Gemächlich gleitet der junge Mann auf dem ruhigen Wasser, stehend, das Paddel mit beiden Händen fest umgriffen. Kurz darauf folgt ein Kanu: Seine Insassen stecken mit Tempo ihre Paddel synchron ins Wasser. Sie halten an, als die Fähre ablegt. Es ist Montagnachmittag – und es ist verhältnismäßig ruhig.
Ganz anders sieht das an heißen Wochenenden aus. Und nicht immer laufen Begegnungen auf dem Altmain zwischen Volkach und Schwarzach im Landkreis Kitzingen so problemlos ab. An einem Sonntag Ende Juli haben Naturschützer, die sich "IG Altmain" nennen, mitnotiert: Zwischen 12 und 16 Uhr zählten sie mehr als 300 verschiedene "Wasserfahrzeuge" – darunter Kanus, Floße mit Musik, Stehpaddler, aber auch Luftmatratzen unterhalb der Hallburg. Da können sich die Wege schon mal kreuzen.
Für die Interessengemeinschaft – das sind der Bund Naturschutz, Bündnis 90/Die Grünen, die Bürgerinitiative LAMA Landschaftsschutz Mainschleife e.V. und die Bürgerinitiative Nordheimer Au – sind das deutlich zu viele Besucher. Denn der Altmain zwischen Astheim und Sommerach, der für große Schiffe gesperrt ist, steht zu weiten Teilen unter Naturschutz. Viele Tier- und Pflanzenarten seien hier beheimatet und würden durch den zunehmenden Tourismus bedroht, sind sich die Naturschützer einig. Die IG Altmain sieht "hier deutlichen Handlungsbedarf". Mittlerweile gebe es in dem Gebiet vier Kanuanbieter, einen Floß-Anbieter und zahlreiche Privatboote.
Sie sehen ein Problem in der Parksituation an einigen Ein- und Ausstiegsstellen und in dem Verhalten vieler Altmain-Nutzer – insbesondere, was "Lärm, Müll und Unkenntnis" betrifft. So würden beispielsweise Motorboote mit ihrem Lärm Brutvögel vertreiben. Im Uferbereich würden Biotope durch den Wellenschlag vernichtet. Einige Boote, beklagen die Naturschützer, würden sogar in Ausbuchtungen fahren, in denen gebrütet wird.
Doris Geiger und Ulrike Pierl von den Volkacher Grünen sind an diesem Nachmittag stellvertretend für die gesamte IG in Nordheim vor Ort. Sie deuten während des Gesprächs immer wieder auf die Fähre, die von dort abfährt. "Die Fährer sind in einer prekären Lage. Sie können, weil am Seil hängend, gar nicht ausweichen, sind aber bei Unfällen haftbar."
Fährmänner kennen Gefahren
Dessen ist sich auch Fährmann Andreas Helbig bewusst. Er bringt Autos, Zweiradfahrer und Fußgänger von einer Altmain-Seite auf die andere – und wieder zurück. An diesem Montag wirkt er entspannt, doch auch er kennt es anders: "Gestern, am Sonntag, war es wieder schlimm – wie immer, wenn es 30 Grad hat und die Sonne scheint."
Ein Dorn im Auge sind ihm Luftmatratzen und Schwimmringe, die im Bereich der Fähre überhaupt nicht sein dürften. Laut Binnenschifffahrtsstraßenordnung herrsche an der Bucht in Nordheim nämlich Schwimmverbot, so Helbig: "Aber da hält sich niemand dran und wir können nichts machen." Man könne den Fährbetrieb ja schlecht einstellen. Aber, sagt er: "Wenn was passiert, stehen wir mit einem Fuß im Knast."
Die meisten Leute kämen mit den Kanus vorbei, berichtet der Fährmann. Im vergangenen Jahr seien drei, vier Kanus gekentert und die Paddel und das leere Boot seien dann vorbei getrieben, erinnert sich Helbig an einen Zwischenfall in der Nähe der Fähre. "Die meisten kennen die Verkehrsregeln nicht. Sie bekommen das zwar von den Verleihen erzählt, aber die meisten interessiert es nicht, oder sie können ihr Kanu nicht manövrieren."
Privatpersonen und Ortsfremde stellen größere Herausforderung dar
Auch Ann-Kathrin und Sophia Krämer, Leiterinnen des Kanuverleihs Main Erlebnis, erleben, dass das Freizeittreiben in den vergangenen Jahren deutlich größer geworden ist, vor allem am Wochenende: "Wir holen Kunden oft am Altmain ab, und was da in kurzer Zeit alleine an Luftmatratzen, Schwimmreifen und anderen Wasserfahrzeugen vorbeikommt, ist schon manchmal extrem."
Vor allem Ortsfremde und Privatnutzer seien eine größere Herausforderung als die Kunden der Kanuverleiher, die eine Einweisung bekommen, sagen Sophia und Ann-Kristin Krämer. Ohne Kenntnisse über die örtlichen Gegebenheiten ließen viele sich einfach auf dem Wasser treiben. "Vor kurzem haben wir mitbekommen, dass Luftmatratzen den Fährweg gekreuzt haben. Die Fähre musste anhalten und zurücksetzen, damit nichts passiert."
Geht es nach den beiden Geschäftsführerinnen, sollte man vor allem an das Bewusstsein der Menschen appellieren. Außerdem könnten die Kanuverleiher ihre Einweisungen überarbeiten, sobald die IG Altmain klare Richtlinien und Konzepte aufgestellt hat. Allerdings, so die Krämer-Schwestern, funktioniere das wohl nur, wenn auch Privatnutzer ausführlich informiert würden.
Kanuverleih Waterwalker bewertet Situation anders
Markus Schönfelder, Geschäftsführer des Kanuverleihs Waterwalker in Volkach, legt Wert auf eine ausführliche Einweisung seiner Kunden. "Das Skript besteht aus dem Umgang mit dem Boot und den Verhaltensregeln auf dem Wasser." Dabei werde auch auf den Abstand zu den Seitenbuchten und die Vorfahrt des motorisierten Verkehrs hingewiesen, sagt der gelernte Masseur und Physiotherapeut, der auch Ausbilder im deutschen Kanuverband ist.
Dass die Besucherzahlen am Altmain Überhand genommen hätten, könne er nicht bestätigen. Sein Verleih zähle in einer Saison im Schnitt 50 Gäste pro Tag. Eine Studie zur Nutzung des Radweges am Main hätte wiederum durchschnittlich 800 Radfahrer am Tag ergeben.
Kritisch sieht Schönfelder allenfalls die Park- und Toilettensituation. Zwischen Volkach und Schwarzenau gebe es drei Toiletten, zwei stellt er selbst zur Verfügung, eine die Gemeinde Nordheim. "Und wir würden uns eine gut anfahrbare 'Gelbe Welle' in Sommerach wünschen, weil diese intensiv genutzt wird und Parken dort problematisch ist." Die "Gelbe Welle" ist ein offizielles Zeichen, das den Wasserfahrzeugen sichere Aus- und Einstiegsstellen signalisiert.
Imbissbesitzerin profitiert von Besuchern
Karin Weiß, die Chefin des Imbiss Altmain Inselparadies in Nordheim, lebt gewissermaßen von den Besuchern. "Nichtsdestotrotz sind wir Natur- und Tierschützer", sagt Weiß. "Wir haben eine Spülhütte, um kein Papp- oder Plastikgeschirr zu verwenden und so Müll zu vermeiden." Auch sie habe schon Stau auf dem Altmain beobachtet. "Man sollte ein paar Regeln aufstellen oder vielleicht ein Besucherlimit festlegen."
Schwerere Unfälle habe sie an der Mainfähre jedoch noch nicht erlebt. "Das ist wie beim Autofahren, manchmal schätzt man die Situation falsch ein." Im Großen und Ganzen würden die Menschen Rücksicht auf andere Wasserfahrzeuge und die Natur nehmen. Die meisten, sagt sie, wollten einfach auf dem Wasser entspannen und benehmen sich vernünftig. "Ein paar Freizeitaktivitäten sollte man den Leuten schon gönnen."
Tourismuschef: Nicht alle Nutzer sind Touristen
Geht es nach Marco Maiberger, Leiter der Touristinformation Volkacher Mainschleife, kann man die Nutzer des Altmains überhaupt nicht alle als Touristen sehen. Er kennt die Zahlen der Zählung durch die Naturschützer. Aber, sagt er, müsse man "hinterfragen, was es überhaupt für Leute sind, die sich auf dem Main bewegen". Maiberger geht davon aus, dass viele Besucher aus der Region kommen und dass es sie eben mehr in die Natur zieht als ins Freibad – unabhängig von der aktuellen Situation im Volkacher Freibad.
Er könne nicht bestätigen, dass oft Beschwerden in der Touristinformation auflaufen, der Main sei überlaufen. "Da müsste man beim Main-Radweg genauso anfangen. Da gibt es auch Wochenenden, an denen die Räder im Konvoi hintereinander fahren", so Maiberger. Die Radfahrer würden ebenfalls durch das Naturschutzgebiet fahren und dort vielleicht auch Müll entsorgen. "Ich bin mir nicht sicher, ob da nicht etwas an die Wand gemalt wird, das man – wenn man es woanders beleuchten würde – genauso kritisch oder auch positiv sehen kann."
Ähnlich sei es der Stadt Volkach im vergangenen Jahr ergangen, als von "Overtourism" und den vielen Touristen, die mit den Hotelschiffen kämen, die Rede gewesen war. "Diese Panikmache ist eine heikle Sache", warnt Maiberger davor, den Gewerbetreibenden, Gastronomen und anderen Beschäftigten aus der Tourismuswirtschaft die Existenzgrundlage zu entziehen. In der Konsequenz hätte man eine Situation wie in anderen Gemeinden, in denen Gastronomiebetriebe schließen und der Einzelhandel dicht macht.
Das sagen die Nutzer des Altmains
Was sagen die Nutzer selbst? Christoph Hammer sieht den Altmain als Naherholungsgebiet, in dem er selbst schon öfter unterwegs war. "Man muss nicht fortfahren, sondern kann hier bleiben", sagt der Untereisenheimer, der an diesem Nachmittag zusammen mit drei anderen mit dem Kanu unterwegs ist. "Ich unterstütze hier die Winzer und die Wirtschaft."
Die Region sei darauf eingestellt, sagt Hammer: "Sie ist touristisch erschlossen worden – viel mehr Camper und Touristen sind mittlerweile hier." Klar gebe es Stoßzeiten am Wochenende oder an Feiertagen, an denen viel los sei. Was die Belastung für die Natur angeht, hält er vieles nur für Panikmache. "Ich weiß, dass die Leute, die aus der Region kommen, sich um ihre Sachen kümmern." Um ihre Sachen kümmern, das heißt für ihn: "Ich habe meinen Dreck dabei und nehme ihn mit."
Ähnlich sehen das auch Andreas und Denise Fröhlich aus Dettelbach: "Das Thema mit der Überlastung wird vermutlich hochgepuscht." Die beiden sind mit ihren zwei Kindern zum Baden in der Bucht nach Nordheim gekommen. Nicht zum ersten Mal. "Wir können nicht sagen, dass es je überlaufen war. Wir waren am Wochenende und auch unter der Woche schon da", erzählt das Ehepaar. Die Leute, die den Main nutzen, müsse man aufklären und einweisen. Auch wenn es um das Thema Müll gehe.
Naturschützer fordern ganzheitliches Konzept
Trotz der unterschiedlichen Sichtweisen, ob der Altmain nun überfüllt ist oder nicht, steht die Mehrzahl der Gewerbetreibenden oder Nutzer, mit denen man an diesem Tag ins Gespräch kommt, Verboten kritisch gegenüber: "Es ist richtig, dass den Main jeder nutzen darf und soll", findet Fährmann Andreas Helbig. Dennoch müsse alles kontrollierter ablaufen.
Waterwalker-Geschäftsführer Schönfelder sagt: "Verbote finde ich unglücklich. Es gibt natürlich Zeiten, zu denen viele Menschen auf dem Main sind." Allerdings seien das, so schätzt er, vielleicht zehn Tage im Jahr. "Wir regen uns immer auf, dass Leute weit weg in den Urlaub fliegen. Jetzt machen die Leute Urlaub in der Heimat und das ist auch nicht okay."
Die IG Altmain will sich für ein Gesamtkonzept einsetzen und "mit den Anliegern und allen Betroffenen die Situation eruieren". Die Bürgermeister habe man dafür bereits angesprochen, heißt es seitens der Naturschützer. "Wir sind überzeugt, dass nur gemeinsam eine umweltverträgliche Lösung gefunden werden kann." Auch Marco Maiberger, der Chef der Touristinformation, sieht in einem "konstruktiven Austausch" eine Lösung: "Natürlich sehe ich, dass man sich darüber Gedanken machen muss, aber die Frage ist, ob man daraus ein Horrorszenario malen muss."
Kajak, Kanu und SUP sind umweltfreundliche Sportarten, die im Einklang mit dem Naturschutz betrieben werden können. Wer käme auf die Idee Radfahren zur verbieten?
Selbstverständlich gibt es aber Regeln. Für Motorboote gelten bereits Tempolimit und Einfahrtsverbote in Baggerseen. Eine bessere Beschilderung könnte helfen. Vor der Fähre Nordheim ist ein neues Schild zum Schwimmverbot. Leider kennen nicht alle „Luftmatratzenschwimmer“ die Wasserstraßenzeichen. Hier wären KLARTEXT-Schilder hilfreich.
Die IG Altmain sollte sich um das Thema der Naturzerstörungen durch den Sandabbau, zurzeit wieder in Schwarzenau, kümmern. Der Lärm der Bagger neben einem Naturschutzgebiet, das nicht betreten werden darf, übertrifft alle Freizeitaktivitäten um ein x-faches. Warum wird dies von Landratsamt, Gemeinden und Umweltverbänden toleriert?
an diesem Beispiel sieht man wieder das wahre widersprüchliche Gesicht der Grünen und der Umweltverbände!
Ich zitiere:
„Für die Interessengemeinschaft – das sind der Bund Naturschutz, Bündnis 90/Die Grünen, die Bürgerinitiative LAMA Landschaftsschutz Mainschleife e.V. und die Bürgerinitiative Nordheimer Au – sind das deutlich zu viele Besucher.“
Denn der Altmain zwischen Astheim und Sommerach, steht zu weiten Teilen unter Naturschutz. Viele Tier- und Pflanzenarten seien hier beheimatet und würden durch den zunehmenden Tourismus bedroht, sind sich die Naturschützer einig.
Die IG Altmain sieht "hier deutlichen Handlungsbedarf".
Hier am Altmain beklagt man die Touristen, die in der Heimat Urlaub machen und man will sie verbannen.
Im Steigerwald wirbt man damit, dass mit Tourismus für die Steigerwälder goldene Zeiten anbrechen!
Ist das nicht ....?
Ja, sehr geehrte Damen und Herren, welche Umschreibung würde hier wohl passen?
Gruß