Über so viel öffentliches Interesse würde sich so mancher Stadtrat sicher freuen: Über 40 Zuhörer füllten den Sitzungssaal des Volkacher Rathauses. Vor allem die Themen Mainlände und der veränderte Bauantrag der Firma Waterwalker lockten die Leute in die Sitzung des Stadtrates. Der hatte sich vorab beim Ortstermin am Main ein Bild von der Situation bei dem Kanuverleih gemacht.
Das Unternehmen bietet nicht nur die sehr gefragten Touren auf dem Altmain mit Kanus, Kajaks und Stand-Up-Paddles an, sondern von Freitag bis Sonntag auch eine Art Biergarten am Main. Der läuft unter dem Namen "Maindeck" und ist seit diesem Jahr für jeden geöffnet. Ursprünglich war die Gastronomie dort als reine Catering-Station für Firmenveranstaltungen geplant gewesen, zum Einkehren nach dem Paddeln. Der bislang teilweise provisorische Charakter von Bootsverleih und Biergarten soll sich nach dem Willen des Eigentümers Markus Schönfelder nun endgültig ändern.
Entstehen soll dort am südlichen Zipfel der Volkacher Mainlände ein 17,40 breites und 14,40 Meter tiefes Gebäude auf Stelzen mit mit Pultdach. In dessen oberstem Stock ist ein großer Raum für Schulungen und Gastronomie geplant, darunter soll ein Wirtschaftstrakt entstehen plus Parkplätze am Boden zwischen den Stelzen. Macht eine Höhe von 11,80 Meter. Das sind rund eineinhalb Meter mehr als beim ursprünglichen Bauantrag. Den hatte das Landratsamt 2012 genehmigt. Eigentlich ging es am Montagabend im Volkacher Stadtrat also nur um die Änderung dieses Antrags, eine Tektur.
Ist ein neuer Bauantrag nötig?
Doch bereits da war man sich nicht einig. "Die Baugenehmigung erlischt doch, wenn nicht innerhalb von vier Jahren mit dem Bau begonnen wurde, oder?", wollte Jochen Flammersberger (Bürgerliste) wissen. Bürgermeister Peter Kornell (Freie Wähler) ging hingegen davon aus, dass Schönfelder die "baulichen Maßnahmen schon begonnen" habe. Was also: Tektur oder neuer Bauantrag? Corinna Petzold, Pressesprecherin des Landratsamtes, sagte auf Nachfrage, dass ihnen der Baubeginn 2016 angezeigt worden sei. Somit wäre die vier Jahre geltende Genehmigung also noch in Ordnung. Das Landratsamt werde den Eigentümer nun um eine Stellungnahme bitten.
Christoph Schönfelder von der Waterwalker GmbH zeigte sich diesbezüglich am Tag nach der Ratssitzung zuversichtlich. "Der Bau wurde definitiv begonnen." Er betonte zudem, dass ihr Vorhaben nicht vergleichbar sei mit dem per Bürgerentscheid abgelehnten Stelzenhotel auf der anderen Seite der Brücke. "Wir verdecken höchstens den Blick auf Kläranlage und BayWa, nicht auf die Kapelle Maria im Weingarten." Sie hätten bislang sehr gutes Feedback von den Volkacher Bürgern bekommen.
Waterwalker als Teil des Mainlände-Konzepts
Schönfelder freute sich über die Idee aus der Stadtratssitzung, dass die Planer des Büros arc.grün beim Konzept für die Mainlände auch den Waterwalker-Bereich einbeziehen sollten. Da privat gepachtet und somit nicht förderungswürdig, war er bislang nicht Teil des Konzepts. Das nachzuholen, hatte hatte unter anderem Stadtrat Dieter Söllner (SPD) vorgeschlagen. "Das wäre gut, um alles aus einem Guss zu haben." Eine Überzeugung, die das gesamte Gremium teilte. Alles zusammen könnte dann bei der Bürgerversammlung im November (Termin steht noch nicht fest) diskutiert werden.
Zu klären bleiben bis dahin noch einige Punkte: Reichen die geplanten 18 Stellplätze für Bootsfahrer und Gastro-Gäste? Wie kann der gesamte Verkehr dort gut geregelt werden? Und wollen die Volkacher an der Stelle überhaupt eine Gastronomie auf Stelzen? Bürgermeister Kornell nannte es "ein gutes Angebot", wohingegen Bürgerliste und Grüne dem Projekt kritisch gegenüberstehen. "Wir finden es nicht unterstützenswert, dass man in Zeiten des Klimawandels zwölf Meter hohe Bauten in Überschwemmungsgebiete stellt," schreiben Andrea Rauch und Doris Geiger von der Ortsgruppe der Grünen.
Der Gesprächsbedarf ist offensichtlich noch groß. Einem Antrag Heiko Bäuerleins (CSU) war darum gleich zu Beginn der Sitzung der Stadtrat geschlossen gefolgt: Diskutieren ja bitte, aber über den Bauantrag abgestimmt soll erst später werden.
Schelm der Böses dabei denkt.