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Escherndorf
Hochbetrieb an der Mainschleife im Corona-Sommer
Die Gegend rund um die Volkacher Mainschleife hat aufgrund ihrer Schönheit schon immer zahlreiche Gäste angezogen – Weintrinker ebenso wie Radler, Camper, Wanderer und Wassersportler. Dieses Jahr verbringen wegen Corona viele ihre Ferien daheim. Der Ansturm ist daher so groß wie nie – und sorgt auch für Ärger. Fotograf Daniel Peter hat Einheimische und Urlauber befragt.
Zahlreiche Menschen suchen Erfrischung am Badestrand in Nordheim. 
Foto: Daniel Peter | Zahlreiche Menschen suchen Erfrischung am Badestrand in Nordheim. 
Daniel Peter
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:57 Uhr

Die Gegend rund um die Volkacher Mainschleife hat aufgrund ihrer Schönheit schon immer zahlreiche Gäste angezogen – Weintrinker ebenso wie Radler, Camper, Wanderer und Wassersportler. Dieses Jahr verbringen wegen Corona viele ihre Ferien daheim. Der Ansturm ist daher so groß wie nie – und sorgt auch für Ärger. Fotograf Daniel Peter hat Einheimische und Urlauber befragt.

Die Brüder Louis (v. l.), 18, und Silas Brönner, 14, aus Theilheim, Xaver Strobel, 19, aus Schwanfeld, und Kira Messerschnitt, 19, aus Oerlenbach blasen gerade ihre Luftmatratzen auf. 
Foto: Daniel Peter | Die Brüder Louis (v. l.), 18, und Silas Brönner, 14, aus Theilheim, Xaver Strobel, 19, aus Schwanfeld, und Kira Messerschnitt, 19, aus Oerlenbach blasen gerade ihre Luftmatratzen auf. 

Die Ausflügler

Die Brüder (von links) Louis (18) und Silas Brönner (14) aus Theilheim, Xaver Strobel (19) aus Schwanfeld und Kira Messerschnitt (19) aus Oerlenbach blasen gerade ihre Luftmatratzen auf. Sie machen heute schon die zweite Runde. Kurz hinter der Schleuse in Astheim steigen sie in den Altmain und lassen sich bis Nordheim treiben. Dann geht es mit dem Auto zurück. Sie sind nicht die Einzigen, obwohl es Montag ist. Am Einstieg in den Main bildet sich eine kleine Schlange. „Wir verhalten uns sehr bewusst und rücksichtsvoll“, sagt Kira. „Wir haben Plastiktüten dabei für den Müll.“ Und sie achtet darauf, dass auch die anderen ihren Müll wieder mitnehmen. Für Kira und ihre Freunde ist der Altmain eine günstige und schöne Alternative zu anderen Urlaubszielen. „Und es liegt ungefähr in der Mitte unserer Wohnorte“, sagt Kira.

Lisa Jain (24) und Johannes Christ (24) sitzen auf einer kleinen Holzbank vor ihrem Laden in der Volkacher Innenstadt.
Foto: Daniel Peter | Lisa Jain (24) und Johannes Christ (24) sitzen auf einer kleinen Holzbank vor ihrem Laden in der Volkacher Innenstadt.

Die Ladenbetreiber

Lisa Jain (24) und Johannes Christ (24) sitzen auf einer kleinen Holzbank vor ihrem Laden in der Volkacher Innenstadt. Touristengruppen laufen vorbei. Sie trinken Wein und lachen. Eigentlich studieren die beiden. Lisa schreibt ihre Bachelorarbeit in Kulturwissenschaften in Leipzig, und Johannes studiert Landschaftsökologie in Münster. Aber wegen der Pandemie liegt das Studium auf Eis. Also fassen die beiden gebürtigen Nordheimer im Mai einen Plan: ein kleiner Laden mit regionalen Produkten. Vom lokalen Biowein bis zur fränkischen Kichererbse. Der Tourismus boomt an der Mainschleife, potenzielle Kunden gibt es genug. Ein Objekt ist schnell gefunden. Mitten in Volkach. Im Internet organisieren Lisa und Johannes gebrauchte Möbel. Mit Freunden und Bekannten renovieren sie, Mitte Juli ist das „Weinbarium“ auf. „Jetzt schauen wir mal, was passiert“, sagt Johannes und lacht. Bis Ende des Jahres dürfen sie die Ladenfläche nutzen, dann ist wieder Schluss.

Markus Schönefelder, 52, steht zwischen seinen Booten am Ufer des Mains bei Volkach.
Foto: Daniel Peter | Markus Schönefelder, 52, steht zwischen seinen Booten am Ufer des Mains bei Volkach.

Der Bootsverleiher

Markus Schönefelder (52) steht zwischen seinen Booten am Ufer des Mains bei Volkach. „Seit drei bis vier Jahren hat die Nachfrage deutlich angezogen“, sagt Schönefelder. Er ist Geschäftsführer des Kanutourismus-Anbieters „Waterwalker“. 2020 sieht er hingegen keinen Zuwachs. Trotz Corona. „Firmenkunden haben abgesagt, Teamevents fallen weg“, sagt Schönefelder. Die großen Boote hat er coronabedingt komplett aus dem Programm genommen. „Sonst hätten wir ein Plus von zehn bis 15 Prozent“, sagt der 52-Jährige. Auch ihm geht es um eine verantwortliche Nutzung der Mainschleife: „Paddeln mit möglichst wenig Impact.“ Die Mitarbeiter nehmen sich Zeit für die Einweisung. Und schicken auch mal Gruppen nach Hause. „Wenn die jungen Leute schon mit einer leeren Kiste Bier hier ankommen, kriegen die von uns kein Boot“, sagt Schönefelder. Auf dem Wasser ist ohnehin Alkoholverbot. So steht es auch in den Geschäftsbedingungen. Laut Schönefelder fehlt es an Pausenstellen und gut ausgeschilderten Parkmöglichkeiten. „Wir müssen die Infrastruktur besser gestalten, um die Besucher vernünftig zu lenken“, sagt er.

Birgit Rottmann-Barth steht am Ufer des Mains bei der Bootsanlegestelle in Volkach.
Foto: Daniel Peter | Birgit Rottmann-Barth steht am Ufer des Mains bei der Bootsanlegestelle in Volkach.

Die Naturschützerin

Birgit Rottmann-Barth steht am Ufer des Mains bei der Bootsanlegestelle in Volkach. „Wir haben hier ein traumhaft schönes Stück Natur“ sagt Rottmann-Barth. Sie ist die 2. Vorsitzende von LAMA e.V., einer Bürgerinitiative zum Landschaftsschutz in der Mainschleife. „Bei einer Zählung im August 2019 wurden innerhalb von zwei Stunden über 200 Boote, Kanus und andere Gefährte gezählt“, sagt Rottmann-Barth. Sie will den Tourismus nicht unterbinden. Aber sie fordert Respekt vor der Natur. Was ihr vorschwebt ist ein vernünftiger und naturnaher Tourismus. „Den Sing- und Sauftourismus wollen wir nicht“, erklärt die 61-Jährige.

Mit Surfbrettern und bunten Luftmatratzen landen knapp ein Dutzend Menschen an der Liegewiese in Nordheim. 
Foto: Daniel Peter | Mit Surfbrettern und bunten Luftmatratzen landen knapp ein Dutzend Menschen an der Liegewiese in Nordheim. 

Die Badegäste

Mit Surfbrettern und bunten Luftmatratzen landen knapp ein Dutzend Menschen an der Liegewiese in Nordheim. Wer muss nach Südfrankreich, wenn das Gute so nahe liegt? So ähnlich hat es eine Mitreisende gegenüber Peter Uphues (Erster von rechts) geäußert. Der 63-Jährige ist mit Freunden und Familien des Surf Clubs Gerabronn an die Mainschleife gekommen. Sie campen in Schwarzenau. Da wollen sie auch heute noch hin. „Es ist traumhaft hier“, sagt Uphues. Wenn das Wetter zum Baden nicht reicht, geht es eben auf das Rad. „Das Einzige, was fehlt, sind die Weinfeste“, sagt Uphues und lacht.

Michael, 56, Lukas, 10, und Susanne Siegert, 46, stehen mit ihren Fahrrädern am Marktplatz in Volkach.
Foto: Daniel Peter | Michael, 56, Lukas, 10, und Susanne Siegert, 46, stehen mit ihren Fahrrädern am Marktplatz in Volkach.

Die Urlauber

Michael (56), Lukas (10) und Susanne Siegert (46) stehen mit ihren Fahrrädern am Marktplatz in Volkach. Der Himmel ist stahlblau. Die Familie aus dem Landkreis Amberg in der Oberpfalz ist auf Empfehlung eines Freundes an die Mainschleife gekommen. „Er hat immer von der Vogelsburg geschwärmt“, sagt Michael Siegert. Da wollen sie heute noch hin. Trotz der Hitze, und dann zurück zu ihrer Pension in Escherndorf. Aber vorher sammeln die Siegerts noch Kräfte beim Mittagessen in der Volkacher Innenstadt.

Bürgermeisterin Sybille Säger, 49, steht an der Kanu-Ein- und Ausstiegsstelle in Nordheim.
Foto: Daniel Peter | Bürgermeisterin Sybille Säger, 49, steht an der Kanu-Ein- und Ausstiegsstelle in Nordheim.

Die Bürgermeisterin

Bürgermeisterin Sybille Säger (49) steht an der Kanu-Ein- und Ausstiegsstelle in Nordheim. Ein paar Männer hängen gerade ein Banner mit Verhaltensregeln auf. „Wenn das nichts bringt, machen wir den Abschnitt dicht“, sagt Säger. An den heißen Wochenenden im August geht es mitunter chaotisch zu. „Die Leute denken, es wäre ein Schwimmbad“, sagt Säger. Aber die Bucht mit den Strandkörben ist eigentlich eine Ein- und Ausstiegsstelle für die Kanus. Baden ist wegen des Fährbetriebs nebenan gar nicht erlaubt.

„Wir haben eigentlich fast täglich kritische Situationen“, sagt Fährmann Edmund Gürsching, 63, während er ein paar Radfahrer abkassiert. 
Foto: Daniel Peter | „Wir haben eigentlich fast täglich kritische Situationen“, sagt Fährmann Edmund Gürsching, 63, während er ein paar Radfahrer abkassiert. 

Der Fährmann

„Wir haben eigentlich fast täglich kritische Situationen“, sagt Fährmann Edmund Gürsching (63), während er ein paar Radfahrer abkassiert. Besonders problematisch sind Luftmatratzen und Badetiere. Im Gegensatz zu den Kanus und Booten können die nur sehr schlecht manövrieren. Und die Fähre kann kaum ausweichen. „Wir wollen ja niemanden in Gefahr bringen“, sagt Gürsching. Aber er fährt unfallfrei. Seit 30 Jahren. Bei gutem Wetter bringt der Nordheimer täglich 1200 bis 1400 Menschen über den Main. Und entsprechend viele Fahrzeuge. In freundlichem Fränkisch ermahnt er einen Radfahrer, der ohne Maske auf die Fähre kommt. Die warmen Sommer bringen immer mehr Menschen an die Mainschleife. „Und wegen Corona sind es dieses Jahr noch mehr“, erklärt Gürsching.

Geht es nach Jochen Flammersberger heißt die neue Maxime für den Tourismus an der Mainschleife: „Weniger ist mehr!“ 
Foto: Daniel Peter | Geht es nach Jochen Flammersberger heißt die neue Maxime für den Tourismus an der Mainschleife: „Weniger ist mehr!“ 

Der Ortsbeauftragte

Wenn es nach Jochen Flammersberger geht, heißt die neue Maxime für den Tourismus an der Mainschleife: „Weniger ist mehr!“ „Machen wir es kleiner, machen wir es besser“, sagt der Ortsbeauftragte von Astheim am Sonntag bei der Demo „Astheim macht dicht“ vor knapp 100 Menschen. Die Leute klatschen. Sie fühlen sich überrannt von den Touristen. „Die Besucher parken in den Grünflächen und grillen im Naturschutzgebiet“, sagt Flammersberger. „Mit Sixpacks und Soundanlagen“, fügt er hinzu. Abfallhaufen überall, Scherben im Wasser und Trampelpfade durch das Naturschutzgebiet. Flammersberger reicht es. Der 44-Jährige fordert mehr Respekt vor der Natur. Und ein ortsübergreifendes Konzept für den Schutz und die Befahrung des Altmains. „Lasst uns den Main respektvoll behandeln“, ruft er den Leuten am Ende der Demo zu. 

Jan Schmalenberg (M.), 20, aus Herzogenaurach ist mit Freundinnen und Freunden für ein Wochenende zum Campen nach Nordheim gekommen. 
Foto: Daniel Peter | Jan Schmalenberg (M.), 20, aus Herzogenaurach ist mit Freundinnen und Freunden für ein Wochenende zum Campen nach Nordheim gekommen. 

Die Camper

Jan Schmalenberg (20, Bildmitte) aus Herzogenaurach ist mit Freundinnen und Freunden für ein Wochenende zum Campen nach Nordheim gekommen. Ein paar von ihnen haben gerade Abitur gemacht, die anderen studieren. „Wir sind zum ersten Mal an der Mainschleife“, sagt Jan. Die Eltern eine Freundes haben den Stellplatz in Nordheim empfohlen. Sie baden, probieren den lokalen Wein und machen Radtouren, „Von den Weinbergen hat man eine sehr schöne Aussicht“, sagt Jan. „Und es ist nicht weit von Herzogenaurauch.“

 
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