"Was gibt es Schöneres für einen Bürgermeister als eine volle Bürgerversammlung", kommentierte Biebelrieds Bürgermeister Roland Hoh den Besuch von 80 Bürgerinnen und Bürgern im Rathaus. Das lag vordergründig am großen Interesse der Einwohner für das im Raum stehende Seniorenprojekt, das vor zwei Monaten im Gemeinderat vorgestellt worden war. Ob der Abend wirklich schön werden sollte, wusste Roland Hoh noch nicht.
"Ich sehe für uns mehr Vorteile als Nachteile", bemerkte Roland Hoh zum Vorhaben Seniorenzentrum. Ein Investor habe ein großes Grundstück erworben und will darauf eine Seniorenwohnanlage mit 22 Plätzen, Betreutes Wohnen mit 44 Plätzen und einen Wohnkomplex mit 74 normalen Wohnungen erbauen. Der Investor CB Oberstdorf aus Veitshöchheim hält auch den Einzug eines Bäckers, einer Physiotherapie- und einer Arztpraxis sowie eines Tag- und Nacht-Ladens für möglich.
Die Großinvestition am Ortsrand, rechts neben der Straße nach Kitzingen, treibt die Bürgerinnen und Bürger seit Monaten um. "Warum wurde der Investor für heute Abend nicht eingeladen, um diverse Fragen beantworten zu können?", monierte Bruno Wirsching. Er sprach sich als ehemaliger Landwirt dafür aus, so ein Vorhaben zu verwirklichen, weil viele davon profitieren könnten. Wirsching plädierte dafür, oberhalb des Areals einen neuen Wirtschaftsweg zu bauen.
Diskussion um Vor- und Nachteile für die Gemeinde Biebelried
Die Altenpflegerin Gabriele Göb wandte sich gegen einen privaten Betreiber, denn solche Betreiber seien nur auf Gewinn ausgerichtet. Ein anderer Bürger erachtete das mehrgeschossige Projekt als "mehrere Nummern zu groß für Biebelried". Alois Kraus stufte es als sinnvoll ein, wenn sich die Gemeinde Gedanken um die Bevölkerung und altersgerechtes Wohnen mache. Doch ihn störe, dass sich die Gemeinde nach seiner Ansicht durch den Investor die Butter vom Brot habe nehmen lassen.
"Die Gemeinde hat hier aus meiner Sicht unverantwortlich gehandelt", warf Kraus den Damen und Herren des Gemeinderats vor. Reinhold Hoh sah Biebelried auf den Status einer Vorstadtgemeinde zuzusteuern: "So stelle ich mir meine Heimatgemeinde aber nicht vor", so Reinhold Hoh. Thomas Kraus fragte sich, warum im Zuge des Projektes 74 normale Wohnungen gebaut werden sollen, dass das nur kommerzielle Gründe haben könne.
Andrea Czech und Gemeinderätin Barbara Mechler wiesen Unterstellungen, dass die Ratsmitglieder leichtfertig mit dem Thema umgehen würden und die Gemeinde das Grundstück nicht selbst erworben habe, entschieden zurück. Michael Matura fand es gut, dass Biebelried mit dem Projekt wachse und es städtebaulich vertretbar sei. Das Ortsoberhaupt versicherte, dass der Gemeinderat die Angelegenheit sorgfältig abwägen und dass das Stimmungsbild in der Bürgerversammlung zur Meinungsbildung beitragen werde.