paddle-Boards boomt bereits seit einigen Jahren. Markus Schönfelder, Geschäftsführer von Waterwalker, hatte offensichtlich den richtigen Riecher, als er 2010 die neue Kanu-Vermietstation neben dem Wohnmobilstellplatz am Volkacher Mainufer eröffnete. Ein Gewinn für alle? – Nun ja, die Stadt Volkach bekommt für das rund 4500 Quadratmeter große Grundstück 66 Euro im Monat als Pacht.

Markus Schönfelder, 52, ist Geschäftsführer des Kanutourismus-Anbieters Waterwalker. Hier steht er in Volkach zwischen seinen Booten.
Foto: Daniel Peter | Markus Schönfelder, 52, ist Geschäftsführer des Kanutourismus-Anbieters Waterwalker. Hier steht er in Volkach zwischen seinen Booten.

Der Pachtpreis beträgt also 800 Euro im Jahr, geht aus dem Vertrag hervor, der dieser Redaktion vorliegt. Öffentlich wurde dieser im Zuge einer Gerichtsverhandlung. Markus Schönfelder hatte gegen den streitbaren Volkacher Ingenieur Elmar Datzer geklagt. Dieser hatte im Namen der Bürgerinitiative Landschaftsschutz Mainschleife (Lama) zahlreiche Behauptungen über das Unternehmen Waterwalker und dessen angebliche Rechtsverstöße aufgestellt.

Erschienen waren diese vier Seiten im Volkacher "Extrablatt", einer Art Bürgerzeitung, die unregelmäßig erscheint. Angefangen vom fest installierten Zaun im Überschwemmungsgebiet des Mains über fehlende Stellplätze bis zum angeblich rechtswidrigen Biergarten kritisierte Datzer das Unternehmen Waterwalker sowie die Stadt Volkach und das Landratsamt Kitzingen mit harschen Worten.

Auf Falschaussagen steht eine saftige Strafe

Allerdings waren darin nicht alle Aussagen korrekt. Sieben davon darf Datzer in dieser Form nicht mehr wiederholen, sonst muss er eine saftige Strafe zahlen. Als "Sieg auf ganzer Linie" interpretiert Schönfelder den ausgehandelten Vergleich. Das Stadtratsmitglied Elmar Datzer (Bürgerliste) selbst nennt seinen Artikel überspitzt formuliert und hat einen Zwölf-Punkte-Antrag an den Volkacher Stadtrat gestellt. Dessen Kern: Der bestehende Pachtvertrag mit Waterwalker soll gekündigt werden.

Am südlichen Ende der Mainlände in Volkach betreibt die Firma Waterwalker einen Kanuverleih und seit heuer auch einen öffentlichen Biergarten. Das Bild wurde im Oktober 2019 aufgenommen.
Foto: Michael Mößlein | Am südlichen Ende der Mainlände in Volkach betreibt die Firma Waterwalker einen Kanuverleih und seit heuer auch einen öffentlichen Biergarten. Das Bild wurde im Oktober 2019 aufgenommen.

Liest man diesen genau, fallen neben der niedrigen Pachtsumme sofort zwei Dinge ins Auge: Der Vertrag ist auf 30 Jahre geschlossen und zwar von 2016 bis 2045. Schönfelder argumentiert, er habe am Anfang der Pacht ein verwildertes Grundstück im Überschwemmungsgebiet des Mains "mit einer hohen Belastung an Müll und Hinterlassenschaften von Mensch und Tier" bekommen. So weit, so einleuchtend. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Estenfeld musste vor dem Start in Volkach 2010 erst einmal investieren; das wirkte sich auf die Pacht aus.

"Die Stadt Volkach hat gesehen, was wir für Volkach aus dem Areal auf unsere Kosten gemacht haben."
Markus Schönfelder, Geschäftsführer des Kanuverleihs Waterwalker

Warum aber hat die Stadt Volkach noch 2016, als der Kanuverleih bereits sechs Jahre in Volkach bestand und kräftig wuchs, einen derart lang laufenden Vertrag mit einer so minimalen Pacht vereinbart? Schönfelder schreibt auf Nachfrage: "Ich denke, die Stadt Volkach hat uns die Pacht ohne Verhandlungen so günstig angeboten und auch in einem zweiten Vertrag bestätigt, da man gesehen hat, was wir für Volkach, seine Bürger und Gäste aus dem Areal auf unsere Kosten gemacht haben."

Bürgermeister von 2002 bis 2020 war Peter Kornell (FWG), der seit Mai mit Heiko Bäuerlein (CSU) die Plätze getauscht hat. Nach drei Perioden als Stadtratsmitglied steht nun Bäuerlein an der Spitze; Kornell wurde in den Stadtrat gewählt. Beide sind also mit der Causa Waterwalker vertraut, haben sie die Pachtverträge doch – wie in solchen Fällen üblich nichtöffentlich – verhandelt und beschlossen.

Hohe Investition zu Beginn?

Bürgermeister Heiko Bäuerlein versucht sich an einer Erklärung: Das Land sei Ödland gewesen und Schönfelder habe vorab einen sechsstelligen Betrag investiert. Diese hohe Investition wohne er gewissermaßen ab und das relativiere die niedrige Pacht. "Rechnet man das an, sieht es schon wieder ganz anders aus." Zudem setzt Bäuerlein darauf, dass Schönfelder wie angekündigt seinen Betriebssitz von Estenfeld nach Volkach verlege und dort dann Gewerbesteuer zahle. Diesbezüglich versichert Schönfelder, seiner Zusage zu 100 Prozent nachzukommen,  "wenn das genehmigte Bauprojekt abgeschlossen ist".

Denn eigentlich sollte sich der provisorische Charakter von Bootsverleih und Biergarten längst ändern. Als "Wanderzirkus" hatte Bäuerlein selbst das Areal noch vor einem Jahr im Stadtrat bezeichnet. Schönfelder möchte am südlichen Zipfel der Volkacher Mainlände ein Gebäude auf Stelzen errichten und hat dafür eine Baugenehmigung. Deren Rechtmäßigkeit zweifelt die Lama-Initiative allerdings an.

"Der Campingplatz wird genauso behandelt seit langer Zeit – ganz einfach."
Ex-Bürgermeister Peter Kornell zur niedrigen Pacht

Eine weitere Erklärung der niedrigen Pacht liefert Ex-Bürgermeister Peter Kornell: "Der Campingplatz wird genauso behandelt seit langer Zeit – ganz einfach." Dessen Vertrag sei zur gleichen Zeit wie der von Waterwalker erneuert worden. Die lange Laufzeit sei nötig für die Planungssicherheit bei einer großen Investition. Das gelte für den Volkacher Campingplatz Ankergrund, der 2018 sein 50-jähriges Bestehen feierte, ebenso wie für den Kanuverleih Waterwalker.

Der neue Bürgermeister Bäuerlein betont, er wolle die ganze Diskussion in die richtigen Bahnen lenken und das Waterwalker-Grundstück in die Neugestaltung der Mainlände einbinden, denn so wie bisher sei niemand zufrieden. "Ich mache meine Hausaufgaben, aber das dauert einfach." Und Heiko Bäuerlein versichert: "Da wird nichts vertuscht; das sind für mich reine Sachfragen."

 
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  • strecker97332@yahoo.de
    Aha! Jetzt ist es also doch bekannt geworden! Der Verwaltung best gehütestes Geheimnis: Waterwalker zahlt PRO JAHR 800.--Euro Pacht. Für ein herrliches Gastro - und Erlebniszentrum, direkt am Wasser, ohne Nachbarn und Parkplätze ohne Ende.Und der Altbürgermeister, verantwortlich dafür, sagt noch keck ein weiteres nichtöffentliches Vertragsgut: Der Campigplatz zahlt auch 800.-- ! Nur - und das ist dem wohl amtsmüde gewordenen Atl-Bgm entgangen, dass das 2 verschiedene Dinge sind, die er da in einen Topf wirft: Der Campingplatz zahlt seit Jahrzehnten Gewerbesteuer an die Stadt Volkach, der Waterwalker seit Bestehen NIX ! Eine Verantwortungslosigkeit der Verwaltung gegenüber seinen Bürgern. Und dass der Waterwalkerbesitzer "eine 6-stellige Summe" (das sind mind. 100.000.--Euro ! ) für das Herrichten des Platzes gezahlt hat, ist aus dem Märchenbuchbereich des jetzt amtierenden Bürgermeister ! Entsetzlich - was die Stadtverantwortlichen alles so denken und glauben !!
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  • asu1905
    Da ist ja der Verwaltungsaufwand größer als die Einnahmen.
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