Blauer Himmel, um die 30 Grad und trotzdem finden ebenso viele Menschen am Montagabend den Weg in die Sitzung des Volkacher Stadtrates, die die Zweite Bürgermeisterin Gerlinde Martin (CSU) leitet. Es geht – neben dem Freibad – um das große Thema der kommenden Jahre: Wie soll das Mainvorland nach der Umgestaltung aussehen? Wo wäre ein geeigneter Platz für die Jugend? Und vor allem: Bis wohin werden Busse und Autos fahren dürfen? Das dürfte einer der Knackpunkte der Planung werden.
Über 400 Einzelwünsche haben die Planer Ralph Schäffner von ArcGrün und Dag Schröder beim Bürgerworkshop Anfang April gesammelt. Diese Masse galt es einzuordnen und Schwerpunkte festzulegen. Unter den Überbegriffen „Landschaft und Natur“, „Freizeit, Sport & Erholung“ sowie „Verkehr und Erschließung“ haben die Planer nun versucht, die vielen Vorschläge zu bündeln. Die Fragen dazu lauteten: Was soll erhalten bleiben? Was soll geändert werden? Was fehlt?
Im Bereich "Landschaft und Natur" zum Beispiel fehlen den Teilnehmern Sitzgelegenheiten, Liegewiesen oder ein Stadtstrand. Die Steinbrücke über den Eschbach sowie Grünflächen, Bäume und Hecken sollen bleiben – auch für den Bereich "Freizeit und Erholung". Oft wurde auch auf das Konzept der Bürgerinitiative Lama verwiesen, die nach dem ersten Entwurf der Planer einen deutlich grüneren "Bürgerpark am Fluss" vorgestellt hatte. Klar wurde für Schäffner: "Motorisierten Verkehr unten am Main wollen wir nicht mehr."
Genau mit diesem kategorischen Nein hatte Stadtrat Herbert Römmelt (Freie Wähler) ein Problem. "Was ist mit den Schwerbehinderten? Die müssen doch zum Schiff kommen." Eine Aussage, die bei den Zuschauern – darunter zahlreiche Lama- und Grüne-Vertreter – Kopfschütteln auslöst. Auch Römmelts Aussage, dass die Reedereien für ihre (oft älteren) Passagiere eine Laufgrenze von 50 bis 60 Metern hätten, stößt offenbar auf Unverständnis.
Das Konzept, das Lama, Grüne, Bund Naturschutz und Bürgerliste gemeinsam erarbeitet haben, sieht nämlich keinen Buswendeplatz am Mainufer vor. 200 barrierefreie Meter zu Fuß oder im Rollstuhl seien jedem zuzumuten, heißt es darin. Die Busse halten und parken demzufolge 200 Meter entfernt am Freibad.
Es wird keine leichte Aufgabe, die vielen Wünsche und Ideen unter einen Hut zu bringen, weiß Dag Schröder. Auch seinem Kollegen Ralph Schäffner ist in Bezug auf die Bürgerbeteiligung bewusst: "Mit diesem Ergebnis werden wir völlig neu in die Planung einsteigen." Aufs ursprüngliche Konzept zu verweisen, mache keinen Sinn mehr.
Für Stadtrat Holger Scheidig ein entscheidender Punkt: Es sei von Anfang an klar gewesen, dass das Konzept offen sei und nur eine erste Idee. Quasi eine Diskussionsgrundlage. In diese einfließen könnten auch noch die Ideen, die Wasserrettungsstelle auf die andere Mainseite nach Astheim zu verlegen (Römmelt) oder gleich die Astheimer Seite mitzuplanen (Jochen Flammersberger, Bürgerliste). Auch der Bereich des Kanu-Verleihs Waterwalker sollte dabei Beachtung finden, sagt Heiko Bäuerlein (CSU): "Der hat noch den Charme eines Wanderzirkus."
Planer und Fraktionen nehmen somit reichlich Hausaufgaben mit in die großen Ferien. Sobald diese beendet sind, soll ein gemeinsamer Ortstermin von Stadtrat und Planern noch mehr Aufschluss darüber geben, wie das neue Konzept zur Mainlände aussehen kann.